Wie lange noch?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von abraxasbabu, 23.Oktober.2011.

  1. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Da bin ich nicht so sicher, denn das ist ja im Grunde das was ich versuche auszudrücken anhand eines krassen geht/geht nicht Beispiels. Wir können lernen mit unserer Zunge alle möglichen akustischen Kunststücke aufzuführen. Dazu ist Feinmotorik und eine Menge Gehirn Akrobatik nötig. Trotz der Tatsache, das unser Gehirn "alles kann wenn es nur will" kann es sich über die Beschränkung eben dieser fehlenden "Anlage" nicht hinweg setzen. Das zugehörige Bewegungsprogramm ist in der vom Bewusstsein steuerbaren Hardware nicht angelegt und kann auch nicht so einfach nachgerüstet werden.

    Hier läuft das die Maschine offenbar an eine unüberwindliche Mauer. Man könnte nun argumentieren, dass das eine extreme Ausnahme ist und das ansonsten in der Verarbeitung von Bewegungsprogrammen im Gehirn alles glatt und rund läuft. ICH gehe eher davon aus, dass es viele solche Stolpersteine gibt. Größere und kleinere, die zwischen dem Wunsch eine koordinierte Handlung auszuführen und dem Ergebnis liegen können. Diese sind bei jedem individuell und eben mehr oder weniger zufällig verteilt und die allermeisten stecken nicht so prominent den Kopf heraus dass man es gleich sieht, sondern wirken subtil. Die motorische Fein Koordination ist ja nur ein Bereich. Die Verarbeitung von Sinnes Eindrücken, die Bewertung von Erinnerungen oder soziale Interaktion. Für all das gibt es einen Satz fertiger Programme, die von unserem flexiblen Gehirn individuell angepasst werden. Aber möglicherweise haben einige dabei, um bei der Analogie zu bleiben, eben 100 Beine, andere nur 80 oder 120.

    Bei jeder einzelnen dieser Leistungen gibt es welche die das besser und leichter können als andere und auch welche die das so unterdurchschnittlich können, dass wir dafür sogar Namen im medizinischen Handbuch haben und von denen wir hoffen, dass sie nach einer langen und intensiven Unterstützung zumindest nicht mehr gefährlich für sich und ihre Umwelt sind. Das Gehirn ist schließlich lernfähig.

    Und selbstverständlich gibt es Einbeinige und jeder versteht sofort, dass er im Wettlauf mit einem Zweibeinigen einen erheblichen Nachteil zu kompensieren hat. Na und? Darf man das thematisieren oder muss man den armen Kerl nur mehr fördern und ihm erklären, er übt zu wenig oder nach der falschen Methode? Oskar Pistorius hat's ja auch geschafft.

    So etwas passiert, wenn man anfängt eigentlich neutrale Feststellungen in Werte Skalen zu pressen. Das sagt aber nichts über die beobachteten Dinge aus, sondern über die Beobachter.

    Ich halte mich gegenüber beispielsweise einem Schimpansen in kultureller Hinsicht für weiter entwickelt. Ich kann Dinge die der nicht kann und auch nicht lernen kann. Das macht mich für bestimmte Aufgaben geeigneter = besser = überlegen. Fühle ich mich deshalb wertvoller? Nein. Im Klettern oder Armdrücken würde ich sehr wahrscheinlich eine schlechte Figur abgeben. Ich kenne viele Leute die vieles besser können als ich und das bei weitem besser als ich in meinem Leben noch lernen könnte. Macht mich das zu einem minderwertigen Menschen? Nein!

    Die Frage ob verschiedene Krebsarten einen angeborenen Risikofaktor haben darf man stellen. Man darf auch untersuchen, ob Zuckerkrankheit in Familien gehäuft vorkommt, oder Herz Krankheiten. Die gleiche Frage das Gehirn betreffend darf man eventuell noch untersuchen ob Epilepsie oder Alzheimer erblich oder gar ansteckend wären, aber nicht mehr ob Musikalität eine angeborene oder sogar auch erbliche Komponente hat? Oder "Intelligenz" (bitte jetzt nicht auf dem Begriff herum reiten, ich weiß das ist ein schwammiger)?

    Und es gibt Menschen mit Inselbegabungen. Wieso darf man den Begriff hier anwenden? Also GIBT es Begabungen, man darf sie aber nur so nennen, wenn sie ein gewisses Maß überschreitet? Gerade die haben aber meist ganz gehörige Defizite auf anderen Gebieten. Deren Gehirn scheint schon sehr spezifisch auf eine Aufgabe hin optimiert.

