Was darf eine Generalüberholung kosten?

Dieses Thema im Forum "Reparatur und Instandhaltung" wurde erstellt von Bleedin‘ gums Murphy, 25.November.2020.

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  1. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Naja...alles schön und gut, aber ich will mit einer GÜ nicht die Existenzgründung einer Firma finanzieren und die Nebenkosten nur bedingt.....was ich ja trotzdem im passenden Rahmen gerne mache.
     
  2. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Wäre ich auch - aber hat das jemals jemand gesagt oder erlebt?
    Bei meinem zur GÜ gegeben Saxophon bestanden die Polster aus der Pappe alter Marlboro-Schachtern, über die jemand selbst dünnes leder gezogenen hatte. Hat schon noch funktioniert, meine Freundin hat jahrelang drauf gespielt (ihr erstes Sax, günstig erworben). Aber mein SaxDoc hat freundlich nachgefragt, ob er da nicht mal ne Ladung neuer Pisoni-Polster anbringen sollte und by the way wär's auch nicht normal, wenn die Klappen einen halben cm Spiel haben. Und normal müsste man den S-Bogen auch nicht mit ner Zange festziehen, damit der nicht mehr wackelt. (Dann kann man ihm nach dem Üben auch mal wieder abnehmen und muss den nicht immer dranlassen). Im Nachhinein war mein Eindruck: Ich glaube, der hatte recht.
     
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  3. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Ich weiß nicht, also dass der die Polster nicht selbst bastelt (siehe meinen letzten Post), dass der nicht unter freiem Himmel arbeitet und nicht bei Kerzenschein repariert (also schon Strom hat) und dass der ein Telefon hat finde ich schon okay! Könnte der Qualität der GÜ zuträglich sein. :wink:
     
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  4. gordex

    gordex Nicht zu schüchtern zum Reden

    Vielen Dank.
    Ganz speziell für den Punkt über das Vertrauen. Das halte ich für auch für sehr wichtig. Viele Punkte kann man selbst gar nicht beurteilen. Ich habe selbst für die letzten Überholungen über 1000 EUR bezahlt und bin mir absolut sicher, dass ich einen guten Preis bekommen habe. Ich kenne meinen Saxdoc aber nun auch schon über 25 Jahre. Eine lange gegenseitige Vertrauensbasis zahlt sich aus.
     
  5. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Ich bezahl bei meinem Bauer so 800 Euro für mein Alt, dafür ist es wie ein völlig neugeborenes Instrument, spielt sich traumhaft und ich kann gerade noch vorbeifahren wenn was nicht passt und krieg es sofort gerichtet. Es ist übrigens auch versilbert und mit Oberfläche hätte es eigentlich noch mal mehr gekostet...

    Aber das ist es mir wert, ich liebe meinen Instrumentenbauer dafür dass er mein Horn so perfekt in Schuss hält!

    Es hängt davon ab was für Ansprüche du hast. Wenn´s einfach irgendwie gehen soll und geringere Unterschiede für dich nicht so relevant sind kann ne kostengünstige Überholung vielleicht die bessere Option sein. Wenn du nen großen Leistungsanspruch hast an das Horn musst du das Geld schon springen lassen. Jedenfalls ist das meine Erfahrung...

    Also 1000 Euro sind jetzt kein sehr ungewöhnlicher Betrag für ein Tenor, finde ich.

    Ganz liebe Grüße!
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Schwieriges Terrain.

    Entweder, ich güe meine Hörner selber oder lasse es machen. Selber machen ist ein größerer Aufwand als für einen professionellen Saxdoc, allein, weil ich das entsprechende Werkzeug nicht habe.
    Ich habe nicht so übergroße Ansprüche an eine GÜ. Das Ding muss auf längere Zeit dicht sein und gut ist. Die Klappen bekomme ich schon runter gedrückt, auch wenn nicht alles wie Hulle läuft. Ich denke, der Amateur ist da empfindlicher als ein Gebrauchsinstrumentalist.

    Ich habe einen Doc, der besorgt es mir preiswert, allerdings schlunzt er auch bei jeder Überholung einen kleinen Fehler rein. Den finde ich dann und gut ist. Nein, ich habe keine 1000,-€ übrig für eine GÜ. Dafür verdiene ich, und auch nicht nur im pandemischen Moment, zu wenig Geld. Da muss ich also andere Wege finden, denn ich habe nicht die Mittel, die vielen Amateuren zur Verfügung stehen.

