Hilfe bei zwei Improvisationen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von a.g., 3.Juli.2017.

  1. a.g.

    a.g. Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Zusammen,

    ich habe hier Auszüge von zwei Stücken die wir in einer Band spielen.

    “Cot in the act” und “I know you” von Gordon Goodwin.

    Nun bin ich bei den Improvisationen etwas ratlos. Ich kann da zwar was dazu spielen, würde aber gerne ein bisschen mehr harmonisches Verständnis dafür haben und verstehen was da passiert. Und mir so das Tonmaterial alla „Spickzettel“ @ppue ;-) ein bisschen zu recht legen.

    Falls noch Fragen zu klären sind gerne. Würde mich über Rückmeldungen freuen.



    Herzliche Grüße



    Andreas
     

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  2. ppue

    ppue Experte

    Ich habe mir nur den 'Cot' angeschaut. Da gibt es jede Menge Dominantakkorde und ich denke, die sollte man entsprechend Mixolydisch bedienen. Dann hat es bei 111 und 112 einen hamonischen Aufgang. Dann würde ich dir Raten, aus den Akkorden Leitlinien zu kreieren. Das ist hier sinnvoller als die Skalen einzeln heraus zu puzzlen.
    Wenn du dabei Hilfe brauchst, schreib mir ne PM.
     
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Hallo Andreas,

    zu "Cot in the Act" - Solo ab Takt 101 ein paar Überlegungen:

    Notiert ist das Ganze in G-Dur (da kein einziger Mollakkord drin ist, schließe ich Moll aus) aber die ersten acht Takte (101-108) haben als Tonales Zentrum C-Dur.

    Die G7 ist die V von C-Dur
    G7sus4 (G-C-D-F) übernimmt hier die Funktion einer ii (D-7 = D-F-A-C; die kleine Terz D-F ist auch im G7sus4, wenn auch "oben"). Die sus4 "reibt" wesentlich stärker als eine klassische ii, funktioniert aber ganz ähnlich.

    Damit hast Du erstmal acht Takte ii-V, in denen die 3 und die 7 zu bedienen sind. Die 7 ist bei beiden F; die 3 (bzw. sus4) sind B und C. Für die ganzen Dominantseptakkorde bietet sich Myxolydisch im jeweiligen totalen Zentrum an ("Dur ab 5").
    Das Gleiche gilt für die Takte 113-116 und 121-124.

    Dann in Takt 109 verschiebt sich das tonale Zentrum: Bb7 (Bb-D-F-Ab) ist die V von Eb-Dur; Bb7sus4 (Bb-Eb-F-Ab) ist hierzu wieder die ii (F-7 = F-Ab-C-Eb).
    Wieder ii-V, nur eine kleine Terz zu C-Dur verschoben. Das wäre schon mal ein Hinweis, wie man von G7 nach Bb7sus4 kommt ...

    Takte 111 und 112 sind etwas unübersichtlicher.

    D7 (D-F#-A-C) ist die V von G-Dur, C2/E (E-G-C), Fo ist ein Ganzverminderter (F-Ab-Cb) und D7/F# eine Umkehrung (F#-A-C-D). Das finde ich ganz schön exotisch, obwohl es interessant nach Turnaround klingt. Zwischen C2/E und Fo liegen Halbtonschritte aufwärts bei Grundton und Terz aber abwärts bei der Quinte.
    Weil das der Drehpunkt der Solosequenz ist, ist es wahrscheinlich in G-Dur notiert - und bis auf das Ab im Fo sind alle Töne leitereigen (wenn man den Cb in ein enharmonisches B umdeutet).

    Immerhin löst sich das Ganze in die bekannte ii-V Struktur der G7 (= C-Dur) auf.

    Takte 117 und 118 sind nochmal ein Ausflug in Ab-Dur (Eb7=Eb-G-Bb-Db ist die V) und über G-Dur (D7 = V) nach C-Dur in Takt 121.


    Das war die Funktionsharmonische ... jetzt könnte man noch Guide-Tones aufschreiben indem man schaut, wo sich Terzen per Halbtonschritt nach oben oder unten auflösen.
    Als nächstes würde ich mal die Grundtöne spielen, dann Grundton-Terz(Quarte für die sus4), dann Grundton-Terz-Quinte usw. und dem Klang nachschmecken. Akkord hoch und Leiter runter ist auch eine schöne Methode, um die Changes in Ohr und Finger zu bekommen. Alles mit Metronom, natürlich.

    Und dann könnte man Licks, Patterns weeß-ick-wat an verfügbarer "Sprache" darüber legen - die Grammatik und Syntax wäre dann verstanden...

    Ich hoffe, das hilft als Einstieg. Die einschlägigen Experten z.B. @ppue können das sicher noch präziser erklären und werden mir wahrscheinlich den einen oder anderen Fehler nachweisen. Ich hoffe aber, dass wenigstens kein grober Schnitzer drin ist. Falls doch, muss ich bei ppue nochmal nachsitzen - aber ich sehe gerade, der war ohnehin schneller als ich...:D

    LJS
     
  4. ppue

    ppue Experte

    @a.g.

    Du batest mich um Hilfe bei den Takten 111 und 112. Dürfte die anderen auch interessieren, deshalb hier:
    Score 1-04.gif

    Oben die Akkorde und darunter mögliche Linien, die man daraus kreieren kann.
     
    a.g., Saxfreundin und bluefrog gefällt das.
  5. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Man sieht hier deutlich, dass es "guide tone lines" sind und nicht "Leitton Linien".

    LG Helmut
     
    Dreas gefällt das.
  6. a.g.

    a.g. Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,
    Herzlichen Dank an @Long John Silver und @ppue!

    Bin alles mal durchgegangen, und denke, das ich ich es nachvollziehen kann. Werde mir alles ausdrucken und einen "Spickzettel" vorbereiten" und ein bisschen extra üben. Heute Abend ist Probe. :)

    "I Know you" werd ich jetzt nochmal ein bisschen anders betrachten.

    Bis hier hin vielen herzlichen Dank!

    Andreas
     
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