Mehr Masse gleich anderer Klang

Dieses Thema im Forum "Tool / Zubehör" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11073, 17.Februar.2018.

  1. Rick

    Rick Experte

    Klar, bei mir heißt es: weniger Masse = mehr Klasse

    Seit ich leichter bin und nicht mehr so viel Energie zum Erhalt und Bewegen meines Körpers aufwenden muss, kann ich mehr Kraft in den Ansatz stecken, außerdem habe ich ÜBERALL weniger Fett, somit hat sich auch mein Rachenraum verändert (= kaum noch Schnarchen, keine Schlaf-Apnoe mehr), der ja ein wichtiger Resonanzraum fürs Sax ist.
    Fühle mich fitter, kann lauter spielen und klinge besser, finde ich. Hat sich gelohnt! :)
     
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  2. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Seit ich die Kunststoff-Daumenschraube gegen einen Schuchthaken ausgetauscht habe (Selmer M7 Tenor), klinge ich nicht anders. Aber der Daumen fühlt sich wohler und ich habe nicht ständig das Gefühl im Hinterkopf, daß das Plastikteil brechen könnte...
    So gesehen spiele ich freier von der Leber weg, aber klanglich ist's Jacke wie Hose ;-)
     
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  3. sax.bamboo

    sax.bamboo Schaut öfter mal vorbei

    Auch wenn ich vermute, dass das von @Rick eher ironisch gemeint war, steckt da sehr viel "Wahrheit" drin. Alles was mit der Luftsäule und Resonanzräumen in unserem Körper zu tun hat, spielt eine sehr große Rolle für die Tonerzeugung und - manipulation. Am Instrument kann man beim spielen bis auf die Veränderung der Länge der Luftsäule durch die Klappen nicht viel machen. Bisschen mehr oder weniger zudrücken vielleicht, aber das ist es schon gewesen. Viel mehr geht da "biologisch". Die Art und Weise, wie wir das Mundstück mit den Lippen umfassen, der Anpressdruck, die Luftmenge, die wir durch den mehr oder weniger großen Kanal schieben (Volumenstrom, Strömungsgeschwindigkeit etc.) bestimmen zum großen Teil, wie das Blatt schwingt und was dann die Luftsäule zum Schwingen anregt. Zur Erinnerung: am Blatt entsteht beim Saxophon zunächst Rauschen, also eine weitgehend ungeordnete Menge unterschiedlichster Frequenzen, aber eben KEIN TON. (ganz im gegensatz zu den Blechbläsern, die am Mundstück tatsächlich den Ton selbst erzeugen). Der Ton (mehr oder weniger rein) entsteht erst dadurch, daß nur eine Auswahl von Schwingungen in Resonanz gerät und dadurch deutlich hörbar wird. Theoretisch kann man also beim Saxophon mit dem gleichen Ansatz die unterschiedlichen Töne erzeugen, und das funktioniert in bestimmtem Rahmen auch, klingt aber nicht besonders gut. Und es schwingt hauptsächlich die Luftsäule, nicht so sehr das Blech.
    Je nachdem wie wir den Hals/Rachenraum "einstellen", können wir sowohl die Intonation beeinflussen (also Länge der Tonsäule) aber auch den Klang, indem wir die Resonanz für bestimmte Frequenzbereiche verbessern oder verschlechtern. das hat wieder viel mit Strömungsgeschwindigkeiten und Resonanzräumen zu tun. Diese Beeinflussungen kann man nun auch noch zeitlich ändern, dann entstehen Modulationen (sowohl Frequenz- als auch Amplitudenmodulationen) Wenn @Rick nun Überall weniger Fett hat, dann trifft das bestimmt auch auf den "Innenraum" zu. Das Zwerchfell, das die "Stütze bringt" hat mglw. wieder mehr Freiraum, ... will da nicht weiter fabulieren ...
    Man hat durch wissenschaftliche Studien auch herausgefunden, daß je geübter die Saxophonisten sind, um so mehr Ansatz und Hals/Rachenraumeinstellungen dem Zielton anpassen. Je besser man das beherrscht, um so variable wird der Ton und um so eher gelingt es, einem bestimmten Klangideal selbst näherzukommen.
    Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist die systematische "Inhomogenität", die dem Saxophon eigen ist. Das Obertongemisch, das sich aufbaut, ist eben nicht ideal, sondern enthält auch "Streuung", also töne, die eigentlich daneben liegen. (wir erinnern uns, das Blatt erzeugt erst mal Rauschen) Und das hängt mit der Inhomogenität der Konizität des Rohres zusammen, man hat gewissermaßen mehrere Rohre unterschiedlicher Konizität überlagert in einem. Daher hat die Form des Rohres einen sehr großen Einfluß auf den Klang. Und hier kommt wieder das Stück Fleisch am Ende des Saxes ins Spiel, denn je besser man in der Lage ist, die Resonanzen zu beeinflussen, desto variabler wird der Sound. Deshalb können die Helden klingen, wie sie wollen, fast egal, was sie gerade in der Hand haben. (der Legende nach hat Bird das Plastikteil nicht gespielt, weil es besonder gut klang, sondern weil sein Horn meist im Pfandhaus war, wer weiss ... )
    Wieviel jetzt Schrauben außen dran oder ab ausmachen, kann ich nicht sagen, meine sind auch raus, weil ich sie nicht brauche und nicht verlieren will.

