Mundstücke

Artikel in 'Guides', hinzugefügt von Schorsch, 15.Februar.2008. Current view count: 10097.

Veröffentlicht von Schorsch am 15.02.2008

Guide: Mundstücke


Das Mundstück ist der Bauteil des Instruments, mit dem man seinen Sound am ehesten verändern kann. Daher sollte man es mit Sorgfalt auswählen. Ein gutes Mundstück kann einen ein ganzes Leben lang begleiten, wenn man es entsprechend pflegt.

Als Variablen kommen beim Mundstück zusammen:

  • Material
  • Bahnöffnung
  • Bahnlänge
  • Innenausarbeitung
Dieser kleine Guide beschränkt sich auf eine Darstellung der Auswirkungen der Veränderung der jeweiligen Faktoren und ein paar Tips zur Auswahl des Mundstücks, da jeder seine eigenen Vorlieben hinsichtlich des Sounds hat und deshalb Attribute wie gut oder schlecht nicht pauschal vergeben werden können.


Das Material

Zur Herstellung von Saxophonmundstücken wird meist Kautschuk oder eine Metalllegierung (Edelstahl, Bronze… - je nach Hersteller unterschiedlich) verwendet. Daneben gibt es aber auch Exemplare aus purem Gold oder Silber. Weniger oft kommen Ebenholz, Graphit und Kristallglas vor.
Es ist sehr schwer, einen generellen Unterschied zwischen diesen Materialien zu beschreiben, denn dazu müsste ein und dasselbe Mundstück in allen Ausführungen hergestellt werden, was leider nicht der Fall ist. Grundsätzlich kann aber unterschieden werden wie folgt:



Metallmundstücke:
Sie werden für gewöhnlich so gebaut, dass mit ihnen größere Lautstärken erzielt werden können. Die kammer ist kleiner, die bahnöffnung größer als die von Kautschukmundstücken. Bedingt durch das material, das Vibrationen stärker weitergibt als Kautschuk, empfinden manche Menschen Metallmundstücke als unangenehm. Sie werden von vielen Jazz-. Rock- und Popmusikern bevorzugt.



Kautschukmundstücke:
Bei Kautschukmundstücken sind kleinere Bahnöffnungen erhältlich als bei Metallmundstücken. Das Material dämpft die Vibrationen, so dass sie weniger stark an den Spieler weitergegeben werden. Unter den Kautschukmundstücken gibt es Modelle mit wesentlich größerer Kammer als bei Metallmundstücken.
Bahnlänge und Bahnöffnung


Bahnläng und Bahnöffnung:

Die Bahnöffnung:
Mit diesem Begriff wird die Öffnung zwischen Blatt- und Mundstückspitze bezeichnet. Bei einer offenen Bahn ist dieser Spalt größer als bei einer geschlossenen Bahn. Da bei einer größeren Bahnöffnung das Blatt stärker gekrümmt werden muss, um das Mundstück zu verschließen, werden hier meistens weichere Blätter verwendet. Umgekehrt wird eine engere Bahn mit harten Blättern gespielt.

Je weiter die Bahn, desto größer ist das Ausmaß, in dem man die Schwingung des Blättchens beeinflussen kann. Man kann die Töne auf offeneren Mundstücken wesentlich weiter fallen lassen oder anheben als auf geschlossenen.

Die Bahnöffnung wird von jedem Hersteller nach einem eigenen System durchnummeriert. Mit einem zu leichten Blatt ist der Klang quäkig und es quietscht oft. Mit einem zu schweren gibt es sehr viele Nebengeräusche (Rauschen) und die tiefen Töne lassen sich nur schwer spielen. Sehr grob kann man die Mundstücke nach ihren Weiten folgenden Musikstilen zuordnen, wobei die Übergänge jedoch sehr fließend sind:

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Die Bahnlänge:
Die Bahnlänge beschreibt den Teil des Mundstücks, bei dem das Blatt im Ruhezustand nicht mehr in Kontakt mit dem Mundstück steht. Sie hat ebenfalls einen Einfluss auf das verwendete Blatt.
Je kürzer die Bahn, desto kleiner ist der schwingende Bereich des Blattes, also der Teil, der bis an das Mundstück gebogen wird. Bei gleicher Bahnöffnung muss also bei einer kurzen Bahn ein leichteres Blatt genommen werden als bei einer langen Bahn. Umgekehrt sollte das Blatt bei gleicher Bahnöffnung bei einer langen Bahn härter sein als bei einer kurzen.
Leider gibt es keine Bezeichnungssysteme wie für die Bahnöffnung. Meistens wird nur zwischen kurz und lang unterschieden. Die meisten Hersteller steigern mit der Bahnöffnung gleichzeitig langsam die Bahnlänge.


Innenausarbeitung:

Hier kommt es vor allem auf die Kammer und den Einlauf an.

Große Kammern geben etwas mehr Blaswiderstand, dafür klingt der Ton aber weich und warm. Auf Mundstücken mit engen Kammern kann man zwar höhere Lautstärken erreichen, der Ton wird aber sehr scharf.

