Akustischer, optischer oder haptischer Taktgeber?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von hiroaki, 20.November.2019.

  1. hiroaki

    hiroaki Ist fast schon zuhause hier

    Klar, in einer Band sehe ich das genauso. Und das Gefühl zu entwickeln ist natürlich richtig. Der Geiger ganz links wird den Rhythmus des Dirigenten genauso verinnerlichen, wie der Bass ganz rechts.
    Aber wozu beim Üben? Das Metronom ersetzt nicht das Hören der anderen Musiker. Das ist lediglich ein Taktgeber. Und ob mir jemand rhythmisch auf den Fuß tritt oder ob ich denjenigen laut "Ho" schreien höre macht doch keinen Unterschied.
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Doch es macht einen Unterschied. Und doch, das Metronom ersetzt den anderen Musiker, ein normales Metronom ist sozusagen der langweiligste Drummer der Welt. Wenn Du zum Metronom nicht in Time spielen kannst und das nicht hörst, bist Du auch mit einem Gitarristen nicht in Time. Du hörst dann auch nicht, wenn sich die Time ändert und kannst Dich nicht anpassen. Wenn Du Time nicht hören kannst, wie willst Du dann mit anderen zusammen spielen? Wenn Du es beim Üben nicht lernst, dann klappt es bei den Bandproben auch nicht....... Timing bedeutet immer auch nicht einfach sein eigenes Ding zu machen, sondern zusammen mit anderen eine Time zu spielen und dafür musst Du Dich mit den anderen beim Spielen zusammenfinden und das geht nur über das Ohr, nicht über das Auge.
     
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  3. hiroaki

    hiroaki Ist fast schon zuhause hier

    @saxhornet
    Ich glaube, wir setzen das Metronom zu unterschiedlichen Zwecken ein. Alle Deine Einwände muss und will ich befürworten. Das ist genau auch meine Ansicht.
    Aber wozu benutzen wir das Metronom? Liegt es evtl. daran? Ich brauche das Ding nur um Lieder langsam und dann bis zum korrekten Tempo zu üben. Andere Einsatzzwecke hab ich nicht.
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Man benutzt das Metronom, um sicherzustellen, daß man nicht schneller spielt oder langsamer spielt als die Time, die vom Metronom vorgegeben wird, ausser es ist genau das was Du in diesem Moment machen willst. Dann gibt es so schöne Metronome, die nicht durchgehend klicken, sondern zwischendurch mal aussetzen, da siehst Du dann sehr schnell wie deine Time ist und wie gut du die Time halten kannst. Und nicht selten spielen viele Anfänger in sehr langsamen Tempi und in schnelleren Tempi eher mit einem bescheidenem Gefühl für die Time. Wenn ich zum Metronom spiele, setze ich alles was ich spiele in Relation zu dem was ich an Time vom Metronom höre, kann so kontrollieren ob ich in Time bin oder eventuell z.B. leicht schleppen will
    Ich muss auch nicht hinschauen und kann die Augen zu machen, weil ich es höre. Und ich brauche auch niemanden, der mir dauernd auf den Fuss tritt, weil ich die Time höre.
     
  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Guten Morgen!

    Natürlich kann/muss man neben den Noten auch den Dirigenten wahrnehmen.
    Das ist zwingend notwendig, wenn man in einem Orchester spielt. Und ein Orchester spielt oft keine durchgehende "Time", das wollte ich oben ausdrücken, auch wenn Du es ignorierst.

    So extrem ist es allerdings nicht immer, hehe:



    Cheers, Ton
     
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  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich ignoriere es? Aha. Komisch ich dachte ich hätte im ersten Post schon geschrieben bei Timingänderungen und wo geführt werden muss, muss man zum Dirigenten schauen. Agogik ist bei Orchestern ein wichtiges Thema aber das wird in den Proben erarbeitet und bei keinem Orchester der Welt schauen die Musiker durchgehend auf den Dirigenten. Habe ich irgendwo geschrieben, dass sie nie auf den Dirigenten schauen?
     
