Schreckliche Musikstudenten

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 29.Dezember.2020.

  1. ppue

    ppue Experte

    Aus Wikipedia zu Curriculum:

    "Im Bildungssystem in Deutschland wird das Kerncurriculum von einer Kommission für jedes Bundesland, für jede Schulform und jedes Unterrichtsfach festgehalten. Es greift auf die Bildungsstandards zurück, welche von der Kultusministerkonferenz für die Fächer entschieden werden."

    So ist das.
     
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  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Schön, was Du über Kreativität sagst. Gehört irgendwie auch zum eigentlichen Thema, siehe die ersten Beiträge dieses Themas. Und hat eben mit Pädagogik nichts zu tun. Ein Lehrer soll in erster Linie lehren, also etwas vermitteln, in welcher Form auch immer, und das ist nun einmal das Gebiet der Pädagogik.
    Ein Musiklehrer, der anhand eines sprachwissenschaftlichen Begriffs schnell einmal zum Geographieunterricht wechselt und sogar eine Hausübung darin vergibt, verfehlt m.E. das Thema. Das kann er gerne einmal im Unterricht ein paar Minuten anreißen, da haben die Schüler auch ein Aha-Erlebnis, aber dann bitte zurück zur Musik. Geographie haben die Schüler eh in der dafür vorgesehenen Stunde - wie gut oder schlecht jener Unterricht dann auch ist (ich hatte sehr schlechten), das ist nicht in der Verantwortung des Musiklehrers.

    Das funktioniert gut bei motivierten, begabten Kindern in "guten" Familien. Nicht so gut gestellten Kindern bricht sowas das bildungsmäßige Genick. Das treibt die Bildungsschere weiter auseinander. Genau diesen Vorwurf kenne ich zur Genüge: "der Lehrer erklärt nichts, sondern schmeißt uns das alles nur hin." Dazu ist der Lehrer da, dass er den Stoff aufbereitet. Einen Lehrer, der nur den Stoff austeilt, kann man einsparen und statt 50 Lehrer einen Postboten anstellen.
     
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  3. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Auch wenn's jetzt sehr OT ist: es gibt komische Lehrer, aber ich habe auch sehr sehr gute Lehrer erlebt.

    Nicht zuletzt habe ich es eben Letzteren zu verdanken, dass ich schulisch in der Grundschule nicht komplett abgesoffen bin.
    Von "fast" Sonderschule zum Abitur.
    Und das ging nur mit viel Unterstützung meiner großartigen Grundschullehrerin.
    Sie war später dann im Burn-Out habe ich erfahren :-(

    Aber um auf sie zu treffen musste ich sitzen bleiben.
    Das war das Beste, was mir passiert ist.
    Flasht mich immer aufs Neue, wenn ich darüber nachdenke.
     
  4. ppue

    ppue Experte

    Hätte man vor 20 Jahren schon mehr auf digitale Medien in der Ausbildung gesetzt, dann hätten wir jetzt nicht das Dilemma in Coronazeiten, dass manche Schüler weder Tablet noch Internetflat haben. Das ist ja die Crux, wo die Schere aufgeht, wenn nicht alle Schüler Zugang zum Netz und dessen Wissen haben.
    Natürlich meinte ich nicht, dass ich diese Art von Unterricht bevorzuge, es wäre nur eine verblüffende Unterrichtsstunde. Und Überraschungen sind immer gut.

    Tut da sehr gut dran, weil er merkt, dass den Schülern ein wesentliches Detail zum Verständnis von Kultur fehlt. Und er tut auch gut daran, weil er Gedankenvernüpfungen schafft, Farbe mit Ton verbindet, Sprache mit Klang und auch mit Geographie.

    Ich möchte diese strikte Trennung in Fächer aufheben und hätte gerne viel mehr Praxisbezug in der Schule. Mein Beispiel weiter oben mit dem Einstudieren eines Musicals sollte keine Ausnahme einmal im Jahr darstellen, so wie es heutzutage manchmal praktiziert wird. Das passt natürlich nicht in den Lehrplan, dessen Ziel das zu erfüllende Ziel ist.

    Und genau das halte ich auch für die Crux beim Studium von Jazz mit Abschlussprüfung.
     
