Schreckliche Musikstudenten

Das ist halt in jedem Bundesland anders. Willkommen im Förderalismus!

Damals (1986 oder so) erzählte mir ein Kumpel ganz stolz, eine Bekannte von ihm hätte das Abi mit 0.7 gemacht. Meine spontane Reaktion: Das geht gar nicht!
Wie beide hatten Recht. In NRW bekam man ab 823 (IIRC) Punkte eine 1.0, besser geht nicht. In Rheinland-Pfalz war es wohl anders.

Grüße
Roland

 

Wir hatten damals (Abi 1984 in NRW) an unserer Schule keinen Physik-LK.
Dafür aber Latein und Altgriechisch-LK.

Grüße
Roland

 

...... ..... ach so... verstehe.

 

Du Armer! 1984 noch! Und dann streiten wir um Lehrpläne, die näher am tatsächlichen Leben sein sollen? Den dahinter stehenden Bildungsdünkel habe ich bis 1968 selber erlebt und ging davon aus, dass es sich ein bischen ändert...

 

Ich stelle fest, wir sind ein klein wenig vom Thema abgekommen....

Von wem sind die denn verhasst? - Von den Mitstudierenden? Und warum? Studieren Rassisten und Liebesfeinde bei Dir?
Oder benehmen die 3 genannten sich nicht konform genug???
Und was bedeutet in diesem Fall konform?
wer nicht besonders Besonders ist - oder wer nicht genau soo Besonders ist....??
Erzähl doch mal... Ich mag Schlipstretende...

 

Streng genommen kennen wir von Sokrates selbst überhaupt keine direkten Äußerungen, sondern nur die Berichte seiner Schüler Platon und Xenophon.

Aber Zitate über "die schreckliche Jugend von heute" gibt es aus allen Epochen der Geschichte - kleine Auswahl:

• „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).

• „Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“ (Keilschrifttext, Chaldäa, um 2000 v. Chr.)

• „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ (Watzlawick, 1992, ca. 1000 v. Chr., Babylonische Tontafel).

• „Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter steht wider die Mutter, die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter“ (Micha 7, Altes Testament um 725 v. Chr.)

• „Nicht ist der Vater dem Kind, das Kind dem Vater gewogen – Nicht ist der Bruder lieb, wie er doch früher gewesen; bald versagen sie selbst den greisen Eltern die Ehrfurcht“ (Hesoid, vor 700 v. Chr.)

Quelle: 5000 Jahre Kritik an Jugendlichen – Eine sichere Konstante in Gesellschaft und Arbeitswelt (bildungswissenschaftler.de)

Ich wüsste nichts, was ich vom Physikunterricht in der Schule jemals wieder im Leben gebraucht habe, dasselbe gilt für Chemie.
Aber davon, dass ich bis zum Abitur FREIWILLIG Latein belegt hatte, habe ich schon sehr oft profitiert, einfach durch die Vokabelkenntnisse, so kann man sich viele Fremdwörter und sogar englische Begriffe leicht ableiten, man lernt schneller einige Sprachen (Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch...).
In der Oberstufe beschäftigten wir uns mit römischen Stoikern, diese philosophische Bildung hat mir ebenfalls viel geholfen.

 

Ja, das darf hier ruhig etwas vom Thema abkommen.

Ich bin noch bei Geschichte und ich habe eine recht eigenwilige Theorie: Ich kann mir immer so viele Jahre vorausschauend vorstellen als ich alt bin. Gerade mal 64 nun, kann ich mir in etwa vorstellen, wie die Welt 2085 in etwas aussieht. Das ist aber auch der entfernteste Punkt, den ich mir ausmalen kann. Genau so geht es in die Vergangenheit hinein. Also vom Geburtsjahr 1956 zurück gerechnet kann ich mir in etwa vorstellen, wie man 1897 gelebt hat.
Natürlich weiß man mehr über die spätere Vergangenheit aus Büchern und Filmen. Ich meine aber das Gefühl, was man selbst für eine Zeitepoche hat.

Da kommt auch der Gedanke her, Geschichte anders herum zu lernen, das Naheliegende zuerst, weil damit noch die beste Vorstellung im Kopf verbunden ist. Geschichtsunterricht stelle ich mir eh ganz anders vor. Weniger die Kriege, die Regierungen und ach so wichtigen Ereignisse stellte ich in den Fokus als das Leben der Menschan an sich, ihre Häuser und Zimmer, ihre Arbeitsbedingungen, Kleidung, Nahrung, Verkehrsmittel, ihre Industrie.

Gerne kann man zeitgleich auch eine zusammengefasste Reise vom Nomadentum bis zum heutigen Dubai machen, ein Halbjahr lang, aber bitte gestrafft, ohne die großen Feldherren, ohne die ach so wichtigen Jahreszahlen, die heute keinerlei Bedeutung mehr haben und ohne die tausend Kriege (gut, auch die kann man in einer Stunde mal thematisch zusammen fassen).

