Stimmung beim Sax?

Tach,

ein Klassikkollege spielt regelmäßig im Staatsopernorchester Opern- und Konzertproduktionen - ich frag ihn mal,
das linzer Bruckner-Orchester stimmt auf 443 Hz, was speziell am bs eine Herausforderung darstellt
intonierte Grüße
Dsharlz

 

Moderne Saxophone (Selmer, etc.) sind aber doch üblicherweise auf 442Hz konstruiert?
Da sollte das eine Hertz doch auch den Kohl nicht mehr fett machen?

 

Wenn man ein Mundstück soweit auf den Kork schiebt, dass das Horn in sich am besten stimmt, dann landet man bei unterschiedlichen Mundstücken mit unterschiedlicher Kammergröße auf dem gleichen Horn bei einer anderen Tonhöhe. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Sweet Spot eines Rascher und eines S80 locker 4 Hz auseinander lägen.

 

Fast die ganze Welt spielt 440, mir ist kein Hersteller bekannt, der eine Mensur für höhere Stimmungen baut (das wäre irre aufwändig und würde sich für den Nischenmarkt nie rechnen)

 

Also ich hab so ne amerikanische Plastik Vito Bassklarinette. Wurden in USA wohl als günstige Schülerinstrumente gebaut. Ich vermute, dass diese Instrumente in 440Hz Stimmung hergestellt wurden. Bei uns im Musikverein hab ich echt Probleme 442 zu erreichen. Muss die Töne ganz schön nach oben "drücken".
Vielleicht ist das ein Anhaltspunkt das amerikanische Instrumente eher auf 440 hergestellt werden.

 

Mit meiner Plastik-Yamaha Bass komme ich locker auf 444.
Also locker für Klarinette halt
Meine Sopranklari hat 2 Birnen, mit meinem MPC spiele ich mit dem kurzen auf 444, mit dem langen auf 442 (wenn's nicht kalt ist)

 

Hier das gewünschte Zitat aus der sonic 05/2014: Test von Klaus Dapper der damals neuen Expression Tenöre:
"Ansonsten ist die Intonationskurve so gut wie bei A=440 Hz beschrieben. Laut Hersteller sind die Expression Saxofone für den deutschen Markt auf 442 Hz ausgelegt, während sie für den außereuropäischen Markt für a = 440 Hz ausgelegt sind. Wir können uns nicht vorstellen, dass für beide Stimmungen jeweils unterschiedliche Tonloch-Anordnungen bereitgehalten werden, wie es z. B. für Querflöten üblich ist. Die Premium-Line-Tenöre weisen insgesamt eine überdurchschnittlich gute Intonationskurve auf, bei A=440 Hz etwas ausgeglichener als bei A=442 Hz."

 

Also da glaube ich aber eher @Rick und @ArminWeis, als dem Journalisten.

CzG

Dreas

 

Das sagt doch alles! Ein Horn - zwei Stimmungen, die normale etwas ausgeglichener als die abweichende. Wer hätte das gedacht!

 

Besten Dank. Das hat's aber verdient, mal in Ruhe gelesen zu werden. Ist abgespeichert bei den wichtigen Sachen

Um noch eins hinzuzufügen:
Ich hatte das Thema pitch center und Mundstückposition (und implizit dann auch Ansatz) letztens auf einem Workshop mit einem anderen Kursteilnehmer besprochen,
der das von sich aus auf den Tisch legte und im Grunde nach meinem Dafürhalten im Kern durchdrungen hatte, aber den physikalischen Teil nochmal von jemandem bestätigt haben wollte, der da sattelfester ist.
Grund war der, dass er immer wieder auf Erstaunen und Ablehnung stößt, wenn er das mit anderen Amateuren erörtert.
Das deckte sich also mit meiner Beobachtung, wie wenig das Thema beackert wird.

Mein Saxophonlehrer hat auch mal in einem ehrlichen Moment beklagt, dass das Saxophon in Sachen Tonerzeugung gegenüber z.B. Blechblasinstrumenten "zu leicht" funktioniert, sodass i.d.R. zu wenig Zeit und Übung in Tonbildung investiert wird.
Ab dem Punkt, wo man unfallfrei alle Töne reinkriegt, die erstmal so verbaut sind (also natürlich kein altissimo) wird lieber in einer Tour rumgedudelt mit dem, was man hat.

