Schreckliche Musikstudenten

Dieses Thema im Forum "Alto Special" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 29.Dezember.2020.

  1. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Durch eine gleichmacherische Bildung würde so etwas wie normiertes Denken und auch Einheitsbrei in punkto Kulturgeschmack entstehen. Das wäre dann nicht mehr mein Land.:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.Januar.2021
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  2. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Ich hatte Musikunterricht an der Schule, wie sie damals halt war.

    Meinen Eltern war es wichtig, dass ich ein Instrument lerne.

    Haben ein Klavier (in der DDR!) aufgetrieben und mir ein Akkordeon gekauft.

    Das war in der DDR schon außergewöhnlich.

    Von der Lehrerin wurde ich dann gezwungen nur Klassik zu spielen, Etüden, etc.

    Als ich anmerkte, dass ich gerne auch aktuelle Popsongs spielen wollte, wurde das als „minderwertige Musik“ abgetan.

    Dadurch ging meine Motivation flöten.

    Die Lehrerin riet dann meinen Eltern, dass die Idee eines Instrumentes für mich vergebene Lebensmühe wäre.

    Deswegen hat es dann nochmal fast 40 Jahre gedauert, bis ich mir getraut habe wieder selber Musik zu machen.

    Was hat das jetzt mit der Diskussion zu tun?

    CzG

    Dreas
     
  3. ppue

    ppue Experte

    Mit der Bildung hat es zu tun, weil ich keinen kenne, der 13 Jahre lang, also die gesamte Schulzeit hindurch, Musikunterricht in der Schule hatte. Gilt im übrigen auch für Kunst. Oft werden Kunst und Musik im jährlichen Wechsel angeboten. So war das bei meinen Kindern. Das macht eine kontinuierliche Arbeit im Fach nicht gerade leichter.

    Ich selbst hatte die Hälfte meiner Schulzeit keinen Musikunterricht, wurde aber zu Hause und, da wir mittelschichtig Geld hatten, auf der Musikschule gefördert. Und darum ging es in der Diskussion, dass besser gestellte Familien eine bessere Ausbildung bezahlen können und dass auch nur besser gestellte Familien die Konzerte besuchen.

    Erst einmal müsste also das Angebot von Bildung im musischen Bereich vollständig da sein. Das würde keine Genre hinwegfegen, sondern Schüler an die Musik heran führen, was den Musikern eine vermehrte Zuschauerschaft zuführen würde.
     
  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Nun, jetzt wollen 20 studieren, und es wird nur 10 "ermöglicht" - und welche 10 von den 20? Da muss wer auswählen...

    Block- oder Querflöte? :duck:
     
  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Aber selbst wenn es den durchgängigen Musikunterricht in der Schulzeit gegeben hätte, so können sich Kinder, die Interesse hätten, dennoch kein Instrumentalunterricht leisten - aus entsprechenden Familien kommend.


    Rückblickend betrachtet hatte ich ziemlich viel Musikunterricht.
    Grundschule: ich kann mich an das Klassenzimmer für Musik erinnern und an diese Klopphölzer zum Zusammenschlagen:roflmao:
    Und ans Xylophon!

    Nach der Grundschule 2 Jahre OS: da war nix glaub ich.

    Dann Realschule: Wechselmodell mit anderen Fächern, aber in 4 Jahren 2 Jahre (oder mehr?) Musik gehabt.
    Dann nach dem Abschluss 11 Klasse Gymnasium wieder ein Jahr Musik - völlig abgestunken, schnellstmöglich abgewählt.
    Dann war man eh in seinen Profilen und mit Musik war nichts mehr.
    Ich kann mich noch entsinnen, dass man an unserem Gymnasium nie genug Schüler für den Musik-LK hatte.
    Kunst war hingegen nie ein Problem.

    Hin oder Her, ich wusste nach all den Jahren nicht, was ne C -Dur Tonleiter ist und bei Dur hab ich gedacht man hat die # und bei Moll die b's:hammer:

    Aber wir haben ein langes Referat über Mozart gehalten.

    Ist schon so ne komische Sache mit der Bildung ...
     
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  6. ppue

    ppue Experte

    Na, letztendlich muss natürlich die Arm-Reich-Schere weg, da hast du recht. Der Kultur aber mehr Raum in der Bildung einzuräumen, wäre schneller zu verwirklichen.
     
  7. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    ???