 

Es ist ja auch jede Hochkultur dann auch wieder einmal untergegangen. Und das ist auch nicht nur so dahingesagt, das haben sich Historiker konkret angeschaut: üblicherweise gibt es eine Generation, die aufbaut, eine, die erhält, und die dritte baut üblicherweise schon wieder ab. "Die Jugend heutzutage" ist üblicherweise die dritte Generation...

Ich glaube eher, dass es Dir einfach nicht auffällt, weils so alltäglich ist. In der Pflichtschule gehts ja fast nur um grundlegendes Verständnis der Dinge, die wir dann täglich benützen.
Ich profitiere im Alltag sogar von dem, was ich in der HTL für chemische Betriebstechnik gelernt habe.

Da hab ich von Asterix mindestens so viel profitiert, hatte aber nur zwei Jahre Latein.
Würde aber statt Latein eine lebende romanische Sprache unterrichtet (was heute nicht unüblich ist), profitiert man dann eben von der, was Wortstämme und Erlernen weiterer romanischer Sprachen betrifft, und da hat man dann immerhin schon eine.

 

Wir haben in Physik und Chemie nur ständig Formeln gepaukt, keine davon habe ich in meinem Leben später gebraucht (wir hatten auch vorwiegend akademische Quereinsteiger als Lehrer, die liebten ihre Formeln!). Was ich über Grundlagen und im Alltag wichtige Dinge weiß, habe ich mir später angelesen, in der Schule gab es so etwas nicht, das wäre ja INTERESSANT gewesen und musste daher unbedingt vermieden werden.

Erstens ist so viel Latein im englischen Wortschatz, dass man kaum von einer "toten" Sprache reden kann, zweitens bietet Latein vor allem mit seiner Grammatik die Grundlage für viele spätere Sprachen, auch Deutsch.

Aber alles ist nun mal von der Qualität der Lehrer abhängig - ich war als Kind ein großer Physik-Fan, aber die Lehrer haben mir gründlich den Spaß ausgetrieben, umgekehrt hatten wir wirklich hervorragende Latein-Lehrer, das Fach war ein wichtiges Aushängeschild unseres Gymnasiums in einer altehrwürdigen Universitätsstadt.

Schon öfter erwähnte Anekdote:
Lateinlehrer in der 9. Klasse: "So, auf die Literatur, die im Lehrplan steht, haben Sie bestimmt keine Lust und ich auch nicht. Beschäftigen wir uns lieber mit etwas, was Sie in Ihrem Alter mehr interessieren dürfte: Ars Amandi von Ovid."

 

Ich finde es gut, wenn das hier nochmal aufgegriffen und darüber diskutiert wird.
Vielleicht kann @Kristina Bossanova dazu noch etwas beisteuern.

 

Nun weiß man in zarten Schulalter nicht so wirklich, welcher gelernte Blödsinn sich im Leben als nützlich erweisen wird. Jetzt sind wir alle viiiiel klüger und wissen, dass wir den ganzen Krempel hätten ersparen können. Jedenfalls retrospektiv.
Meiner einer hat sehr mit seinem Chemielehrer gehadert, der viel Wert auf die Theorie legte, wo ich doch gerne praktischer unterwegs gewesen wäre. In den ersten beiden Studiensemestern wurde dann versucht, genau diesen Stoff an den Mann und die Frau zu bringen. War natürlich für die Chemieabwähler besonders bitter, brachte mir freie Zeit ein, die in andere Fächer oder Cafeteria sinnvoller investiert wurde.
Hätte ich so etwas 3 Jahre zuvor geahnt? Habe dem Lehrer still Abbitte geleistet.

Genau wie bei den Hetitern, den Ägyptern, den Römern... zack alle weg.

 

Na ja, weg waren sie nicht wirklich, und der Untergang etwa des römischen Reiches lag sicherlich nicht an der "schrecklichen Jugend", auch wenn man das zu puritanischen Zeiten gerne so interpretiert hat: "Die Römer wurden dekadent, das war ihr Untergang".

Es gab verschiedene Faktoren, die zum Zerbrechen des Imperiums führten, aber es hat lange genug gehalten, außerdem gab es neben den dekadenten auch immer äußerst disziplinierte Römer, bis hin zum "Ende" war "Tugend" (VIRTUS) stets hoch angesehen.
Wie man inzwischen weiß, waren die Schilderungen vom lasterhaften Leben in Rom oft eher oppositionelle Propaganda denn objektive Berichterstattung, man konnte einen Politiker ganz gut damit in Verruf bringen, was ja umgekehrt zeigt, wie sehr "sittliche Werte" in der Öffentlichkeit geschätzt waren.

Deshalb würde ich auch nicht von "Untergang" reden wollen, lieber von "Transformation" - es ging in das "Heilige Römische Reich deutscher Nationen" ein.

