Interview mit Peter Wespi

Artikel in 'Interviews', hinzugefügt von matThiaS, 13.Februar.2008. Current view count: 79362.

saxophonforum.de: Für mich ist der Sound der wichtigste Faktor beim Saxophonspiel. Grade die großen Meister wie Marsalis imponieren mir besonders, wenn sie gar nicht ihre Technik auffahren, sondern eine (relativ) einfache Melodie spielen, die aber gut rhytmisch gesetzt wird.. Das geht einem natürlich nur unter die Haut, wenn der Sound absolut stimmt. Was tust du, oder hast du getan, um deinen individuellen Sound zu entwickeln?

Peter Wespi: Selbstkritisch sein, sich selber aufnehmen (beim Üben, an Proben und Auftritten), viel Saxophon-Musik anhören, einen eigenen Geschmack entwickeln, auf die innere Stimme hören (diese weiss ja bereits, welcher Sound dies ist...), ein optimales Setup definieren und damit 10 Jahre lang üben und spielen. Und die wichtigste Übung für einen mächtigen, eigenen Sound ist: Töne aushalten, Töne aushalten und nochmals Töne aushalten...

saxophonforum.de: Hast du spezielle Tipps für jüngere Musikschüler?

Peter Wespi: Die meisten Kids haben ein tolles Leben, aber merken sie dies leider erst dann, wenn dieses vorbei ist und das Leben in der Arbeitswelt Tatsache geworden ist! Ebenso ist die Aufnahmefähigkeit von Kids schneller und sie lernen dadurch einfacher als Erwachsene. Damit verfügen sie über mindestens zwei wichtige positive Eigenschaften, welche ausgenutzt sein wollen.
In der Pädagogik spricht man von der Gleichung L = P minus S (Leistung = Potenzial minus Störungen). Kids erkennen im Gegensatz zu Späteinsteigern Störungen nur sehr schlecht oder überhaupt nicht. Eine gute Lehrperson hilft ihren Kids, diese zu erkennen und zu eliminieren. Nachfolgend einige Tipps zu diesen beiden Umständen:

Födern positiver Eigenschaften:
- Regelmässig Üben, genügend üben, richtig üben
- Fixe Einplanung des Übens in den Tagesablauf
- Üben als Ritual zelebrieren, z.B. gibt es erst dann Comutergames oder TV, wenn die tägliche Übungseinheit
beendet wurde

Eliminieren von Störungen
- Konzentration auf weniger Hobbies (Kids haben heute die Tendenz keines oder gleich viele Hobbies auszuüben...)
- Einweihen von Freundinnen und Freunden ohne musikalische Ambitionen, damit diese sehen, wie aufwendig und
seriös das Hobby Musik betrieben werden will (keine Störungen während der Übungszeit)
- Bei vorübergehender Dauerbelastung in der Schule (viele Prüfungen, Projekte usw.) trotzdem ein regelmässiges,
jedoch reduziertes Übungsprogramm durchziehen

Des Weiteren sollte bei Kids das Produkt "Musik" an vorderster Stelle stehen. Die wollen spielen und man soll sie spielen lassen. In der praktischen Musikpädagogik sieht dies leider oft ziemlich anders aus. In einem Nachbardorf unterrichtete einst eine Saxohon-Lehrperson, die ihre Anfänger zuerst ein ganzes Jahr lang Atemübungen und Übungen mit Mundstück und Bogen machen liess. Wen verwundert's, dass sie die grösste Zahl Abgänge hatte, bevor sie selber den Abgang machte.
Kids wehren sich normalerweise nicht, sondern machen zuerst die Faust im Sack und werden dann den Bettel hin. Es gehört daher zur Aufgabe der Eltern, sich für den Unterricht ihrer Kids zu interessieren. Wenn dabei sich die Lehrperson als eine potenzielle Störung herausstellt, dann ist dringend ein Gespräch zu suchen.
Ich empfehle Eltern folgende Faustregel: Hier in der Schweiz beginnt das Schuljahr der Musikschule Mitte August. Nach vier Monaten ist jeder Anfänger fähig, bei Kerzenlicht zwei oder drei Weihnachtslieder zu spielen...

Kids-Tipps für das Produkt "Musik"
- Erstellen einer persönlichen Hitparade von 10 Stücken, die immer aufführbereit sind
- Selbständiges Organisieren von Mini-Konzerten vor Freundinnen und Freunden
- Selbständiges Spielen in Ensembles mit anderen Kids - gute Lehrpersonen helfen gerne mit tauglichem
Notenmaterial
- Mitmachen an Musik-Wettbewerben (nicht der Erfolg, sondern das Erlebnis und der Austausch mit anderen Kids
sind vordergründig und wichtig)
- Mitwirken in Vereinen und Bands
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