Interview mit Peter Wespi

Artikel in 'Interviews', hinzugefügt von matThiaS, 13.Februar.2008. Current view count: 78599.

saxophonforum.de: Würdest du uns bitte verraten, was deine Lieblingsmusiker, Lieblingskomponisten, Lieblingsstücke und deine absolute Lieblingsmusik

Peter Wespi: Mir wurde nach einem Salsa-Gig an einer Bar von einer mir unbekannten Person einmal folgendes gesagt: "Du bist irgendwie schon ein schlüpfriger Typ" und lächelte dabei. Ich fragte nach dem Grund dafür und die Antwort erstaunte mich ein wenig, bis ich mir selber Gedanken darüber gemacht habe und im Nachhinein beipflichten muss.
Diese Person erklärte, dass sie mich zufälligerweise innert kurzer Zeit mehrmals gesehen und gehört habe. Hier im Bläsersatz einer Rhythm' and Blues-Band, da als Solist in einem Hardbop-Jazzcombo, später bei einem Apero mit einer Old Time Jazz Band, dann vernahm sie, dass ich per Auftrag einen Marsch für Brass Band und Harmonie-Besetzung komponiert habe und heute in einer Salsa-Band mitwirke. Und alles sei "richtig" gespielt, nirgends spüre man eine andere Stilistik durchscheinen. Wie ein akustisches Chamäleon...
Ich wurde bei diesem interessanten Gespräch direkt auf eine meiner Eigenschaften angesprochen: Musikalische Flexibilität. Ich spiele halt einfach gerne und es gibt für mich zu viel gute Musik auf der Welt, um sich nur auf einen Stil oder Komponisten usw. zu beschränken. Ich versuche es aber trotzdem mal:

Lieblingsmusiker
Hoppla, schon das erste Problem! Da gibt es auf jedem Instrument schon mindestens deren zehn! Hat zum Beispiel schon jemand Bruce Willis (jaja, der Schauspieler) singen gehört? Das geht ab wie ein Düsenjet! Oder kennt jemand die Scheibe When I See You mit Toots Thielemanns und Bill Ramsey (der mit der Zuckerpuppe und der Mimi mit dem Krimi)? Ramsey singt jazzig und total heiss!
Über meine Lieblings-Saxophonisten parliere ich ausgiebig in Frage 8.) und das sind nicht wenige! Es ist wohl so, dass hier meine musikalische Flexibilität durchdringt, denn bei diesem riesengrossen Angebot von guten, speziellen, echten und interessanten Leuten bringe ich es einfach nicht fertig, jemanden als meinen persönlichen Hero zu erkören.

Lieblingskomponist
Hier ist es eher etwas "klarer", was aber auch nicht allzu viel verspricht. J.S. Bach war ein absolutes Genie und ich kann es auch heute kaum fassen, dass dieser musikalische Übermensch vierstimmige Fugen nicht nur komponiert, sondern improvisiert hat! Seine Kompositionen sind wie geometrische Muster oder Mantras, für mich schlicht und einfach perfekt.
Im Bereich der Big Bands ist Duke Ellington für mich der Komponist schlechthin. Er hinterliess ein gigantisches Lebenswerk, welches niemals in erster Linie der kommerziellen Ausschlachtung gewidmet war.
Was Musicals anbetrifft, hat George Gershwin ganze Arbeit geleistet. Viele seiner Kompositionen haben den Weg in die Standard-Books geschafft, wobei da fast ausschliesslich die Chorusse (Refrains) gespielt werden. Wie die Verses (Strophen) tönen, wissen heutzutage nur noch wenige.
Auch hier sich auf eine Person zu beschränken ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Mir gefällt halt einfach zu vieles, um mir einen Kompositions-Hero zu bestimmen.

Lieblingsstück
Auch hier: Entweder keines oder dann halt hunderte! Es gibt eine Reihe Kompositionen, die für mich einfach "fertig" sind: Zawinul's Birdland und Mercy Mercy Mery. Oder die Balladen In A Sentimental Mood, My Funny Valentine und Round Midnight.
Unbekannte(re) Saxophon-Perlen spielte die Gruppe Dr. Strut, ebenso total interessante wie auch abwechslungsreiche Stücke stammen von der Studio-Combo Flim and the BB's.
Die komplette Show The Wall von Pink Floyd ist für mich ein einziges grosses Stück, das sich meines Erachtens vom Mainstream abhebt. Dann gibt es im Pop / Rock-Bereich vielen von Songs, die mir sehr gefallen. Paul Simon's Graceland-Album ist legendär, vor allem das Live-Konzert 1987 in Zimbawe. Ebenso die Songs aus The Rhythm of the Saints. Little Feat's Let It Roll groovt tierisch und die Bläsersätze kann man nicht besser komponieren. Archaischer als bei Tom Waits' I Put Spell On You kann's fast nicht mehr zu und her gehen und lieblichere Songs mit bitterbösem Text mach kaum einer so gut wie Rany Newman. Gefällt mir halt auch.
Im Afro-Bereich liebe ich das Zeugs von Hugh Maserkela, Angelique Kidjo, Manu Dibango u.a. Wenn man es so definieren darf, hab ich wohl eine etwas bedeutendere afrikanische Ader in mir.
Dann die ganzen Rhythm' and Blues und Soul-Klassiker - ich hab diese über 10 Jahre lang mit einer Band gespielt und könnte auch bei diesen nun tatsächlich nicht auf Kommando sagen, das DIESER Song mein Non-plus-Ultra ist.
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