Was ist ein „singendes Saxophon“?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Saxoryx, 27.April.2019.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Es geht ja immer wieder viel um den Klang, und ob das Material da eine Rolle spielt oder nicht, nur der Spieler, nur das Mundstück, das Reed eventuell oder sogar die Ligatur? Oder noch andere Dinge? Und dann immer wieder die Überraschung, über die viele hier berichtet haben, dass es tatsächlich Instrumente gibt, bei denen man den Eindruck hat, sie „singen“, und andere eher nicht.

    Ich hatte dieses Erlebnis das erste Mal mit meinem Thomann-Alt Mark IV „handmade“. Möglicherweise liegt es an dem hohen Kupferanteil, dachte ich. Allerdings habe ich davon keine Ahnung, von den Materialien, vom Schwingungsverhalten (ist es das Schwingungsverhalten oder hat das gar nichts damit zu tun, ob ein Saxophon „singt“ oder nicht?) oder was auch immer. Aber es gibt dieses Gefühl des „Singens“ nicht bei allen Saxophonen. Ich kann mein Buffet spielen, wie ich will, auf welche Art, wie lange auch immer, mit welchen Mundstück oder Reed, es singt nicht. Es spielt wunderbar, hat einen tollen Klang, allerdings durchsetzungsfähiger und brillanter als das Thomann, es ist ein tolles Horn, mit dem ich gern spiele, aber es singt definitiv nicht. Das Thomann aber schon.

    Hier erwähnten einige, ihr Mark 6 singt. Oder überhaupt ältere Instrumente. Damals war es aber bestimmt nicht ein Kupferanteil von 92%, der das verursacht hat. Oder liege ich da falsch? Also das Material kann es irgendwie nicht sein. Oder doch? Was ist das, was ein Saxophon „singen“ lässt? Ehrlich gesagt hatte ich auch das Gefühl, das alte T-5, das ich jetzt kürzlich in der Hand hatte, „singt“. Und das, obwohl ich nur sehr wenig darauf gespielt habe. Aber das müsste ich erst länger ausprobieren, um diesen ersten Eindruck, der auch falsch sein kann, bestätigt zu bekommen.

    Es könnte ja auch nur ein subjektiver Eindruck sein, wenn man spielt, aber dieser Eindruck ist kein Einzelfall, und das wundert mich irgendwie. Bevor ich das Thomann hatte, kannte ich dieses Gefühl des „Singens“ gar nicht. Es kam sehr überraschend für mich, als ich das Thomann dann das erste Mal spielte. Und es ist ein sehr schönes Gefühl. Als ob man mit dem Instrument in dem Moment zusammenwächst, als ob man wirklich durch die eigenen Lippen singen würde, der Ton direkt aus einem selbst käme. Wie ich es als Sängerin empfinde, wenn ich tatsächlich singe.

    Was denkt Ihr darüber? Ist das alles nur Blödsinn, den ich mir hier einbilde?
     
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  2. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Das Gefühl des Singens hat, so spekuliere ich, (ua) mit dem Ansprechverhalten zu tun. Je mehr ein Sax von Null Volume an anstrengungslos allmählich lauter werden kann, umso mehr hat man das Gefühl des Singens. Insofern "singen" tiefere saxe im Schnitt eher als höhere, weil höhere ein "spritzigeren", etwas "percussiveren" Anblasvorgang haben.
    Schiebt man die Ligatur möglichst weit nach vorne, in Richtung MPC-spitze wird das Blatt zwar steifer, damit schwerer, aber es spricht auch leichter an (die beiden Effekte sind nicht ganz leicht auseinander zu halten). Jedenfalls wird es dadurch tendenziell singender.

    Ein anderer Punkt ist, das man manchmal das Gefühl hat, mit dem sax zu verschmelzen, wenn einem die jeweiligen Eigenarten des sax persönlich symphatisch sind.
    Da noch etwas objektivierbares rauszuziehen ist allerdings nicht ganz einfach.





    https://swing-jazz-berlin.de/sorano-solo/
     
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  3. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Werner, in einem früheren Beitrag hast Du das schon einmal ausgeführt. Könntest Du ausführlicher beschreiben, was Du damit meinst? Danke.
    Woliko
     
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  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das kann der Mensch (wenn er's kann), nicht das Saxophon. Wenn er den Ton erwischt, wo er ist.
     