  7. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Metronome sind Krücken und sollten aus meiner Sicht so oder so nur vorübergehend als ständige oder hauptsächliche Übungs- und Spielhilfe verwendet werden. Viel wichtiger ist es, den Grundbeat und die Unterteilungen zu trainieren und ins Gefühl zu bekommen, dann erübrigt sich die Wahl "akustisch, optisch oder haptisch" automatisch.
     
  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Genau,
    Du lernst Änderungen auswendig statt zu lernen, immer ein Auge auf den Dirigenten zu haben.
    Wenn Du meinst.
     
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  9. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Richtig. Und das habe ich zB. auch mit dem Metronom geübt.
    Oder wie würdest du da vorgehen?
     
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  10. efka

    efka Nicht zu schüchtern zum Reden

    Im zweiten Monat meines Anfänger-Saxtrainings hat mich mein Coach gerade diese Woche deutlich an das Metronom verwiesen. Um genau dieses Gefühl für den Takt und den richtigen Einsatz bzw. Tondauer zu bekommen.

    Ich verwende die Android-App "Metronom", meist mit einer Bluetooth Box. Da über Bluetooth Bild und Ton voneinander abweichen, blende ich den Blick zum Handy komplett aus. Auch das hat er mir empfohlen, das Gehör zu trainieren.
     
  11. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Schwierige Passagen nehme ich mir einzeln - Takt für Takt - vor, und zwar gaaanz langsam beginnend und dann allmählich das Tempo steigernd.
    Dazu brauche ich in der Tat kein Metronom. Ich spiele nämlich auch nicht dazu, sondern summe den Rhythmus und klopfe dabei leicht mit dem Fuß den Takt mit.
    Wenn ich die Phrase dann rhythmisch verstanden und verinnerlicht habe, ist das Metronom in der Tat obsolet.
    Aber ja, ab und zu benutze ich auch ein Metronom, aber rein akustisch.
     
  12. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Guck mal auf www.rhythmik-lernen.ch das Video unten an. Mit dieser Übung trainiert man den stabilen Grundbeat und lernt die beiden Ereignisse der Zweier-Unterteilung gefühlsmässig kennen. Analog macht man das mit der Dreier- und Vierer-Unterteilung. Interssant dabei: Sobald man etwas Neues, komplizierteres mit Sprache und Bewegung hinzunimmt, ist es nicht das Neue, das Probleme bereitet, sondern es haut einen beim Grundschritt raus. Das bedeutet, dass die Stabilität noch "aufbaufähig" ist. Das Metronom als Übungshilfe kann durchgeghend verwendet werden (man hat die Tendenz, schneller zu werden) oder nur zu Beginn und am Schluss als Kontrolle, ob das Tempo gehalten werden konnte.
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    „Al-te Kat-ze“...Al-te Kat-ze...Al-te Kat-ze...“

    A-vo-ca-do

    Dreas
     
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  14. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Dub - cek - Dub - cek
    Hong - kong - Hong - kong
    Am - ster-dam - Am - ster-dam
    tbc.
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Eine Time optisch abzunehmen gelingt mir beim Metronom kaum. Finde ich unglaublich schwierig. Zumindest, wenn nur die Eins blinkt.

    Mit einem Dirigenten im Orchester stehe ich in ständigem Kontakt. Die Augen sind nur auf den Noten, wenn es unbedingt erforderlich ist und auch dann bekomme ich den Dirigenten noch mit.

    Der Dirigent im Orchester unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einem blinkenden Metronom:
    Erstens dirigiert er vor der Zeit. Ich sehe also das, was ich gleich tun soll.
    Zweitens dirigiert er aus einer Bewegung heraus. Ich kann schon in der Aufwärtsbewegung erahnen, wann und mit welcher Intensität die nächste Phrase zu spielen ist.