    Einen Tipp slightly OT will ich allerdings noch loswerden, der betrifft das Rollen des Tief H, das bei manchen Hörnern trotz guter Deckung lästig sein kann. Das ist der berühmte Radiergummi im Becher. Und hier haben uns jetzt die Schlagzeuger ein super Gadget beschert: die selbstklebenden Gel damper pads, die rollen dann auch nicht mehr raus. Versuch macht klug, da geht auch nix kaputt.

    beste Grüße
     
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  4. ppue

    ppue Experte

    Hm, gibt es dazu etwas Belegbares? Ich habe schon viele Sounds untersucht und fand immer ordentlich aufgereihte Obertöne vor. Wüsste auch nicht, wie eine Luftsäule in nichtganzzahligen Vielfachen der Grundschwingung schwingen sollte.

    Das ist wie eine Gitarrensaite. Die kann einmal, zweimal, dreimal u.s.w. so schnell schwingen, aber nicht 2 1/2 mal. Sie ist ja hinten und vorne fest.
     
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  5. danziger

    danziger Schaut öfter mal vorbei

    Möchte da noch ergänzen: Wenn man bei der Trompete saubere Töne im Zentrum den Tons spielen will, muss man sich den Zielton vorstellen, damit Ansatz, Rachen, Zunge, Luftstrom usw. in Zusammenspiel auch den Ton auch erzeugen, der gespielt werden soll. Ohne diese Vorstellung geht es nicht, dann kommt nur heiße Luft oder unmusikalisches Gehupe. Bei der Trompete ist der Ton dann im Zentrum, wenn das ganze Instrument frei "schwingt". Sehr wahrscheinlich ist diese Gefühl von "Schwingung" eher der zur Frequenz am besten passende Ansatz, Zergfell usw. Kombi geschuldet und nicht eine Schwingung des Blechs, denn das gleiche geht auch bei Plaste mit sehr ähnlichem Klang (aber evtl. "vibriert" es es such?...). Gewicht spielt bei Trompeten eine spürbare Rolle.

    Weniger radikal, aber nicht weniger wichtig empfinde ich das auch beim Saxophon. Es gibt Töne, wie z.B. Mittel-D oder alles unter Tief-F im Subtone-Bereich oder die hohen Lagen, besonders im Altissimo, die deutlich Veränderungen des Rachenraums, Zungenposition usw. benötigen, sollen sie im Zentrum und in der Intonation richtig kommen. Besonders viel Behandlung verlangen für mich Subtones, wenn sie richtig intonieren sollen, da genau und nicht faul zu sein ist wichtig. Auch beim Saxophon ist die "Vorstellung" des Tons bevor er gespielt wird für mich der Schlüssel zum Erfolg.

    -----

    Habe auch einen Schucht-Haken, der kam ungefragt zu mir und er ist tatsächlich besser vom Daumengefühl her. Aber mein Ton...? Für mich 0 Änderung. Klingt wie ich und es bedarf noch viel Übung, bis ich da bin, wo ich hin will.
     
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  6. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Wenn ihr euer Saxophon mit Gas füllt, klingt es gleich ganz anders. Helium eignet sich mehr für leichte Musik, während bei Karnevalsumzügen gerne Lachgas genommen wird. Für Death Metal ist Schwefeldioxid geeignet, auch da man Death Metal auch weniger auf versilberten Saxophonen spielt.
    Krypton ist dreimal schwerer als Luft, daher insbesondere für Klassik zu nutzen. Stickstoff wird - da günstig - gerne von Anfängern genommen.
    Achtung, in allen Fällen: Blasen, nicht Saugen!
    Weniger zu empfehlen ist Flüssiggas, Fermigas, Gasolin...

    Grüße,

    Wanze
     
  7. GelöschtesMitglied7838

    GelöschtesMitglied7838 Guest

    zwergfell_tn.jpg

    Sorry, Danziger, den konnte ich mir nicht verkneifen... :rolleyes:
     
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  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Zwergfail heißt das.

    [​IMG]
     
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  9. Rick

    Rick Experte

    Genau, sehr schön aufgelistet, mit dem Allermeisten gehe ich absolut konform!