    Die zuständige Kommission (der HS) wählt doch immer aus - dafür gibt es doch Aufnahmeprüfungen - es werden doch nie alle angenommen....
     
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  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Und da werden sich dann Eltern aufregen, warum die Kinder so "nutzloses" Zeug lernen und nicht sinnvolle Sachen wie EDV, Informatik, Wirtschaft etc.
    Kann ich auch ein Stück weit nachvollziehen.

    Aber ich finde auch, dass die Schule möglichst lange und möglichst qualitativ die verschiedensten Bereiche anbieten (eben auch Kultur) sollte, damit die jungen Menschen sich einordnen können - was interessiert mich, wo will ich hin beruflich?

    Ein Kollege hat mir letztens erzählt, dass sein Sohn ihn gefragt hat, warum er ein Gedicht auswendig lernen soll.
    Der Vater von der Fraktion: er soll doch lieber was Vernünftiges lernen und hat es abgetan und sich darüber lustig gemacht.

    Meine Antwort: vllt will er mal Dichter werden und er weiß es bloß noch nicht?

    Und wenn der Vater dann schon so eine ablehnende Haltung hat, wird aus ihm auch nie ein Dichter werden.
    Wahrscheinlich auch kein Musiker.

    Ich hoffe es wird klar, was ich meine. Es ist
    nicht nur das Finanzielle.
     
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  9. ppue

    ppue Experte

    Na sicher werden sie das. Im Moment aber bin ich dran mit Aufregen (-:
    Wie kann denn das sein, dass das Fach Musik ganze 60 Jahre als ein Nebenfach abgetan wird, welches bei Lehrermangel einfach ausgesetzt wird?
     
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  10. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    Inzwischen gibt es ja schon einige Möglichkeiten -
    Von Jeki (jedem Kind ein ein Instrument, zu vergünstigtem städtischen Musikschulunterricht - oder ganz ohne Kosten?? "BUT" Bildung und Teilhabe, Kosten werden "vom Amt" übernommen.. - Aber wie so oft, als kleiner Anfänger kommst Du wahrscheinlich gar nicht darauf zuhause regelmäßig zu spielen. Bildungsferne Familien verstehen oft nicht Kindern zu zeigen, dass Bildung und auch musische Bildung Sinn macht...
    Und wenn die Familie nicht dahinter steht - oder gar sich noch über anfänglichen Enthusiasmus wundert...
    Kinder die dabei bleiben wurden unterstützt und auch motiviert. Die verbinden mit dem Msuikmachen etwas positives. Man braucht (pi mal Daumen im Durchschnitt) wahrscheinlich etwa 2 mal mehr positives als negatives um etwas toll zu finden und selbst irgendwann Energie aufzubauen um selber länger auf dem Gebiet tätig zu werden (meine persönliche Einschätzung!) .. Das Positive muss nicht Lob oder so sein - ds kann auch einfach das angenehme Gefühl sein - wie: Wieder zu dem Lehrer gehen, Das tolle Sax auspacken, mit dem Sax auf dem Rücken interessiert betrachtet zu werden,,...was auch immer man positiv aufnimmt...
     
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  11. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier


    Es gibt auch nicht sooo viele, die das unterrichten wollen.
    Und es gibt sogar Musiklehrer, die das als Nebenfach abtun...
    Wenn ich mit meinen Schülern Musik mache nenne ich sie immer mein Orchester und strahle und sage, dass ich den besten Job habe!!!
    Wir machen Musik miteinander...
     
  12. ppue

    ppue Experte

  13. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Das ist die entscheidende Frage, ppue!
    Die einzige Erklärung dafür ist, dass der Lobbyismus für dieses Fach nicht groß genug war und ist, um dem ihm gebührenden Stellenwert zu verleihen.
    Leider gibt es wohl für die Musik zu wenig Rückhalt, Tendenz fallend.
    Das liegt meiner Meinung daran, dass sich andere Sachen leichter verkaufen.
    Eine Karte für ein flaches Blockbuster - Imitat verkauft sich leichter als ein Konzert mit Tiefe.
    Die Oberflächlichkeit ist besser zu vermarkten.
    Es fehlt die Sensation, nach der die Menschen gieren.
    Und ich weiß nicht, wie man das ändern kann.
     