    Ich glaube letztendlich sind das nur extreme Beispiele angeborener Prädisposition +/- individueller Anpassungsbreite. Die meisten schwimmen im allgemeinen Mittelfeld mit großer Anpassungsbreite in jede Richtung, wo die ganze Diskussion unerheblich ist und die "Du kannst alles lernen" Einstellung auch einen Sinn ergibt. Einige sind weiter weg vom Durchschnitt wodurch eine Begabung in die eine oder andere Richtung erkennbar wird (oder auch ein Defizit) und einige wenige sind ganz extreme Ausreißer. Davon bin ich überzeugt, auch wenn ich die braune Ideologie für gequirlte Sch... halte.

    Menschen SIND verschieden.
     
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    "Das Leben ist vergänglich." hat für mich auch einen anderen Sinn, je nachdem ob das ein Zen-Philosoph sagt oder Josef Stalin. :)

    Grüße
    Roland
     
    CBlues, bebob99 und Rick gefällt das.
  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Und genau das ist oft Unsinn. Ich brachte das Beispiel schon, vor einigen Jahren hielt man es für körperlich unmöglich 100 Meter unter einer bestimmten Zeit zu rennen, entsprechend tat es auch einige Zeit keiner und plötzlich schaffte es Jemand, der daran geglaubt hat, daß man es schaffen kann und nachdem er es geschafft hatte, folgten darauf weitere Menschen und es war gar nicht mehr so ungewöhnlich. Wir bauen uns zu schnell Mauern in den eigenen Köpfen und lassen uns zu schnell irgendwelchen Mist einreden. Wie oft habe ich bei Kollegen erlebt, daß ihnen Dozenten in der Uni jedes Talent abgesprochen haben und später waren das dann aber Musiker, die tolle Musik gemacht haben und ihr Instrument erstklassig spielen konnten.......
    Klar gibt es unterschiedliche Begabungen aber es gibt keine klaren Grenzen wo sie anfangen, wie sie auszusehen haben und wie die sich äussern. Der eine spielt besser vom Blatt, der andere prägt sich schneller eine Melodie ein, ein anderer hört besser, wieder ein anderer spielt extrem gut intuitiv, kommt aber mit Noten nicht klar. Musikalische Begabungen sind manigfaltig und äussern sich nicht immer gleich und in allen Bereichen gleich stark. Es gibt eine allumfassende musikalische Begabung, die alle Bereiche gleichermassen umfasst, so gut wie nie. Was man beobachten kann ist aber, daß vieles in der Kindheit bereits vorbereitet wird. Ich kann z.B. oft erkennen an der Motorik von Kindern, ob Eltern mit ihren Kindern gebastelt haben oder nicht. Leute, wo in den Familien viel gesungen wurde und die Kinder begeistert mitgesungen haben haben öfters ein anderes Ohr für Melodien und Kinder, die viel mit Tanz und Trommeln aufgewachsen sind haben oft eine anders ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Das kann man dann aber nicht als Talent bezeichnen oder zumindest wurde das dann nicht genetisch erworben.
    Ich erlebte in der Uni beim Bodypercussionkurs Studienkollegen, die mit den Rhythmen und der Körperkoordination gar nicht klar kamen und trotzdem erstklassige Musiker sind und erfolgreich als solche tätig sind. Hätten die dann lieber aufhören sollen?
    Wie Talent und das Hirn funktioniert ist so wenig bis jetzt erforscht und lässt so viele Fragen offen, da ist es müssig sich wegen so einem Begriff verrückt zu machen.
    Ich kenne Leute, die konnten während der Schulzeit mit Mathe nichts anfangen, nach der Schule entdeckten die Mathe für sich neu und krochen da tiefer rein und hatten plötzlich einen Mordsspaß auch an komplizierten Rechnungen, die sie vorher in der Schule gehasst haben.

    Das Thema Inselbegabung zeigt primär wie wenig wir über das Hirn und die Leistungsfähigkeit wissen.

    Ich glaube man muss aufpassen, daß man sich durch Begriffe wie Talent und Begabung nicht selber ein Bein stellt und sich nicht jeden Abend ein weiteres Brett vor den Kopf hämmert, denn eines Morgends kommt man dann nicht mehr hoch. Ich habe als Lehrer festgestellt, Begabungen können (müssen aber nicht) einen Unterschied machen beim Musizieren bzw. Erlernen eines Instruments aber was eindeutig wirklich einen Unterschied macht, ist ob geübt wird oder nicht und was geübt wird.

    Sicherlich in allen Belangen, auch beim Fingerabdruck aber auch das macht den einen nicht automatisch erfolgreicher oder stellt ihn in eine bessere Position ein Instrument zu Lernen.

    LG Saxhornet
     
    hanssax und Viper gefällt das.
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