Wiederanschaffung

Hallo Zusammen,

ich plane derzeit wieder das Sax spielen anzufangen.
Ich habe das letzte Mal vor 2 Jahren Tenor gespielt und hab wieder Lust zu spielen.

Ich habe derzeit verschiedene Modelle im Blick.
Zum einen ein Yamaha YAS 380 aus einer Meisterwerkstatt(Bild anhängend).

Laut Händler ist das Sax 9 Jahre alt, soll überarbeitet, eingestellt und überprüft worden sein.
Die Polster sollen ebenfalls noch gut sein, eine Generalüberholung stünde bis auf weiters nicht an.
Zustand ist gut, bis auf ein paar Kratzer.
Beim Kauf gibt es 1 Jahr Garantie.

Das Sax soll 800€ kosten.

Zum Anderen habe ich das Jupiter YAS 700Q als Neuware im Blick. Kosten derzeit ~850€. Vorteil ist, dass es neu und im besten Fall unbeschädigt ist. Lack ist meist unbeschadet und Dichtungen, etc. Brauchen meistens ebenfalls länger bis sie aufgeben. Garantie würde für 3 Jahre bestehen.

Ich habe derzeit viel gutes aber auch schlechtes von Jupiter gehört, jedoch konnten mir bereits andere Personen sagen, dass bei einem Sax das 9 Jahre alt ist, spontan eine GÜ anstehen könnte mit Kosten von 400-800€.

Ist letztendlich ein Sax empfehlenswerter, welches älter ist, dafür aber in einem top Zustand oder lieber ein komplett neues?

Zum Thema Marke will ich jetzt gar nicht viel sagen, da dies sowieso ein Streitthema ist und die Meinungen spaltet.

Liebe Grüße

 

Ja aber die Antwort auf Deine Fragen ist durchaus nicht bei jeder Marke die gleiche.

Die Entscheidung nach der BAUFORM solltest Du nicht primär nach dem machen, dass Alt-Sax im Durchschnitt etwas billiger ist als Tenor. Wenn Du Tenor Sax lieber hörst, wirst Du es vielleicht auch lieber spielen. Aber Alt-Sax ist natürlich auch super

Die Diskussion zwischen neu und alt ist meist dort angesiedelt, wo die Mechanik sich geändert hat. "Vintage" oder "moderne Applikatur". "Modern" ist dabei alles in den letzten 30 Jahren. Und abhängig davon ob man auf den geheimnisvollen "Vintage-Sound" steht.

9 Jahre sind für ein gut gepflegtes Yamaha kein Ding. Ich hätte keinerlei Bedenken, das gebrauchte aus der Werkstatt zu nehmen. 1 Jahr Garantie ist OK. Saxophone neigen anders als Smartphones nicht dazu, spontan auszufallen und zu versagen. Die Technik ist überschaubar und die Probleme sind im Allgemeinen auch um vernünftiges Geld behebbar. Was kann an einem Sax "von alleine" kaputt gehen was durch eine Werksgarantie gedeckt wäre? Feder Bruch? Schraube verloren? Kork abgefallen? Abgesehen von der Alterung der Polster sind alle Probleme an einem Sax immer mechanisch und meist durch Gewalteinwirkung verursacht = kein Gewährleistungsfall. Wenn also die Polster OK und dicht sind, spricht nichts dagegen.

Fachpersonal in Griffweite ist natürlich ein nicht zu unterschätzender Bonus. Da kann man auch mal zwischendurch was nachsehen lassen, ohne dass es gleich "kaputt" sein muss und eine Reparatur benötigt.

