Beat mit dem Fuß

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Anett 78, 21.April.2016.

  1. gargamel141

    gargamel141 Ist fast schon zuhause hier

    Ich zähle auch mit den "Fingerchen" :D
    @Florentin
    Das Aufteilen der Takte bei längeren Pausen orientierend am Verlauf des Stückes ist ein guter Tipp, danke !
    Das Repertoire des Musikvereins hat nämlich ein paar Stücke dieser Art, bei dem ich als Tenorsax mehrfach Pausen habe.
    Als Neuling, der dann diese Stücke in der Probe zum ersten mal mitspielt bzw. kennen lernt, komme ich dann ganz schön ins schwimmen :eek:
    LG
    Alice
     
  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Wir sprechen über drei verschiedene Dinge, den Groove, das eigene, hoffentlich sichere Tempo und das Zählen von Pausen.

    Ich fange mal hinten an:

    Pausen zu zählen, wie auch immer, ist natürlich richtig. Noch besser wäre es, die Komposition verstanden zu haben. Dazu hat Florentin einen guten Ansatz: Er orientiert sich an den anderen Stimmen, schreibt sich deren Linien in die Noten ein. Nachteil: Wenn die vor ihm spielenden Stimmen falsch einsetzen, fliegt er mit raus. Also ist auch da immer noch Kontrolle angesagt.
    Das Einteilen in musikalische Einheiten ist auch sinnvoll, also das Markieren von Gruppen von vier oder acht Takten.
    Hat man sich markante Phrasen und Punkte aus der Partitur in die eigenen Noten übertragen, dann kann man das Musikstück wesentlich besser mit der gesamten Truppe erleben und sitzt nicht da, wie ein Maschinchen, das nach 7 1/2 Takten plötzlich anspringt.

    Das eigene sichere Tempo, sichere Einsätze auf den Punkt gehen nur, wenn man die Musik auch während der Pausen weiter durchlebt. Das Anhängen an andere geht nicht. In der Regel müssen alle das Tempo machen. Neben dem unabdingbaren sicheren Rhythmusgefühl muss man den Groove der Band mitfühlen. Neben den Mitspielern, die gerne mal etwas "hängen" gibt es auch solche, die das Metrum wacker mit dem Fuss klopfen, dabei aber gar nicht merken, dass sie "abhauen" und zu früh spielen.

    Bestenfalls also herrscht eine ständige feine Abstimmung zwischen dem eigenen Tempogefühl und dem der Gruppe. Ganz wichtig dafür ist der Kontakt, den man zu seinen Mitspielern hat. Je mehr man an den Noten klebt, desto schlechter ist der. Aber auch, wenn man in die Noten schaut, nimmt man die Bewegungen der Mitspieler wahr.

    Hier ein Streichquartett. Es dirigiert sich selber alleine durch die Körperbewegung. Es braucht keinen Einzähler. Der Beginn ist eindeutig durch eine Körperbewegung festgelegt, die Ritardandi sind wie aus einem Guss, ganz ohne Dirigenten. Die Pausen werden nicht gezählt, sondern ergeben sich aus dem musikalischen Sinn des Stückes.



    Bei denen grooved der ganze Körper und jeder vermittelt den anderen körperlich, wo er gerade ist.
     
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  3. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @ppue


    Schönes Beispiel. Ich hab' noch eins mit Saxophonen:



    Einige hier kennen ja die Truppe....;)

    CzG

    Dreas
     
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  4. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    bei beispielen wie "ein streichquartett" oder "ein saxophonquartett" usw. könnte mensch höflicherweise noch erwähnen, daß diese nach einem oder bereits während eines musikstudiums und jahrelanger vorheriger entsprechender tätigkeit, locker 10 jahre REGELMÄSSIG und ZUSAMMEN geübt haben...

    auch staatlich oder durch finanzreserven nicht alimentierte musiker_innen können das schaffen. ich würde in brasilien suchen, um nicht immer us - amerikanische beispiele zu bemühen...

    oh weh das ü - wort !!!

