Gesund musizieren - richtig üben

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 30.Mai.2017.

  1. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Hier ist der 2. Teil - ich fand den ersten Teil ja schon richtig spannend:


    Interessant für mich wäre, wie das (mega) Gehirn bei Jazzgrößen wie Chris Potter, Keith Jarrett oder früher Michael Brecker wohl funktioniert(e).
     
    Longtone und bluefrog gefällt das.
  2. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    jaja hrichtig oder falsh ...

    neulich in lublin waren in der philharmonie alle froh, daß die hörner ventile hatten und sie auch benutzten ...

    :-D
     
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  3. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

     
  4. Rick

    Rick Experte

    Ja gut, und wie ist das dann mit uns Berufsmusikern?

    Wenn ich morgens bei einem Frühschoppen im Halbschlaf mit völlig verpennten Kollegen auf der Bühne stehe, überhöre ich gerne mal die falschen Akkorde des Pianisten oder den Irrlauf des Bassisten, sonst würde ich schier wahnsinnig werden - zum Glück hört in solchen Morgenstunden das Publikum meistens auch (noch) nicht so genau hin.

    Hingegen bei einer offiziellen Abendveranstaltung, seriöser Rahmen, im Saal eine Stille, dass man die berühmte Stecknadel fallen hören könnte, alle in höchster Konzentration - da sind meine Ohren auch hoch sensibel, was morgens locker durchgewinkt wurde, könnte hier das ganze Konzert verderben; und ausgerechnet da soll man angeblich schlechter hören?

    Also nach meiner bescheidenen Erfahrung ist es genau umgekehrt mit dem Hinhören, das ist zweifellos bei mir abends deutlich ausgeprägter.

    Hängt im Endeffekt vom Adrenalinspiegel ab; abgesehen davon esse ich morgens gern die größeren Jalapenos und abends lieber die kleinen Habaneros, aber die Jalapenos auf dem Frühstücksbrot sollten trotzdem ordentlich scharf sein, damit ich sie spüre, soooo unterschiedlich ist da meine Schmerz-Wahrnehmung nicht.

    Kann ich also alles aus meiner Sicht nicht bestätigen und ich bezweifle, dass das angeblich morgens feinere Gehör eine nennenswerte Auswirkung aufs Üben hat, denn dabei muss ich ja vor allem Bewegungen und Körperbewusstsein im Feedback optimieren - das Gehör würde eher fürs Raushören von Aufnahmen eine Rolle spielen als für das sture Einstudieren.
     
  5. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Viel wichtiger finde ich die Aussage daß ein Großer Prozenhtsatz der Wirkung auf das Puplikum nicht das gute Spielen sondern Mimik und Gestik des Vortragenden ist. Bei Schulungen zur Redetechnik wurde das auch immer so vermittelt. Und damit besteht für mich noch Hoffnung.
     
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  6. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Bei der Bewertung eines Vortrages egal welcher Art trägt der Inhalt mit 7 bis8 % bei.
     
  7. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ach, schön, dass jetzt auch der zweite Teil auf YouTube ist. Das mit den Übezielen ist wirklich interessant. Ich habe oft einfach geübt. Ohne richtiges Ziel. Oder eben nur das Ziel, jetzt Funny Valentine spielen zu können. Dabei kommt nicht viel raus. Aber wenn man ein bestimmtes Ziel hat, an einer bestimmten Sache arbeitet, wird diese Sache tatsächlich besser. Ob das jetzt der Sound ist oder eine Tonfolge, die ich schneller spielen will als vorher.

    Schön finde ich die Erklärung mit dem Penelope-Effekt. Also mehr üben bringt nicht mehr. Mehr als vier Stunden am Tag hat den gegenteiligen Effekt. Man wird schlechter. Wobei vier Stunden natürlich schon heftig sind. Aber der Vortrag richtete sich ja an Musikstudenten, und da sind vier Stunden pro Tag natürlich normal.

    Und auch dieser Hinweis, dass man nicht schneller werden kann, indem man das Metronom immer schneller einstellt. Oder nur bis zu einem gewissen Grad. Man muss wissen, welche Bewegungen man für einen bestimmten Lauf braucht. Die muss man in ganz kleinen Abschnitten eher langsam üben. Und wenn man die Bewegung dann drin hat, kann man auch schneller werden. Das ist beispielsweise eines meiner Probleme - ich hoffe ich kann bald sagen: gewesen. Deshalb konnte ich nie schnell spielen. Und wenn man keinen Lehrer hat, der einem das sagt und einen darauf hinweist, wie man es richtig machen muss, ändert sich das eben nie.