Ein perfekter Lack ist für ein gelungenes Spiel völlig unerheblich. Das ist ähnlich wie beim Auto. Der erste Kratzer tut richtig weh. Aber wenn es schon hier und da einen kleinen Pecker hat, am Kofferraum ein Bisschen abgewetzt ist und auch die Spiegel Abdeckung nicht mehr richtig glänzt, wird es zunehmend unwichtiger. Es ist nur ein Auto! Als ich mein Sax vor über 10 Jahren bekommen habe, war es schon über 20 Jahre alt und oft gespielt worden. In den >30 Jahren war also keine "Generalüberholung" nötig. Ein paar Gestänge Teile haben ein Bisschen geklappert (konnte ich kürzlich leicht selbst richten), ein paar Kork Stücke wurden ersetzt. Und die Polster sind schon etwas härter und machen mehr Geräusch beim Schließen. Es ist aber rundum dicht und spielt super. Ich habe sogar das Gefühl, dass es mit jedem Jahr besser wird und schöner klingt. Ein Alt Sax einer alten, renommierten Marke.

Als frisch Einsteiger hat "neu" einen besonderen Reiz und an "neu" ist auch gar nichts auszusetzen. Aber mittlerweile würde ich wahrscheinlich bei vorhandenem Budget lieber ein "besseres Modell" gebraucht und fachgerecht eingestellt nehmen, als ein neues anzuschaffen, wenn es außer einem makellosen Lack keine besonderen Extras bieten kann. Das macht sich vor Allem im unteren Preis Segment mehr bemerkbar. Bei Yamaha, Selmer, Yanagisawa oder Keilwerth hast Du weder mit Neu noch mit "gut gebraucht" irgend ein Problem. Bei Jupiter würde ich eher auf Neu tendieren und zumindest nicht auf "älter als 20 Jahre". Die sind in den letzten Jahrzehnten besser geworden.

Und natürlich gibt es abseits der drei Großen viele andere, die punkto Qualität und Klang mithalten können, die aber weniger Verbreitung haben und an die man daher auch nicht automatisch denkt.

Von "unbekannter Fantasienamen vom Discounter" ist "gebraucht, wenig gespielt" ein Ausschlusskriterium. Das wird vermutlich deshalb so wenig gespielt, weil schon als Neuanschaffung es einfach nicht gut spielt.

Aber abhängig davon wie viel Du bis vor zwei Jahren gespielt hast, kannst Du die Instrumente ja eventuell auch leicht selbst anspielen und bewerten. Unabhängig von der Marke ist immer nur das aktuelle Einzelstück maßgeblich das ja vom Marken-Mittelwert auch abweichen kann.

 

Nur kurz zu den 30 Jahren. Es sind deutlich mehr. Das Selmer Mark VI ist nicht etwa "vintage", sondern die Mutter des modernen Saxophons und eher doppelt so alt. Yamaha und Yanagisawa sind als Selmer-Klone auch schon 50 Jahre alt.

 

Ich finde das Yamaha ein bisschen teuer. Das 380 war eine abgespeckte Version des 480 und neu etwa 150€ günstiger als jenes. Das 480 kostet heute etwa 1600€, davon mal 150€ ab, dann würde das 380 heute neu bei 1450€ liegen. Rechne ich für eine GÜ mal 600€, dann bist du bei deinem Preis. Ohne Kratzer. Ich würde daher versuchen noch etwas Nachlass zu bekommen.

Ob man ein neues Einsteigerinstrument oder ein gebrauchtes mittelklasseinstrument kauft ist pauschal schwer zu beantworten.
Ich würde zu dem Yamaha tendieren. Zum einen kann ich es besser verkaufen, wenn es doch nicht meins ist, zum anderen erwarte ich klanglich einfach mehr, was dem Spaßfaktor zugute kommt. Dann übe ich aber auch mehr, und das macht dann noch mehr Spaß. Zugegeben, beide Instrumente kenne ich nicht (das 480 von Yamaha finde ich gut und das kenne ich).
Letztlich würde ich beide mal in die Hand nehmen, schauen, wie sie liegen, und da du ja Tenorsax gespielt hast, auch mal Töne raushauen und den Klang vergleichen. Von dem Ergebnis würde ich meine Entscheidung abhängig machen und ggf am Preis verhandeln.
Aber, wenn ich nur zum Alto wechsle, weil die günstiger sind, ich aber eigentlich Tenor mag, dann würde ich auf ein tenor sparen und noch etwas warten.