    :-D
     
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  5. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Genau das meine ich auch - langsam kommen wir der Sache näher :)
     
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  6. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Es ging nicht darum, sich das Mitzählen zu sparen. Sondern darum, es musikalisch zu strukturieren, zu vereinfachen und mit anderen Ereignissen abzusichern. Dadurch wird es viel entkrampfter.
     
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  7. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wenn man ein Orchesterstück intensiv genug geprobt hat, kennt man die Musik als Ganzes und nicht nur die eigene Stimme. Das kann man z.B. feststellen, wenn man zu Hause mental übt (also ohne Instrument, nur anhand der eigenen Noten im Geist durchspielt) - was übrigens fast so anstrengend ist wie das "richtige" Üben. Dann "hört" man nämlich mental auch die anderen Stimmen. Faszinierend.

    Kontrolle, absolut. Aber man weiss wenigstens, was zu erwarten war.

    Anekdote kürzlich aus unserer Big Band: Der Sänger übersprang beim Auftritt irrtümlicherweise 4 Takte. Das hatten zwar alle sofort gemerkt, aber ganz kurze Zeit spürte man eine gewisse Ratlosigkeit: wird sich (a) der Sänger nach der Band richten, oder (b) die Band nach dem Sänger? Nach weniger als 2 Takten waren alle wieder beisammen, mit Lösung (b). Der Sänger hats erst hinterher erfahren ...
     
  8. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin

    @ppue hat es schon angesprochen. Es gibt verschiedene Ebenen, vom Beat bis zum Groove, um es mal so zu nennen.
    Ich möchte mal nur einen Aspekt hier beleuchten, den des Zusammenspiels in einer Band.

    Es ist keineswegs so, dass der Schlagzeuger den Beat bestimmt und alle anderen richten sich danach, auch tut dies nicht die sogenannte Rhythmusgruppe. Alle sind am Rhythmus beteiligt und im besten Falle groovt es dann wirklich. Dazu sind natürlich bei jedem der einzelnen Bandmitglieder bestimmte Basics die Voraussetzung, die hier auch alle schon besprochen wurden.

    Wie das Zusammenspiel grundsätzlich funktioniert ist mir so richtig klar geworden, als ich zu einem Stück die Kuhglocke spielen sollte. Und dann noch bei einem rhythmisch überschaubaren Rockstück. Einfach knallhart bei jeder 1/4 drauf hauen. Klingt einfach, aber der Teufel liegt im Detail.

    Man könnte meinen, ich müsste nun wie ein Metronom die Glocke bedienen, im absolut genauen Zählmaß schlagen, oder mich immer am Drummer orientieren, der das Ganze ja vorgibt. Weit gefehlt.

    Es ist eine unglaubliche Konzentrationsarbeit, jeden Schlag, genau und präzise mit allen anderen Musikern zusammen zu spielen. Ganz genau hinzuhören, kleinste Verschiebungen zu spüren, und das eigene Spiel so anzupassen, dass wieder alles stimmt. Denn, das Ergebnis hört man genau nach jedem Schlag erst. Der hatte gestimmt, oder eben nicht.

    Da habe ich gelernt, wie schwierig das ist, wie anspruchsvoll selbst so ein einfaches perkussives Instrument sein kann, und wie sehr das Ergebnis davon abhängt, das Jeder wirklich auf Jeden hört, und das permanent und dauernd. Und nur dann kann Musik überhaupt grooven.
    Und wenn ich das schon nur mit großen Schwierigkeiten bei einer Kuhglocke hinbekomme, wie anspruchsvoll ist es dann erst mit dem Saxophon.

    Gruß,
    Otfried
     
  9. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    @xcielo

    Unser Drummer sagt auch immer wieder "Ihr seid nicht im Tempo geblieben, ich konnt's aber auffangen".

    CzG

    Dreas
     
  10. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Man achte hier auf die kleine Dame mit der Triangel - mal stimmts - mal nicht - genau wie Otfried sagt:
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Aber schön, wie die Flötenkinder sich ihre Phrasen optisch zureichen.
     
