Krötenquak

Dieses Thema im Forum "Bariton Special" wurde erstellt von giuseppe, 26.Juni.2022.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Nach vielen Jahren habe ich wieder ein Bari daheim. Es ist nicht mein erstes und der Schritt vom Tenor nicht gewaltig und trotzdem merke ich deutlich, dass der Mund schon wieder was ganz anders machen muss.

    Ich gehe es locker an und versuche die Tonkontrolle so gut es geht mit Voicing und nur wenig mit Druck zu machen, weil es dann einfach besser brummt.

    Ich merke aber, dass kurz artikulierte Noten, vor allem Staccato bei manchen Noten so tendentiell tief kommen, und dass ich bei langen Noten vereinzelt ein krötiges Quak in der Attack im Sound habe, das ich hier immer wieder mal auch bei anderen Teilzeitbaritonisten vernommen habe. Heißt für mich dass es beim Bari gelegentlich anfängertypische Attackprobleme geben kann, die ich schnellstmöglich loswerden will.

    Es schreit nach Longtones, Staccato und Air-Attacks. Und mal wieder nach ein paar Saxophonstunden, wenn es die Zeit hergibt. Vielleicht hat aber jemand noch spezifische Tipps oder Übungen fürs Bari für den Krötenquak? Wie voict ihr beim Bari?
     
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  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich schreib es vielleicht nochmal genauer: ich meine etwas wie leichtes “Anschleifen” der Töne was das Voicing betrifft mit höchstens minimaler Auswirkung auf die Tonhöhe. Das heißt der Ton ist eigentlich schon richtig da, macht aber “aooooo” statt “ooooo” vom Klang. Dass manche Staccatonoten tief intonieren deutet allerdings darauf hin, dass die Tonhöhe teils mit betroffen ist.

    Passiert nicht immer, ich glaub vor allem bei bestimmten Tönen. Es kann auch ohne Zungenstoß kommen, sodass ich nicht primär ein Zungenkieferkopplungsproblem vermute. Ich vermute eher, dass ich mein Voicing für die Attack momentan ändere, weil ich wohl eine schnellere Ansprache bekomme. Ich mache es aber nicht bewusst, merke es nur am Sound.
    Mir ist klar, dass ich stabil voicen muss.
    Daher die Frage, wie ihr eigentlich voict beim Bari? Sofern man es in einem Mundhöhlen-Konsonanten ausdrücken kann (o, a, e, i, ü), und sofern ihr es überhaupt wisst.

    Ich weiß, dass die vernünftigen Lehrer sagen werden, sie müssen es sehen/hören. Das steht eh auf dem Programm.
    Ich dachte es gibt vielleicht Erfahrungen von Leuten, die das selbst kennen.
    Eigentlich ist es von Klang ein banales Anfängerproblem (nur viel diskreter), nur bin ich eigentlich keiner und habe auf Tenor und großen und kleinen Klarinetten kein Stabilitätsproblem.
     
  3. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Wenn du Töne anschleifst ist das ein Problem der Stütze. Achte mal auf einen gleichmäßigen Luftfluss
     
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  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich schleife sie nicht an, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Sie kommen nicht von sonst wo her. Es ist einfach so, als bräuchte der Ton kurz zum einschwingen.

    Aber vielleicht hast du trotzdem recht. Es betrifft ja nur immer wieder einzelne Töne. Vielleicht dann, wenn die Luft schon eher mau war? Ich versuche mal darauf zu achten.
     
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Sinn macht es, was du sagst. Wahrscheinlich ist es eine Vorstufe von Anschleifen. Oder eine Überkompensation. Um den Druck schnell auf Bedarfsniveau zu haben. Und wenn der Ton steht muss korrigiert werden…
    Immerhin hat keins meiner Hörner bisher einen vergleichbaren Luftverbrauch. Schade, dass ich gerade nicht probieren kann.
    Kannst du sagen, wo die Zunge bei dir beim Bari steht bei welchen Tönen?
     
  6. festive minor

    festive minor Kann einfach nicht wegbleiben

    Longtones Bauchatmung Ansatzkontrolle Longtones Bauchatmung Ansatzkontrolle Longtones Bauchatmung Ansatzkontrolle.....
     
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  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Vielleicht hilft Dir, was Keith Stein in "The Art of Clarinet Playing" beschreibt.
    Ich glaub, dass die Wichtigkeit durch die lange Röhre des Bari noch an Bedeutung gewinnt. Besonders der Gedanke mit dem Golf (oder Baseball).

    STEIN 1.png STEIN 2.png

    "The Art of Clarinet Playing"
    Keith Stein, Summy Birchard Music
     

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  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Ton Scott
    interessanter Gedanke. Ich habe da ein anderes Bild, aber das Ergebnis ist das Gleiche. Ich habe ein Ohr quasi am Trichter und höre dem Ton hinterher, der da rauskommen soll. Nur wie hilft das am Entstehungsort des Tones?

