Neues von Kenny G!

Dieses Thema im Forum "Soprano Special" wurde erstellt von Aerophon, 13.November.2021.

  1. ppue

    ppue Experte

    Das ist relativ einfach zu erklären: Ein gutes Bild ist immer auch ein Stück kultureller Zeitgeschichte und nicht selten sogar stilprägend. Das geht der Kopie ab. Zudem entwertet eine Kopie eines Bildes das Ursprungsbild. Wert ist, was selten ist.

    Vor ein paar Jahren war ich in einer Ausstellung über Picassos letzte Jahre. Er hat hunderte von Skizzen gemacht, oft die eine von der anderen nicht zu unterscheiden, aber, Geschäftsmann, wie er war, war selbst ein Zettelchen mit drei Bleistiftstrichen signiert. Ich fand die Ausstellung schrecklich. Klar wird auch der letzte Strich von Picasso noch millionenschwer gehandelt, es bleibt aber eine Art Eigenschändung, die er da betrieben hat.

    Die Stan-Getz-Töne, na ja, nicht der Rede wert, technisch vielleicht interessant, aber für mich als Zuhörer völlig uninteressant.

    Kenny G. selber vermarktet sich gut und kann auch Jazz. Sein Ton ist fürchterlich, aber technisch habe ich da nichts auszusetzen. Ist halt ein Pop-Saxophonist, aber als solcher beziehst du dennoch 80 % deines Spiels aus dem Jazz.

    Ich selbst hatte das Glück, mit einer ganz eigenen Kunstform mein Ein- und Auskommen haben zu dürfen. Darauf blicke ich in wirklicher Demut zurück. Ich musste mich kaum "prostituieren". Dennoch habe ich mit Paola seinerzeit zu Liselotte Pulvers 70sten zusammen gesungen (-:
    Man gerät zu schnell in "schlechte" Gesellschaft, wenn man sein Leben lang auf der Bühne steht.

    Ich empfinde zu all den Bühnenkünstlern, wenn sie nicht gerade politisch oder ethisch den letzten Driss verbreiten, eine große, übergreifende Solidarität und bin weit davon entfernt, einen Kollegen wie Kenny G. zu bashen. Das heißt aber nicht, dass ich sein Werk nicht kritisieren darf.

    Noch zur Entwertung: Ich finde es schlimmer, wenn ich in der Werbung für Unterwäsche plötzlich Eric Satie höre. Somit verstehe ich die Kritik an den KI-Tönen von Getz.
     
  2. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    bei dem von mir genannten Kunstskandal (das Thema war lange Zeit in den Medien präsent) handelte es sich eben nicht um Kopien, sondern um eigenständige, neue Werke, die lediglich so aussahen als ob sie von XY gemalt waren. So als ob Jmd. ein Album mit brandneuen Eigenkompositionen einspielt, die klingen als ob Coltrane sie aufgenommen hätte. Und das so gut, dass selbst Experten bislang unbekannte Archivfunde von Coltrane vermuten.
    Ist solch ein Werk tatsächlich „Minderwertiger“ als ein „Original vom Meister“?
    Ich glaube nicht! (Meine persönliche Ansicht zum Thema)
     
  3. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Du meinst wahrscheinlich Beltracchi - fand ich faszinierend seine Fälschungen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Beltracchi
     
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  4. last

    last Strebt nach Höherem

    Was/Wer ist ein "wahrer" Künstler? :-?
    Und wer definiert das?
     
  5. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Genau, mir fiel der Name gerade nicht ein
     
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  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Na ich. Für mich halt.
     
  7. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Ich finde die Diskussion was ist künstlerich wertvoll, was nicht, sowas von lächerlich.

    Entweder es gefällt einem oder nicht.

    Klar, kann man noch darüber akademisch diskutieren.
    Wer‘s mag…

    CzG

    Dreas
     
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  8. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    Pictures of an exhibitionist?
     
  9. ppue

    ppue Experte

    Auf jeden Fall. Weil das Werk nicht die Einmaligkeit des Musikers in seiner Zeit spiegelt. Das Werk ist keine Kopie, aber es ist dennoch abgekupfert. Es ist eine künstlerisch vollkommen andere Tätigkeit als die des Originalmusikers.

    Im Louvre sitzen täglich zig Studenten und kopieren die alten Meister. Aber doch nur, um die Technik zu lernen.

    Wenn du einen genialen Drehtisch konstruierst und dafür den westfälischen Kreativpreis bekommst, dann ist ein nach dem gleichen Prinzip nachgebauter Tisch doch nicht gleich viel wert. Im praktischen Nutzen mag er deinem in nichts nachstehen, der Wert des Stücks liegt aber in der Tat in der Einmaligkeit des ersten Tisches.

    Das drückt sich z.B. auch im Urheberrecht aus. Da musst du sogar zahlen, wenn du solch einen Tisch nachbaust.


    Das ist eine Haltung, die ich nicht vertreten kann. Wenn also Herr G. und Frau Fischer gefallen, erübrigt sich jegliche Diskussion über die Qualität?
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.November.2021
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  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich mag Scott Hamilton auch nicht, aber ich kann abschätzen, dass der supergut spielen kann.
    Und deswegen ist er für mich ein Künstler.
    Oder näher an Kenny G. - Eric Marienthal. Mag ich gar nicht hören, ich zieh aber meinen Hut vor ihm.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 16.November.2021
  11. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Als das Rite of Spring zum ersten Mal in Paris aufgeführt wurde, waren die sachkundigen Kritiker empört. Jetzt gilt Strawinsky als Genie.;)
     
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  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Das ist eine Haltung, die ich nicht vertreten kann. Wenn also Herr G. und Frau Fischer gefallen, erübrigt sich jegliche Diskussion über die Qualität?[/QUOTE]

    Eigentlich schon. Was bringt es?

