Eingespieltes Saxophon

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Jethro, 1.Mai.2008.

  1. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ja, wäre ja auch ein logischer Fehler.

    Das Problem bei den Esoterikern ist ja nicht einmal so sehr, dass sie ins Blaue hinein phantasieren, sondern dass sie resistent gegen jede gesicherte Erkenntnis sind. Ich nehme mal ein ziemlich willkürlich gewähltes Beispiel aus Rolands Horror-Liste: Die Bioresonanztherapie. "Kern der Methode ist es, "pathologische Schwingungen" mit Hilfe eines Gerätes zu "löschen". Da die behaupteten körpereigenen Schwingungen in Wirklichkeit jedoch nicht existieren, ist die Bioresonanztherapie eine Scheinbehandlung." (https://www.psiram.com/ge/index.php/Bioresonanz) Der Körper hat kein Magnetfeld. Punkt. Nützt aber nix.

    Kriminell wird so was für mich allerdings, wenn es um die Gesundheit oder gar Leben und Tod geht. Die Frau eines Freundes hätte fast ihr Kind nach der Entbindung (Hausgeburt natürlich!) verloren, weil die Hebamme auf die Gabe von Globuli bestand, obwohl das Kind schon völlig blau angelaufen war. Glücklicherweise haben die Eltern dann doch den Notarzt gerufen.

    Den Spruch mit dem "Verblasen" kenne ich auch. Ich glaube, der wurde vor allem verwendet, um unliebsame Probierer vom Instrument fernzuhalten. ;-) Das kennst Du vielleicht auch: Jemand wil mal Deine Klarinette probieren, nimmt sie in die Hand und muss dann zuerst mal die Mechanik von oben betrachten. Gleichzeitig geht aber das Mundstück samt Blatt in Richtung Pullover ... :oops:

    LG Helmut
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.Mai.2015
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  2. Rick

    Rick Experte

    Wenn es ums REPARIEREN geht, vertraue ich natürlich dem Sax-Doc.
    Wenn es aber ums SPIELEN geht bzw. um die Feststellung irgendwelcher Probleme am Sax, vertraue ich lieber mir selbst. Jeder Doc gibt mir ja nach der Überholung das Sax mit den Worten: "Meiner Ansicht nach ist es jetzt gut, aber spiel' du mal und sag', ob alles auch für dich so in Ordnung ist."

    Manche Schüler kamen nach der Reparatur zu mir und klagten, das Sax sei ja jetzt nach Aussage des Sax-Docs okay, aber sie kämen immer noch nicht damit klar. Dann habe ich es selbst angespielt und meistens festgestellt, dass tatsächlich irgendwo etwas noch nicht hundertprozentig stimmte. Noch mal zum Doc (der vorher schon zufrieden war), und dann war in der Regel die Sache erledigt.
    Also: Die Spieleigenschaften eines Horns beurteilt meistens ein Spieler am besten, nicht der Reparateur.

    ---------------------------------------------------------------

    Ahaaa, da kommen wir der Sache und damit wahrscheinlich dem Ursprung dieser These schon deutlich näher, denn HOLZinstrumente kann man tatsächlich "verblasen", besonders bekannt von Blockflöten und (meist männlichen) Anfängern.
    Hierbei geht es um feine Haarrisse im Material durch zu festes Reinpusten, wozu ja kleine Jungs gerne neigen. Dadurch verliert die Flöte (oder auch Klarinette) ihre optimale Klangfähigkeit, denn das gerissene Holz beeinflusst das Schwingungsverhalten der Luftsäule.

    Wie dem auch sei, mit dem "Einspielen" des Thread-Themas hat das rein gar nichts zu tun, denn so ein "verblasenes" Instrument ist praktisch ruiniert.
    Genau das ist aber bei einem vergleichsweise robusten Metallinstrument wie dem Saxofon meiner Ansicht nach nicht vorstellbar.

    Einspielen muss man es trotzdem, auch nach der Überholung:
    Damit die Polster eingerillt werden, sich die Filze und Korkteile eindrücken (danach wird oft eine kleine Nachjustierung der Mechanik nötig).

    Deshalb ist beispielsweise nach einem Vierteljahr das Horn des häufig musizierenden Profis besser spielbar (und klingend) als ein überhaupt nicht benutztes Instrument, denn die Mechanik ist inzwischen "eingespielt".
    Eine ganz einfache physikalische Erklärung. :cool:


    Gut Sax,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.Mai.2015
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  3. last

    last Guest

    ...des Pudels Kern - gewissermaßen.

    :thumbsup:lastvisitor
     
  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hängt weniger von der Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit der Personen ab als von deren Weltanschauung... und letztere wird von ersteren üblicherweise nicht beeinflusst, sondern eher umgekehrt.

    Nicht wirklich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Szientismus
    Natürlich nicht in dem Sinn, dass das der eigentliche Zweck der Wissenschaft wäre, aber bei den Wissenschaftsgläubigen gibt es bisweilen schon ziemlich religonshafte Ausformungen. Bis hin zu ihrem größten Missionar, Richard Dawkins.

