Ne saublöde Frage: Was ist eigentlich Jazz?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von saxsten, 9.November.2019.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Jaqueline,

    deine genannten Beispiele sind nur aus einem sehr kleinen Bereich (Mainstream) des Jazz.

    Hör dir z.B. mal Jan Garbarek oder John Surman an.
     
  2. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Oder Peter Brötzmann,
    Oder Matthias Schubert
    Oder Ornette Coleman
    Oder Marion Brown
    Oder John Coltrane
    Alles Jazz, alles Sax, alles nicht so einfach zu konsumieren, aber darum geht es nicht, auch nicht, ob ich/du/er/sie das mag oder nicht. Die meisten von uns bevorzugen oder kennen nur einen mehr oder weniger kleinen Ausschnitt dessen, was wir Jazz nennen.
     
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  3. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Du hast die „freieren“ Saxofonisten genannt.

    Peter Brötzmann und besonders Matthias Schubert kenne ich persönlich. Es gibt eine Menge Jazzmusik, die in der heutigen Zeit entsteht und sehr spannend und dennoch „besser konsumierbar“ ist.

    Ich denke da an Jazzlabels wie ECM, ACT,... Auch im französischen Raum werde ich immer wieder mal positiv überrascht.

    Jazz lebt und wird immer vielseitiger.
     
  4. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Bewusst - die meisten anderen "Bewegungen" laufen doch schon unter einem weiter gefassten "Mainstream" - egal ob Fusion, Funk, Modal, Neobop u.a. Relativ einfach "konsumierbar" wird die Musik nach meiner Erfahrung immer durch

    - durchlaufendes Metrum
    - Tonalität
    - "normal" bediente Instrumente
     
  5. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Einfache Antwort: Jazz ist, wenn man so oft die falschen Töne spielt, dass daraus wieder richtige Musik wird.

    Komplizierte Antwort: Man kann Kunst nie eindeutig begrenzen, aber beim Jazz stehen der Ausdruck des Selbst über die Musik und die schöpferische Kommunikation der Musizierenden im Vordergrund.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Weder noch.
     
  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das kann sehr gut sein. Das waren so die Beispiele wo ich hängen geblieben bin.
    Und ich finde den Mainstreamjazz am Anfang einfach ohrenfreundlicher. Für das Normalo-Gehör.

    Ornette Coleman hatte ich mal gehört. Für mich nicht erträglich - sorry.
    Warum soll ich mir etwas anhören, wenn es mir nicht gefällt?
    Ich will Musik genießen und nicht intellektuell durchanalysieren (dafür fehlt mir auch das Know-how).
    Zumindest im Status quo.
    Was später ist wird sich zeigen.

    Grüße,

    Jacqueline
     
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  8. saxsten

    saxsten Ist fast schon zuhause hier

    @gaga:
    Genau das sind Beispiele, warum ich meinte Jazz nicht zu mögen.

    Ich bin nach dem Lesen der Antworten beruhigt, dass das obige Beispiel nur ein kleiner Ausschnitt von dem ist, was Jazz genannt wird.
    Sorry, für mich ist das fast nur "Krach". Mein Hirn kann da keine Musik drin erkennen. Aber das mag an meinem Hirn liegen.

    Alles in Allem bin ich jetzt etwas schlauer und positiv überrascht was alles Jazz sein kann.
    Gottlob, man muss nicht alles mögen!
    Danke für die Erhellung und schönen Sonntag noch...
    VG

    Steffen
     
  9. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Die Frage stellt sich nicht. Du "sollst" gar nix.

    Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtiger. Für meine Eltern waren in den 50er Jahren Louis Armstrong und Elvis Presley "nur Krach". Für viele meiner Altersgenossen (auch Musikern) war Techno in den 80ern "nur Krach", die Metal-Mucke meiner Kinder "nur Krach". Und für viele heutige Eltern ist Hiphop und Rap "nur Krach".

    Da kann dein Hirn nix dafür. Das sind deine Hörerwartungen, geprägt von deinen Hörerfahrungen und deinen sozialpolitischen Prägungen, die du bisher erlitten hast.
     
  10. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass nur der "Ehekrach" wirklicher Krach ist.:duck:
     
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  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nun, der Mainstream ist nicht unbedingt am zugänglichsten.

    Ich habe keine Ahnung, was du unter normaler Musik verstehst.
     
  12. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Was gefällt dir denn?
     