    Wie Herr @peterwespi schon sagt, sollte das Ziel sein, den Beat selbst zu fühlen und nicht nur abzunehmen. Ich freue mich immer, wenn in unserem Amateurorchester der Schlagzeuger nicht zur Probe kommt. Die Stücke, von denen wir meinen, sie säßen schon ganz gut, holpern plötzlich, schleppen oder werden stellenweise zu schnell gespielt (-:Besonders wenn die Balken sich mehren oder kleine Dreien auftauchen).
    Ohne den Schlagzeuger erkennen plötzlich alle, dass man sich nirgendwo anhängen darf, sondern dass ein jeder ein Zeitnehmer und -geber ist.
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich kenne es halt so, daß der Dirigent seine Vision des Stückes mit den Musikern in den Proben erarbeitet und dafür sorgt, daß diese auch von den Musikern umgesetzt wird und nicht jedes Mal was anderes macht, denn er hat ja eine Klangbild des Stückes im Kopf wie er es gerne haben möchte. Lernst Du das nicht bei den Proben, wird es beim Konzert unmöglich das umzusetzen. Du hast die Interpretation schon verinnerlicht, was auch notwendig ist, weil sonst das Orchester als Klangkörper gar nicht zusammen agieren und eine Einheit bilden könnte in punkto Time und Klang und Dynamik. Klar schaut man auch öfters zum Dirigenten aber halt nicht durchgehend und Du starrst nicht die ganze Zeit auf den Dirigenten und nimmst durchgehend von ihm die Time ab und davon habe ich die ganze Zeit geredet.
    Du scheinst aber öfters mit Dirigenten zu spielen, die dann alles dauernd komplett anders gestalten was Dynamik und Time angeht und bei den Konzerten die Musiker damit überraschen was gerade als nächstes passiert. Das ist dann schon hart und da muss man dann schon aufpassen wenn der Dirigent so arbeitet.
     
  17. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich starre nicht, aber ich habe ihn immer im Augenwinkel.
    Starren heißt mehr oder weniger exklusive Aufmerksamkeit auf etwas. Das habe ich ganz und gar nicht gesagt.
    Es sollte doch für jeden Orchestermusiker klar sein, dass Gleichmäßigkeit in der Technik (dafür ist ein Metronom gut) und die Time - oder "Nicht-Time", die darüber liegt, zwei unterschiedliche Dinge sind. Und der Dirigent ist ja auch keine Maschine und nimmt Tempi mal so und mal so.

    Cheers, Ton
     
  18. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Die wesentlichen Aspekte sind wohl genannt: Der Dirigent als optischer Signalgeber ist dann besonders wichtig, wenn sich das Tempo ändern kann, bzw. wenn Dynamik sehr wichtig wird und das in einer größeren Gruppe koordiniert werden muss. Ein Metronom wäre da eher kontraproduktiv. In der Big Band gebe ich am Ende von manchen Stücken vom Alto Chair aus Cues/Ritardandi vor. Alles andere, was "einfach so läuft", ist mehr oder weniger selbstverständlich an der Rhythmusgruppe ausgerichtet.
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Haben ja (fast) alle Recht, denn all das gehört zusammen:

    - Das Erarbeiten des Stückes, bei dem der Dirigent seine grundlegende Interpretation des Stückes mit dem Orchester einübt.
    - Das Erfühlen des Audrucks und der Tempi, das man dennoch und trotz der Vorbereitung, vom Dirigenten abnimmt und sei es nur, auf kleinste Nuancen zu reagieren.
    - Und, auch schon angesprochen, die optische Angabe der Taktzeiten. Würde die erste Geige das Tempo von Pauke und Kontrabässen abnehmen, wäre sie tatsächlich schon viel zu spät.

    Klassische Musik kommt aus den Zeiten der Könige und Kaiser, es ist eine Musik, die die hierarchischen Strukturen dieser Zeit nachbildet. Deshalb ist ein aufgeführtes Werk auch die Chefsache des Dirigenten.

    Jazz ist dagegen eine demokratische, besser gesagt, eine kollektive Art von Musik, die selten solche hierarchischen Strukturen annimmt. Wenn nicht jeder selbst weiß, wie sein Tempo geht, grooved es nicht.
     
    gaga gefällt das.
  20. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    So haben wir sozusagen das Bild einer Komposition vor uns (vergleichbar mit dem Druck eines Gemäldes), doch alles was wir sehen ist die Oberfläche - die Tiefe bleibt uns verborgen.
    Keith Jarrett
     
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