    Zurück zum Thema:
    Ein "Gedächtnis" bei einem Sax wäre natürlich auch nur die Zusammenfassung der physischen Spuren, die der Gebrauch hinterlassen hat. Ob es solche geben kann und wo die zu finden wären, hat offenbar noch niemand genauer analysiert...
     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich kenne einen Fall, wo ein Saxophon, dass ich lange Jahre spielte, in den Händen des nächsten Besitzers zickig reagierte. Nun war das nicht überholt und die Erklärung war mir recht schnell klar: Ein länger gespieltes Instrument hat irgend wann Spiel in den Achsen. Drückt nun ein Spieler (besonders bei den Seitenklappen und Palmkeys) mit anderer Handhaltung und Richtung auf diese Tasten, so kann es passieren, dass die Klappe ein ganz klein bisschen schief aufsetzt. Bei starken Rillen in den Polstern hat man da schnell ein Leck.
    Mir fiel das auf, weil das Instrument in meinen Händen gleich wieder dicht zu sein schien. Das hatte aber eben weniger mit der Qualität der Spieler zu tun als mit mechanischen Feinheiten.
     
  6. Rick

    Rick Experte

    -- Off Topic --

    Sehr richtig, denn man sollte nie vergessen, dass unser naturwissenschaftliches Weltbild letztlich auch nur eine bestimmte philosophische Richtung ist, die meines Wissens maßgeblich von dem britischen Denker David Hume geprägt wurde, nämlich mit der Forderung, dass alle sinnlich erfassbaren Vorgänge so erklärt werden sollen, dass keine übernatürlichen Einflüsse ihre Hände im Spiel haben MÜSSEN.
    Das bedeutet ja im Umkehrschluss eben NICHT, dass es keine metaphysischen Mächte welcher Art auch immer GIBT, sondern nur, dass man sie in der Wissenschaft erst mal absichtlich und bewusst ignoriert.

    Musikalisch ausgedrückt:
    Ich benutze eine Pentatonik, weil die für mich gut funktioniert, doch daraus kann nicht gefolgert werden, ich könne nur diese fünf Töne spielen und keine anderen. ;)

    Wer behauptet, es existiere nichts außer der empirisch feststellbaren Welt, beschränkt damit sein Denken, hat sich für eine ganz bestimmte aller vorstellbaren Wirklichkeiten entschieden, also kann man durchaus dazu sagen, er GLAUBT. :cool:

    :topic:

    Viele Grüße,
    Rick
     
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  7. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ich verstehe nicht, was die Frage nach einem "Klanggedächtnis" mit Esoterik zu tun hat.

    Die Menschen haben Jahrtausende gebraucht um schon immer existierende Phänomene zu verstehen z.B. statische Ladung, Magnetismus, el. Strom, Radioaktivität. Warum wir heute glauben wir würden alles kennen, wissen oder erfassen können, ist mir ein Rätsel.
     
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  8. last

    last Guest

    Nur, dass das hier keiner getan hat. :)
    :)lastvisitor
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Na ja, ich schon. :D

    Aber bevor wir zu sehr ins Philosophische abgleiten: Ich mag gar nicht abstreiten, dass es so etwas wie ein "Klanggedächtnis" (oder auch "Wassergedächtnis") geben könnte, doch mir sind einfach die Hinweise darauf zu dünn.
    So etwas ist mir in 35 Jahren des Unterrichtens noch nicht einmal vorgekommen, und ich hatte schon viele Schüler mit gebrauchten Instrumenten aus den unterschiedlichsten Quellen.

    Wenn jemand, der eigentlich gut spielen konnte, mit einem neu erworbenen gebrauchten Horn plötzlich schlecht klang, dann lag das wie gesagt an Undichtigkeiten am Sax, die sich meistens reparieren ließen.
    Und auch Anfänger, die das Instrument eines tollen Spielers erworben hatten, klangen damit nicht automatisch besser als andere.

    Wir haben hier im Forum schon öfter festgestellt, dass der Saxkorpus für den Klang eine eher untergeordnete Rolle spielt (immer weitestgehendes Decken aller Klappen vorausgesetzt). Also kann sich so ein "Klanggedächtnis" bestenfalls marginal auswirken und nicht den von Bernd berichteten "grausligen" Sound verursachen - nach aller meiner Erfahrung.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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  10. last

    last Guest

    upps - hab ich gar nicht gemerkt :D

    liebe grüße
    lastvisitor
     
  11. rbur

    rbur Mod

    wenn die Argumente gut sind, braucht man sie nicht zu ändern ...
     
  12. rbur

    rbur Mod

    Meine Religion verteidige ich aber mit anderen Argumenten als meine Wissenschaft.
     
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  13. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Das sind alles Phänomene, die als solche bekannt und jederzeit gut beobachtbar waren. Oder nimm das Licht, da ist es noch deutlicher. Man kannte schon immer das Licht, aber noch im 19. Jahrhundert konnte man nicht erklären, worum es sich dabei handelt (elektromagnetische Wellen).

