Swing üben

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Nilu, 29.November.2022.

  1. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    OK, unser "Glenn Miller Medley" von 2016 war nicht authentisch und natürlich Amateur Niveau, aber wir waren zufrieden: https://1drv.ms/u/s!ApHNWu0vSEmQk2fNGe78ZsVr38Dm

    Swingt nicht überall so wie gewünscht, beim "Apple Tree" sitzen die Synkopen am Schlag, ... allerlei Verbesserungsbedarf. Aber ich finde schon, dass es sich ein Bisschen nach Bigband anhört. :oops:
     
  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Nur ganz kurz, weil ich einfach zu wenig Zeit habe, aber beispielsweise bei Pennsylvania: Warum es da nicht swingt, liegt an der heavy articulation, eins der häufigsten Probleme (weswegen u.a. Garzone das sagt, was er sagt...).
    LG Juju
     
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  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich lehne mich mal aus dem Fenster:

    Lang: Swing ist ein rhythmusbezogenes Gefühl, das durch durch die Art, wie Noten oder Rhythmus gespielt wird, erzeugt werden kann, vor allem bei Achtelnoten. Gerade Achtel, exakt auf dem Schlag, mit exakt gleicher Artikulation und Dauer, swingen normalerweise nicht. Verschiedene (!) Variationen des Timings, der Dauer, der Artikulation, meist in irgendeiner Rhythmik (jede zweite, vierte, manchmal auch dritte, etc.) können ein Gefühl von Swing erzeugen, oder wenn es blöd läuft auch völlig zerstören und alles kaputt machen. Dann swingen gerade Achtel, exakt auf dem Schlag, mit exakt gleicher Artikulation und Dauer deutlich mehr als der missglückte Versuch. Trotz der Subjektivität, was swingt, und der Schwierigkeit, die Parameter zu definieren, gibt es bei Hörern einen großen gemeinsamen Nenner, was swingt und was nicht. Trotzdem können viele, die Swing erkennen und hören können, ihn deswegen nicht auch produzieren.

    Kurz: Entweder du hast es, oder nicht. Falls nicht, übe mehr und halte dich zurück, öffentlich zu swingen, bis dir jemand im Kämmerchen bestätigt, dass du es jetzt hast.
     
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  4. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

     
  5. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich denke, das ist das A und O, dass Du es mit den Schülern mit Anleitung machst. Ich bin bei Niehaus mit Dave at odds (er kennt die Bücher noch nichtmal), da ich persönlich (ich hatte aber auch Anleitung) so etwa nach der zweiten Woche Unterricht damit anfangen durfte und der Meinung bin, dass mir dadurch die Bebop Phrasierung so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass ich da nie wieder großartig drüber nachdenken musste (aber Disclaimer: zuvor viele Jahre sehr engagiert Klassik auf der Blockflöte, daher nicht musikalisch bei null angefangen). Dave besteht dagegen darauf, ALLES erstmal legato zu üben und danach die Artikulation reinzubringen. Das mache ich im Übrigen auch so wie er, wenn ich Phrasen, Tonleitern etc. übe.

    Das hat jetzt nichts mehr mit Swing zu tun, sondern ganz allgemein: Ich sehe da eher in der Regel nicht ein Versagen der Lehrer, denn das Problem liegt zumindest für die Lehrenden, die ich kenne, auf der Hand: Es ist gar nicht so schwer zu vermitteln, wenn die Schüler den Rat von langjährigen Profis annehmen würden und sich darauf einlassen würden und einfach mal das machen würde, was ihnen vorgeschlagen wird anstelle das tausendmal zu hinterfragen oder weil es ihnen in dem Moment vielleicht counterintuitive vorkommt (z.B. "wieso, ich hab doch ein Problem mit Swing, und jetzt sagst Du, ich soll ohne jegliche Phrasierung gerade Achtel üben"). Die "instant gratification" Problematik kommt noch dazu. Und irgendwann bist Du dann als Lehrer auch an dem Punkt, wo Du sagst "Take it or leave it, aber die Arbeit kann ich Dir nicht abnehmen". Diejenigen, die sich drauf einlassen, haben in der Regel ihren Heureka-Moment, wo plötzlich der Knoten platzt. Mein Lehrer hat mal so schön in einem Interview sinngemäß gesagt: "Wenn Du darauf wartest, dass Dir irgendwann ein Engel auf die Schulter pisst, bist Du leider schief gewickelt" (zu Deutsch: von nichts kommt nichts). Das ist ganz ehrlich zu 99% das Problem. Saxophon spielen, ob Jazz oder was-auch immer, erfordert nunmal Arbeit, und oft ist das nicht die Arbeit, die der Schüler sich vorstellt.
    Vielleicht muss man dann auch mal ehrlich mit sich selbst sein und sich fragen, will ich mich eigentlich überhaupt verbessern oder bin ich zufrieden mit allen meinen Fehlern und bin einfach glücklich, ein bisschen Musik mit anderen zu machen? Ähnlich wie Dave und ich beim Amateur-Crickettraining, wo wir einfach nur happy sind, ein paar Bälle durch die Gegend zu schlagen und die armen Coaches, die uns vernünftige Technik beibringen wollen, in den Wahnsinn treiben, weil wir keine Lust auf die Technik-Übungen haben und daher immer die gleichen Fehler machen...
    Aber solange Fragen gestellt werden und Leute nicht zufrieden sind mit Aspekten ihres Spiels wollen sie sich ja auch verbessern. Da bin ich immer dankbar wenn ich von den Meistern lernen kann. Und klar haben auch verschiedene Meister verschiedene Meinungen, aber die Schnittmengen sind schon sehr groß.