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  12. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Das haben sie bestimmt gelernt - die weniger junge Dame am Klavier weiss bestimmt wies geht :) Aber macht nix - man muss ja mal anfangen
     
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  13. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Hier ein eher abschreckendes Beispiel für "antrainiertes" Miteinanderspiel:

     
  14. Ginos

    Ginos Strebt nach Höherem

    ...
    .... ich finde das keineswegs abschreckend.... im Gegenteil..
     
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  15. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    @Rubax: Danke für den Link. man kann deutlich erkennen, dass die Kids nicht synchron mit den Köpfen nicken. Man kann aber auch hören, dass sie sehr gut synchron spielen.
    Bestätigt das, was mir ein Orchesterleiter einmal gesagt hat: Wenn Du bei einem Orchester auf die Füße schaust, wirst Du beobachten, dass die meisten zwar im Takt spielen, die Füße jedoch ihren ganz eigenen Takt klopfen :)

    LG Bernd
     
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  16. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Warum finde ich das Video aus Nordkorea abschreckend?

    Für mich kommt nicht rüber das die Kinder Spass haben.
    Sie nicken einander zu weil es Ihnen antrainiert wurde - ich bin geneigt von Drill zu sprechen.

    Das Video aus Russland mag weniger perfekt sein - aber hier merkt man die Freude - die Übergabe der Phrasen zwischen den Flötisten ist auch antrainiert - aber sie gucken einander richtig an und leben es.

    Aber jeder mag eine eigene - andere - Wahrnehmung haben.
     
  17. riona

    riona Ist fast schon zuhause hier

    Dein Kommentar ist zwar schon etwas aelter, aber ich bin gerade ueberrascht das so zu lesen - ich bin sehr analytisch/mathematisch und mache das genauso wie deine Schueler die du da benennst. Bin gerade dabei mich umzugewoehnen. Faellt mir nicht leicht, aber habe eine App gefunden die mir dabei hilft…

    Um entsprechend den Beat zu verinnerlichen zwinge ich mich mit dem Fuss/Zeh mitzuklopfen. Mir faellt es gerade allerdings schwer das auch im 6/8 Takt zu machen (derzeit stur ohne Instrument, nur um den Rhythmus zu lernen). Da gibt es ja 6 Achtel Schlaege, und nach meinem Verstaendnis sollte man mit dem Fuss ja auf die erste und die vierte Achtel klopfen. Aber wenn ich dann noch “1 e und 2 e und” dazuzaehle komme ich durcheinander - das Problem ist einfach eine ungerade Zahl (drei) mit einem Fussklopfen zu verbinden. Im 4/4 Takt ist das mit Achteln leichter, der Fuss ist bei jedem “und” oben… Uebungssache oder gehe ich den 6/8 Takt falsch an?
     
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  18. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nein. Der Fuss muss zum Beat durchlaufen, wie ein Metronom. Völlig egal welcher Takt.

    80 BPM sind 80 BPM, egal ob 3/4, 6/8 oder 4/4.

    Stur durch. Das ist der Puls.

    Den Takt kannst Du dann z. B. durch Klatschen üben. Über den Puls des Fuss.

    Das doofe ist ja grade, dass der Fuss aus dem Ruder läuft und du den Puls verlierst.

    CzG

    Dreas
     
  19. riona

    riona Ist fast schon zuhause hier

    D.h. im 6/8 Takt muss der Fuss pro Takt 6mal klopfen? Also zaehle ich “1 e und 2 e und” und auf jede Silbe beruehrt der Fuss den Boden?

    Worauf bezeiht sich das “Beat” in BPM? Im x/4 Takt ist ein Schlag eine Viertel, im x/8 Takt ein Schlag eine Achtel, etc? Das “x” gibt dann an wie oft der Fuss den Boden pro Tak beruehrt?
     
  20. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Du hast ein Stück mit 80 BPM. Das sind 80 Schläge pro Minute, völlig unabhängig vom Takt. Dein Fuss ersetzt das Metronom.

    Klar kannst Du auf dem Metronom 3/4 Takt vorgeben, dann ändert sich die Betonung. Hat aber erstmal nichts mit dem Fuss zu tun.

    CzG

    Dreas
     
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