Lohnt sich ein mittelpreisiges Saxophon?

Das Problem ist, daß bei Musikinstrumenten oft eine bestimmte Menge an Handarbeit anfällt und das lässt sich noch nicht alles von Maschinen machen. Zusätzlich müssen die Maschinen präzise arbeiten und gewissenhaft bedient werden. Bei Saxophonen ist bei Billigsaxen z.B. das Problem das Metall benutzt wird, das eigentlich zu weich für das Instrument ist und sich zu schnell verbiegt. Es gibt Modelle, da lässt sich die Mechanik nur durch Zudrücken der Klappen verbiegen. Wird aber zu hartes Metall benutzt, lässt sich das Sax nicht mehr richtig einstellen, auch Reperaturen sind dann viel schwieriger. Ich habe schon Mechaniken gesehen, die waren so schlecht verarbeitet, da wurde dann Leder in die Löcher der Spitzschrauben gesteckt, weil bei der Bohrung Mist gebaut wurde. Ist das Leder mal abgenutzt fängt der Spaß für den Spieler dann erst richtig an, die Mechanik bekommt man dann meist nie wieder ordentlich zum Laugen ohne Riesenaufwand. Eine gute gehende und lang haltende Mechanik, die einer entsprechenden Belastung auch lange standhält, ist nicht so leicht herzustellen. Selbst Inderbinen stellt die Mechanik nicht selber her, sondern nimmt sie von Yamaha soweit ich gelesen habe. Bei Yamahas ab dem 62er wird etwas härteres Metall verwendet als bei dem 280er (so sagte mir mal ein Instrumentenbauer) und bei teureren Hörnern von Yamaha ist die Mechanik oft noch etwas optimierter und feingängiger und liegt, zumindest für mich noch etwas besser in der Hand. Bei Yanagisawa haben mir schon immer die preiswertesten Hörner besser gefallen als die teureren.

 

Mal ein Beispiel eines bekannten Saxophonherstellers

"TECHNISCHE CHARAKTERISTIK
Henri SELMER Paris Modell Axos
Altsaxophon in Eb
hohe F#-Klappe
Wippe tiefes Bb
Marschgabelhalterung
Goldlack mit handgearbeiteter Gravur
Lederpolster mit klangoptimierten Metallresonatoren
Axos Light Etui mit Rucksackgarnitur
Mundstück SELMER S80 C*
Zubehör"

Dazu noch ein Bild vom Instrument... fertig.
Diese Art habe ich bei anderen Herstellern so auch gefunden, nix Träume, heile Welt etc.. Und jeweils von den HP der Hersteller direkt, also kein Händler etc.

 

Das mittelpreisige Segment liegt nach meinem Verständnis z.B. für ein neuwertiges Alto zwischen 1000€ (oberhalb Neupreis YAS 280) und 2500€ (unterhalb Neupreis YAS 62/AWO-01/Axos) (Witzig, dass Yamaha da der Bezugspunkt für meine Einordnung ist, aber was Besseres fällt mir auch nicht ein und es deckt sich mit derjenigen aus dem Video...Man könnte vielleicht auch einen Cut bei 2000€ machen - dann wären z.B. die Top-Modelle von Expression oder Schagerl raus aus dem Segment, aber Jupiter gerade noch drin, so wie ich das überblicke). Ein schwieriger Preisbereich für Neukäufe, weil man in dem mit etwas Glück auch sehr gute Instrumente gebraucht in sehr gutem Zustand bekommen kann.

In meinen ersten Jahren fand ich das YAS 32 einer Freundin spürbar besser zu spielen als mein eigenes 23er, aber da bei mir nie klar war, ob ich dran bleibe, war die Wahl meiner Eltern sehr gut nachzuvollziehen. Ich hatte vor knapp zwei Jahren mal wieder ein YAS 280 in der Hand - ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, dachte ich mir dabei. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, das 280er sei so gut wie das 32er damals, und dann müsste dafür mittlerweile das 480er so zwischen 32er und 62er stehen. Wenn ich also 1500€ Budget hätte und unbedingt neu kaufen wollte, würde ich eher wieder nur 1000€ für das "kleine" Yamaha ausgeben und das Restbudget für das irgendwann fällige Mundstück-Upgrade aufsparen.

 

Dann mag das bei Sax/ Instrumenten so sein.

Das würde ich nicht so sagen. Mein Bruder ist in der Werbebranche, und der hat mir das mit dem "Träume verkaufen" schon oft genug erzählt.

Da muss man jetzt auch den Produktkatalog von der Werbung unterscheiden. Beim einzelnen Produkt werden natürlich Eigenschaften aufgezählt (wie nüchtern, variiert aber auch). In der Werbung werden Gefühle verkauft.
Und was ärgere ich mich über aktuelle Internet-Startseiten von Firmen, wo nur eine bunte, heile Welt mit dem Slogan "wir/ unsere Produkte sind so super" präsentiert wird, teilweise auch noch auf den Produktseiten, und die Fakten, die mich interessieren, muss ich erst einmal suchen. Kommt oft genug vor.

Wie sind wir vom mittelpreisigen Sax jetzt hier gelandet?