    Ist ein bisschen wie die Diskussion um das Thema: Wie viel darf eine Saxophonstunde kosten. Und da sehe größere Diskrepanz. Einen Stundenlohn um die 70,-€ ohne Steuer sehe ich da nicht. Ich sehe aber eine Stunde Arbeit, die ich vorbereiten und nachbereiten muss, die nicht die immer ähnlichen mechanischen Probleme einer Saxophonmechanik aufwirft, sondern ein sehr sensibles und immer individuell abgestimmtes pädagogisches Vorgehen erfordert.

    Egal, eigene Doofheit, sich ständig selbst auszubeuten und den Stundenlohn nicht zu fordern.

    Zurück zur Reparaturzeit von einer Stunde, die 70,-€ kostet:

    Ich denke, eine GÜ braucht im Schnitt weniger als 14 Stunden. Gehe dabei aber von meinen eigenen Ansprüchen aus. 10 Stunden sollten im Schnitt reichen. Egal, wie schnell der Doc ist, braucht er seine 70,-€ pro Stunde und bekommt vor Steuern bei einer 35-Stunden-Woche im Monat ca. 10.000.-€.

    Nun weiß ich gar nicht, ob das dann die Meisterstunde ist. Wahrscheinlich hat ja die Ausbildungskraft die Klappen rausgeschraubt, den Korpus gereinigt, die Polster vorbereitet etc.

    Ich wünsche allen viel Geld und verbleibe bewusst provokativ,

    Peter
     
  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Die Frage ist für mich, ob eine GÜ eines Meisters für 1.000 Euro sich für ein Amati überhaupt lohnt.
     
  8. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @ChristophSax da ist was dran !!
    Ich hab' bei einem renomierten Reparateur gelesen, dass er in seinen angeboten Arbeiten
    klar unterscheidet ....
    a. Durchsicht und Spielbarkeit verbessern
    oder
    b. GÜ
    Preise natürlich dementsprechend.
    Find' ich gut, weisste gleich, woran du bist !
    VG
     
  9. Gelöschtes Mitglied12629

    Gelöschtes Mitglied12629 Guest

    Aber von 10.000 Euro zahlt er oder sie halt nicht nur das eigene Einkommen, sondern tausend Dinge auch. Das ist nicht nur "vor Steuern", sondern auch "vor Sozialversicherung", "vor Werkzeuge", "vor Material", ohne Werkstatt oder Zimmer, ohne Computer usw. Und "vor Krankheit" usw.
    Ich bin reiner Amateur und verdiene mit Musik kein Geld (außer bei Straßenmusik), kenne die Kostendiskussion aber aus meinem Bereich genauso. Mein letzter Job: im selbstverwalteten gemeinnützigen e.V., keine Gewinnabsicht und keine Gewinnmöglichkeit, 20 Leute, realer Tagessatz pro qualifizierte Arbeitskraft: 750 Euro (also nochmal deutlich mehr als in der Rechnung oben!). Soviel Geld brauchen wir und müssen wir reinholen, damit wir uns die Miete, den Computer, den Controller, Steuerberatung, die Möbel (von Ikea), die Gebäudereinigung, die studentische Hilfskraft, die kranken Kolleg*innen (wollen auch weiterhin essen & wohnen), die Müllabfuhr und unser eigenes durchschnittliches Gehalt bezahlen können. Da werden wir ständig gefragt: "Was, Sie wollen 1500 Euro für 2 Tage Arbeit?" So einfach funktioniert die Rechnung leider nicht.

