Ne saublöde Frage: Was ist eigentlich Jazz?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von saxsten, 9.November.2019.

  1. Gelöschtes Mitglied9218

    Gelöschtes Mitglied9218 Guest

    Echt unglaublich was der Mann alles spielen kann.
    Ich find's super.

    LG
    Paedda
     
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  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist auch meine Erfahrung.

    Dennoch entwickelt sich ein eigener Geschmack und verändert sich.Mit dem Alter höre ich eher „ruhigere“ Musik.
     
    Zuletzt bearbeitet: 10.November.2019
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  3. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies sind keine Bücher für den Einstieg in den Jazz.
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Der Jost ist gut zu lesen. Zum Einstieg würde ich die kleine Stilgeschichte des Jazz empfehlen, die ich mal geschrieben habe. Kennst du aus dem Harmonielehrekurs. Stelle ich gerne nochmal ein hier.
     
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  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Sehe ich nicht so. Menschen bedienen sich oft der Kunst, um Altes in Frage zu stellen und Neues zu probieren: einverstanden. Aber diesen Anspruch der Kunst selber anzuheften ist etwas völlig Anderes. Es bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass nichts Kunst sein kann, was nicht der Infragestellung von „Altem“ zu dienen bestimmt ist. Das magst Du für Dich so definieren - meine Definition ist es nicht.


    Und auch hier gehe ich nur bedingt mit. @saxsten sprach vom „mögen“, nicht vom verstehen in einem intellektuellen Sinne. Aber diese Diskussion hatten wir ja schon mal in epischer Länge...
     
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  6. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Unser Jazzbandlehrer erzählt uns da immer ein etwas anderes Anekdötchen:
    Im amerikanischen Bürgerkrieg gab es ja neben jeder Menge Soldaten auch Militärkapellen, wofür man vorrangig Schwarze rekrutierte. Die haben aber halt nur Rrrrumtataa gespielt.
    Irgendwann war dann der Bürgerkrieg vorbei und alle durften wieder nach Hause, auch die Schwarzen, denn Sklaverei war ja auch abgeschafft.
    Und weil das Militär für die ganzen Instrumente auch keine Verwendung mehr hatte, durften sie
    die Schwarzen eben gleich mitnehmen.
    Und so begannen sie eben, ihre ureigene Musik auf diesen Instrumenten zu spielen und weiterzuentwickeln.
    Keine Ahnung, ob das wirklich so stimmt, aber ne schöne Story ist es alle Male.
     
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  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich finde Jost nicht besser lesbar.
     
  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das stimmt. Und sie haben auch weiter dieses militärische Rumtata gespielt - aber gespickt mit anderen Hör- und Singerfahrungen. Wegen dieser Geschichte ist die Geschichte des Jazz auch so voller Blasinstrumente und vom Spielen in Bewegung (Marschieren konnte man das ja nicht mehr nennen).
     
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  9. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Das Buch von Ekkehard Jost heißt nicht umsonst Sozialgeschichte des Jazz - und die betrachtet der Autor durch seine recht politische Brille. Finde ich lesenswert aber recht einseitig.

    Als Einführung brauchbar finde ich das "Große Buch vom Jazz" mit vielen Bildern. Es geht eimal quer durch, geschichtliches, Musiker, Instrumente, Techniken des Jazz, Jazztanz und ein Verzeichnis klassischer Aufnahmen (in die man mal reinhören sollte). Man merkt allerdings, dass das Buch Anfang der 1990er Jahre erschienen ist.:

    [​IMG]

    Es gibt natürlich noch das Jazzbuch von J.E.Behrendt, der frühere Klassiker.

    Bevorzugt würde ich Biographien lesen, Miles Davis John Coltrane, Charlie Parker, Duke Ellington, Charlie Mariano ....und natürlich auf Konzerte gehen!
     
    Zuletzt bearbeitet: 10.November.2019
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  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Aber sehr viel tiefgründiger. Für mich ist die Idee Jazz und eben seine soziale Herkunft , seine Tradition und gesellschaftliche Wirkung das Wichtigste am Jzz. Aber jeder wie er mag. Ist ja eh alles Geschmacksache (-;


    Na sicher ist das knapp definiert und sicher ist die Definition an den Rändern unscharf. Wer aber macht denn z.B. rückwärts bezogene Kunst? Vielleicht bin ich da etwas blind und würde gerne Beispiele sehen und hören.
     
  11. saxhornet

    saxhornet Experte

    auch was man mag kann sich verändern wenn man anfängt mehr zu verstehen und zu hören.
    Beispiel: ich habe als Jugendlicher Aufnahmen toll gefunden, die ich heute kaum hören mag, weil Intonation und Timing nicht stimmen oder ich plötzlich höre wie sich Jemand dauernd nur wiederholt und spielerisch viel weniger zu bieten hat als ich früher wahrgenommen habe. Ich habe die ganzen Fehler schlicht nicht gehört. Jetzt sind meine Ohren besser und ich höre ob Intonation und Timing stimmen und was melodisch passiert, ob es z.b. gewolltes inside outside ist oder ein Unfall.
     
