Dr. Faustus Lindenberg ?

Udo Lindenberg zum aktuellen Song;

„Mit dem Song "Komet" wollen die Musiker Udo Lindenberg und Apache 207 ein Statement für die Verbindungen zweier Musikrichtungen setzen. "Unser Komet ist ein Song über die Unvergänglichkeit, über den Fußabdruck, den wir hinterlassen", sagt Lindenberg über den Song. Im Musikvideo ist über weite Teile eine Gerichtsverhandlung zu sehen. Einige Szenen wurden im Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg gedreht.“

Und:

Er habe Apache 207 bei einem Konzert besucht und sei begeistert gewesen, sagt der Hamburger Ehrenbürger Lindenberg: "Apache fiel mir gleich auf, weil er sich doch sehr vom Normalo-Gangsta-Rap unterscheidet. Cooler, schlauer Junge, sehr geflashte Texte, Trademark-Stimme - und singt auch noch mega-geschmeidig."

CzG

Dreas

 

Ihr kriegt doch nur deshalb alle Schnappatmung weil ein ehemaliger Jazzdrummer nun mal keine Nr. 1 in den Charts hinkriegen darf.

Udo hat Jazz gemacht (genau wie Hans Last und Klaus Doldinger …) hatte eine WG mit Otto Waalkes, lag dauerbesoffen im Onkel Pö und hat immer irgendwie die Musik der jeweiligen Zeit gemacht. Sein Ding, mit Höhen und vor allem vielen Tiefen.
Und jetzt macht er halt wieder Musik, die vielen Leuten heute etwas gibt.
Meine Sache ist es nicht aber ich hänge nicht an alten Panikrocker-Klischees.

Der wesentliche Unterschied ist: „Atemlos“ ist eine von vorneherein kommerzielle aber ursprünglich wenig erfolgreiche Produktion, die eher zufällig bei einer (gesanglich sehr versierten und gut aussehenden) Kreuzfahrtschiff-Entertainerin gelandet und erst durch ein neues Arrangement und Showeffekte zum Knaller und damit Karrierestarter wurde.

Da gab es doch mal so einen Trompeter, der wurde ziemlich pissig, als irgendein Reporter meinte, Bye Bye Blackbird und sowas wäre ja nun kein Jazz mehr…

 

@Silver

Und er ist authentisch, sich selbst treu geblieben, nicht abgehoben.

Wir haben mal ein Wochenende im Antlatic gewohnt, spät abends zurück im Hotel, Absacker an der Bar…

Und wer sitzt am Piano und spielt? Udo….klasse!

CzG

Dreas

 

Vielleicht doch nochmal:
Ein Stück Musik gefällt oder halt nicht. Tertium non datur. Und gut isses.

 

Wenn du das denkst, hast du so einiges verpasst. Es dreht sich oft nicht einfach darum, ob es gefällt. Da spielt die Ethnie eine Rolle, so dass Weiße genötigt werden, ein Reggae-Konzert abzubrechen, weil Gäste sich „unwohl" fühlten. Der Vorwurf: Da die Band aus fünf weißen Männern, teils mit Rastafrisuren, bestehe, sei sie nicht berechtigt, Reggae zu spielen.
Anfang des letzten Jahrhunderts durften zunächst auch keine Weißen in Paris jazzen.
Lieder werden wegen ihrer Inhalte im Radio nicht gespielt wie Jeanny von Falco.

Und manchmal reicht es ja auch zur Urteilsfindung aus, welchem Genre die Interpreten angehören. Ich erinnere noch die Diskussion um Trio, wo unter anderem prominente Politiker erklärten: "'Da da da' gehört nicht zu meinem Wortschatz". Leider wurde nie nachgefragt, warum sie sich bislang nicht an "La la la" gestört haben und wo jetzt der qualitative Unterschied läge.
"Atemlos" wird niedergemacht, während ein anderer dafür gefeiert wird, fast in Dauerschleife im Refrain zu singen: "Purpurregen, Purpurregen, Purpurregen." Und Udo Jürgens wurde auch gerne als Schlagerfuzzi verachtet, trotz interessanter und sozialkritischer Texte.

Nein, es geht oft nicht darum, ob ein Stück gefällt. Es muss dem Zeitgeist einer bestimmten Kulturkaste entsprechen, dann ist es dort hip und wird dann auch gerne alleine schon deswegen von der anderen Clique abgelehnt.

Gruß
Charly

 

Und was ist jetzt das Problem?

 

Na ja, man sollte vielleicht einmal schauen, wie diese Nummer 1 zustande kommt. Früher gab es Media Control (was für eine Wortkombination, heute undenkbar). Da wurde anhand der Verkaufszahlen die Chartplatzierung ermittelt.

Heute, so meine Vermutung, kommt es eher auf die Klicks an, einer neuen (digitalen) Verkaufsform. Und wenn ich mir diese z.B. auf Spotify anschaue, komme ich zu dem Ergebnis, dass Apache 207 einen größeren Anteil an der Platzierung haben dürfte. Da stehen über 300 Mio. Klicks für Apache 207.

Dass Udo damit 2023 seine erste Nummer 1 Platzierung hat, sagt auch was über das Publikum der 70er und 80er Jahre

 

Vielleicht ist Deine Interpretation von "gefallen" etwas eng gefasst.

 

Die Umsätze werden gezählt.