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  5. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Wenn du es so empfindest, wird es wohl für dich so sein.

    Bei mir kam das "Singen" erst nach und nach mit dem Üben und Spielen.
    Leider hatte/habe ich nun seit 7 Jahren immer nur ein und das selbe Instrument zur Verfügung und kann nichts zum Verhalten diverser Instrumente was sagen.
    Fakt war, das mein Alt die ersten Jahre nicht "gesungen" hat.
    Es war eher störrisch, kraftraubend, piepsig und entig (Geräusche von Enten)

    Gut - es ist ja auch nur ein billig Yanagisawa, vielleicht wäre ich mit einem Thomann Sax aus Kupfer schneller am Ziel gewesen? wer weiss?

    Übrigens erging es mir mit der Klarinette in meiner Jugend genauso. Da hatte ich mir den Sound auch erarbeiten müssen.
    Vielleicht war das aber auch nicht der schlauste Weg - wäre ich doch lieber auf die Suche nach einem "singenden" Instrument gegangen.
     
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  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Sind alle an den Captain Cook vergeben. Link erspare ich Euch.
     
  7. Bambusbläser

    Bambusbläser Ist fast schon zuhause hier

    Bei T..... gibt es das MK IV Handmade Tenor übrigens massenhaft als B-Ware (<10 Stk.). Alles Rückläufer, weil sie eben nicht singen wollten, wie erhofft?

    Für mich zählt die leichte Ansprache über die gesamte Mechanik zum Wichtigsten. obenrum lyrisch; unten sonor ohne harten Übergang beim Oktavwechsel , dann ist alles perfekt...und langweilig.
    So eins hatte ich als Anfänger und habe es verkauft, weil ich die Schuld am schlechten Sound nur bei mir suchen musste. Wirklich dumm...
     
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  8. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Singen ist die Aufgabe von Sägen. (Extra mit Link für @Ton Scott )
    Mein Sax kann mehr als nur Singen.



    Grüße,

    Wanze
     
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  9. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Zitat von Werner:
    Je mehr ein Sax von Null Volume an anstrengungslos allmählich lauter werden kann, umso mehr hat man das Gefühl des Singens.

    Ich denke, 2 Teile gehören dazu. Und richtig, eines davon ist der Mensch. :)
    Wenn dem nicht so wäre, würden unterschiedliche Baugrößen nicht IM SCHNITT ein unterschiedliches Ansprechverhalten zeigen. Dann wäre es ja egal, wenn es ausschließlich vom Spieler abhinge.




    https://swing-jazz-berlin.de/sorano-solo/
     
  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Singst Du nicht anders, wenn Du Sopran oder Tenor singst?
     
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  11. djings

    djings Strebt nach Höherem

    das würde mich auch interessieren.
     
  12. djings

    djings Strebt nach Höherem

    @Ton Scott
    das ist aber mal eine schräge katze - von der fellzeichnung her :)
     
  13. Bambusbläser

    Bambusbläser Ist fast schon zuhause hier

    Gilt das Messingdreieck an diesem S-Bogen auch schon als Klangbrücke?
     
  14. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Meiner Meinung und Erfahrung nach:
    Das Material (Kupfer, Messing, Neusilber, ...) spielt keine Rolle. Der Lack auch nicht.
    Ein bisschen kann man mit Blatt und Mundstück machen, aber der Hauptanteil liegt vor dem Mundstück.

    Grüße
    Roland
     
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  15. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Du meinst diesen Eingang am Bogen, den mein Saxdoc für gutes Geld immer bearbeiten wollte, wenn ich ihn ließe?
     