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  14. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    Selber machen ist vor Allem schwieriger - da kann man Fehler machen....
    Und Angst macht "ohnmächtig" - und ohne Macht braucht man nur noch konsumieren...
    es ist aber auch echt schwierig - ich kann mich noch an meine Grundschulzeit erinnern, wo man einfach morgens ein Lied gesungen hat - und in der Mittelstufe kam das auch immer wieder mal vor - wir sind mit den Dauerlutschern - äh Blockflöten herumgelaufen und haben gespielt... Heute trauen sich schon die Lehrer kaum noch zu singen, weil sie denken sie müssten klingen wie bei DSDS (vermute, es liegt daran) und die Instrumente müssen Sax und Co sein..
    Früher hat man halt gesungen weil man gesungen hat... nicht damit es gut klingt oder so, sondern weil man es zusammen machte... (Das war das Erlebnis)
     
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  15. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    @_Re_
    Apropos Erlebnis.
    Da wir in Südfrankreich(Baskenland)leben, ich arbeite zwar noch in Deutschland, waren meine Frau und ich noch vor Corona auf dem hiesigen Wochenmarkt, der in entsprechenden Hallen stattfindet.
    Wir schlenderten um die Stände, es war richtig voll, und auf einmal stimmte irgendwo eine kleine Gruppe ein Lied an,
    und plötzlich waren wir umgeben von etwa 1000 singenden Menschen, die mit Stolz und Freude eingestimmt haben.
    Einfach ein Erlebnis.
     
  16. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    was für ein angenehmes Forum das hier ist... :)
     
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  17. _Re_

    _Re_ Ist fast schon zuhause hier

    Leider ist es ja so, dass die Schere immer größer wird. :thumbsdown:
     
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  18. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Was hätte sich denn gesellschaftlich geändert, wenn es Hauptfach gewesen wäre?

    CzG

    Dreas
     
  19. ppue

    ppue Experte

    Die Bruttowertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland betrug im Jahr 2019 106,4 Milliarden Euro (Anteil am BIP: 3,1 Prozent). Damit übertrifft sie in Sachen Wertschöpfung inzwischen andere wichtige Branchen wie die chemische Industrie, die Energieversorger oder aber die Finanzdienstleister. Nur der Fahrzeugbau erzielt mit aktuell 162,1 Milliarden Euro eine deutlich höhere Bruttowertschöpfung.

    Sinngemäß aus https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Ar...anchenfokus-kultur-und-kreativwirtschaft.html

    Das nur dazu, was als systemrelevant angesehen wird.


    Wir hätten mehr Spaß, hätten mehr getanzt und die Jungs hätten auch ohne SUVs die Mädels abgeschleppen können, wenn sie dann nur ordentlich ihr Instrument hätten bedienen können.
    (-;
     
  20. Mouette

    Mouette Ist fast schon zuhause hier

    Wie war das noch? Nicht für die Schule sondern für das Leben lernen wir.
    Ich halte es grundsätzlich für falsch, wenn allgemeinbildende Schulen nur für den Beruf unterrichten. Zum Leben gehören Hobbys und Entspannung elementar dazu. Sport, Musik, Gestaltung - oder wie diese c- Fächer auch immer heißen - sind für alle Menschen wichtig, um zu lernen, einen Ausgleich zum Beruf als xyz zu haben und einige wenige machen aus dem Hobby auch einen Beruf.
    Nötig ist eine musikalische Allgemeinbildung, die allen ermöglicht, soweit ins Fach zu schauen, um wählen zu können: "Ist das was für mich oder nicht und wenn ja, welches Instrument passt zu mir?" Zur musikalischen Ausbildung für alle gehört die Regelmäßigkeit über alle Schuljahre hinweg, ein breites und interessantes Angebot von meinetwegen Karaoke-Gesang über verschiedene Instrumente, die man gestellt bekommt und die vor allem über Klanghölzer und Blockflöte hinausgehen, Aufnahmetechnik usw., als Basis natürlich Notenlesen.
    Mit vielem könnte man auch schon im Kindergarten beginnen. Kinder sind heute oft 5 bis 6 Jahre vor der Einschulung in Fremdbetreuung. Da ließen sich z. B. leicht erste Noten erlernen oder Interesse an Instrumenten entwickeln.
    Im Rahmen der Ganztagskinderbetreuung an Schulen sollte es eigentlich leicht sein, Kinder unabhängig vom Einkommen der Eltern musikalisch zu fördern. Alleine: Die Chancen werden oft vertan.
     
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