Von daher das eher nicht von praktischer Relevanz, über Saxophone verschiedener Grundstimmung nachzudenken.

 

Aha, das entscheidende Wort ist Hersteller.
Die Firma Green Hill ist global unterwegs und ihre Instrumente werden unter verschiedenen Marken vertrieben, sie hat sogar in Asien eine Eigenmarke namens Taroko.

Aber Expression gibt es vorwiegend in Deutschland, dafür werden spezielle Modelle ausgesucht, die aber nicht großartig modifiziert sind. Das hält den Preis im akzeptablen Bereich, außerdem hat man in Taiwan genug eigene Expertise sowie Experimentierfreude, die brauchen keine besserwisserischen Europäer mit "tollen Ideen".

 

Ich habe mal in einer Bigband gespielt, in der Piano, Bass und Gitarre alle auf 442 Hz gestimmt waren. Mit dem Alto hatte ich kein Problem. Aber mit dem Sopran musste ich mein Lieblingsmundstück so weit hineinschieben, dass das Instrument im Innern des Mundstückes anstiess; ich erreichte so die erforderliche Höhe nur knapp.

Wenn ich mich richtig erinnere, beträgt der Unterschied zwischen einem A = 440 und einem mit 442 etwa 7 Cent; das hört man!

 

Das glaube ich Dir natürlich und scheine einer der vielen Internet-Mären aufgesessen zu sein.
Tatsächlich liest man hierzu viel widersprüchliches, wie z. B. exemplarisch (es sind auch Andere, die sich so äussern) auf SOTW:

„ Dr.Eugene Rousseau, who developed the Yamaha 62 and original Custom series told me on many occasions that they are indeed made at 442. Regarding Selmers, Otis Murphy and Claude Delangle have both told me they are made at 442. A Yanagisaw rep told me about theirs being made at 442.„

Tatsächlich liest man bei den Selmer Klarinetten ausdrücklich von 442Hz, bei den Saxophonen wird es nicht erwähnt.
Bei Yanagisawa oder Yamaha habe ich auch nichts gefunden.
Buffet spricht beim Senzo von 438-444 Hz.

 

Eugene Rousseau spricht darüber in seinem Beitrag ....ab 7:00

 

Tach auch,

die Wr. Philharmoniker stimmen seit den frühen 1990er Jahren auf 443 Hz, waren zwischenzeitlich kurz auf 444, jetzt wieder 443 - quasi wieder low pitch
getunte Grüße
Dsharlz

 

Hmm

ich betreue ja nun seit ca 1,5 Jahren unsere Reihe "Jazz und mehr am Glockenturm".
Die Musiker/Combos/Bands (waren bisher nur Männer (Muss ich dringend überdenken!) ), die unseren Flügel nutzten fragten ausdrücklich nach 442 Hz. (Der ist auch so gestimmt)

 

Dann ist deine Bs-Kl flexibler. Nun ja, ich komm einigermaßen zurecht und - jetzt nicht lachen - ein wenig höher bekam ich meine Bs-Kl damit in den S-Bogen ein ca. 1 cm dickes Kügelchen aus Sugru einzulegen. Ich vermute, dass das den Kanal des S-Bogens insoweit verringert, dass ne Wirkung zu messen ist. Am Klang oder so ändert sich nichts.

 

Den Yamaha Plastikbass habe ich auch. Er stimmt bei Raumtemperatur am besten, wenn der S-Bogen einen halben Finger breit rausgezogen ist. Dadurch besteht die Möglichkeit ihn auch bei Minusgraden im Freien zu spielen - und da er Plastik ist, muss man sich ums Holz keine Sorgen machen.
Für mich ist das mal wieder ein geniales, wenig diskutiertes Feature aus dem Hause Yamaha, den Sweet Spot in der „middle of the road“ anzubringen, sodass die Stimmung für Extremsituationen nicht in einer Richtung mehr abgeriegelt ist als in der anderen.

 

Interessant, denn eigentlich müsste sie dadurch tiefer werden

Gruß,
Otfried

 

Smile...da man mir manchmal nachsagt, ich wäre ein "verdrehter Kerl", hat sich die Bs-Kl wohl angepasst.