    Auch das mentale Üben ist eine tolle Sache. Dadurch wird man wirklich besser. Hätte ich mir vorher nicht vorstellen können. Man braucht keine Noten und kein Instrument, man übt einfach, wenn man beim Arzt sitzt oder im Bus. Genau zu wissen, wie die Hände sein müssen, wie die Zunge sein muss, wie der Ansatz, wie das Zwerchfell stützen muss, welche Töne ich jetzt wie greifen muss, und das ohne Instrument, das ist klasse. :D
     
  8. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Und hier nun noch der 3. Teil, eine Art Nachtrag zu den ersten beiden Teilen.


    Sein Fazit: Üben ist ein Privileg. Musiker zu sein ist ein Privileg. Musiker zu sein ist ein privilegierter Beruf. "Und deshalb ist es auch nicht so schlimm, wenn man dabei nicht so viel Geld verdient." Das war der Schlusssatz. :D

    Ich habe wirklich viel aus diesem Vortrag gelernt. Vor allem auch, dass man auf die Bewegungen achten muss, die man ausführt. Dass man beim mentalen Üben sich nach dem Klang des Stückes zuerst die Bewegungen vorstellt, die man ausführen muss, um die Töne zu erzeugen. Er bezieht sich oft aufs Klavierspielen, und da sind die motorischen Abläufe natürlich noch komplexer als beim Saxophon. Man muss ja mit allen zehn Fingern gleichzeitig spielen können und oftmals links einen anderen Rhythmus als rechts, mit dem kleinen Finger und Ringfinger die Melodie, aber mit dem Mittel- und Zeigefinger und Daumen die Begleitung, dazu noch das Pedal ... Da hat man es mit dem Saxophon einfacher, wo man nur ein paar Finger gleichzeitig drücken muss und der Rhythmus links nicht anders sein kann als rechts, man auch keine Akkorde spielen kann, sondern nur einzelne Töne.

    Dennoch ist es im Grunde genommen natürlich dasselbe. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass ich immer eine Schulter hochziehe und dadurch die Position meiner linken Hand ungünstig ist. Ich komme nicht so gut an die Klappen heran, die Schnelligkeit ist auch eingeschränkt, weil die Position eben falsch ist. Das fällt einem gar nicht so auf, und wenn man keinen Lehrer hat, der einen darauf hinweist (oder einen Lehrer, der das selbst gar nicht weiß und deshalb nicht darauf achtet), dann ist man frustriert, warum man die Finger nicht so schnell bewegen kann.

    Die Feinmotorik ist etwas, das daraus entsteht, dass die Grobmotorik abgebaut wird, sagt er hier in diesem Vortrag, was ich auch sehr interessant finde. Kinder sind grobmotorisch, und wenn sie dann Geigenunterricht haben oder so irgendetwas, wird die Grobmotorik immer mehr abgebaut und die Feinmotorik aufgebaut.

    Es ist also erst einmal ganz normal, dass man eher grobmotorisch an ein Instrument herangeht. Nur darf das eben nicht so bleiben, wenn man wirklich gut auf dem Instrument werden will. Dann muss die Feinmotorik entwickelt werden.

    Ich denke, dieser Vortrag macht klar, dass Musikmachen eben nicht aus den Tönen besteht, die man spielt, auch nicht aus dem Rhythmus oder den Akkorden, sondern aus viel mehr. Unser Körper und unser Gehirn arbeiten intensiv daran, aus allem ein Gesamtkunstwerk zu erschaffen. Wenn ein Stück fehlt oder nicht beherrscht wird, wird es schwierig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.Juni.2017
  9. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Auf jeden Fall gibt es hier wirklich gute Übetipps (z.B. an mehreren Stücken gleichzeitig bzw. miteinander abwechselnd zu arbeiten, damit sich die einzelnen Stücke besser einprägen), auf die ich jetzt versuchen werde zu achten.

    Ich spiele eben immer gern schnell ein neues Stück statt mich noch einmal mit den Grundlagen zu beschäftigen, wie man überhaupt am besten übt. Dabei ist es doch sehr wichtig, dabei das Richtige zu tun, damit man seine Zeit effizient nutzt. Wobei allerdings auch beruhigend ist, dass ein sehr wichtiger Teil des Übeprozesses beim Schlafen stattfindet. ;) Vormittags üben und danach dann ein kleines Mittagsschläfchen - so lernt man alles doppelt so schnell und verfestigt das Geübte auch besser.
     
  10. Saxinator

    Saxinator Ist fast schon zuhause hier

    Vieles was hier erwähnt ist steht auch in dem Buch "Einfach üben" von Gerhard Mantel, welches ich mir zur Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung zum Teil durchgearbeitet habe. Wer also das ganze nochmal schriftlich haben will dem kann ich das Buch empfehlen.
     
  11. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Guter Hinweis. Den Mantel erwähnt er auch im Vortrag.
     
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