(Ja, auch DIESES Thema hatten wir im Lateinunterricht anhand zeitgenössischer Quellen behandelt!)

 

So ähnlich wollte ich das auch ausgedrückt haben, nur kürzer

 

Klingt nach "Oberstufe", aber Ihr hattet ja sicher nicht erst in der 9. Schulstufe Physik - ?

Red einmal mit einem Engländer latein, dann siehst Du schon, wieviel das hilft...

Sowas aber auch... das ist wie Klarinette lernen, wenn ich eigentlich Sax lernen will...

Ohne Frage hängt es am Lehrer, ob ein Unterricht interessant ist, womit wir wieder näher am Thema wären. Naja, ob ein bestimmtes Fach sinnvoll ist, gehört auch zum Thema...

Und die "schreckliche Jugend" war ein Symptom der Dekadenz.

 

Natürlich kamen mehrere Faktoren zusammen. Die Römer haben strategisch den Kardinalfehler begangen, dass sie ihr Reich mit Ausweitung der Grenzen immer weiter aufgeblasen haben. Die Grenzen sowie die eroberten Gebiete mussten mit immer größerem Aufwand und Anstrengung gehalten werden. Dazu kam noch die Völkerwanderung...
Hätten sich die Römer auf den Mittelmeerraum konzentriert, würden sie evt. noch heute existieren. Die Römer hatten eine so schlagkräftige und für ihre Zeit so moderne Armee gehabt, die bis zur Erfindung der Feuerwaffen nie zu schlagen gewesen wäre. Dagegen waren die mittelalterlichen Ritterheere und späteren Landsknechte lächerliche Nachfolgearmeen. Bloß, wenn ein Reich zu groß wird, zerfleddert auch irgendwann die beste Armee.

 

Also, es gibt schon noch ein paar Millionen Römer und Römerinnen. Ebenso wie Griechen oder Ägypter. ....

 

Tja die Kleinigkeit muss ihnen wohl den Rest gegeben haben.

 

Ich schon.
Ich kenne diese Aussage für jedes Schulfach. Ja, insbesondere Musik eingeschlossen.
Was sagt uns das jetzt?
Keine Ahnung. Wir sollten jedes Schulfach abschaffen, man lernt ja nix!?

Grüße
Roland

 

Ein Jhargang über mir gab es dann einen Physik LK und - ganz neu - Informatik GK. Bonus: War eine Kooperation mit dem benachbarten Mädhcnegymnasium. Und so habe ich Abitur mit Englisch und Mathe LK, Phyisk und Philosophie GK gemacht.

Grüße
Roland

 

Nein, ab der 7. Klasse, bei einem Doktor der Physik. Die Experimente, die er gelegentlich aufbaute, gingen fast alle schief, deshalb erinnere ich mich noch gut an den Satz von ihm: "Nehmen wir an, das hätte funktioniert."
Es ging schon damals ausschließlich um Formeln, die auswendig zu lernen waren. War nicht mein Ding, ich habe sie auch wie erwähnt nie benötigt in MEINEM Leben.

Der Chemieunterricht war ähnlich - dass Chemie auch anschaulich und mitreißend sein könnte, habe ich erst durch die RTL-Fernsehserie "Der Lehrer" erfahren, bis dato war es für mich das uninteressante Büffelfach par excellence - so wie für andere wahrscheinlich Latein.

Englisch hatte ich auch mal in der Schule, in der 9. und 10. Klasse, aber das ist eine vergleichsweise einfache Sprache, mehr Zeit habe ich nicht benötigt, um unfallfrei Konversation mit US-Mitmusikern machen zu können.
Aber sobald es ans Lesen von komplexeren Texten geht, hilft mir Latein sehr:
Access, success, digital, summary, content, response, cognitive, conservative, support, art, form, family - einige spontan eingefallene Latein-Vokabeln im Englischen.

Interessanterweise stammten die meisten antiken Zitate in meinem Beitrag gerade aus der Zeit VOR der Blüte der jeweiligen Hochkultur.
Daher glaube ich eher, dass die Alten mit der Dynamik und dem Ideenreichtum der Jungen nicht viel anfangen konnten - sie wollten quasi lieber in ihren gewohnten Höhlen verweilen, anstatt rauszugehen und die Welt neu zu denken.
So war es auch in meiner Jugend, als viele Alte aus der Kriegsgeneration erschrocken waren über Elan und Kreativität der "Hippies" und "Öko-Spinner".
Und der verlinkte Artikel mit den Zitaten, die ich kopiert habe, heißt nicht umsonst " 5000 Jahre Kritik an Jugendlichen – Eine sichere Konstante in Gesellschaft und Arbeitswelt (bildungswissenschaftler.de)".

Natürlich nicht, sondern: Es geht um den jeweiligen Lehrer und seine Fähigkeit, die Schüler zu motivieren.
Ich gestehe ja zu, dass es auch tollen Physik- und langweiligen Latein-Unterricht geben kann.