Akustischer, optischer oder haptischer Taktgeber?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von hiroaki, 20.November.2019.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    (1) Wie die anderen schon geschrieben haben: man kann das Dirigat sehen, ohne von den Noten wegzuschauen, Ist nicht so schwer.

    (2) Man sieht es Orchestermusikern nicht an, ob sie den Dirigenten im Auge haben oder nicht.

    (3) Die Proben programmieren ein Stück nicht so ein, dass es beim Auftritt automatisch abläuft. Ein guter Dirigent wird sein Orchester im Konzert situativ immer wieder überraschen. In den Proben hat man gelernt, gemeinsam entsprechend zu reagieren.
     
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  2. Reference54

    Reference54 Ist fast schon zuhause hier

    Wenn man nicht ganz ungünstig sitzt, kann man den Dirigenten aus dem Augenwinkel sehen und trotzdem die Noten lesen. Aus aktuellem Anlass, weil ich aktuell grade wieder Herbst- und Weihnachtskonzerte in Kirchen zu spielen habe - Ohne regelmäßig, d.h. aus dem Augenwinkel permanent oder zumindest alle paar Takte auch mal aufsehend, das Tempo visuell abzunehmen, hat man in den allermeisten Kirchen keine Chance gegen den Hall.
    Das sind aber imho ganz andere Fragestellungen. Ein inneres Rhythmusgefühl fürs Metrum, den Puls der Musik zu entwickeln ist eine wichtige Aufgabe beim Erlernen unseres schönen Instrumentes. Da kann das Metronom helfen. Beim Zusammenspiel mit anderen ist dann natürlich ebenfalls Puls gefragt, auch das alle idealerweise den gleichen musikalischen Puls haben :-D Und das ist nun in manchen Situationen nicht mehr rein akustisch lösbar.
     
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  3. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe vor ein zwei jahren mal mit optischen metros rumprobiert. Grosse blinkende flächen auf tablet, rot grün grün grün...schon sehr gut zu sehen, hat trotzdem garnicht gut funktioniert. Ein dirigat wirkt anders, da ist man emphatisch sozusagen dabei. Bei den blink apps ist dem anders, bei mir zumindest. Da muss ich mich unnötig stark drauf konzentrieren. Die musik leidet darunter.
     
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  4. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Wir haben in der Kirche regelmäßig immer wieder das Problem: Probe im leeren Haus, Aufführung im vollen, was gerade bezüglich des Halls einen extremen Unterschied macht.
    Da gehört schon sehr viel Erfahrung dazu , um das einschätzen zu können.
     
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  5. gunnar63

    gunnar63 Schaut öfter mal vorbei

    Tach auch,

    Das Thema treibt mich gerade auch ziemlich um. Speziell als Bari in einem Saxensemble ist das nochmal ein besonders Thema.
    Ich kann euch wärmstens diesen Workshop empfehlen:
    https://landesmusikakademie-berlin.de/angebote/kurs/groovts-30120/
    Mein Fazit daraus ist es, dass ein/der Pulse eines Stückes permanent mitlaufen muss; man diese in sich etablieren muss.

    Gruß

    Gunnar
     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Den Kurs von Bene Aperdennier kann ich auch empfehlen. Ich habe früher öfters mit Bene Auftritte gespielt. Ein Hammerpianist und lieber Kerl. Der weiss wovon er spricht.
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wie man es machen muss, weiß ich nicht.
    Wie ich es mache:
    Ich behalte den Dirigent im Auge, übernehme mir von ihm den Puls, gleiche diesen mit meinem eigenen ab und spiele mein Zeugs.
    Da ich den Boss vorne im Auge habe entgehen mir keine Tempiwechsel, außerdem bekomme ich von vorne auch Infos bezglich Lautstärke, ev. Einsätze und vieles mehr.
    Es ist also ein stetes Beobachten und Abgleichen meinerseits. Setzt aber voraus, dass ich das Stück in kurzen Passagen notfalls auch auswendig kann bzw. mich auch mal an meine Bandkollegen anlehnen kann.
    Bei mir funktioniert es, so und nicht anders.
    Metronom nutze ich analog: einstellen, Puls übernehmen, spielen und gelegentlich mal mit dem klick abgleichen, ob der eigene Puls noch stimmt. Permanent auf das teil hören tue ich nicht.
     
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  8. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Mal ne Frage zum Dirigieren: gibt ein Dirigent optisch exakt in Time jederzeit den Rhythmus und das Tempo vor? Mir kommt es oft so vor, dass der Dirigent Signale bei Einsätzen vorzieht oder, wenn er ein accelerando will, schneller ist als das tatsächlich in dem Moment spielt, dass das Orchester also nicht 100% mit den Bewegungen des Dirigenten synchron ist oder täuscht das?
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    In der Klassik dirigiert der Dirigent vor der Zeit. In anderen Sparten eher in der Zeit.

    Aber auch oder gerade, wenn er "vor"dirigiert, bestimmt er jederzeit das Tempo (weniger den Rhythmus).
     
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  10. visir

    visir Gehört zum Inventar

    der vereint alle drei Sinne:
    [​IMG]
     
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  11. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Ich behaupte mal verwegen wie ich bin, dass der Vergleich Metronom mit Dirigent gewaltig hinkt!

    Wozu benutz man eigentlich das Metronom?
    a) Man kann sich damit z. B. vor dem Spielbeginn ein Tempo geben lassen. Dafür genügt auch das optische Signal, um das Tempo in dem Fall über die Augen aufzunehmen.

    b) Wenn man aber das Metronom dazu benutzt, zu kontrollieren, ob man das Tempo hält und rhythmisch sauber im Timing ist, macht das optische Signal keinen Sinn. Denn erstens ist das Auge zu ungenau, um das optische Signal dem Timing exakt zuzuordnen. Zweitens ist das Auge die Falsche Instanz! Das Ohr muss entscheiden, ob das gespielte rhythmisch in Bezug auf das Metronom an der richtigen Stelle erfolgt. Also muss auch das Ohr das akustische Signal des Metronoms mit dem Instrumentalspiel vergleichen. Das Ohr ist da viel schneller und genauer in der Beurteilung, ob man 1/64 vor der "eins" gelandet ist, als das Auge.

    Und hier ist auch der Unterschied zum klassischen Orchester: da der Dirigent "vor"dirigiert, erfolgt hier keine unmittelbare Timingkontrolle. Man nimmt zwar die Zeichen des Dirigenten wahr, wann man einsetzen soll und schneller spielen soll, etc., aber es kann - anders als bei der Kontrolle mit dem Metronom - keine Kontrolle vorgenommen werden, ob Noten des Spiels zeitlich mit den Impulsen des Dirigenten aufeinandertreffen, weil der Dirigent gar keinen Impuls auf die Zeit legt, sondern auf einen Moment kurz vor der Zeit.

    c) Man kann auch ständig mit Metronom spielen, was man meiner Meinung nach nicht tun sollte, um die eigene Time zu entwickeln oder zu verbessern. Wenn man das dennoch mach, sollte man wie bei b) ein akustisches Signal, kein optisches nutzen. Ggf. gibt es noch weitere Verwendungsmöglichkeiten des Metronoms, die spielen aber für meine oben genannten Situationen und die Begründung keine Rolle.
     
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