Taktanfang betonen bei übergreifendem Legatobogen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Böörni, 16.April.2017.

  1. Böörni

    Böörni Ist fast schon zuhause hier

    Hallo ihr Lieben. Frohe Ostern und viele Ostereier. ---
    Ich bin etwas unsicher, wie ich den Taktanfang betone, wenn der Legatobogen über den Taktanfang reicht. Muss ich dann den Beginn des Legatobogens leicht betonen und dann noch den Taktanfang?:p
     
  2. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Innerhalb des Legato Bogens wird der Takt Anfang ganz normal betont, bloß eben nicht angestoßen sondern gebunden. Also nur mehr Luft drauf. Der Beginn des Legato Bogens wird NICHT betont, außer er liegt am Takt Anfang. Der Bogen bezeichnet ja nur, dass die Töne gebunden zu spielen sind. Er hat keine Betonungs Funktion.

    Aber wie immer ist der Notentext nur eine ungefähre Spielanweisung. Das in Musik umzusetzen obliegt dem Spieler bzw. dem Dirigenten.

    Ein "richtig" oder "Falsch" gibt's eigentlich nur, wenn der Komponist eine Referenz Aufnahme bereit stellt und verlangt dass es GENAU SO zu spielen ist. Normalerweise gibt der Ensemble Leiter seine Klangvorstellung bekannt, oder es wird demokratisch ermittelt. Gewisse Stile und Komponisten haben gängige Interpretations Konventionen. Die so lange gelten, biss jemand etwas radikal anderes daraus macht.

    Wenn Du ein Beispiel hat, könnten wir hier über den Einzelfall abstimmen, ob der nach obiger Konvention gespielt werden sollte :)
     
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  3. Böörni

    Böörni Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank, Du hast mir sehr geholfen. Ich versuche nun genauer und technisch ausgereifter zu spielen, da kommen doch immer wieder Fragen auf. --- Zum Beispiel kann ja auch innerhalb eines Legatobogens ein kleiner Legatobogen vorkommen. Den kann ich doch höchstens durch etwas mehr Betonung und nicht durch Zungenstoß auf das Mundstück spielen. Oder? :)
     
  4. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ein kleiner Legatobogen innerhalb eines Legatobogens soll m.E. nur verdeutlichen, dass alles wirklich legato gespielt werden soll. Man könnte also auch immer die nächste benachbart liegende Note mit der vorangehenden mit einem Legatobogen verbinden, aber das gäbe dann ein visuell ein nicht so übersichtliches Bild.
     
  5. Böörni

    Böörni Ist fast schon zuhause hier

    Das klingt logisch und erleichtert mir das Verstehen.
     
  6. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ups, bitte nicht verwechseln:

    Haltebogen: Verlängert die aktuelle Note. Der Bogen steht immer zwischen zwei Noten gleicher Tonhöhe. Da wird einfach länger gehalten, OHNE Betonung
    Legato Bogen (Bindebogen): Die Noten werden ohne Anstoßen (gebunden) gespielt. Ein Bogen über Noten verschiedener Tonhöhe.
    Phrasierungsbogen: Der ganze Notenbereich unter dem Bogen gehört zu einer Phrase und darf nicht unterbrochen werden. Innerhalb der Phrase ist eine passende Betonung zu wählen. Geatmet wird da normalerweise nicht, weil das den Spielfluss unterbricht.

    Die beiden letzuten sind schwer optisch auseinander zu halten.
     
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  7. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Und ergänzend noch: Stehen unter einem Bindebogen zwei Noten gleicher Tonhöhe, wird die zweite leicht gestoßen, ohne, dass der Luftfluss unterbrochen wird!
     
  8. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Einverstanden.

    Mit der (wichtigen) späteren Klarstellung Haltebogen / Bindebogen ergibt sich aber die Besonderheit: eine typische Synkope ist, dass eine betonte Zählzeit durch einen Haltebogen vorgezogen wird, z.B. von der 1 auf die 4 im vorherigen Takt. Dadurch fällt die Betonung auf die 4, also den Beginn des Haltebogens. Um das zu lernen / zu üben, kann man anfangs die darauf folgende 1 auch noch mal etwas betonen. Möglicherweise war das der Grund für die Fragestellung.
     
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  9. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Eben, kommt schon "ein wenig" auf den musikalischen Zusammenhang an, so kann die 1 unter einem Bindebogen, durchaus (leicht) betont, als auch unbetont zu spielen sein.
    hinhören hilft.
     
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  10. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Das hat bisher noch keiner meiner Lehrer von mir verlangt. Ich höre das auch nicht, wenn ich mir zB ein Full Version Playalong an entsprechender Stelle anhöre.