 

Schon neulich zuckte es mir bei der Aussage in den Fingern und ich konnte mich mit einem Kommentar zurückhalten, ABER nun doch:

nicht das Mark VI sondern das S(B)A (1947) ist die Mutter des modernen Saxophons, das BA die Großmutter.
Das Mark VI hat technisch rein gar nichts modernes zum SBA hinzugefügt, sondern war höchstens eine leichte Vereinfachung hierzu.

 

Aus echten unwissenden Interesse: Die Applikatur ist beim SBA schon modern. Aber gibt es bei der Mensur unterschiede zum Mark VI?

 

Es gibt wohl leichte Unterschiede, die gibt es aber auch beim Mark VI selber über die Produktionszeit, beispielsweise wenigstens drei verschiedene Hülsenmaße beim Tenor, drei verschiedene Becherknielängen beim Alto...

 

@Sandsax
Es MUSS das Mk VI gewesen sein... aber ich bin da bei dir.
Einige Mitbewerber haben sich mechanisch schon am SBA orientiert (z. B. das 18/20 bzw. Dynaction von BC), da war das 6er noch nicht raus.
Aber, das Mk VI war der Wegbereiter für moderne Mechanik und modernen Klang, weg vom dunklen, tonalen Grundklang hin zu einem obertonreicheren, helleren Klang passend zur musik der 60iger+.

 

Was wiederum nicht für die frühen Mark VI gilt, ok- waren ja noch die 50er

 

Aber ich sehe ein: es bleibt Auslegungssache

 

Was meines Erachtens für die Selmers gar nicht zwingend so ist im Vergleich zu teils älteren Amis. Es war schon vor allem die Applikatur in erster Linie. Aber nun

 

Zurück zur eigentlichen Frage. Welches liegt dir besser in der hand? Welches spielt sich für dich leichter? Welches klingt in deinen Ohren schönenr?
Wenn du diese 3 Fragen durch selbst ausprobieren beantwortet hast, hast du deine Antwort. Alles andere wäre nur durch die Glaskugel schauen

 

Unter dem Strich ist es mir völlig egal. Wenn es passt, passt es und was dann draufsteht oder welches Alter es hat, ist mir egal. Wenn Selmeristen den Orden für das erste moderne Saxophon haben wollen, es sei ihnen gegönnt.
Hier finde ich wichtiger dem Kollegen mitzugeben beide Kandidaten in die Hand zu nehmen und mal zu spielen, statt zu klären, er es erfunden hat (die Schweizer natürlich).

 

Genau.
Willst Du wirklich nicht nur wiedereinsteigen sondern auch von Tenor auf Alt umsteigen?
Diese Frage muss als erstes geklärt sein.

 

Wie wäre es denn mit einem gemieteten Sax, um erst einmal wieder neu anzufangen? Nur zum Ausprobieren, ob Alt Dir mehr liegt als Tenor? Denn das kann ja auch anders sein. Man muss ja nicht immer gleich kaufen. Ein Saxophon zu mieten kostet glaube ich so ca. 20€ im Monat. Und üblicherweise sind das oft Yamahas oder auch Jupiters. Meistens wird der Mietpreis auch angerechnet, wenn Du das Sax dann später bei dem Händler kaufst, sodass Du keinen Verlust machst.

Ein älteres Sax, das von besserer Qualität ist und ursprünglich teurer war, das jetzt genauso viel kostet wie ein jetzt neues, muss logischerweise rein theoretisch betrachtet besser sein. Da kannst Du zum Vergleich den aktuellen Neupreis heranziehen, wie @JES das oben getan hat. Aber wie gesagt: rein theoretisch. Wenn Dein Händler gut ist und das Sax ordentlich überholt hat, dann würde ich immer zu dem älteren Sax tendieren. Ich kenne das YAS 380 nicht, aber was JES darüber gesagt hat, klingt gar nicht so schlecht, finde ich. Ich persönlich fände jetzt auch den Preis okay (ist schließlich vom Händler mit Garantie, und der Händler muss ja auch noch was verdienen, sonst gibt es ihn bald nicht mehr), aber ich bin da wirklich zu wenig bewandert. Wenn JES sagt, Du solltest noch was runterhandeln, dann hat er damit bestimmt recht. Oder vielleicht den Händler fragen, ob Du das Horn erst einmal mieten kannst, um es auszuprobieren.

