Fragen zum Selmer Claude Delangle Mundstück

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von altblase, 21.November.2021.

  1. AlexArtisMusic

    AlexArtisMusic Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Forum,
    von offizieller Seite kann ich noch unsere Erfahrungen mit dem Claude Delangle Mundstück beisteuern. Das Mundstück kann eine gute Alternative bei folgenden Spielern / Gelegenheiten sein:

    - für Klassiker, die mehr Projektion, Kraft und Tragfähigkeit im Klang suchen, als üblicherweise Klassikmundstücke bieten
    - es eignet sich gut für Literatur, die mehr Projektion benötigt: z.B. Solokonzert Altsax mit Symphonie- oder Blasorchester, auch Big Band, auch als Wechselmundstück
    - für Klassiker, die gerne immer mal wieder auch im Jazz schnuppern. Mit "Jazz-Ansatz" und damit etwas weniger Druck als in der Klassik üblich kann es durchaus auch jazzige Qualitäten haben, vom Spielgefühl aber klassisch orientiert zu bleiben. Für diese Zielgruppe gibt es aber "noch jazzigere" Alternativen von einem anderen Hersteller im Jazzbereich, ich sage das aus meiner persönlichen Erfahrung.

    Wir führen es als klassisches Mundstück, es reagiert vom Spielverhalten her auch eher klassisch und ist auf der Basis der Concept Serie entwickelt worden. Es macht nach meiner Ansicht Sinn, die Blattstärke einen Tick schwächer zu wählen, als auf den üblichen Klassikmundstücken Concept, S90 180, S80 C*, AL3/4 usw. Die Form der Kammer spielt unserer Ansicht nach keine allzu große Rolle, die Flexibilität im Klang wird dadurch vielleicht etwas vielseitiger, wirklich belegen lässt sich das nur schwer. Generell ist aber das eigentliche Volumen viel entscheidender und auch an exakt welcher Stelle wieviel Volumen gegeben wurde, die gewählte Form ist eher untergeordnet.

    Alex
    ARTIS MUSIC, Marburg
     
  2. ppue

    ppue Experte

    Es ist mal wieder so weit. Ich muss das Vokabular alle Jahre wieder einmal hinterfragen.

    Das Mundstück erzeugt mithilfe des Blättchens stehende Wellen im Instrument. Stehend bedeutet, dass eine Druckwelle im Instrumentenkorpus stetig vom Mundstück bis zum ersten offenen Loch und wieder zurückläuft. Dazu kommen ganzzahlige Vielfache dieser Grundwelle, die uns die Obertöne bescheren. Die komplexe Gesamtschwingung ergibt den Klang unseres Instrumentes.

    Je nachdem, welche Obertöne lauter oder leiser sind, ändert sich dieser Klang.

    Haben wir mehr tiefe Schwingungen, so klingt das Instrument fett. Ohne weitere Obertöne klingt es eher mupfig.
    Hat das Instrument laute Obertöne im mittleren Bereich, so läuft es Gefahr, topfig zu klingen.
    Sind die oberen Mitten verstärkt, läuft es Gefahr, quäkig zu klingen, kann sich in diesem Bereich aber vielleicht auch besser durchsetzen. Das kommt natürlich auf den Klang der mitspielenden Instrumente an.
    Sind die Höhen lauter, so wird der Klang spitzer.


    Es gibt im Klang ausschließlich die Parameter Lautstärke und Tonhöhe (von einem Geräuschanteil mal abgesehen). Mittels dieser beiden Parameter lässt sich jeder Ton physikalisch beschreiben.

    Kritisch finde ich von daher z.B. den Begriff "Kraft". Was soll der aussagen? Dass da fette Bässe sind und starke obere Mitten? Oder dass das Mundstück einfach lauter als andere ist? Dass es mehr Höhen hat und sich dort kräftig durchsetzt?

    Für mich unbrauchbar der Begriff wie auch die allumworbene "Projektion". Schießt der Ton dabei breiter aus dem Horn? Welche Eigenschaft der beiden Parameter verändert sich bei "mehr Projektion"?

    "Tragfähigkeit"? Wer trägt hier was? Der Ton sich selbst? Oder ist damit gemeint, dass der Obertonbereich lauter ist, als entsprechende Obertöne des restlichen Orchesters?

    Was ist ein jazziger Sound? Der staubige Klang eines Paul Desmond oder der gebaffelte von @bluemike?

    Zu guter Letzt der "Fokus". Ist das das Gegenteil von "Projektion" und durch welche Parameter wird der nun wieder bestimmt?

    Egal, bin schon wieder weg und werde mich ein weiteres Jahr schweigend mit meinen offenen Fragen zurückziehen (-;
     
  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Aber es gibt AUSWIRKUNGEN der Zusammensetzung des Tones, welche Obertöne wie vorhanden sind.
    Und solche Ausdrücke wie "Projektion" oder "Focus" sind die FOLGE der Prominenz oder Nicht-Prominenz gewisser Anteile.
    Wär ja nicht so schwer, oder?
     
  4. ppue

    ppue Experte

    Der Ton ist zusammengesetzt, wenn man so will, ja.

    Ende des letzten Jahrtausends gab es an vielen Verstärkern die "Loudness"-Taste, die sowohl die Bässe wie auch die Höhen anhebte. Einfacher gesagt, den Gesamtsound lauter und die Mitten leiser machte.