    Dass Instrumentalunterrricht absolut unterbezahlt ist, ist vollkommen unbenommen davon - das sehe ich genauso! Was hier die Preise verdirbt ist natürlich auch die Quersubventionierung: Orchestermusiker, Musicalmusiker (oder irgendein anderer Hauptjob, auch außerhalb der Musik) verdient sich im Privatunterreicht was dazu. Davon muss er dann kein Kranken- und Rentenversicherung zahlen (läuft über den Hauptjob), keine Miete (Unterricht im Wohnzimmer, beim Schüler, in der Musikhochschule), keinen Steuerberater - Steuern zahlt er eh nicht dafür. Denn, wenn man ehrlich ist, 95% des privaten Instrumentalunterricht ist halt Schwarzarbeit. Was ich aus Perspektive des Einzelnen (Lehrer wie Schüler) absolut verstehen kann. In der Summe verdirbt das natürlich den Preis. Und es kann nicht das Modell sein, professionelle Arbeit unterzufinanzieren.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 26.November.2020
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  10. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Das ist jetzt aber die klassische Milchmädchenrechnung und erzeugt ein falsches Bild.

    Klar sind 70,- € x 35 h x 4 Wochen x 9.800,- €. Hört sich erstmal nach sehr viel an. Aber: Ohne Mehrwertsteuer sind es nur noch rund 8.240.- €. Dieses Geld nimmt der Saxdoc aber nur für direkt umsatzerzeugenden Stunden ein. Alles andere muß er damit mitfinanzieren. Das sind zunächst die nicht umsatzerzeugenden Stunden (Verwaltung, Kostenvoranschläge, Beratung, Service, Werkstatt pflegen, Weiterbildung, Werbung, Putzen u.a.) müssen davon finanziert werden. Dazu kommen Fixkosten wie Miete, Heizung, Energie, Einrichtung, Maschinen + Werkzeug, Versicherungen, Masken, Desinfektionsmittel etc.. Die Auflistung ist sicher unvollständig. Ach ja, und auch noch Steuern. Sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen da, möchten diese gerne entlohnt werden. Einschließlich Sozialversicherung mit div. Arbeitgeberbeiträgen und und und. Im Ergebnis sieht es es netto somit völlig ander aus.

    Das hat also mit

    nichts zu tun.

    Ach, so schwierig ist es gar nicht, eher schlichtes betriebswirtschaftliches Rechnen ;)
    Und: Der Saxdoc bekommt diesen Stundensatz auf Dauer ja nur, wenn er sehr gute Arbeit liefert.

    PS. Ja, ich weiß, daß die Gagen für Musiker vielfach oder sogar meist mies sind und einer betriebswirtschaftlichen Rechnung kaum standhalten.
     
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  11. SaxFrange

    SaxFrange Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    möchte mich nicht zu sehr aus Fenster lehnen. Nur so viel zu dem Thema Kosten.
    Es gibt bei Menschen stark unterschiedliche Vorstellungen über handwerkliche Leistungen.

    So halte ich eine pauschale Einschätzung per Fremd Diagnose nicht realistisch. 1.000,00 € sind immer noch viel Geld. Aber wenn dadurch ein tolles Instrument herauskommt dann wäre das wohl oder leider nötig.

    Als Meister des Handwerks habe ich mein Leben lang mit dem leidigen Thema zu tun.
    Gute Handwerkliche Leistungen haben ihren Preis.
    Wo ich keine Ahnung habe erschrecke auch ich aber! Kann nicht alles wissen.

    Leider kann man beim Instrument nicht einfach so Bauteile auswechseln wie beim Fahrzeug zum Festpreis.

    Handwerkliche Arbeiten gibt es in unterschiedlicher Qualität. Will man die 99% erreichen muss man erst einen finden.100% gibt es aber nicht.
    Was nützt ein Instrument das zu 90% funktioniert.

    Es gibt in allen Sparten Blindgänger, akzeptable und richtige Top Profis.:o o:

    Ob beim Bäcker, Sattler oder Musiker.