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  5. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Und was machen dann die Schüler aus bildungsfernen Schichten mit ihrem Tablet?:cool:
     
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  6. visir

    visir Gehört zum Inventar

    IT löst keine nicht-IT-Probleme. A fool with a tool is still a fool. Und ob deshalb das Netz in DE schneller ausgebaut worden wäre - ? Zugleich kostet das alles Geld, richtig Geld, vor 20 Jahren ein Vielfaches von heute - da kann man heute leicht reden...
    Im Übrigen ist das "hättiwari".

    Wie gesagt, die Verknüpfung ist ja gut. Solange er nicht dabei "vergisst", was er eigentlich unterrichtet und unterrichten soll.

    Entwickel Deine eigene Pädagogik, präsentiere sie der Fachwelt - vielleicht schlägts ja ein...
     
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  7. ppue

    ppue Experte

    Das Problem dabei ist wohl eher die Bildungsfernheit und nicht das Tablet.

    Wieder so ein schreckliches Wort: bildungsfern. Früher nannte man die ungebildet und davor einfach doof.



    Die wird doch völlig überschätzt, diese Bildung nach Lehrplan.
    Das meiste kann man nachlesen und selbst die binomischen Formeln werden dir im Youtube-Filmchen vorgeführt.

    Die Geschwindigkeit dafür reichte auch schon vor 20 Jahren aus.
     
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  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das kann ich aus eigener Anschauung bestätigen. Nebenan ist eine "Freie Schule". Die haben Anwesenheitspflicht von 8 - 13 Uhr, sonst keinerlei Verpflichtungen. Die Lehrer machen Angebote - man kann aber auch nix machen oder jahrelang Basketball spielen. Um in die "Mittelstufe" zu kommen, sollen sie ein Gruppenprojekt bringen, für die interne "Oberstufe" braucht es die Präsentation einer individuellen Arbeit.

    Wenn die staatliche Rrüfungskommission (Realschulabschluss) anrauscht, haben die Schüler eine zeitlich relativ begrenzte gezielte Vorbereitungsphase hinter sich, wo sie manchmal noch abends in der Schule hocken und Lehrplanstoff pauken (im Studium heißt sowas großspurig Repetitorium - Kurzzeitgedächtnis vollstopfen). Von durchgefallenen Schülern weiß ich nichts und wer will, hat keine Probleme, danach am Gymi oder auf der IGS zum Abi zu kommen.
     
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  9. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    So ne Schule gibts bei uns in der Stadt auch. Zumindest hier ist oft das Problem ne Lehrstelle zu finden wenn sie nur das interne Zeugnis haben.

    Meinen Sohn möchte ich da nicht haben da er dann bestimmte Sachen nicht mal anschauen würde. Vokabeln z.b.

    An den Lehrplänen in Bayern tut sich was. Es gibt viel mehr Referate und Präsentationen und an der Mittelschule werden gewisse Fächer in Kombination unterrichtet. Natur/Technik, Geschichte/Erdkunde/Sozialkunde um Beispiele zu nennen. An der Realschule fehlt das leider noch.
    Am Gymnasium hab ich kein Kind und bin ehrlich gesagt froh drum. Das ist mir einfach zu verkopft. Und ich sag jetzt mal das wir nicht zur "bildungsfernen" Schicht gehören.
     
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  10. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    vielleicht können wir hier ja um "schreckliche hobbysaxophonspielende" erweitern.

    diese müssen die schrecklichen sudierendgewesenen dann nämlich später unterrichten, spielen und GEMA-saugen geht erst ab 2023 wieder so richtig.

    schrecklich schrecklich !

    :-D
     
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  11. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Das machen meine Nerven nicht mit!:cool:
     
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  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    kann... und welches Kind/ welcher Jugendliche tut das freiwillig? Und welcher Anteil der Schüler versteht das ohne Unterricht, ohne Rückfragemöglichkeit? Und was ist mit denen, die es nicht verstehen? Durch den Rost fallen lassen?

    Sich die nötigen Grundkenntnisse bzw. eine gewisse Allgemeinbildung anzueignen ist nicht immer spannend, sondern mitunter stinklangweilig - wenn es nicht entsprechend aufbereitet wird. Und dafür hat die Pädagogik zu sorgen. Und wenn es dann immer noch langweilig ist, was vorkommen kann, sorgt der Lehrplan dafür, dass es trotzdem an die Reihe kommt. Und ich finde das sinnvoll.
     
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  13. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    das klingt edel.

    jedoch lernten wir hier, aus dem munde einer studierenden, wie langweilig doch die pädagogik sei.

    falls es also mit der weltkarriere nicht klappen sollte, müßten sich deiner idee nach sinnvollerweise die eltern der saxophonlehrerin irgendwann fragen, warum das alles so gähnend langweilig ist, oder?

    das fände ich - schrecklich !