    Wenn man denn so merkwürdige Begriffe wie Fokus und Projektion benutzen möchte: Welche Parameterzusammensetzungen wären denn damit gemeint?
     
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  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    @ppue:
    Mir ist diese Bewerbung von Mundstücken nach Projektion usw. genau so zu blöd wie Dir - weil man es in weitem Rahmen als Spieler selbst in der Hand hat, den Ton dahingehend zu verändern.
    Die Mundstückmacher wollen halt was verdienen an uns.
    Und mit einem Klassikmundstück würde ich nicht Lead spielen wollen. Ich glaube die Mehrheit hier hat gar keine Ahnung, wie laut in einer Bigband (grad mit einem moderneren Programm) gespielt wird.
    Da spielst Du manchmal 3 Stunden Pedal to the Metal.
     
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  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Klar, ist ne Frage des Repertoires und der Band. Da gibt es solche und solche. Ob dB auf der Bühne aber ein Qualitätskriterium sind, da wär ich vorsichtig. Die maximal möglichen dB sind sicher bei professionellen und sehr versierten Spielern viel höher, als bei den Amateuren. Die durchschnittlichen sind aber glaub ich mehr eine Stil- und Geschmacksfrage.
     
  7. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich frage mich da gerade, ob da nicht etwas in eine verkehrte Richtung läuft. Je lauter, stärker, auffälliger und aufdringlicher, desto angesehener.

    Ich denke, wir brauchen mehr die Besinnung auf Ruhe und leisere Töne, sowohl gesamtgesellschaftlich als auch in der Musik.

    Und entfaltet sich beim Saxophon der eigentliche Klangreichtum nicht eher im piano als im fortissimo?:cool:
     
    AndiSaxAlto, sanne83 und claribari gefällt das.
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das ist bewusst aus dem Zusammenhang gerissen zitiert. Es ging eher um die Tatsache, dass Amateure in ihrer Dynamik oft limitierter sind und Profis es im Schnitt meist viel mehr krachen lassen können.
    Die tatsächliche Anwendung des Dynamikbereichs macht dann die Musik und ich finde auch, dass das nicht immer laut sein muss. Ob das dann immer leise sein muss, ich weiß nicht. Ich finde die Mischung am schönsten.

    P.S.: Gesamtgesellschaftlich brauchen wir aus meiner Sicht vor allem eine Achtung des Inhalts und der Nuancen einer Äußerung im Kontext anstelle einer plakativen Verwurstung kontextloser Zitate für die eigene Headline - wenn du schon vom Klassikmundstück auf die Gesellschaft schließen willst. :pint:
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.November.2021
  9. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich denke, laut kann jeder, auch ein Amateur, umgekehrt sieht es da schon anders aus.:cool:
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Darf ich fragen, ob du in einer Big Band spielst?
     
  11. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Auch da würde ich eher nein sagen. Sorry :-?
    Bei vielen Instrumenten ja, z.B. auch der Klarinette. Beim Sax blüht das Obertonspektrum vor allem wenn das Blatt frei schwingt.

    Gerne aber :topic:
     
  12. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ja!:cool:
     
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  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Schon mal mit/gegen 4 oder 5 Highnote-Trompeter gespielt?
     
    bluemike gefällt das.
  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Na dann. Ich finde das schon eine der akustischen Musikformen, bei der es auch mal ganz schön ist, wenn die Bühne vibriert und Opi auch was hört. Aber wie gesagt nicht immer.
    Und probierst du es jetzt, das Mundstück mit dem goldenen Ring?
     
  15. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ja, das ist auch meine Erfahrung bisher in meinen Anfängergruppen. Es gibt nur "An" oder "Aus". Und An ist dann gleich 80% der maximalen Lautstärke.
    Da kann man dann nur noch 20% draufgeben. Da ist der hörbare Unterschied geringer als bei jmd. der von 40% auf 80% wechselt.

    Aber ich selbst nehme mich da auch nicht aus. Dynamik ist schon nicht so ohne.
    Ich denke man will sich eben auch hören, wenn man in einer Band spielt. Gerade bei Unsicherheiten. Und dann spielt man lauter, dann der nächste noch lauter, damit er sich hört.
    Und dann spielt sich das so hoch..
    Im Endeffekt "brüllen" sich alle an :D
     
  16. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Finde ich in unserer Bigband nicht so problematisch. Die sitzen zwei Reihen hinter uns. Die Highnotes halten sich, im Vergleich zu einer Profibigband, auch noch in Grenzen.
    Wenn es nicht übertrieben wird.
    Nein! Gemäß den Beschreibungen der Mitforisten ist es damit anstrengender zu spielen als mit meinem gegenwärtigen. Da ich nicht mehr als vorher üben möchte, wäre es für mich suboptimal.:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.November.2021
    Ernie123 gefällt das.
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ja
     
  18. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    Bandleader zum Gitarristen: "Wir müssen dynamischer spielen". Gitarrist: "Noch lauter kann ich wirklich nicht mehr".

    Sorry, off-topic Kalauer...
     
  19. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Was sind 5 Trompeten am Meeresgrund?

    Ein guter Anfang...
     
  20. ppue

    ppue Experte

    Nein, laut kann nicht jeder, weil dazu schon ein bestimmtes SetUp und ein entsprechender Ansatz gehören.
     
    Bereckis, giuseppe und bluemike gefällt das.
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