    Aerophon
     
  11. Ottokarotto

    Ottokarotto Ist fast schon zuhause hier

    Da hat @Clownfisch aber einfach recht.... gleiche Noten unter einem großen Bindebogen werden leicht angestoßen, um zu verdeutlichen, daß es sich um mehrere Töne handelt.
    Da bisher noch keiner ein Beispiel gebracht hat, hier geschwind eines ohne Anspruch auf Kunst:
    Screenshot 2017-04-17 13.34.56.png
    die Töne g" Takt 2, Zählzeiten 2,3 und 4 werden leicht angestoßen. Das f" Takt 4/5 ist ein Bsp. für einen reinen Haltenbogen, das g" T.6/1 wird nicht angestoßen, da ebenfalls Haltebogen unter Bindebogen.
    Grüße und weiterhin schöne Ostertage!
     
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  12. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Ich war etwas verwirrt vor lauter Bögen. Ihr habt Recht.
     
  13. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Gegebenenfalls könnte man diesen Ton weil Takt Anfang, ein wenig betonen. Das ergibt sich aus dem Kontext. Wenn das ein flächiger Klang ist eher nicht. Wenn das Stück einen ausgeprägten Rhythmus hat, kann das Sinn machen.

    In dem Wikipedia Artikel sind die verschiedenen Bögen noch einmal alle zusammen. Im Handbuch zum Notensatz Programm Lilypond sind auch gute Beispiele. Da geht's zwar darum wie man das setzt, die erklärenden Texte sind aber auch so nützlich.
     
  14. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Schöner Artikel, aber es lohnt ein Blick an den linken Rand: Warum gibt es außer in Esperanto keine fremdsprachige Version davon?
    Weil das Konzept des Phrasierungsbogens außerhalb des deutschen Sprachraums komplett unbekannt ist.
    Ich habe das an der Musikhochschule genügend durchgekaut, trotzdem halte ich Phrasierungsbögen zum großen Teil für eine Chimäre, es sei denn, man hat ein von Hugo Riemann editiertes klassisches Musikstück vor sich.

    Gruß
    Joachim
     
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  15. Ottokarotto

    Ottokarotto Ist fast schon zuhause hier

    Dann müssen wir Phrasierungsbogen in Artikulation umbennen. m.W. ist Phrasierung eben nicht das Gleiche wie Artikulation - und warum sollten alle nicht-deutsch-sprachigen Musiker keine Artikulierung kennen?
    Freue mich über Aufklärung - will ja schließlich nicht "dumm" sterben.
     
  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Komplett unbekannt stimmt nicht, sonst würde Jacques Rizzo (Reading Jazz - The New Method for Learning to Read Written Jazz Music) die "Phrasierungsbögen" gar nicht erwähnen.

    "Long slurs in jazz are regarded as phrase marks and do not affect the articulation of the notes; that is, eighth notes are still legato tongued, quarter notes are played short etc."

    Im weiteren betont er, dass mit solchen Bögen versehene Passagen nicht anders gespielt werden als solche ohne Bögen. Solche "Phrasierungsbögen" sind also kurz gesagt völlig überflüssig - ich finde sie sogar störend. "Chimäre" hat was :)

    Ich kann aber nur für Jazz sprechen. Was solche Bögen woanders zeigen sollen, weiß ich nicht - (interessiert mich aber auch nicht ;-) ).
     
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  17. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Wahrscheinlich kann sonst niemand was mit "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" anfangen.:duck:

    Aber im Ernst: Das Beispiel zeigt auch schön, wie sich die Phrasierung aus dem Zusammenhang "von selbst" ergibt.

    LG Helmut
     
  18. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich muss zugeben, dass ich mich nicht erinnern kann, dass mir so ein Phrasierungsbogen jemals in Echt begegnet wäre. Ich bin aber Laie und habe noch nicht so viele Noten gesehen wie andere. Oder ich habe ihn dann mit einem Legato Bogen verwechselt. Meine Phrasen Betonung entweder ist gut ausgeschildert, offensichtlich, oder wird mir vom Kapellmeister vorgegeben. Der Umstand, dass man den Phrasierungsbogen leicht verwechseln kann, wenn es nicht offensichtlich ist - wodurch er aber wieder überflüssig ist, hat wohl dafür gesorgt, dass er sich nicht richtig durchgesetzt hat.

    Man kann damit aber Musikschüler im Unterricht schrecken. :alien:
     
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  19. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Da sind sie am richtigen Platz, Phrasierungsbögen sind typische Eintragungen, die man als Lehrer in Schülernoten schreibt.
    Dann besteht auch keine Verwechslungsgefahr.
    Hugo Riemanns Einführung derselben in die offizielle Notationslehre hat durchaus etwas Oberlehrerhaftes.
    Meine Kritik richtet sich dagegen, jeden längeren Legatobogen zu hinterfragen.
     
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  20. Woliko

    Woliko Ist fast schon zuhause hier

    Das könnte ein Beispiel sein:
    Phrasierungsbogen Beispiel.pdf
    Gruß
    Woliko
     

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