    Meine bescheidene Erfahrung am Bari: Bari ist anders als Tenor oder gar Alto. Ich brauche mehr Stütze, ich habe eine andere Haltung und damit eine andere Position des Mundstücks im Mund, steiler. Luftmanagement wird bei mir ein Thema. Das Setup ist komplett anders: weichere Blätter und engere Mundstücke im Vergleich zu A&T.
    Ich kann auch nicht einfach von A oder T direkt auf Bari wechseln, eben weil die Unterschiede für mich so sind.
    Spieltechnisch habe ich bei mir das Gefühl, dass das Blatt auch anders schwingt. bei A&T stoppt es am Ende des Tons, beim Bari schwingt es leer weiter, ohne einen Ton zu erzeugen. Damit kann ich Töne am Bari sehr weich ansetzen, weicher, als auf A&T.

    Neben der Arbeit an deiner Stütze würde ich dir raten ev. die Blattstärke etwas zu reduzieren, oder, falls du Willens und in der Lage bist Blätter zu modifizieren, bei einem den Anstich geringfügig nach hinten zu schleifen, ohne die Spitze auszudünnen. Dann mal probieren.
     
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  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich verstehe das mit der Röhre und darüber hinaus auch als Bild für eine besonders stabile Stütze. Bei der Klarinette auch ein entsprechend enges Voicing. Beim Bari bin ich da noch nicht so sicher, wo die Zunge hinkommt.


    Vermutlich habe ich einfach nur gedacht, es wäre leicht, mit meinem Doubling erprobten Ansatz von Sopran und Tenor, Klarinette und Bassklarinette. Und der erste Schritt ist leicht. Alle weiteren Schritte sind es dann doch nicht und jetzt schau ich halt etwas doof.

    Vielen Dank für die vielen guten Tipps!
     
  10. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Denke es ist schon viel sinnvolles geschrieben worden... Iss manchmal auch nicht ganz so einfach, und gerade am Bari,
    gibt es manchmal oft auch mehr Baustellen als gedacht... Oft beeinflussen ja auch mehrere Faktoren gleichzeitig das Ganze...;)

    Find die Luftführung ist incl. der Stütze mit das A & O...;) Vorallem sich vorher klar machen, wo es sinnvoll ist zu Atmen, und wo
    nicht...

    Mit nicht ausreichend Luft wird der nächste Ton mitunter schon zum Problem..., kann allerdings auch eine Kombination aus mehreren
    Faktoren sein... Achte mal darauf, wann und wo speziell dein Problem auftritt... Luftführung und Lippenspannung müssen zwangsläufig
    passen..., manchmal gar nicht so ohne alleine die Lippenspannung schnell umzustellen, um den nächsten manchmal auch nur etwas
    tieferen Ton passend zu bekommen...

    Ich spiel aktuell, bzw. starte aktuell sehr häufig mit Dreiklängen..., Akkordtonfolgen in allen für mich relevanten Tonarten, die gehen alle
    von Topp to bottom... Find ick oft gar nicht so einfach zu spielen..., für die Finger, für den Ansatz und auch in der Intonation...

    Das zieh ick dann so ne 1/2 - 3/4h durch..., bevor ich an nen Stück rangehe..., und gerne auch mal warm up a la Joe Temperley...;)
    Mag auch die Idee vom mittleren Cis chromatisch runtergehen... Find das bringt ne Menge im Bereich Sound...



    Viel Erfolg..., wird schon werden..., bissl Zeit, und vorallem auch Geduld investieren...
     
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  11. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Genauso isses - und wo kämen wir denn hin, wenn jeder mal so eben auch Bariton spielen könnte :-D
     
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  12. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    @saxfax Das mit dem so eben, oder auch mal, oder mal etwas Bariton spielen geht da meist in die Hose...:p
    Hängt allerdings auch von den eigenen Ansprüchen ab, und wo man hin will...

    Nen modernes Bari iss da allerdings weitaus gutmütiger zu spielen als ne alte Kanne... In den tiefen ist das
    auch am Anfang meist ja nicht das Problem, da mal schön akzentuiert, paar satte Einwürfe rauszupfeffern...

    Über die kpl. Bandbreite nen schönen Ton, guten Sound zu erzeugen, iss da allerdings schon etwas Arbeit...

    Allerdings auch machbar..., dem ganzen halt etwas Luft geben im Bereich Zeit, und vorallem auch Geduld...,
    haben mich neben dem Bari bestens Hunde, und auch Bienen gelehrt...

    Bin denk Ick mittlerweile mit dem Teil auf nem guten Weg..., durchaus schon mal öfter mit dem Sound zufrieden...,
    oft alllerdings auch nicht..., bzw. es hakt mal hier, und mal da...

    Oft sind das dann allerdings auch so Kleinigkeiten, und allein nen Blattwechsel, oder eine minimale Nachbearbeitung
    bringen dann den Erfolg..., oder eben auch mal ganz genau auf die Lippenspannung den Luftstrom, etc. zu achten...

    Und vll. nicht zu selbstkritisch sein..., das Ganze locker angehen...
     
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  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das kommt darauf an in welchem Register, und ist auch nicht bei jedem Spieler gleich (laut Dr.Mark Watkins' "From the inside out")





     
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  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die Aufnahmen von Watkins beantworten meine Frage schon zum Teil! Es ist faszinierend, wie unterschiedlich die Saxophonisten voicen. Der Jazzer näher am iii, andere wohl eher beim ooo.