    :-D
     
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  14. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Nö, hat sie nirgends so geschrieben. Nur, dass sie die Professorin, deren Unterricht langweilig fand.

    CzG

    Dreas
     
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  15. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    ah, es wird spitzfindiger.

    die pädagogik ist also so spannend, daß sie extern erlernt wird (wurde zwar auch nicht geschrieben, wäre aber zu wünschen) weil die professorin schuld ist, das eigentlich interessante wichtige fach zu langweilig zu vermitteln. so daß alle schrecklichen studenten gähnen.

    vielleicht helfen da ganz einfach studiengebühren von 2000-3000 € pro semester. wir wissen ja: wo die leistung stimmt, stimmt auch das geld!

    :-D
     
  16. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Hä?????

    CzG

    Dreas
     
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  17. ppue

    ppue Experte

    Da scheint mir die alte Einstellung durch, man müsse an den Kindern ziehen, denn wenn man nicht zieht, dann werden es Taugenichtse. Mein Gott, Kinder haben tausend mal mehr Phantasie und Interesse an dieser Welt als irgend ein Pädagoge im Schulausschuss. Kinder und Jugendliche tun super viel freiwillig, wenn es Bock macht. Täten noch sehr viel mehr freiwillig, wenn sie nicht in unserem Erziehungskorsett erdrosselt würden.

    Kein WhatsApp? Teilen? Gruppe Primzahlen gründen?

    Was hat das für einen Sinn? Wenn es nicht interessiert, ist das in zwei Wochen vergessen. So geht Lernen nicht.

    Ich gebe dir recht beim Thema Schreiben und Rechnen lernen. Aber auch letzteres ist weniger wichtig als das Wissen darum, wo der Rechner auf dem Laptop zu finden oder der entsprechende Film auf Youtube, hier: Primzahlen:



    Das ist nun nicht ein Lehrer im Frontalunterricht, sondern eine ganze Crew, die versucht, dir die Primzahlen schmackhaft zu machen und die dem Lehrer bei Weitem überlegen ist, und zwar fachübergreifend. Der Lehrer täte also gut daran, den Film zu zeigen und ihn nachzubereiten. Wahrscheinlich aber gibt es noch nicht einmal einen Beamer in der Schule, der den Film an die Wand werfen kann.

    @prinzipal: Ich habe dich leider selten verstanden. Mag sein, dass es dein Ziel ist, zu verunsichern. Mich langweilt es eher. Schade, denn ich halte dich für klug und umsichtig. Es fruchtet aber leider nicht in der Gemeinschaft.
     
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  18. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Einige findens vielleicht niveaulos hier aber ich find´s witzig und erfrischend. Und um herauszufinden, was die Leute von den Studenten denken, diene ich auch sehr gerne als Projektionsfläche!

    Und ich bin sehr froh dass ihr auch so ehrlich seid.

    Und manches ist auch sicher wahr!

    Es tut mir leid dass ich nicht so viel beisteuere, ich hab grad viel um die Ohren und ich zwinge ja auch keinen sich zu beteiligen.
     
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  19. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube wenn die Jazzer zumindest im 2. Jahr bei einem Jazzprofessor Pädagogik hätten, oder unsere Existenz da von der bestehenden Professorin auch ein bisschen mit berücksichtigt werden würde wäre die Unterrichtsbeteiligung deutlich besser.

    Um mal einen "konstruktiven" Beitrag zu liefern...
     
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  20. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    Gerne schreibe ich auch einige schreckliche Stories von mir, damit man besser sieht was für ein schlechter Mensch ich bin:

    Zum Beispiel war ich zu feige dazu zu stehen was für Musik ich gut finde...weil die anderen das ja verurteilen könnten...

    Ich hätte mich sicher auch mehr mit bestimmten Leuten solidarisieren können, die ungerecht behandelt wurden

    Oder was auch sehr peinlich ist, manchmal erwische und korrigiere ich mich dabei, wie ich versuche die Ersties zu sehr zu beeinflussen in ihrer musikalischen Entwicklung

    Ich habe auch schon mal faul in nem Proberaum rumgegammelt, in dem ich eigentlich üben sollte

    Und die schrecklichen Stories vom Eingangspost sehe ich als ein kollektives Versagen der Studenten...
     
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