Improvisation – Anfänger finden Hilfe: Theorie, Harmonielehre und Analyse

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von peterwespi, 9.Februar.2016.

  1. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Schönes Beispiel. Die Gäste sind Menschen aus Absurdistan, und können nur dieses eine Wort in deutsch: "Überraschungsparty".

    Nun bist Du der Sprache der Absurdistaner leider nicht mächtig und beginnst eine Rede auf deutsch. Und die verstehen kein Wort von dem, was Du sagst.

    So ist das auch beim Improvisieren. Wenn Du den Wortschatz - sprich: die harmonischen Zusammenhänge nicht beherrscht, wird einfach nur unverständliches Zeugs dabei rauskommen.

    Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass Du bei Deinen Improvisationen harmonische Zusammenhänge bedienst. Vielleicht unbewusst. Weil sie Dir geläufig sind, ohne dass Du vielleicht ihre Regeln kennst. Weil Du vielleicht durch Jahre langes try and error herausgefunden hast, welche Töne zu den Akkorden, die Du hörst, passen.

    Interessant in dem Zusammenhang fand ich eine Aussage von Torsten Skringer während eines kurzen workshops (ca. 2 Stunden)
    Er sagt, dass jeder Profi hunderte einstudierte Licks in allen Tonarten abrufbereit im Kopf hat. Wie Satzbausteine im Schreibprogramm.

    LG Bernd
     
    saxhornet gefällt das.
  2. Zebra777

    Zebra777 Ist fast schon zuhause hier

    Reine Improvisation kann sich nicht an Gesetzmäßigkeiten halten... sonst wäre es ja nicht improvisiert, sondern zusammengesetzt aus vorgegebenen Gesetzmäßigkeiten,
    also wieder in ein Korsett gepresst. Ich bin nur ein nichtswissender Laie, aber ich denke so oder so ähnlich läuft Free-Jazz.

    Ansonsten läuft Improvisation, wie mit Legosteinen spielen :D
    Vorgegebene Gesetzmäßigkeiten (Akkordfolgen, Stufen usw.) werden bunt zusammengewürfelt. So dass ein Legohaus daraus entsteht. Bei klassischem Jazz wird es wohl
    eher ein schniekes, gerades, gleichfarbiges Legohaus >>> je nach Musiker >>> bei Free-Jazz mehr eine surrealistische Ruine aus bunten Steinen... die auch schön sein kann :)

    Ich tue mich schwer mit diesen Gesetzmäßigkeiten, habe aber jetzt einen sehr guten Lehrer im Forum gefunden, der (bis jetzt) die Nerven hat, es mir beizubringen.

    Bisher habe ich Songs immer nur ohne Improvisation gespielt. Nur das Thema. Das dann aber auswendig, damit ich mich mehr auf den Sound konzentrieren kann.
    Aber ein Saxophonist ohne Improvisatioskenntnisse... ist wie ein einbeiniger Frußballer...
     
  3. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    für mich ist es wahnsinnig schwer das zu hören. Bei dem Harmoniekurs habe ich da immer total danebengelegen. Vielleicht sind die Dinger am Kopf nicht mehr gut oder lassen nichts durch oder sind gewohnt alles durchzulassen, weil sie soviel Müll abbekommen :(
     
  4. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    so würde ich das nicht sagen - ein Jazzer ja, aber ein Saxophonist - nein.
     
  5. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Nu mal wat provokantes von mir.
    Der Anfänger der bei dem was hier in dem Tread zugange geschrieben wird tatsächlich musikalische Theorie erlernt ist absolut prädestiniert für einen Nobelpreis!
    Auf die Relativitätstheorie zukommen muß dagegen ein Klacks gewesen sein!;)

    Viele amüsierte Grüße Ralf
     
    saxokuller, a.g. und Zebra777 gefällt das.
  6. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    @flar: weiß nicht, mir hats schon sehr geholfen. Frage ist dann wohl wie definiert (sich ein) "Anfänger".
    Gruß Hans
     
  7. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Stimme Dir zu.
    Je "diffuser" manche Dinge - zum Teil auch falsch - erklärt werden, desto verwirrender kann es für den Anfänger werden.

