Lippe rein, Lippe raus - ein Versuch

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 18.August.2022.

  1. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,

    bin grad mit einem neuen Mundstück ein wenig am Rumspielen.
    Da mich immer interessiert, wie man bei gleichem Equipment den Klang ändern kann, bzw. wohin einen die bewusste Veränderung einlädt, hab ich zwei Videos aufgenommen.

    Eines ("In"), wo ich die Unterlippe drin hab, mit den Zähnen am letzten Zipfel halte und hin- und herrolle.
    Und eines ("Out"), wo die Unterlippe komplett "draußen" ist, also das Blatt mehr (fast nur) auf der Innenseite der Lippe aufliegt.

    Außerdem bin ich draufgekommen (beim Üben und Selbstbeobachten), dass das Programm "Camo" am Mac, das ein iPhone oder iPad als Webcam nutzen kann, in Screenflow (dem Programm, mit dem ich meine Videos aufnehme) die Möglichkeit bietet, das iDevice als zusätzliche Kamera einzubinden.
    Das ist nett für zukünftige Schülervideos.

    Ich höre einen Unterschied, und hab ein Bild dazu. Riesengroß ist der Unterschied für mich nicht, nicht so groß wie die Dogmen, die man oft in Lehrbüchern liest oder in Lehrvideos sieht ("Klassischer Ansatz", "Jazzansatz")
    Für mich liegen die meist drastisch dargestellten Klangunterschiede oft an etwas anderem.


    Here we go:




    Bin gespannt, was Euch besser gefällt, und warum.

    Danke!
     
  2. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

    In der Tat ist der Unterschied sehr gering und deutlich geringer als ich erwartet hätte. Out klingt für mich ein klein wenig voluminöser mit etwas weniger Obertonanteil, wärmer (?). Daher finde ich Out schöner. Aber das ist so gering, dass es nicht wirklich ins Gewicht fällt.
    Danke!
     
  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Mir gefällt „out“ auch etwas besser.

    Aber ehrlich….die Unterschiede sind so marginal, dass sie für die Performance schlicht nicht relevant sind.

    CzG

    Dreas
     
  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Jein.
    Ich finde, dass der Ton ein wenig an Substanz verliert, wenn die Lippe draußen ist.
    Soweit ich es höre, ist die Obertonzusammensetzung ein wenig anders. Die "höheren Höhen" sind da, wenn die Lippe drin ist (wenn mich meine Ohren nicht betrügen). Kerniger irgendwie.
    Im "In"-Video sind ein paar Derbheiten, wo ich vielleicht noch lockerer spielen könnte, vielleicht ist es aber auch die Akustik des Raumes oder schlechte Abmischung, weil ich es völlig gleich gelassen hab.
    Die Frage ist auch, wie Du besser über eine Band kommst.
    Bin mir selbst nicht sicher, was mir besser gefällt.
     
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  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Höre ich auch so. Was ich sagen wollte: Kein Zuhörer würde das merken, selbst wenn Du das im Konzert ändern würdest.

    Dennoch ist es für DICH relevant.

    CzG

    Dreas

    P. S. Die kernigen Obertöne brauche ich nicht. Aber je nach Band und Musikstil kann es wichtig sein.
     
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  6. Frau Buescher

    Frau Buescher Ist fast schon zuhause hier

    @TonScott Mir gefällt out besser. Ich habe das Gefühl dass Du so entspannter spielst.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18.August.2022
  7. GelöschtesMitglied725

    GelöschtesMitglied725 Guest

    Erste Version "In" bei mir Favorit. Rein vom Klang, ob angestrengt oder unangestrengter habe ich nicht berücksichtigt.
    LG, db
     
  8. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Obwohl ich sehr lip out spiele, gefällt mir Lip In bei deinen Aufnahmen.
    Ich habe mit Fishman zwar noch mehr als genug zu tun, aber was ist das denn für ein Heft, dessen du dich im Video bedienst? Kenne ich gar nicht
     
  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Jazznote gefällt das.
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wie hört es sich für dich an?

    Aus der Sicht des Spielers klingt lip in bei mir kontrollierter, lip out offen und obertonreich, mächtig und bei Bedarf krachig. Aufnehmen zu ich mich nur selten. Ich mag den lip out sound lieber, ich kann es aber schwieriger auf vernünftigem Niveau steuern und mir geht auch irgendwann der Saft aus.
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Es gibt ja noch dazwischen.

    Mein Lehrer riet mir: „Bei Lip Out“ verlierst Du (Hobbyamöbe)
    die Tonktrolle. „Lip in“ ist zu fest.

    Ich spiele „halb in, halb out“

    Funzt.