  13. saxsten

    saxsten Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Gega,

    ich spreche/schreibe ja nur von mir, von meinem Höreindruck!
    Aber im Ernst, könntest Du oder ein Anderer ein solches "Stück/Soli" einfach so nachspielen? Ist sowas aufschreibbar? Hat eines dieser Stücke, einen genauen Wiedererkennungs….dingsbums.
    Oder geht das nicht darum, sondern ist "nur" spontaner kreativer "Ausbruch" des Solisten?
    Bitte nicht aufregen! ...ich weiß es nicht besser, darum frage ich. Ich kann es mir halt (noch) nicht vorstellen.
    Eine ähnliche Meinung hatte ich übrigens als Jugendlicher von Opern. Als ich dann selbst ein paar Jahre an der Leipziger Oper Komparse war, durfte ich feststellen, dass es sehr schöne melodische Opern gibt, bei denen man sogar den Text verstehen kann. ...aber eben auch solche bei denen mein Vorurteil bestätigt wurde und die ich mir freiwillig nicht antun würde.
    VG
    Steffen
     
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  14. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Sind das Voraussetzungen für Jazz? Ist nicht gerade die höchst individuelle Improvisation Kern des Jazz, die auch der Musiker selber nicht nachspielen kann? Aufschreibbar ist alles. Ich war z.B. mal bei einem Konzert vom oben erwähnten Matthias Schubert, wo er eine Improvisation spielte, die er sehr kunstvoll und penibel aufgeschrieben hatte. Und dieser Saxophonist hat wie alle anderen auch einen genauen Wiedererkennensdingsbums - wenn man sich halt ausreichend damit befasst.

    Genau das muss man aber nicht. Gar nichts muss man. Man sollte sich m.E. nur mit herabwürdigenden Urteilen/Ausdrücken zu Stilen, die man nicht kennt, zurückhalten. Mich z.B. hat in meiner Jugend das zudem noch rassistische Urteil "Negermusik" in dieser Hinsicht bleibend geprägt - ich bin äußerst behutsam mit urteilenden oder - schlimmer - herabwürdigenden Urteilen alle Kunst betreffend. Und das betonte "für mich" oder "meiner Meinung nach" macht ein Urteil ja nicht ungesagt.

    Matthias Schubert z.B. ist ein sehr zugewandter freundlicher Mensch. Ihm zu sagen, dass seine Musik "für mich" Krach sei, fände ich unmöglich.
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Die meisten Beiträge sind entweder empirisch, anekdotisch oder versuchen Schubladen zu bilden, wo keine hingehören.

    Das universellste Kennzeichen von Musik, die wir seit etwas über 100 Jahren erst „Jass“ dann „Jazz“ nennen ist, dass es - mit Ausnahme der kommerziell erfolgreichen Swing-Ära (die in sich aber schon wieder nicht eindeutig ist) - keine funktionierenden Schubladen gibt.

    Vieles spricht dafür, dass Jazz häufig improvisierte Elemente hat (Barock aber auch) und sich unverzagt bei anderen Erfahrungsräumen (man könnte auch sagen: Kulturen) bedient. Als Beispiel sei der Wikingerhäuptling Trygve Seim genannt, der am Saxofon die skandinavische Liedertradition mit orientalischen Skalen und Vierteltonschritten verbindet. Ganz eindeutig Jazz, auch wenn kein einziger „Standard“ auf dem aktuellen Album ist. Und beim ersten Hören denkt das auf Intonation gedrillte Trötistenohr „Boa, der spielt ja total daneben“. Beim zweiten Hören: wunderschön, lyrisch, erzählend.

    Insofern ist Jazz immer auch eine Herausforderung an die Hörgewohnheiten. Trotzdem darf und soll Musik Spaß machen... Bei Jazz ist der Spaß vielleicht etwas anders gelagert als bei Pop. Mehr linke Gehirnhälfte, vermute ich...

    LJS
     
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  16. djings

    djings Strebt nach Höherem

    saublöde fragen gibt es hier nicht, glaub mir! :) ich meine, es ist eine sehr gute frage. bin auf die antworten gespannt! so genau hab ich das nämlich auch noch nicht rausgekriegt. bei der seite 8notes werden die musikalischen richtungen unterteilt in rock und pop, jazz, klassik, populäres, traditionelles. kannst mal dort nachschauen, was unter diesen richtungen an stücken aufgeführt wird.
    soweit meine bescheidene antwort :)
     
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  17. djings

    djings Strebt nach Höherem

    sollte eigentlich nicht sein. :)
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn es doch sein Empfinden ist. Das ist kein Werturteil, sondern einfach ehrlich. Und ein Künstler kann damit in der Regel sehr gut umgehen.
     
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  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ein toller Musiker, aber ein Wikingerhäuptling?
     
  20. saxsten

    saxsten Ist fast schon zuhause hier

    :danke:...so war es gemeint !!
     
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