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  16. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Zitat von Werner:
    wird das Blatt zwar steifer, damit schwerer, aber es spricht auch leichter an (die beiden Effekte sind nicht ganz leicht auseinander zu halten

    Ich finde die Ausführungen hier als korrekt,
    http://everythingsaxophone.blogspot.com/2016/10/ligature-position-and-sound.html

    und habe da meine Meinung korrigiert (dachte früher, die Ansprache wird schwerer mit der Ligature weiter vorn, tatsächlich wird die Ansprache leichter, das Blatt aber steifer, damit schwerer. Es braucht also etwas mehr Lippendruck, ist der aber gegeben, spricht es leichter an, so ungefähr.)
    Ich habe das jetzt ein paar Monate beobachtet, und finde es angenehm, wenn in diesem unendlich vernetzten Saxkosmos, wo mehr oder weniger alle Einflussfaktoren sich auf mehr oder weniger alle anderen Einflussfaktoren auswirken und letztlich in einer Ganzheit des Tons münden, bei der die Vereinzelung von Einflüssen zu benennen, nun ja, nicht immer nur leicht ist, wenn da wenigstens ein paar Dinge klar sind. Und bezüglich der Wirkung der Position der Ligature ist die Klarheit für mich jedenfalls gewachsen.




    https://swing-jazz-berlin.de/sorano-solo/
     
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  17. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Zitat von Werner:
    Wenn dem nicht so wäre, würden unterschiedliche Baugrößen nicht IM SCHNITT ein unterschiedliches Ansprechverhalten zeigen. Dann wäre es ja egal, wenn es ausschließlich vom Spieler abhinge.

    Das mit dem Singen ist jetzt ziemlich unscharf, was das heisst. Du kannst auch auf dem Marimbaphon singen, wenn du es richtig machst. -
    Mir geht es einfach darum, das Singen üblicherweise eher mit einem weichen Einschwingvorgang assoziiert wird, nicht mit einem percussiven.
    Und ja, ich bin definitiv der Meinung, das der Einschwingvorgang bzw der Blaswiderstand bei verschiedenen Saxen unterschiedlich ist. Auch wenn der Spieler da ausgleichen kann.




    https://swing-jazz-berlin.de/sorano-solo/
     
  18. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Wenn ich den richtigen Ton erwische, singt das Saxophon noch lange nicht. ;) Das ist es ja eben. Wenn ich mit meiner Stimme singe, ist es natürlich immer Singen, selbst wenn ich schief singe, dann ist es nur nicht schön. Aber beim Saxophon ist es das eben nicht. Es singt manchmal, nicht immer. Und ich habe auch immer danach gesucht. Weil ich eben Sängerin bin. Ich wollte auch mit dem Saxophon "singen". Nur war es nicht leicht, dafür das richtige Instrument zu finden.

    Das sind ganz sicher ganz andere Kriterien als die, die andere Leute an ein Saxophon anlegen. Aber ich habe das Saxophon in erster Linie deshalb gewählt, weil ich gelesen habe, dass es der menschlichen Singstimme am nächsten kommt. Bei der Trompete war das anders. Da habe ich Louis Armstrong gehört, und ich wollte spielen wie er. ;) Aber beim Saxophon kannte ich - bevor ich selbst angefangen habe zu spielen - nicht einen einzigen Saxophonisten beim Namen. Nein, stimmt nicht. Ich kannte Max Greger. Aber nur aus dem Fernsehen als Bandleader. Ich habe ihn vielleicht einmal oder so selbst spielen gehört, und das hat mich in keiner Weise dazu veranlasst, Saxophon zu lernen. Obwohl er natürlich ein hervorragender Musiker war.
     
  19. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ja, wer weiß? ;) Also ich denke, es hängt tatsächlich nicht davon ab, welche Marke das Instrument aufgestempelt hat oder wie teuer es ist.

    Das Üben hat bestimmt etwas damit zu tun. Wenn ich mir @Ton Scott oder auch die anderen Koryphäen hier anhöre: die singen eigentlich auf jedem Instrument. Ich weiß zwar nicht, wie sich das für sie beim Spielen anfühlt, aber für mich hört es sich so an. Wohingegen ich mich wahrscheinlich nicht so "singend" anhöre, es aber beim Spielen fühle.
     
  20. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das wollte ich auch schon lange sagen. :) Erinnert mich an "Grumpy", aber eben das Gegenteil. Die "Grumpy"-Katze aus dem Internet guckt immer mürrisch, die hier scheint immer zu lachen. :D
     
    Zuletzt bearbeitet: 27.April.2019
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