CzG

Dreas

 

Schei**e ist toll. Millionen Fliegen können nicht irren@

 

Käme nie auf die Idee, die Fliegen von etwas anderem überzeugen zu wollen.

 

Kohlertfan ist eben den Idealen der Weimarer Klassik verpflichtet, wie auch Faustliebhaber Wanze

Wenn man den Fliegen oft genug Trüffel hinstellt, entwickeln sie mit der Zeit einen feinen Gaumen

 

Vermag ich nicht zu beurteilen

 

Ich bin kein Fan von Rap oder Hip-Hop.
Vergangenes Jahr spielten wir bei einem Festival sonntagabends zum Abschluss mit der Bluesband, quasi als Rausschmeißer bzw. für Leute, die montagfrüh nicht aufstehen müssen, also Rentner und so...
Da gab es tagsüber tolle Bands, vor allem von jungen Leuten.
Schöne Popsachen, auch Latin, gutes eigenes Songwriting, sehr vielfältig und teilweise richtig gut gemacht.
Und es gab natürlich einige Rap- und Hip-Hop-Formationen.
Das war schon auch interessant, aber nach dem zweiten, dritten Stück hörte sich bei denen vieles recht ähnlich an.
Wobei Blues für manche Leute ja auch immer dasselbe ist (Stimmt natürlich überhaupt nicht!!! ).

LG
Mike

 

Da wäre vielleicht erstmal die Frage, ob der Udo selbst damit so glücklich ist, dass genau diese Nummer sein erfolgreichster Hit (bis jetzt) geworden ist.
Den kommerziellen Erfolg gönne ich ihm, auch in Anbetracht seines musikalischen Lebenswerkes. Wenn das Publikum/die Kundschaft das nunmal so entscheidet, ist das eben so.
Wäre ja auch schön blöd, Ruhm und Kohle abzulehnen, nur weil man sie für den falschen Song bekommt.

Einstein hat seinen Nobelpreis auch nicht für eine seiner beiden Relativitätstheorien bekommen. Das hat aber weder dem Herrn Einstein, noch dem Nobelpreis geschadet oder wäre als anrüchiger Makel haften geblieben.

 

Richtig!

Es gibt ja immer mal wieder Versuche in einer anderen Tonart......
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(Ich liebe den alten unverfälschten.....
Mein häufigstes warm-up ist entweder der St.Louis oder "meine" total vereinfachte Wild-Cat Version....)

 

Ach, laßt mir doch den alten Udo in Ruhe! Bedenkt doch mal: Der Mann ist jahrzehntelang schwerer Alkoholiker gewesen. Daß nach 1000 Hektolitern Likör der Blick nicht mehr so scharf und die Texte nicht mehr so pointiert sind, ist doch klar. Es ist doch eher erstaunlich, daß er überhaupt noch lebt (hat er übrigens selbst auch irgendwo mal gesagt). Und da gibt es ja noch viel schlimmere Fälle, gerade auch bei den ganz Großen: Hemingway hat sich, als er gemerkt hat, daß er nach all den Margeritas nicht mehr schreiben konnte, die Flinte ins Gesicht gedrückt. Frank Sinatra hat zwar immer noch weiter gesungen, mußte aber zum Schluß seine Texte vom Teleprompter ablesen.

Und selbst wenn Udo den Song aus kommerziellen Gründen gemacht hätte, wäre es verzeihlich: Er hat immer einen aufwändigen Lebensstil gepflegt und will darauf in der letzten Kurve bestimmt nicht verzichten. Um noch ein trauriges Beispiel zu nennen: Fritz J. Raddatz, auf großem Fuß lebender Feuilletonchef der ZEIT, dann rausgeflogen wegen eines falschen Goethe-Zitats (damit schlagen wir den Bogen zurück zu Wanzes Eingangs-Post), hat, als sein Geld irgendwann alle war, sich das Leben genommen, weil er einen Abstieg unwürdig fand.

Bottomline: Ich wünsche Udo noch ein paar schöne Jahre in Zufriedenheit und Wohlstand.

 

Da haste ja die beiden Richtigen am Start - wegen "alt und unverfälscht":

Wild Cat Blues trägt den Blues ausschließlich im Namen - weder Form noch Akkorde oder Feeling haben was mit Blues zu tun.

Der St.Louis Blues ist eine schöne Nummer, aber zumindest ein bischen umstritten, weil er einen molligen 8takter vors eigentliche Bluesthema stellt, wobei ausgerechnet dieser Part für viele DEN Blues charakterisiert.

 

Der Saint Louis Blues hat außerdem eine IV7 in Takt 2 und eine V7 in Takt 12, was beides nicht der ursprünglichen Bluesform entspricht, die an beiden dieser Stellen die I7 hat. Sie hatte meist in den Takten 3 und 4 nicht einmal die IV7, sondern die IV6.
Habe mich nicht getraut, aber wenn wir schon den Thread etwas off-topic geholt haben, dann gerne auch pedantisch.

Im Angesicht der harmonischen Schlichtheit ursprünglicher Bluesformen kann man aber meiner Meinung nach durchaus argumentieren, dass das charakteristische am Blues das jambische Feeling, blue Notes, die 12-taktige Form und der Aufbau des Textes (A, A, B) sind und weniger die Akkordfolge.

 

Oje, da habe ich mit meiner Anmerkung zum Blues etwas ausgelöst.
Das wollte ich nicht.

Lieber wieder back to Likör ... äh ... topic.

LG
Mike