 

Hi,
ich hatte mir von diesem Fred erhofft, auch ein paar Hinweise zu bekommen.

Aber trotz der interessanten Fragestellung wurde die ganze Diskussion dann ausgehebelt.

Hier wurde doch irgendwie nach folgendem System verfahren:
Gute Fragestellung: "Ist im Kühlschrank Bier?"
"Ich schaue nach." --> Wissenschaft
"Du brauchst nicht nachschauen, da ist immer Bier drin." --> Religion
"Ich schaue nach, sehe nichts, behaupte aber weiterhin, dass da Bier drin ist." --> Esoterik

Und wenn man mit Esoterik auch nicht mehr weiterkommt, bleibt dann immer noch das Derailing und man wundert sich:

Gruß
Charly

 

Die Aussagen "Im Kühlschrank ist (kein) Bier." und "Ein mittelpreisiges Saxophon lohnt sich (nicht)." halte ich nicht für gleichermaßen wissenschaftlich überprüfbar, u.a. weil in der zweiten Aussage evtl. noch größere definitorische Leerstellen vorhanden sind.
Insofern ist dem Derailing von vornerein Tür und Tor geöffnet.

 

Auch in der ersten, denn wo fängt "Bier" an und wo hört es auf? Ist US-"Bier" Bier? Kölsch? Alkoholfreies?

 

Natürlich ist die Aufgabe von Marketing die Verbraucher für die eigenen Produkten zu begeistern.
Aber Marketing muss letztendlich ehrlich agieren. Wenn das Produkt nicht hält was Marketing verspricht, führt das am Ende in eine Sackgasse.
Das heißt nicht, dass Marketing nicht auf der kompletten Klaviatur der Kommunikation spielen darf.

CzG

Dreas

 

Und das heißt jetzt, dass Brause wirklich Flügel verleiht?

 

Nein natürlich nicht. Das erwartet ja auch niemand wirklich.

Das Produkt (mir schmeckt es nicht) hält aber das Marketingversprechen, denn im übertragenden Sinn verleiht es Flügel.

Übrigens einer der erfolgreichsten und genialsten Kampagnen in der Werbewelt.

Red Bull hat darum eine komplette Erlebniswelt entwickelt und eine eine sehr treue Kundschaft, ja Fangemeinde.

CzG

Dreas

 

Also doch keine Ahnung....

Nenn mir doch mal ein konkretes Beispiel, wo ein Produkt am Markt langfristig erfolgreich war, welches nicht dem Markenversprechen genügte.

CzG

Dreas

 

Selmer

 

Nein, Bösendorfer verleiht Flügel.

Z.B. jede Zigarettenmarke, die in der Werbung signalisiert, dass man cool (oder was auch immer) wäre, wenn man diese Marke raucht. Rauchen macht niemanden cool, sondern nur krank.

 

Vor dreißig Jahren hat es funktioniert, heute eben nicht mehr. Daher ist es ein gutes Beispiel.

Der Raucheranteil ist in den letzten Jahren von 1/3 auf 1/5 zurückgegangen. Weiter sinkend.

Es ist eben nicht mehr cool, und das Markenversprechen wird nicht mehr erfüllt.

CzG

Dreas

 

Vielleicht nochmal erwähnenswert bei den genannten Zahlen:
mir hat ein größerer Händler aus NL vor ein paar Jahren erzählt, dass seine Marge bei Yanagisawa sich im Bereich von 10-15% bewegt und sich das nur rechnet, weil er an den Instrumenten wenig bis gar nichts nachstellen müsse.

 

Zu diesem Thema gibt es einen netten Film:
Tank You Fort Smoking

 

Kenn‘ ich. Der ist genial.....

CzG

Dreas

 

Waschmittel zum Beispiel:
Kein Waschmittel hat es geschafft, hartnäckige Flecken aus verknoteten Textilien zu bringen.
Kein Spülmittel pflegt die Hände wie bei der Feldherrin aus dem 30-jährigen Krieg, Tilly glaube ich.
Villa Riba und Villa Bacho lagen nicht soweit auseinander, wie immer behauptet.
Und wer sich auf ein Spülbricket verlassen hat, um den Nachbarn flachzulegen, ist ganz sicher als graue Maus geendet.
Denken wir an Lucky Strike, die sogar damit geworben haben, die ideale Fluppe für Sportler zu sein.
Thomas Midgley hat sogar Dämpfe von bleihaltigem Benzin inhaliert, um dessen Unschädlichkeit zu demonstrieren.
Die höchsten von Drei Glocken sind im PR-Team von Marlboro. Die verkaufen doch Träume auf allerhöchstem Niveau. Freiheit und Abenteuer.
"Don't be a Maybe" oder nach dem Verbot in Kneipen, Clubs ... "Drinnen tobt die Party, draußen das Leben."

Gruß
Charly

 

Tschuldigung - ich bin mit meinem Kippenbeispiel da nicht hinterhergekommen.

Doch, die Werbung funktioniert noch. Deshalb ist die Quote auch nur so weit zurückgegangen. Und genau deshalb kämpft die Lobby in Deutschland so erbittert um das Privileg, weiter werben zu dürfen.

Gruß
Charly