Noch Vintage oder schon Antiquität - altes Couesnon ca. 1915 angespielt

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von bluemike, 26.Oktober.2019.

  1. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    hab gerade ein altes Couesnon Tenor fertig überholt. Nun ist natürlich immer die Frage, ob sich das überhaupt rentiert: Große Batzen Lot, unter denen sich Schlimmes verbirgt, ausgeleierte Mechaniken einziehen, alte Reparaturversuche beseitigen, ausbeulen, neuer Zapfen für den Bogen, Tonlöcher planen, polstern, polieren und vieles mehr.

    Doch, es rentiert sich, denn obwohl ich schon Altos und Soprane aus dieser Zeit gespielt habe, ist ein Tenor nochmal ganz anders. Ich habe noch nie ein Tenor in der Hand gehabt, das so unmittelbar ist, so direkt. Zwar ist die Mechanik das Gegenteil von modern, aber nicht langsam.

    Sogar mit meinem Vandoren Jumbo Java T97 und meinem Fibracell 5 verträgt es sich. Weder Stück noch Groove auf dem Video passen zum Horn, schon klar. Aber Spaß macht das Ding mordsmäßig. Und diese Leichtigkeit zeigt, was wir im Laufe der Jahrzehnte alles beim Saxophon verloren haben.

     
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  2. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Ist das ein tief H Sax?
    Klingt jedenfalls sehr schön!
    Was definitiv am Spieler liegt!
     
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  3. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    ja, ist tatsächlich ein Tief-H Instrument. Zwei Oktavklappen, G# nicht gekoppelt und ein paar weitere Späße. WP_20191026_22_04_48_Pro.jpg
     
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  4. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    @bluemike, das hast Du prima hinbekommen und sehr schön gespielt. Deinen Eindruck der Leichtigkeit kann ich gut nachvollziehen - ich habe hier ein Buffet von 1870, einfachste Mechanik, und es klingt nach einem ganz normalen Saxophon. Nur kann ich nicht so fein spielen ;)
     
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  5. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Dank dieser "Späße" würde ich es "antik" nennen. "Vintage" ist nach meinem Verständnis ein Horn, das sich nach modernem Verständnis "normal" spielen lässt, also alltagstauglich ist. Antik ist dagegen Museum, Geschichte, Liebhaberei.
     
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  6. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ja, nach Deiner Definition ist das so.

    Denke aber mal, dass sich dafür keine allgemeingültige Begriffsdefinition finden lässt, sondern, wie Du ganz treffend schreibst, eher individuelle Begriffverständnisse.

    Man könnte „antik“ auch durchaus als Unterkategorie von „vintage“ auffassen.

    „Nach modernem Verständnis „normal“ spielbar“ und alltagstauglich würde auch von Vielen unterschiedlich ausgelegt und ist dehnbar.
    Manche meinen beispielsweise sogar hoch-F# zu benötigen, andere kämen auch im Alltag ohne G#-Kopplung, Front-F, überhaupt hoch-F (hat es auch nicht?) aus- tief Bb wär natürlich schon wichtig…

    Ja für mich würde zunächst das fehlende tief-Bb mit „Alltagstauglichkeit“ kollidieren. Der Rest ist wohl schweißtreibend erlern- und weitgehend kompensierbar.
    Lust hätte ich aber nicht wirklich dazu… :-D

    Jedenfalls Hut ab zu so klangvoller Wiederbelebung alten Kulturguts @bluemike!
     
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  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Komisch - tief Bb würde ich nicht vermissen - hoch F# natürlich auch nicht und bei G# an Klarinette oder Flöte denken. Aber die zwei Oktavklappen... uiuiuih. Für die Alltagstauglichkeit müssten die Mühen von "schweißtreibend erlern- und weitgehend kompensierbar" schon durch einen ganz besonderen Klang kompensiert werden.
     
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  8. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Und den hat es tatsächlich. Das mag auf der Aufnahme vielleicht nur mäßig rüberkommen, weil ich auf die Schnelle nur einfach irgendwas mit meinem üblichen Setup aufgenommen habe. Aber da ist tatsächlich dieses freie, unmittelbare Ansprechen und eine andere Grundfarbe im Klang.
    Das mit den zwei Oktavklappen hört sich schlimmer an, als es ist. Im Grunde brauche ich gar keine. Und wenn, dann genügt tatsächlich die erste fast immer.

    @Sandsax : Das fehlende Bb hat mich eigentlich kaum gestört. Antik als Unterkategorie von vintage finde ich durchaus überlegenswert.
     
  9. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    @bluemike Am meisten staun ich über dein Mundstück und 5er Blatt. Du musst ja richtig muckies im Zwerchfell und den Lippen haben:D, dabei klingt alles so mühelos.
     
  10. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Das mag weitgehendst meiner Anatomie geschuldet sein (nein, ich bin nicht der incredible Hulk :sour:) - und der Tatsache, dass ich zeitlebens immer wieder mal mit Gitarristen unterwegs war, die auf ihrem Amp die 11 gesucht haben...

    Wenn es mir Mühe bereiten würde, dann hätte ich ein anderes Setup ;)
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Arno Bornkamp hat die CD Adolphe Sax Revisited mit einem alten Saxophone aufgenommen. Früher konnte man die sich auf seiner Webseite downloaden, geht heute leider nicht mehr. Den Text zur Entstehung der CD kann ich auch nicht mehr finden.
     
  12. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Von Raaf Hekkema gibt es auch eine CD mit alten Instrumenten, ich glaube beinhaltend einige Cellosuiten von Bach.

    Ich muss zugeben, dass ich kein großer Fan davon bin. Auch die Bornkampeinspielungen haben mich nicht wirklich vom Hocker gerissen.

    Aber ist allemal interessant, wie die Teile früher klangen.

    Gruß,
    Otfried
     
  13. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    das ist nur die eine Seite. Sie fühlen sich ganz anders an. Wie schon gesagt, unmittelbarer, direkter. Und mechanisch ist beispielsweise ganz entscheidend, dass man nicht so viele Kopplungen mitziehen muss. Das macht einen sehr großen Unterschied. Beispiele dafür: Die Oktavklappen sind unabhängige zwei Hebel. G# ist nicht gekoppelt, mit allen Folgen für die Klappen für die rechte Hand und vor allem das einteilige Tief-C#.
     
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  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @bluemike
    Ja, kann ich nachvollziehen. Ist vermutlich so ein bisschen wie Lochflöte vs Böhmflöte :)

    Gruß,
    Otfried
     
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