    Ein Lehrer wäre für manche(n) sicher sehr hilfreich.

    LG Bernd
     
  8. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Viele Köche verderben den Brei. Die Frage, die abraxasbabu gestellt hat, wurde meinem Stand nach nicht richtig erklärt, deshalb auch meine Gegendarstellung. Für so einen Thread muss man sich halt auch einig sein.
     
    bluefrog und Bernd gefällt das.
  9. flar

    flar Guest

    Moin, moin @Bernd


    Für so etwas bin ich gut, habe ich gerade gestern in dem Tread gemacht aus dem dieser hervor gegangen ist!:(
    Zum Glück hat @saxhornet meinen Denkfehler bemerkt und berichtigt. :danke:
    Ist also wohl kein größerer Schaden entstanden!:happy:


    Ich sehe Dich schon in Oslo!;)

    Viele Grüße Ralf
     
    Bernd gefällt das.
  10. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Jein. Free Jazz bedeutet für mich: ich setzte mir den äußeren Rahmen - Korsett hat bei mir eine negative Konnotation - selbst. Ich bestimme das, und nicht Tradition, ein Blatt Papier oder Herr Adorno.

    Hm, das kann man trainieren. Ich habe damals extra einem Musikstudenten (Gesang) mal für 6 Monate oder so meinen Atari ST geliehen, weil er sich mithilfe eines Gehörbildungsprogramm auf die Prüfung vorbereitete. Mit Erfolg.

    Ich habe immer einen Analysator im Hinterkopf laufen und weiß normalerweise, was gerade so harmonisch in der Musik passiert. Immer.

    Grüße
    Roland
     
  11. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    zum Friedensnobelpreis...
     
  12. murofnohp

    murofnohp Ist fast schon zuhause hier

    @flar: besser als in Stockholm :)
     
  13. Isachar

    Isachar Guest

    KUS und bernd,

    selbstverständlich setzt improvisieren gewisse fähigkeiten vorraus, sonst geht das ja garnicht !

    wenn aber gäste aus absurdistan meine rede zur überraschungsparty nicht verstehen, weil sie kein wort deutsch sprechen, dann merken sie wohl an gestik und tonfall, was ich gerade sage und freuen sich trotzdem.

    wenn ich aber zu der rede einen zettel voller vokabeln aus der tasche zaubere - analog zu akkorden oder noten - dann würden die sich wahrscheinlich wundern, wieso ich auf diese weise vorbereitet bin und die überraschungsparty vorhergesehen habe.

    es geht mir ja auch nicht darum, sich kein theoretisches wissen anzueignen, man wäre ja schön blöd, wenn man das verweigern täte, sondern darum, wie man damit umgeht.

    wenn ich vor einer impro erst kopfweh bekomme, weil mich die vielen akkordsymbole mental blockieren und ich darüber erst grübeln muß, dann ist es in meinen augen eben keine reine impro mehr sondern, wie ich schon schrieb, eher das freie spielen nach vorgabe.

    das ist ein bißchen wie malen nach zahlen, nur daß man sich die farben frei aussuchen darf.
    eine improvisation ist nach meinem verstand jedoch frei aus der hüfte geschossen -eben spontan.

    grüßle

    isach
     
  14. EstherGe

    EstherGe Ist fast schon zuhause hier

    wenn man alleine spielt, dann würde ich dir vollkommen Recht geben - tut man aber nicht. Daher hat die Freiheit (wie auch im richtigen Leben) Grenzen. Und diese sind durch die Akkorde gesetzt, damit dann irgendwie nicht nur Chaos sonder auch Musik dabei raus kommt. Daher muss man schon wissen, in welchem Rahmen sich bewegen kann.
    Malen nach Zahlen wäre, wenn man vorgegebene Tonfolgen abruft - nur wenn ich noch nicht malen kann, dann hilft es ersteinmal zu einem gewissen Erfolg zu kommen.
     