    Das ist bei Sachen, die ich zur Esoterik rechne anders. Da sind nämlich schon die Phänomene als solche gar nicht reproduzierbar, bzw. gibt es nur unüberprüfbare Einzelbeobachtungen. Bernds Beispiel ist genau so eine Einzelbeobachtung. Man müsste das schon systematisch reproduzieren können, um überhaupt erst einmal feststellen zu können, dass es so etwas wie ein Klanggedächtnis gibt. Das hat überhaupt noch nichts mit einer wissenschaftlichen Erklärung des Phönomens zu tun.

    Das ist so ein Punkt, den ich bei solchen Diskussionen immer wieder erlebe. Auf den Einwand, dass das Phänomen gar nicht reproduzierbar sei kommt der Gegeneinwand, dass es viele Dinge gebe, die man wissenschaftlich nicht erklären könne. Darum geht es aber nicht, sondern nur um das simple: Zeig mir mal - im weitesten Sinn - dein Phänomen. Beliebt ist diese "Argumentation" auch bei Verfechtern der Homöopathie, die auf die Forderung eines Wirksamkeitsnachweises auf "noch nicht erklärt" ausweichen.

    LG Helmut
     
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  14. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

  15. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Genau. Ich habe schon immer gewusst, dass die Welt eine Scheibe ist und die Kinder der Klapperstorch bringt.

    :angelic:

    LG
    Paedda
     
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  16. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Also Radioaktivität und Magnetismus würde ich nicht dazu zählen. Der springende Punkt ist für mich, dass der Mensch keine Möglichkeit der direkten Wahrnehmung hat, gilt z.B. auch für Ultraschall.
     
  17. DiMaDo

    DiMaDo Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab 2 Kameras Canon 5D Mk II. Im Abstand von 2 Wochen gekauft. Millterweile habe die schon ein paar Jahre auf der Uhr.
    Die eine benutze ich NUR zum Filmen, die andere zum Filmen UND Photografieren. Daher habe ich sie 100 mal häufiger in der Hand als die andere.
    Dadurch ist sie viel abgegrabbelter als die andere, alle Mikro-Eckchen sind rundgeschliffen, das Ding fühlt sich einfach viel sahniger an als die andere.
    Vielleicht geht es auch mit einer Kanne so. Die Perlmutt-Einsätze sind rundgeschliffen, keine Ecken und Grate sind zu fühlen, die Kanne FÜHLT sich einfach besser an. Und da impliziert man schnell das sie auch besser klingt. Ob sich das in einem Doppel-Blindtest bewahrheitet sei dahingestellt...

    Just my 2 ct.
     
  18. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Genau so sehe ich das auch. Wir leben alle auf dem selben Planeten. Jedoch lebt jeder in seiner ganz individuellen Welt, die er sich durch seine Wahrnehmungen, Vorstellungen, Glaubenssätze, Bewertungen etc. erschaffen hat.

    Wenn nun eine These zur Diskussion steht, die nicht ins eigene Weltbild passt, hat nun jeder mindestens 4 Möglichkeiten.

    1. Er lehnt sie als Quatsch ab. Obwohl er nicht beweisen kann, dass sie Quatsch ist.
    2. Er glaubt sie, obwohl er sie nicht beweisen kann, weil sie in seine Vorstellungswelt passt.
    3. Er hält den Wahrheitsgehalt für möglich, aber nicht für sicher.
    4. Er hält den Wahrheitsgehalt für wahrscheinlich, aber nicht für sicher.

    Ich tendiere meist zu Möglichkeit 3. Denn mit dieser Möglichkeit schränke ich meinen zukünftigen Erfahrungshorizont nicht künstlich ein und bleibe offen für neue Erkenntnisse. Ich muss meist auch gar nicht wissen, ob die These stimmt oder nicht. Denn meist hat meine Einschätzung keinerlei Konsequenzen für mich.

    Wenn nun so ein Saxdoc die These vertritt, ein Saxophon könne so etwas wie ein "Klanggedächtnis" entwickeln, halte ich zumindest für möglich und tue es nicht gleich als baren Unsinn ab, nur weil ich es mir nicht vorstellen kann. (Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.....)

    Bis ich den ersten schwarzen Schwan gesehen habe, konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass es schwarze Schwäne gibt.

    Wenn wir schon beim Glauben sind: Angenommen, es gibt 100 verschiedene Glaubensrichtungen. Dann müssen mindestens 99 davon falsch sein.
    Und die Geschichte lehrt uns, dass allein wegen des Glaubens - also ohne irgendwelchen wie auch immer gearteten Beweis - viel Blut geflossen ist.

    Blut fließt glücklicherweise während der Diskussion in einem Forum nicht (glaube ich zumindest :) )

    LG Bernd
     
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  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Mit dem Wahrheitsgehalt ist das so eine Sache. Wahrheit ist lediglich das, worauf wir uns vorher einigten. Sie ist redundant.
     
  20. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    @ppue: Meinst Du redundant im Sinne von Freges Redundanztheorie der Wahrheit?
     
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