Grundsätzlich finde ich Kratzer kein Kriterium, denn die kommen ohnehin rein, wenn man dann eine Weile spielt. Aber das ist Geschmackssache.

 

Erstmal vielen Dank für eure Rückmeldungen.

Glücklicherweise habe ich jemanden, der das Saxophon für mich testen kann.
Ich habe auch den Vorteil, dass es 2 Woche Rückgaberecht geben würde, was mir genug Zeit zum ausprobieren gibt.

Ich sehe das genauso, weshalb mich kleine Kratzer auf der Rückseite nicht stören würden.

Einen richtigen Marktmittelwert kann man bei dem YAS 380 leider nicht feststellen.
Ich könnte persönlich auch wenig dazu finden.
Das Saxophon soll 2011/2012 auf den Markt gekommen sein und war ausschließlich ein Instrument für den Asiatischen Raum bzw. Nicht für Europa gedacht. Es soll eine spezial Edition sein.
Zur Technik hab ich nur gefunden, dass der Korpus wohl von einem 480 kommt und die Mechanik vom 280.
Bisher habe ich auch keine anderen Angebote für ein 380 gefunden außer als Neuware auf eBay für ~1600+ Versand aus dem Ausland.

Ich würde Mal versuchen ein wenig runter zu handeln. Zubehör ist ja grundsätzlich auch dabei(Koffer, Wischer und neues Yamaha 4c Mundstück). Was wäre deiner Meinung nach ein guter Preis für das Instrument?

 

Als ich mit dem Saxofon begann, war ich vom Tenorsound angefixt. Ich lernte aber die ersten zwei Jahre Altsaxofon, weil ich es gebraucht bekommen konnte. Meine Idole waren dennoch eher Tenorsaxofonisten.

Mit Abschluss meine Fachhochschulstudiums kaufte ich mir dann endlich ein Tenor.

Ich würde grundsätzlich empfehlen, die Bauform zu spielen, die ich auch am liebsten höre.

Natürlich macht man mit der Zeit eine Entwicklung, die vielleicht vorab nicht voraussehbar ist.

Dass seit vielen Jahren Sopransax und Bassklarinette meine wichtigsten Blasinstrumente sind, hätte ich damals nicht für möglich gehalten.

Heute höre ich im Jazz bei Blasinstrumenten sehr viel Trompeter und wenig Saxofonisten.

 

@Mole1266 Das Zubehör ist eigentlich selbstverständlich, finde ich. Das ist ja nichts Spezielles, sondern das, was man auch bekäme, wenn man ein Instrument neu kaufen würde. Aber ich würde mich da an Deiner Stelle jetzt nicht so sehr auf den Preis konzentrieren, sondern das Instrument erst einmal eine Weile ausprobieren. Vielleicht gibt der Händler Dir für die Kratzer ja noch mal 50€ Reduktion, aber ist das wirklich wichtig? Oder ist es nicht wichtiger, dass Du mit dem Instrument glücklich bist? Aber vielleicht gibt der Händler Dir ja noch einen Saxophonständer und/oder Notenständer dazu. Das wäre dann ein gutes Geschäft, denke ich so.

 

Also grundsätzlich ist mir die Art des Saxopons egal. Ich hatte mit dem Tenor begonnen, da mein Lehrer mir das Tenor empfohlen hatte.

Ich werde Mal schauen, dass ich es ein wenig günstiger bekomme, sehe es aber für eher unwahrscheinlich.

Um den Preis geht es mir ansich nicht, möchte allerdings auch nicht zuviel ausgeben. Dies hat aber keine Auswirkung auf die Art des Saxes.

 

Ick würde da weiter zurück gehen…, denke das New Wonder 1 gilt als das erste moderne Saxophon ab 1914…, also die Mutter geht deutlich weiter zurück, selbst wenn das MK VI die Mutter aller Klone wurde…