    Einer ändert das Voicing während der Aufnahme und es passiert eine ähnlich Timbre-Änderung, wie die, von der ich spreche. Nur dass es bei mir natürlich keine Absicht ist. Ich glaube, dass man Voicing-Änderungen beim Bari noch stärker hört als bei kleineren Baugrößen. Dann muss man die Zungenmitte noch stärker von der Artikulation und dem Ansatz entkoppeln, damit der Ton stillhält. Vermutlich höre ich auf dem Bari nur technische Unsauberkeiten, die mir sonst nicht auffallen.

    Joe Temperley beantwortet die Frage einfach und altmodisch: man spricht Tuu. Fertig.
    Temperley ist weiß Gott nicht der schlechteste Lehrer in Sachen Bariton. Also werde ich es mal mit Tuu versuchen. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 28.Juni.2022
  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mir fällt es übrigens schwer, auf dem Bari ein iii oder eee zu voicen, da Lippenstellung und Klang vom Hörerlebnis einen anderen Vokal suggerieren. Ich will automatisch rooooar machen wie ein Bär, mit dem Bari mitsprechen. Ein iii funktioniert und erzeugt ja vom Klang alles andere als ein iii, fühlt sich aber erstmal nicht richtig an. Ein Voicing-Sound-Mismatch. Kennt das noch jemand?
     
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Der andere Teil wäre das Buch "From the inside out"...
     
  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, damit liebäugel ich schon länger. Ich habe aber ein bisschen Sorge, dass sich mein chronischer Zeitmangel verschlechtert und ich tatsächlich noch weniger zum üben komme.
    Deshalb harre ich noch ohne aus.

    Was für Vokale hast du denn beim Bari im Mund, wenn ich fragen darf?
     
  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das kommt darauf an, was ich spiele, und in welcher Lage ich unterwegs bin.
    Aber ich denke eigentlich selten bewusst daran, vielleicht dass ich beim Üben manchmal experimentiere. Ich hab mich schon zu lange damit beschäftigt :)
    Du kannst das eigentlich schwer weitergeben, weil die Laute immer "Mischlaute", also nie reines "ah" oder "u" etc. sind, und Du es ohnehin nur über das Ohr hinkriegst.
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Witte
    Wenn ich deine Postings lese muss ich schon schmunzeln. Nicht, dass ich es lächerlich finde, im Gegenteil. Nur, ich finde die Punkte am Bari eigentlich noch gut machbar. Ich fand es eigentlich am schwierigsten ein gutes setup zu finden. Als ich das hatte war der Rest nur noch halb so schwer.
    Wenn ich dann mein altes bass-sax nehme sind es die gleichen Punkte, nur 10mal schlimmer. Da wird der Punkt "Spaß" schon ein Problem.
     
  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Eh klar, die Intention war auch gar kein Kopieren, insofern keine Sorge, dass du mit Mist zitiert wirst...

    Ich habe auch Schwierigkeiten zu sagen, was ich voice. Bei der Klarinette weiß ich es bis heute nicht, und die spiele ich seit 35 Jahren und ohne große Sorgen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich es nicht sagen kann. Mein Klarinettenlehrer brachte mir allerdings Tut bei. Vielleicht ist da ein u drin.
    Michael Lowenstern oder wie er heißt ist bei der Bassklarinette in seinem Channel sehr spezifisch, dass er oben iii, in der Mitte eee und unten vielleicht mal aaa voict, niemals aber das offene oooo.
    Und Ben Britton ist beim Tenor relativ eindeutig, dass er eigentlich immer das iiiii (englisch eeee) will, damit die Zähne die Zunge seitlich berühren. Das deckt sich in meiner Erinnerung mit Joe Allard, wobei bei dem das iii bei ihm in einem späten Video beim Kerze ausblasen wohl eher ein üüüh war. Das geht schon ganz gut und hilft ohne Lippenkraft etwas zu heben und "einzuhegen" (das ist wohl mit fokussieren gemeint), insbesondere auf dem Conn Tenor habe ich aber das Gefühl, dass der Sound wächst, wenn ich es etwas lascher angehe und mit einer größeren Mundhöhle. Es heißt ja auch Conn und nicht Cinn.
    Shooshie war mit seinem Konsonanten flexibel, das Ausgangsvoicing seines Konzepts war aber KAR, sofern ich mich erinnere (K ist die Stellung für Rachen/hintere Zunge, A für die Mitte, englisches R für den vorderen Teil der Zunge in Gaumennähe).

    Ich lass mich von all dem nicht wahnsinnig machen und auch nur begrenzt leiten. Finden muss man es eh selber. Mir hilft es aber bei Problemen wenn ich mir solche Sachen bewusst mache und deshalb bewusst probieren kann. Visualisierung ist bei körperlichen Dingen oft der Schlüssel zum Erfolg und beim Voicing sind es halt mal Buchstaben, mit denen man es näherungsweise einfangen kann. Selbst wenn man am Ende oft nicht genau weiß, was geholfen hat und wie man es jetzt genau macht...
     
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