    Diskutieren kann man natürlich immer.

    Aber mir ist es wurscht.

    CzG

    Dreas
     
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  13. ppue

    ppue Experte

    Das ist eine eindeutige Haltung.

    Unsere Kunst gehört zu unserer Kultur und die reflektiert die Gesellschaft, spiegelt sie, reflektiert sie und ist ein wichtiger Träger gesellschaftlicher Kommunikation. Sie stellt Fragen und beantwortet andere. Ohne gute Kultur sind wir äußerst arm.

    @Ton Scott hat recht, wenn er sagt, dass er den "wahren" Künstler (was für ein Kack-Ausdruck) definiert. Das sind wir alle inklusive der intellektuellen Kunstkritik. Wir bestimmen die Qualität der Kunst. Und dass es da ganz objektive Kriterien gibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ich habe schon oft angestoßen, solche Kriterien zu diskutieren.

    @mcschmitz kann dir auch die Qualität eines Tisches bescheinigen. Dafür muss er ihm nicht gefallen.
     
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  14. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Zum (finanziellen) Wert von Gemälden: mein Eindruck ist, dass das heutzutage ziemlich ernüchternd bestimmt wird.

    Kriterium 1: Wie "angesagt" ist der Künstler momentan. Warum auch immer (gern wegen sehr guter Leistungen in der Vergangenheit). Das ergibt sich durch die Einschätzung von gewissen maßgeblichen Galerien und nicht zuletzt durch Ergebnisse bestimmter Schlüsselauktionen.

    Damit ist aber jedes seiner Folgewerke automatisch auch schon wertvoll. Ganz egal, wie gut oder schlecht.

    Solche Gemälde werden ersteigert als Geldanlage, in der Erwartung eines Wertzuwachses in Zukunft. Nicht weil sie dem Käufer gefallen. Gehandelt wird also eine Marke, ein Image.

    Wenn der Künstler tot ist und also nicht mehr Output produzieren kann (außer es taucht etwas Unbekanntes auf), ist es umso besser für den Marktwert.

    Eine ehemalige Schulkollegin von mir ist (gute) Hobby-Malerin. Sie hat mehrere Kurse bei sehr bekannten Malern gemacht (nicht billig!) und verkauft ihre Bilder auch. Mir gefallen sie ehrlich gesagt nicht besonders. Ich habe mir von ihr erklären lassen, wie die Verkaufspreise zustande kommen. Da gibts eine Art Punktesystem, je nach der Schule bzw. den namhaften Lehrern, die der Künstler absolviert hat. Und dann ganz banal nach der Fläche des Bildes in cm2. Ob das Bild gefällt oder nicht, spielt keine Rolle.
     
  15. Pil

    Pil Strebt nach Höherem

    :lol::hammer::pint: Thanks all!

    :bucktooth: Ich würde gerne ein Zitat aus Asterix und die goldene Sichel bringen.

    "ich darf doch ein Barbar sein und trotzdem Blumen lieben " :sorry:

    Die Kenny G Witze rollen meist auf ChuckNorris-Niveau.
    Die Instrumentbeherschung entspricht nicht dem allgemeinen Musikgeschmack.
    Na und!
     
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  16. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Das zeigt doch mal wieder, wie absurd der Kunstmarkt - und damit zum Teil auch der Begriff "Künstler" geworden ist.
    Auf die Musik übertragen hieße das: wer schonmal ein super Album aufgenommen hat, und nun ein möglichst langes, mit möglichst bekannten Produzenten und Co-Musikern einspielt, ist besonders wertvoll? Absurd, das macht doch kein Mensch mit!... Oh...wait... ;-)
     
  17. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Soviel wie er verkauft,scheint das wohl doch dem allgemeinen Musikgeschmack zu entsprechen.
     
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  18. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Vermutlich sollten wir alle einfach sauberer trennen zwischen der „künstlerischen Leistung“ und der Qualität des Ergebnisses.
    Ersteres beinhaltet die Kreativität der Idee, letzteres die handwerkliche Umsetzung. Beides Kann Hand in Hand gehen, muss aber nicht.
    Oftmals ist eine vereinfachte Version des Originals Massenmarkt Kompatibler:
    In der Musik durch vereinfachte Harmonien und Strukturen (gefälliger für‘s ungeübte Ohr), im Handwerk durch vereinfachte Konstruktionsdetails, welche die Herstellungskosten erschwinglicher machen.
    In so fern ist Kenny G. vielleicht der IKEA unter den Saxophonisten. Und auch bei IKEA sitzen Designer, die Dinge entwerfen. Nur dass sie die Schwerpunkte anders setzen: Massen(produktions)tauglich, zerlegbar, einfach zu produzieren. Unter solchen Beschränkungen zu arbeiten, ist nicht weniger kreativ, als seinen Ideen freien Lauf zu lassen, wird allerdings weit weniger wertgeschätzt.
    Ob das Ergebnis dann am Ende Substanz hat, und gefällt muss Jeder für sich entscheiden
     
  19. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wir müssen es als Realität wahrnehmen, dass wir in einer gespaltenen Gesellschaft leben. In punkto Musik ist das auch nicht viel anders.:cool:
     
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  20. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Pluralistisch, nicht gespalten.
     
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