    LG Juju
     
  6. bluesman-munich

    bluesman-munich Schaut nur mal vorbei

    hallo nilu. hier kommt mein versuch ... smiles.
    swing üben : wenn man noch quasi am anfang der jazz-karriere ist, dann stellt man das metronom auf alle 4 viertel und schön langsam.
    (metronom auf 2 und 4 ist for advanced players.) dazu singt man mit dem Mund = Wa-Duuuu Wa-Duuuu Wa-Duuuu Wa-Duuuu
    (in usa : va-dooo) das "wa" ist die kurze dritte achtel note vor dem klick vom metronom. das WA ist der swing auftakt : mit dt sprache :
    ich komm - ich sag - ich tu - ich will ..... >ich< ist der leichte auftakt und das verb ist auf dem Viertel (duuh) downbeat.
    für gutes swing gefühl bitte erst sprechen/singen und dann das sax nehmen.

    an den jazz schools in den USA nehmen die das drum rhythm book von louis bellson und dann muss man die rhytmen vorsingen/sprechen.
    und das tempo wählt man so langsam dass man noch gut gemütlich und locker die drei swing achtel mitsprechen kann... 1-2-3-1-2-3-1-2-3-1-2-3- etc ...
    wichtig ist langsam zu swingen - das schnelle kommt später von selbst.
    und viel gemütlichen swing jazz hören bitte - nur charlie parker auf super flott tempo anhören bringts nicht.
    alte jazz scheiben und Basie BB und Ellington BB und Lester und Billie Holliday. und Ella und Louis A.
    dann übt man später den luft fluss am sax auf swing tonleitern zB G7 scale : g a h c d e f g a - g f e d c h a g
    immer zur none hinauf und retour. der luft fluss muss stabil sein, damit es nicht stockt, nicht holpert. die zunge stösst das blatt eigentlich nur hauchzart an. der zarte leichte zungen-anstoss kommt immer auf die dritte achtel = der little swing auftakt. also G7 scala : g ist angestossen weil erster ton. ab dem zweiten ton ist "a" angestossen und "h" ist drangebunden. die ganze tonleiter wird so geübt (und dann auch gleich das arpeggio g h d f a f d h g)

    und später für die ganz fortgeschrittenen kommt dann die charlie parker L zunge. das ist die untongue-methode die den swing noch voller macht und die bebop linien oben so schön akzentuiert. die übung ist von dem stück : night train, jimmy forrest
    artikulation DOO-LL-AAH, DOO-LL-AAH, DOO-LL-AAH, das ist die L zunge.
    charlie parker hat ganze bebop lines mit angelegter L zunge gespielt und dann zum akzent die zunge nur kurz weggenommen, was einen schub im ton erzeugt.
    gruss chris vom münchner hinterland.
     
    Zuletzt bearbeitet: 2.Dezember.2022
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  7. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Vielleicht solltet ihr die umdrehen:
    Vielleicht sind die beratungsresistenten adult students in Wirklichkeit einfach nur Fans von dir oder deinem Mann, denen es darum geht, dabei zu sein, euch zu kennen, und die eh wissen, dass sie es selber nicht mehr gewuppt kriegen.
    Ihr solltet für die einfach so hohe Stundenpreise aufrufen, dass es bei EUCH zur „Instant gratification“ reicht. Dass euch die 100. Polka-Version von Satin Doll ein Lächeln ins Gesicht und ein „well done, Mike“ aus dem Mund zaubert, in dem Wissen, dass der Restaurantbesuch am Abend quasi schon bezahlt ist…
    (Inkl. Wein)
     
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  8. ppue

    ppue Experte

    Herr Benink kann spielen, was er will, triolisch oder eine Marsch. Swingen tut es immer:



    Es gab mal eine krude Theorie, die ich aber gar nicht so absurd fand.

    Ein jeder Musiker hat sein eigenes Rhythmusbiotop. Der Drummer spielt eher vorne, der Solist laid back. Wenn nun der Drummer triolisch vorne spielt und der Solist gerade Achtel, aber laid back, spielt, könnte es sein, dass sie mit ihrem jeweiligen Offbeat zusammentreffen. Das hatte mal ein schlauer Mensch untersucht, finde ich aber nimmer.

    Dagegen spricht, dass, wie man oben hört, ein jeder auch für sich swingen kann.
     
  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Das Problem ist, dass es so leider oft nicht läuft.
    Ich hab mit Greg schon oft über die Problembären gesprochen. Die haben meist (laut Greg) ein riesiges Ego und werfen Dir Dinge wie "ich mag die Linien von Getz nicht" an den Kopf. Didaktisch wissen sie sowieso alles besser.
     
  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Swing ist ein feel, keine Technik.
    Die Technik(en) sind nur Hilfen, das feel umzusetzen.
    Wenn es aber in dir drin nicht swingt, wird dir kein Buch und noch so guter Lehrer helfen.
     
  11. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Na dann kann ich mir die Mühe ja sparen. Spiele ich weiter Polka. Kann auch nicht jeder, das ist auch schwerer als es sich anhört. ;)
     
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  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Sicherlich aber es ist halt kein Song, den ich mit Swing oder swingendem Jazz bezeichnen würde oder mit dem Begriff Swing asoziieren würde.
     
  13. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Nee, nee, spiel was immer du magst und so wie du es hinkriegst. Ob es gefällt, hängt dann gar nicht an dir, sondern am Zuhörer, und da wiederum nicht an den jazzaffinen kritischen Geistern hier im Forum, sondern an den Leuten aus deiner Region, die zu euren Konzerten gehen.
     
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  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das Ploppen der Note nach dem Ghosten ist mir nicht klar was du da meinst. Bei mir ploppt danach nichts beim Ghosten.
    Man muss nicht ghosten um gut zu swingen.
     
  15. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich würde dazu raten sich mal Jemanden einzukaufen der Euch das Swingen beibringt. Eventuell ist das Problem, daß die Leitung sich da auch nicht so auskennt, denn dann wird es immer schwierig.
    In punkto Swing hätte ich das so nicht durchgehen lassen, das groovt und swingt mir dann doch zu wenig an vielen Stellen. An manchen Stellen ist es mir zu eckig. Es ist nicht schlecht gespielt aber halt nicht wirklich swingig.
     
  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich habe da mit Schülern auch gute Erfahrung gemacht um sie fit für die Schulbigband zu bekommen nur muss man das Material halt in meinen Augen dann etwas anders phrasieren und es in Einzelteile zerlegen um es Jemandem nahe zu bringen. Im Selbststudium bringt Niehaus wenig.
     
  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Man kann aber lernen, den Swing zu fühlen und ihn dann gut umsetzen und da hilft ein guter Lehrer extrem viel, Bücher leider gar nicht.
     
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  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mmh. Du überraschst mich.
    Wenn du eine Note mit der Zunge ghostest und bei gleichem Luftstrom die nächste freilässt, dann bekommt diese eine gefühlten Akzent ohne Zungenstoß. Sie „ploppt“ gefühlt raus, obwohl sie nicht gestoßen ist und auch nicht lauter ist als die anderen. Vielleicht ist ploppen nicht das richtige Wort für dich. Seit ich die Technik verstanden habe, höre ich das relativ viel bei verschiedenen Spielern. Gerade Parker macht das andauernd.
    Und ja, man muss das nicht, aber es gibt Saxophonisten die m.E. über diese Phrasierung ihren Swing erzeugen.
     
    altblase gefällt das.
  19. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wenn ich ghoste deckt die Zunge das Blatt zum Teil seitlich ab, der Ton kommt trotzdem aber klingt gedämpft. Da ploppt danach gar nichts aber vielleicht ist die Wortwahl auch nicht optimal. Ghost tonguing ist eine Standard Technik, die ich kenne und nutze und die manche Spieler mehr und andere wieder weniger nutzen. Die gibt es auch bei der Flöte da wird sie als doo-dl Zunge auch gerne mal bezeichnet. Ich persönlich würde Ghost tonguing als Swingerzeuger nicht empfehlen, man sollte mit und ohne swingen können.
     
  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich werde es Charlie Parker ausrichten, wenn ich ihn mal treffe. :D
     
    GelöschtesMitglied11578 gefällt das.
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