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  12. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Völlig einleuchtend! Das kann so sein und vermutlich würden die meisten hier auch Beispiele aus ihrer persönlichen Erfahrung liefern können.

    Allergisch reagiere ich nur auf Formulierungen in die Richtung: „Es gefällt Dir nur deshalb nicht, weil Du es nicht verstanden hast.“ Es gibt eben keinen Automatismus in dieser Abfolge. Und umgekehrt kann man auch Dinge mögen, die man nicht oder nicht vollständig versteht.
     
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  13. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Nochmal zur Klarstellung: aus meiner Sicht ist die Definition keineswegs „an den Rändern unscharf“, sondern schlicht unzutreffend. Kunst hat nach meinem Verständnis überhaupt keine intrinsische Funktion außer der, Kunst zu sein. Darüber hinausgehende Funktionen können einem Kunstwerk vom Urheber, u.U. Auch vom Rezipienten zugedacht werden.

    Darüber kann man lange philosophische Diskussionen führen - ein allgemeiner Konsens scheint weder im Sinne Deiner noch im Sinne meiner Definition zu existieren.
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Du meinst, Kunst sei Selbstzweck?
     
  15. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Hmm; vielleicht trifft die Bezeichnung „zweckoffen“ eher, was ich meine. Ich glaube nicht, dass es einen Zweck gibt, der allen Kunstwerken gemein ist.
     
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  16. Ralph

    Ralph Ist fast schon zuhause hier

    Wie sonst sollte man J. Beuys fettige (lipidöse - gibts das Wort ?) Werke der Kunst zuordnen können ?
    (Muss man auch nicht - ich kann das nicht)
     
  17. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Jazz hat ja als Tanzmusik in der Subkultur angefangen. Die schwarzen Musiker waren ja nis nach dem 2.Weltkrieg von den Möglichkeinen der klassischen Musikausbildung abgeschnitten und haben alternative Möglichkeiten gesucht. Das gilt natürlich auch für weisse Musiker, die nicht gerade aus der wohlhabenderen großbürgerlichen Schicht kamen. So haben die Musiker dann halt angefangen ihr Ding zu machen, vergleichbar sicher auch mit der Entwicklung der Rockmusik. Für mich gibt es da durchaus Parallelen, sicher nicht harmonisch, aber Soziologisch. Nachdem die Jazzmusik in den 30jahren sehr kommerziell wurde haben sich diverse Musiker wieder in die Subkultur zurück gezogen, es entstand der BeBop, schnelle Tempi, schnelle Harmoniewechsel, nur was für Insider. In der Zeit entwickelte sich dann auch kangsam die schwarze Bürgerrechtsbewegung. Musik ist ja immer auch mit politischen, gesellschaftlichen aber auch wissenschaftlichen Entwicklungen verknüpft. Der Zugang zu Bildung auch für schwarze Musiker hat die Entwicklung des Jazz sicher wesentlich beeinflusst. Ebenfalls die wirtschaftliche Entwicklung nach dem 2.Weltkrieg. Vor der ersten Atombombe war die Musik auch anders als danach. Musik existiert ja nicht im luftleeren Raum sondern reflektiert immer das Umfeld. Freejazz und Black Power Bewegung gehörgt sicherlich ein Stück weit zusammen, aber auch die Erfahrungen, die die Jazzmusiker in Europa machten, hat einen srarken Einfluss, ebenso wie das Zusammenspiel mir Europäern und Asiaten die Musik beeinflusst hat. Von daher ist Jazz sicher auch parallel zur Entwicklung der klassischen Musik und auch der Rockmusik zu sehen. Es gibt meines Erachtens nach auch keine Antwort auf die Frage, was Jazz ist, ohne Betrachtung der (Musik-) Geschichte des 20. Jahrhunderts.
     
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  18. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Bei Wynton Marsalis habe ich immer das Gefühl, wer will möglichst weit zurück. :)

    Grüße
    Roland
     
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  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Helene Fischer verstehe ich ziemlich gut. Mag ich aber nicht ...

    Es gibt aber Leute, die bei McCoy Tyner meinten: "Das ist ja total chaotisch! Weiß der überhaupt, was der da spielt?" Und ich: "But hello!"

    Grüße
    Roland
     
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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Kunst ist immer kreativ, schöpferisch. Einen Rembrand abzumalen, ist vielleicht kunstvoll, aber nicht schöpferisch. Auch ist es keine Kunst, in jetziger Zeit Campbell's-Dosen zu malen. Das ist nicht kreativ. Kunst lebt von immer neuen Ideen. Weder immer die gleichen noch die alten Ideen wird man als Kunst anerkennen.
    Kunst ist nur aus ihrer Entstehungszeit heraus zu beurteilen, denn Kunst spiegelt die gesellschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart.
    Diese Spiegelung macht Sinn, weil sie den gesellschaftlichen Erkenntnisprozess in Gang setzt. Für mich ist das eindeutig die Aufgabe von Kunst.

    Vielleicht gibst du mir doch mal ein Beispiel, wo Kunst einen anderen Sinn hat, @Claus.
     
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