Als erstes trifft die Luft auf die Gegenwand, die dem Blatt gegenüber liegt. Für sie gibt es generell zwei Ausprägungsformen:

  • konvex: sie ist zur Blattunterseite gewölbt, dadurch wird der Klang schärfer und lauter.
  • konkav: sie ist zur Bissplatte hin gewölbt (also vom Blatt weg), der Klang wird weicher.

Die Auswirkung der Kammergestaltung ist auch für die Intonation des Instruments wichtig. Mundstücke mit großer Kammer heben die Stimmung besonders im Palmkey-Bereich an, welche mit enger Kammer senken sie ab.

Eine große Kammer hat ein größeres Volumen als eine kleine Kammer. Um den Stimmton auf dieselbe Frequenz zu bekommen (also um dasselbe Gesamtvolumen zu erreichen), muss das Mundstück mit der großen Kammer weiter auf den S-Bogen geschoben werden. Je höher man spielt, desto kürzer wird die Luftsäule, die im Instrument schwingt. Allerdings verändert sich nur der durch das Instrument bestimmte Anteil, das Mundstück bleibt an seinem Platz, an dem es für den Stimmton die richtige Position hat. Ein Mundstück mit großer Kammer sitzt also ein wenig zu weit auf dem S-Bogen, die Töne werden höher. Ein Mundstück mit enger Kammer wurde zum Stimmen nicht so weit auf den S-Bogen geschoben, die hohen Töne sind also zu tief. Dieser Effekt betrifft zwar auch alle anderen Töne, doch die Veränderung der Verlängerung/Verkürzung der Schwingungssäule durch das Verschieben des Mundstücks hat relativ zur Gesamtlänge im oberen Tonbereich einen größeren Einfluss. Besonders spürbar ist das bei Sopransaxophonen. Nur durch das Ausprobieren möglichst vieler Mundstücke kann eines gefunden werden, dass zu Spieler und Instrument passt.



Der Mundstücktest

Es gilt, aus dem breiten Angebot mit verschiedenen Kombinationen dieser Variablen das Mundstück herauszusuchen, dessen Klang einem am meisten zusagt. Anfänger haben einen noch nicht ausgebildeten Ansatz, sie wären mit einer großen Bahnöffnung allein physisch schon überfordert. Außerdem wären große Intonationsschwankungen möglich, die schnell den Spaß am Instrument verderben können. Gute Mundstücke für den Einstieg sind das Selmer S80 C* oder Mundstücke von Caravan bzw.Rascher. Ist der Ansatz nach einiger Zeit gefestigt und die technischen Fähigkeiten weiter fortgeschritten, wird sich schnell zeigen, welche Art der Musik einem zusagt. Dementsprechend kann man dann das Mundstück wählen.

Der Test von Mundstücken ist eine sehr subjektive Sache. Es lohnt sich oft, auch mehrere Mundstücke derselben Modellreihe desselben Herstellers zu vergleichen, denn mitunter gibt es recht hohe Fertigungstoleranzen. Auf was man achten sollte:

  • der Tisch sollte eben sein
  • die Mundstückspitze darf nicht beschädigt sein
  • die Schenkel dürfen keinen Schaden haben und sollten symmetrisch sein
Mit dabei sollten sein:

  • verschieden starke Blätter (nach Möglichkeit bereits eingespielt):
    Probiert man Mundstück mit verschieden großen Bahnöffnungen, werden die Blätter, die auf dem aktuellen Mundstück gut klingen, eventuell für andere zu stark oder zu schwach sein.

  • ein Stimmgerät:
    Neben dem Sound ist die Intonation sehr wichtig. Stimmgeräte zeigen ziemlich deutlich, ob das Mundstück in dieser Hinsicht empfehlenswert ist oder nicht.

  • eventuell ein Freund/Lehrer, der den neuen Sound mit beurteilt

  • viel Zeit:
    Es ist schwer, in den meist ein bis zwei Stunden, nach denen der Verkäufer schon komisch schaut, das "richtige" Mundstück zu fidnen. Aber eventuell kann man die Auswahl eingrenzen und die verbliebenen (gegen Vorkasse) mit nach Hause nehmen und dort weiterprobieren. Oder man bestellt sich die gleichen Modelle (eventuell bei einem anderen Händler) nochmal zur Ansicht. Solche Ansichtssendungen laufen zwar meist auch gegen Vorkasse, aber der Händler gewährt meist um die fünf Tage, die man zum Ausprobieren hat.


Auch wenn man von allen Seiten immer wieder gesagt bekommt, wie gut das eine oder andere Mundstück ist, sollte man seinen eigenen Weg gehen. Selbst wenn die Vorstellung des idealen Klangs dieselbe sein sollte, so ist noch lange nicht gesagt, dass zwei Personen mit demselben Mundstück auch denselben Sound produzieren. Daher ist es enorm wichtig, eigene Erfahrungen zu sammeln.
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