    VG.Friedrich
     
  12. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank für eure Meinungen und euer Engagement!
    Es ist ein Altsaxophon.
    Es spielt noch, mehr schlecht als recht .
    Ich habe mir eure Antworten durchgelesen, und meine eigenen Schlüsse daraus gezogen!
    Ich werde das Saxophon dort zur GÜ abgeben. Weil ich denen Vertraue.
    Die Leute die da arbeiten ( der Chef und der „ Mechaniker“) machen einen kompetenten und freundlichen Eindruck. Sie haben mir, als an meinem Sax eine Feder gebrochen war, eine zum selber einbauen geschenkt, als ich gesagt habe, daß ich armer Straßenmusiker bin!
    Die Räumlichkeiten machen auch einen sehr vertrauenserweckenden Eindruck.
    Mir geht es um ein Saxophon im besten möglichen Zustand, nicht darum irgendwelche Billigrekorde zu brechen. Das Geld ist aber auch nicht mein Geld, ich habe meine Mutter um Finanzierung gebeten, weiß noch nicht ob das klappt.
    Ich wollte nur sichergehen, daß ich da nicht völlig abgezockt werde, aber ich denke ich kann mir jetzt, vor allem anhand des Beitrags von Toko einen besseren Eindruck von der Sache machen! Berichte darüber daß irgendwer irgendwo eventuell einen besseren Preis gemacht bekommen hat, bei gutem Ergebnis, sind meiner Meinung nach nicht zielführend, es sei denn, der/diejenige sagt mir ganz konkret wohin ich das Sax bringen kann!
     
    Zuletzt bearbeitet: 26.November.2020
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  13. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Bei ner guten Preiskalkulation sind solche Posten aber anteilig immer drin. War mal selbstständig, von dem her weiß ich das.
     
  14. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Das habe ich weiter oben getan. Melde dich einfach mal bei mir
     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Das ist die Milchmädchenrechnung, mit der ich als Agenturinhaber auch immer
    konfrontiert wurde.

    1. Arbeitet ein Saxdoc nicht 35h/Woche an einem Instrument. Er hat administrative
    Aufgaben, Marketingaktivitäten, Kundengespräche, Pausen, Krankheit. Steuern
    nicht zu vergessen.

    2. Ist das nicht sein verdienst (Gewinn) sondern sein Umsatz. Davon muss er
    Personal-, Raum,- Sach,-, Lager-, Materialkosten, etc. begleichen.

    Und wieviel Stunden er für eine GÜ benötigt ist instrumentenabhängig und
    m. E. nicht pauschal zu beziffern.


    CzG

    Dreas
     
  16. Bleedin‘ gums Murphy

    Bleedin‘ gums Murphy Ist fast schon zuhause hier

    Nochmal dazu, ob eine GÜ überhaupt nötig ist: Als ich das Saxophon im April gekauft habe, stand schon in der Anzeige: GÜ steht an. Ich war dann doch überrascht, wie gut das Instrument noch gespielt hat (von einer chronisch hängenbleibenden Gis Klappe abgesehen) . Die Polster machten eigentlich keinen schlechten Eindruck auf mich, lediglich ist das Silber am gesamten Korpus angelaufen und verfärbt, was ja aber einen nicht am spielen hindert. Dann später brach eine Feder, die habe ich dann selbst ausgetauscht-soviel kann ich gerade mal selbst. Mittlerweile klemmt aber hier und da mal was, es fängt auch an zu klappern...deshalb komme ich jetzt auf die Idee,es wäre Zeit-auch mit dem Hintergedanken, daß ich dann ein schönes Saxophon habe, nicht nur ein spielbares!
     
  17. ChristophSax

    ChristophSax Kann einfach nicht wegbleiben

    Schau doch mal auf die Homepage von Reisser Musik in Ulm.
    Die haben eine veröffentlichte Preisliste und sind m.E. recht transparent damit.
    Ich kenne die Werkstatt nicht, daher kann ich auch die Qualität der Arbeit nicht beurteilen.
    Als damaliger Wahl-Ulmer kann ich jedoch sagen, dass der Service dort im Laden sehr sehr gut ist und die Qualität des Online-Shops auch.
    Das hilft Dir zwar nicht unmittelbar, weil es geschätzte 400km von Dir entfernt ist. Aber so hast Du mal eine Orientierung.

    Und mal ehrlich, muss man ein angelaufenes Silbersax wirklich polieren?
     
  18. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Aber selbstverständlich und unbedingt. Der Ton wird dadurch viel strahlender und silbriger:ironie::duck:
     
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  19. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Das kommt drauf an: Wenn Dein Repertoire mehrheitlich aus Moll-Bluesen oder sonstigen trauriger Stücken besteht, ist es vielleicht sinnvoller, auf das Polieren zu verzichten :D:D.
     
    GelöschtesMitglied11073 gefällt das.
  20. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Nicht das es zu polierphonisch klingt :-D
     
    Bereckis, p-p-p, ehopper1 und 3 anderen gefällt das.
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