    CzG

    Dreas
     
    Sax a`la carte und quax gefällt das.
  12. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wie gesagt, wenn ich die Lippe drin hab (ich halte die ja an der letzten Kante) klingt es für mich eigentlich kraftvoller.
    Wenn die Lippe draußen ist, klingt es offener, luftiger. Aber auch irgendwie gebremst.

    Wie gesagt, ich halte die Lippe bei "in" am letzten Zacken. Bei "out" ist die Lippe ganz draußen.
    Inwiefern es da "dazwischen" gibt, verstehe ich nicht ganz.
    Ich weiß nicht, wie gut man es im Video sieht, aber optisch ist da nicht viel Unterschied zu bemerken (glaub ich).
     
  13. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Man sollte auch beachten, dass die Profis damals extrem viel gespielt haben, eigentlich Tag und Nacht, also viel ,,schlechtere" Arbeitszeiten als ein klassischer Orchestermusiker.

    Insofern mag der lip-out-Ansatz auch die Hauptfunktiin haben, möglichst lange spielen zu können, ohne, dass einem die Muskeln in Quere kommen.
    Man kann bekanntlich in Sachen Sound viele Probleme des Ansatzes durch Luft und Voicing ausgleichen.
     
    Rick gefällt das.
  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Hm, ich glaube nicht, dass es mit der Ausdauer zu tun hat. Wenn ich extrem Lip-out spiele, ist das anstrengender für mich, weil ich die Lippe nicht an die Zahnreihe anlehnen kann. Hat nichts mit beißen zu tun, eben nur anlehnen.

    Bei dir, @Ton Scott, habe ich den Eindruck, dass du eigentlich machen kannst, was du willst. Es wird immer ein vollkommen kontrollierter Ton herauskommen.

    Ich finde es nicht mehr, hatte eine Aufnahme mit extremen Ansätzen gemacht, in, out, Subtone, Mundstück raus und nach oben gedrückt und im Gegensatz dazu das Mundstück extrem drauf und den Pitch extrem fallen lassen. Diesen letzten Teil der Aufnahme beschrieb ich selbst als lasziv, unkontrolliert und fast vulgär. Zu meiner Verwunderung fanden einige gerade diese Passage toll. Wahrscheinlich war sie sehr eigen in ihrer Art.

    Ich komme von der Klassik, war nie wirklich ein Jazzer und zeitspielens auch im Grunde genau so kontrolliert. Trotzdem habe ich immer versucht, die Extreme auszuprobieren.

    Faszinierensder Spieler in Sachen Ansatz ist wohl Archie Shepp. Wenn er in die Vertikale geht, kontrolliert nicht mehr die Unterlippe den Ansatz, sondern seiner Zunge.

    Hier schön zu sehen.

     
  15. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ja, das unterschreibe ich.
    Rein oder raus lädt auch zu unterschiedlichen Dingen ein, was z.B. die Artikulation betrifft.
     
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  16. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Also ich für meinen Teil habe (so denke ich inzwischen) eher schmale Lippen, eine kurze Zunge und komme mit lip-out deutlich besser klar. Wobei ich bei lip-out auch etwas weniger Tonkontrolle habe.
     
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  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich denke, die meisten modernen Jazzer spielen weder das eine, noch das andere. Kommt mir ein wenig herbeidiskutiert vor, dieses Unterlippenstellungsthema. (-:
     
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  18. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Hängt bei mir auch davon ab, ob ich Bari oder Alt spiele.
     
  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Sehe ich auch so. Wenn sie nicht komplett draußen ist, dann ist sie drin, und wenn auch nur minimal. Bei mir hat dieser minimale Unterschied (1 mm drin) große Auswirkung auf die gesamte Muskulatur.
    Man merkt am klassischen flachen Kinn, dass die Unterlippe keine Arbeit nach oben leistet. Gibt es diese minimale Stütze am Zahn nicht, kommt bei mir das Schrumpelkinn zu Einsatz, das die Lippe von unten stützt und ihr viel Stabilität gibt. Flaches Kinn ist bei mir schwaches Kinn. Schrumpelkinn is not a bug - schaut euch die ganzen alten großen Tenoristen mal genau an.
    Es ist mir ein Rätsel. :) Bei mir verzieht sich die Fresse, sobald die Lippe von der Kante fällt. Wenn nicht, fühlt es sich kraftlos und unkontrolliert an. Ich denke, du hast da wohl ein anderes Set an Muskeln - Spazierengeher vs. Zehnkämpfer halt.
     
    Rick gefällt das.
  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ist das das, was du auf den Aufnahmen hörst, oder als Spieler ohne Monitoring?
     
    Rick gefällt das.
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