    So ist es, ganz meine Erfahrung, siehe auch meine Signatur unten. ;)
     
  10. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Schwefelhexafluorid





    Grüße
    Roland
     
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  11. sax.bamboo

    sax.bamboo Schaut öfter mal vorbei

    das ist in der Realität ein komplexes Gebilde

    siehe http://newt.phys.unsw.edu.au/jw/reprints/SaxJASA.pdf
    https://www.researchgate.net/publication/228991293

    und für die Wissenschaftler unter uns entsprechende Referenzen ganz unten

    Auf die Gefahr hin, daß ich schulmeistere:

    Es ist aber keine Gitarrensaite und die Tonerzeugung funktioniert entsprechend anders,
    darüber hinaus stimmt das noch nicht mal für Gitarrenseiten, denn die reale Saite hat leider nicht die Dicke Null. Das hat zur Folge, daß wegen der Dicke der Saiten die sich real ausbildenden Schwingungsknoten der Oberschwingungen ein Stückchen in Richtung Saitenmitte wandern. Damit entstehen Oberschwingungen, deren Frequenze minimal höher sind als die ganzzahligen Vielfachen der Grundschwingung. Das ist um so ausgeprägter, je dicker die Saiten sind. Beim Klavier wirkt man dem Effekt durch die so genannte Spreizung entgegen. Die höheren Lagen werden höher gestimmt, als sie eigentlich sein dürften, damit sich deren Grundschwingung nicht (so sehr) mit den Oberschwingungen der tiefen Saiten reibt.
    Trotzdem hat man immer noch Schwebungen, die dann aber auch den Charakter der Stimmung ausmachen. Deshalb klingt auch ein langer Fügel mit entsprechend dünneren Basssaiten anders als ein Stutzflügel mit den dicken "Würmern".


    [1] J.-P. Dalmont and C. J. Nederveen (1997) ‘Why is a saxophone louder than a clarinet’, Proc. Institute of Acoustics, 195; 267-272
    [2] A. H. Benade (1976) Fundamentals of musical acoustics, Oxford Univ. Press, NY, 1976
    [3] C. J. Nederveen (1998) Acoustical aspects of wind instruments, (Northern Illinois Univ., DeKalb, Ill., 1998); 45–78.
    [4] N.H. Fletcher (1993) ‘Autonomous vibration of simple pressure-controlled valves in gas flows’, J. Acoust. Soc. Am. 93; 2172-2180
    [5] N.H. Fletcher and T.D. Rossing (1998) The Physics of Musical Acoustics Australia Vol. 37 April (2009) No. 1 - 23 Instruments, 2nd edn. Springer-Verlag, New York
    [6] J. M. Chen, J. Smith and J. Wolfe (2008) ‘Experienced saxophonists learn to tune their vocal tracts’, Science, 319; 726
    [7] J. Backus (1974) ‘Input impedance curves for the reed woodwind instruments’, J. Acoust. Soc. Am. 56; 1266-1279
    [8] X. Boutillon and V. Gibiat (1996) ‘Evaluation of the acoustical stiffness of saxophone reeds under playing conditions by using the reactive power approach’, J. Acoust. Soc. Am. 100; 1178-1189
    [9] J.P. Dalmont (2001) ‘Acoustic impedance measurement, part 1: a review’, J. Sound Vib. 243; 427-449
    [10] P. Dickens, J. Smith and J. Wolfe (2007a) ‘High precision measurements of acoustic impedance spectra using resonancefree calibration loads and controlled error distribution’, J. Acoust. Soc. Am. 121; 1471-148
    [11] J. Wolfe, J. Smith, J. Tann and N. H. Fletcher (2001) ‘Acoustics of classical and modern flutes: a compendium of impedance spectra, sound spectra, sounds and fingerings’ JSV+. Electronic supplement and database now located at www.phys.unsw.edu.au/music/flute
    [12] P. Dickens, R. France, J. Smith and J. Wolfe (2007b) ‘Clarinet acoustics: introducing a compendium of impedance and sound spectra’ Acoustics Australia, 35; 17-24. Database at www.phys.unsw.edu.au/music/clarinet
    [13] A. Botros, J. Smith and J. Wolfe (2002) ‘The Virtual Boehm Flute – A web service that predicts multiphonics, microtones and alternative fingerings’, Acoustics Australia, 30; 2-5
    [14] A. Botros, J. Smith and J. Wolfe (2006) ‘The Virtual Flute: An advanced fingering guide generated via machine intelligence’, J. New Music Research, 35; 183-196
    [15] A. H. Benade and S. J. Lutgen (1988) ‘The saxophone spectrum’ J. Acoust. Soc. Am. 83; 1900 - 1907
    [16] J.-P. Dalmont, J.-P. and J. Kergomard (1995) ‘Elementary model and experiments for the Helmhholtz motion of single reed wind instruments’, Proc. Int. Symposium on Musical Acoustics, Dourdan, 114-120
    [17] J. Wolfe (1999) ‘Pipes and harmonics’, at http://www.phys.unsw.edu.au/jw/pipes.html
    [18] J. Wolfe and J. Smith (2003) ‘Cut off frequencies and cross fingering in baroque, classical and modern flutes’, J. Acoust. Soc. Am. 114; 2263-2272
    [19] J. Wolfe (2004) ‘Saxophone acoustics: an introduction’, multimedia essay at www.phys.unsw.edu.au/jw/saxacoustics.html
     
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