  15. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Da manifestiert sich bei dir eine Vorstellung von Improvisation, die sich nicht ganz mit der Jazz-Improvisation deckt. Der häufigste Irrglaube unter Laien ist, dass im Jazz alles geht und alles erlaubt ist. Es darf und soll ja immer ein bisschen schräg klingen.
    Beschäftigt man sich mit der Materie, dann stößt man auf einen soliden Unterbau aus Analyse und Theorie. Wenn dir jemand ein Akkordsymbol, z.B. Cmaj hinschreibt, dann sollte man das nicht ignorieren und sich z.B. über die Eb-Pentatonik herantasten. Hier wollte jemand sagen, dass eine Durtonleiter erstmal die konfliktfreieste Variante ist, darüber Töne zu spielen. Jazzig wird es, wenn man bewusst und gezielt aus dem, was "erlaubt/vorgegeben" ist, heraustritt. Das aber dann aber schon der zweite oder dritte Schritt, den man als Anfänger erstmal noch ein bisschen aufschieben kann.

    Malen nach Zahlen ist eine etwas süffisante Übertreibung dessen, was beim Improvisieren abläuft. Natürlich kann ich mir aussuchen, was ich spiele, sofern ich technisch auch dazu in der Lage bin, das umzusetzen. Es muss aber zu dem passen, was drum herum abläuft. Dazu braucht es dann die Auseinandersetzung mit den Harmonien eines Stückes.
    Niemand sagt, dass die Konzepte dafür ganz einfach wären. Eine Blockade bzw. Verweigerungshaltung bringt aber nichts. Auch nicht, wenn man sich dann schönredet, dass es dann ja so viel freier (und besser) ist.
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Die III ist weit häufiger als Tonikagegenklang im Gebrauch als als Dominantparallele.

    LG SAxhornet
     
    a.g. gefällt das.
  17. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin davon überzeugt, dass Du da im gewissem Maße einem Trugschluss aufsitzt.

    Du gehst nie völlig frei an eine Impro ran. Du wirst wahrscheinlich, Dir das Stück mehrere Male anhören, Dich inspirieren lassen, dann zu Horn greifen und beim nächsten Chorus Deine Ideen spielen. Deine Art der Vorbereitung. Andere gehen hin und schauen sich anhand der Akkorde an, welches Notenmaterial sie spielen können. Eine andere Art der Vorbereitung. Unvorbereitet im Sinne von spontan ohne irgendeine Vorbereitung geht m.M. niemand in eine Impro.

    Wahrscheinlich macht's die Mischung aus A und B.

    Da ich ein etwas kopflastiger Mensch bin und besser lesen als hören kann, zähle ich mich eher zu Typ B.

    LG Kai
     
    EstherGe gefällt das.
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nein. So werden in der Theorie nirgends die Töne eines Akkords bezeichnet, das erfolgt dann in arabischen Zahlen aber nicht in römischen.

    LG Saxhornet
     
    a.g. gefällt das.
  19. saxhornet

    saxhornet Experte

    Als Changes bezeichnet man Akkordfolgen im Jazz und Pop. Eine Kadenz ist eine Akkordfolge die am Ende eines Songs oder eines Songabschnitts normalerweise kommt und zur Tonika zurückführen kann aber nicht muss.
    II V I sind Changes und gleichzeitig auch eine Kadenz. Als Quintfall bezeichnet man wenn der nächste Ton eine Quinte tiefer ist, das haben wir z.B. bei Akkordfolgen wie der II V I am Beispiel in C Dur
    Dm7 G7 Cmaj7, von D zu G Quinte abwärts, von G zu C Quinte abwärts.

    LG Saxhornet
     
  20. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich würde das nicht als Höhepunkt bezeichnen sondern nur als anderen Spannungsgrad als bei der Tonika, das trifft es eher, denn die wenigsten werden die Dominanten als Höhepunkte hören.

    LG Saxhornet
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden