Absteigendes Kulturgut?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Blofeld, 12.März.2023.

  1. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Der relative Anteil der Gymnasiasten eines Jahrgang steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an, von irgendwas um die 4% in der Nachkriegszeit auf 40-50% im Moment (ganz exakte Zahlen müsste ich suchen, Größenordnung sollte aber stimmen)
    Das bedeutet aber nicht, dass dadurch der Bildungserfolg steigt und auch nicht, dass das typische Arbeiterkind jetzt bessere Chancen hat, Chefarzt zu werden. Es ist eher zu beobachten, dass in machen Berufen wie Arzt, Anwalt,... häufig Karrieren an die Kinder vererbt werden. Bietet sich ja auch an, eine Praxis oder Kanzlei zu übernehmen.

    Andere Abiturienten, Kinder von Normalsterblichen, wählen dann auch häufig den Weg einer Berufsausbildung für Berufe, die nicht dem klassischen Malochertum zuzuordnen sind, also z.B. Bank- oder Industriekaufleute. Das hat auch manchmal damit zu tun, dass die beurkundete Hochschulreife nicht zwingend Studierfähigkeit bedeutet.
    Wäre an sich kein Drama, bedeutet aber in der Konsequenz, dass es im Bewerbungsprozess um beliebte Berufe, wo man einigermaßen gut verdienen kann ohne sich körperlich kaputt zu schuften oder die Hälfte schwarz zu arbeiten, zu einem Konkurrenzkampf kommt, bei dem die Abiturienten mit der formal besseren Qualifikation gegenüber z.B. Realschulabsolventen Vorrang erhalten.
    Kritisch wird es dann, wenn man in einem Bundesland lebt, wo quasi nach der Grundschule der weitere Bildungsweg erstmal zementiert ist und dann trotz vergleichbarem Niveau die Schüler mit Migrationshintergrund tendenziell von den Gymnasien ferngehalten werden - um dann bei der Bewerbung um Ausbildungsplätze in beliebten Jobs wieder benachteiligt zu sein, weil es immer mehr Leute mit Abitur gibt, die aber gar nicht studieren wollen oder können.
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Anteil woran?

    CzG

    Dreas
     
  3. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich vermute, dass diese Situation auch ein Grund dafür ist, dass ehem. Ausbildungsberufe akademisiert werden. Obwohl die tatsächliche Tätigkeit sich in der Arbeitswelt nicht sonderlich ändert (Facility Management oder ganz aktuell zB Hebammen).
    Eben um wieder mehr Leute in die Ausbildungen (ähhh, "Studiengänge") zu locken.

    Mein Beruf wurde ja auch durch eine Namesänderung geupgradet (die Assistenz wurde gestrichen). Ich bin jetzt medizinische Technologin. Uiuiui.
    Ich bin von einer Technologin so weit entfernt wie...wie...naja, auf jeden Fall weit :D

    Wenns hilft, meinetwegen. Ich glaubs aber eher weniger.
     
  4. rbur

    rbur Mod

    an Schülern überhaupt
     
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  5. rbur

    rbur Mod

    Ich weiß nicht wie gut das funktionieren wird. Nur weil Krankenpflegende dann einen Bachelorabschluss haben ändert sich an der Tätigkeit nicht viel und mehr Geld um alle plötzlich mit Akademikergehalt zu bezahlen ist auch nicht da. Und Stationsleitung konnte man vorher auch schon ohne Studium werden.
     
  6. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Meine Rede.Ich weiß, dass einige so den "Absprung" ins Medizinmanagement geschafft haben. Damit ist der Pflege aber nicht geholfen - im Gegenteil.

    Unter 3500€/Monat sollte eine Pflegekraft (studiert, unstudiert) aber trotzdem nicht verdienen. Allein um der körperlichen und psychischen Belastung des Berufs gerecht zu werden.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Der Abidurchschnitt mit 1 vor dem Komma liegt, je nach Bundesland, bei bis zu 40%.

    Völliger Kokolores…..:banghead:

    CzG

    Dreas
     
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  8. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Bald haben wir an den Schulen Lehrer, die den Stoff schon als Schüler nicht kapiert haben.
     
  9. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

  10. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Kommt auf die Menge an, auf die man "die schlechteren von" bezieht. Wird die Gruppe größer und im Gesamtschnitt schlechter (real, nicht nach diesen Phantasienoten), dann sind schlechte Abiturienten von vor 10 oder 20 Jahren heute vielleicht noch gutes Mittelfeld.

    Nichts gegen das Lehramt: ist ein wichtiger, verantwortungsvoller und zurecht gut bezahlter Job, bei dem sich auch leider viele Idealisten kaputtarbeiten und an systemischen Hürden scheitern, obwohl sie im Grunde in ihrem Job goldrichtig eingesetzt sind.
    Aber man darf sich auch nichts dabei vormachen, dass dieser Job gerade in bestimmten Fächern nicht die Elite eines Jahrgangs anzieht. Überall dort, wo im freien Markt z.B. in Natur- und Ingenieurswissenschaften, IT,... attraktive Gehälter und/oder ausfüllende Jobs winken tut sich keiner freiwillig das Lehramt an. Das ist dann bestenfalls als 2B-Notlösung im Hinterkopf. Und bei denen, die es machen, hat man dann leider nicht mehr die große Auswahl, um außer fachlicher Bildung auch noch echtes pädagogisches Talent zu verlangen.
     
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  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ja, und genau deswegen fehlen die Lehrer in diesem Bereich. Nachvollziehen kann ich es.
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Und früher gab es noch die Garantie, dass man als Lehrer verbeamtet wurde, was ja über die Lebenszeit durchaus auch Vorteile gegenüber einem gut bezahlten Angestelltenjob haben kann.

    CzG

    Dreas
     
  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ja, aber ich bin gegen Lehrerverbeamtung. Das sind Motive, die die falschen Leute in den Beruf locken und im Beruf bleiben lassen.

    Evtl merkt man als Junglehrer, dass das nichts für einen ist auf Lebenszeit, man bleibt aber wegen der Annehmlichkeiten im Beruf.
    Und, schwupps, wieder ein resignierter Pädagoge mehr...

    Ich will damit nicht sagen, dass alle verbeamteten Lehrer schlecht sind. Aber es ist ein System, das diese Personen anzieht und bleiben lässt - meine Meinung.

    In Schweden, Schweiz werden Lehrer auch nicht verbeamtet, ich halte es für unnötig.
     
    Zuletzt bearbeitet: 25.März.2023
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  14. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Genau.
    Und wenn das Abitur gerade mal mit Ach und Krach bestanden wurde und es selbst für das Lehramtsstudium nicht reichte, dann wurde man Redakteur beim Deutschlandfunk, wo man bereits im ersten Satz eines kurzen Textes über Lehrer-Doofis an den Kommaregeln scheiterte.
     
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  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Mach‘ es wie Du willst. Der Lehrerberuf steht im Wettbewerb zu anderen Berufen und muss attraktiv sein, damit auch gute Leute diesen Beruf wählen.

    Das Problem hast Du aber auch an anderer Stelle. Z. B. :

    Wer geht denn mit einem BWL Studium, Schwerpunkt Marketing, in die kommunalen Stadtmarketinggesellschaften?

    Nicht die Topleute. Die bekommen in der Industrie viel mehr Geld.

    Dabei bräuchte es grade da Topleute, um Konzepte zu entwickeln, die die Städte trotz Onlineshops attraktiv halten.

    Galeria Kaufhof weiter zu subventionieren ist z. B. kein zukunftsweisendes Erfolgskonzept.

    CzG

    Dreas
     
  16. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    ..wie sein Deutschlehrer wohl war? :-D


    PS.: Komma/Rechtschreibfehler lese ich auch immer öfter auf tagesschau.de etc. Entweder wird das schlechter oder die Regeln haben sich schonwieder 1000* geändert und ich hab nichts mitbekommen
     
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  17. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    ...aber das ist doch aktuell nicht der Fall?
     
    Rick gefällt das.
  18. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Stimmt, das wollte ich damit sagen.

    Und es geht gar nicht nur um‘s Geld. Lehrer sind ja nicht per se schlecht bezahlt (in NRW bekommen Grundschullehrer zukünftig sogar genauso viel Geld wie Gymnasiallehrer)

    Die restlichen Rahmenbedingungen sind halt auch noch mies:

    - runtergekommene Schulen
    - Technik aus dem frühen 20. JH
    - Schulen in Brennpunktregionen, wo eigentlich
    niemand hin will.
    - Schüler, mit denen man lieber nichts zu tun haben will
    - „Helikoptereltern“, die alles besser wissen

    Wer will sich das antun?

    CzG

    Dreas

    P. S. Habe mal einige Wochen bei einem Bildungsträger in Vertretung eine Maßnahme mit Jugendlichen betreut. Nie wieder!
     
  19. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Evtl spielt es auch eine Rolle, dass man keine direkten Erfolge sieht. Die Schüler verlassen die Schule und wahrscheinlich erfährt man als Lehrer nur in Ausnahmefällen von den Werdegängen eben dieser.
    Guter Unterricht wird nicht belohnt, schlechter nicht bestraft. Das System schafft keine Anreize für Leistung.
     
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  20. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    ...und noch eins: die Personen, die evtl aufgrund von innerer Überzeugung Lehrer geworden sind, weil sie Menschen fördern und fordern wollen dürfen sich gegen die Missstände im System nicht streikend auf die Straße stellen.
     
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