Warum kauft man ein Selmer Supreme?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxoryx, 4.Juli.2023.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Okay, ich habe mich jetzt dagegen entschieden, ein Supreme zu kaufen. Ich war sehr versucht, es zu tun – weshalb ich hier in dem Thread nach Erfahrungen gefragt habe –, aber das ist ja gleich wieder so aus dem Ruder gelaufen, dass nichts Sinnvolles dabei herausgekommen ist. Obwohl ich der irrigen Ansicht war (und eigentlich immer noch bin), ein Saxophonforum ist unter anderem dazu da, Informationen über Saxophone auszutauschen, scheint das doch immer wieder ein Problem.

    Gut, es sind einige wenige, die das verursachen, und die große Mehrheit schweigt (oder schreibt mir dann eine PN, dass sie aus dem Grund nicht mehr im Forum schreiben, weil sie dann gleich immer beschimpft werden, auch wenn sie etwas ganz Harmloses sagen), aber es ist schon schade, dass man sich hier auf die Art eigentlich gar nicht mehr richtig über Saxophone austauschen kann.

    Auf der anderen Seite: Ich habe sehr gute Saxophone, was will ich mit einem Supreme? Aber ich glaube, ich hatte gehofft, dass mich die Supreme-Besitzer oder die Supreme-Begeisterten hier davon überzeugen, dass ich mir doch eins kaufen sollte, weil es so ein tolles Instrument ist, dass man tatsächlich etwas verpasst, wenn man es nicht kauft. ;-) Gegen meine Vernunft hätte ich es dann wahrscheinlich getan. Aber zum Schluss ist Vernunft wahrscheinlich doch der beste Teil der Weisheit. Und so bleibt meine kleine Saxophonfamilie jetzt so, wie sie ist. Beziehungsweise sie wird kleiner, denn ich habe schon ein paar Saxophone weggegeben, damit arme schwarze Kinder darauf Saxophon lernen können.

    Vielen Dank an alle, die hier wirklich versucht haben, mir bei meiner Entscheidung zu helfen bzw. ihre wertvollen Erfahrungen mitgeteilt haben. Man kommt sich dann wahrscheinlich ein bisschen vor wie ein Rufer in der Wüste, aber ich habe das sehr geschätzt und danke Euch.
     
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mit geht es nicht so sehr um klassische Marketinglügen, wie z.B. mit medizinischen Autoritäten zu werben, dass Rauchen gesund sei. Das ist natürlich aus heutiger Sicht eine recht plumpe und extrem perfide Attacke auf die Urteilsfähigkeit, der man sich nicht leicht entziehen kann.
    Als bewusste und subtilere Trübung der Urteilsfähigkeit empfinde ich zum Beispiel schon das Vorenthalten relevanter Produktinformationen, die mir helfen, Produktlinien zu vergleichen. Die heißen dann stattdessen Agility, Elegance und Performance oder sonstigen Kram, und der Verbraucher kann lediglich am Preis unterscheiden, welches (möglicherweise) wertiger ist. Alternativ oder als add-on gibt es die Dreingabe einer Small-Print-Tabelle, in der aus Gründen des Verbraucherschutz das relevante gut versteckt ist, falls jemand zu viel Zeit hat.
    Nachdem das Konzept Schule macht, gehe ich davon aus, dass es als professionell in dem Sektor gilt. Letztlich ist es Desinformation. Und vermutlich schlägt sich das irgendwo positiv nieder.
     
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Aha. So liest es sich also, wenn jemand sagt „ich interessiere mich für ein Supreme, was sind Eure Erfahrungen?“


    Es gibt leider immer noch keinen Kopfschüttel-Grinser…
     
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  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Schau Dir mal Werbung aus den frühen Tagen nach der Industrialisierung an… das Konzept macht seit 150 Jahren Schule und schlägt sich positiv in den Umsätzen und Gewinnen nieder.

    Ganz zu schweigen von den Anpreisungen von Waren auf Märkten seit der Mensch Waren auf Märkten anbietet…


    Deine Einlassungen lesen sich für mich so, dass aus irgendeinem Grund die Nachfragerseite sich kompetenter fühlen könnte, wenn sie an der Nase herumgeführt wird. Das hielt ich für unwahrscheinlich und wollte deshalb nachhaken.
     
  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Und noch eine Ergänzung.

    Ich halte die Differenzierung nach „Wert“ und „Preis“ für nicht nachvollziehbar.

    Was ist der Unterschied?

    Der Wert einer Sache ergibt sich immer aus dem was der Markt bereit ist dafür zu bezahlen.

    CzG

    Dreas
     
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  6. altoSaxo

    altoSaxo Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe vor einigen Monaten einige hochwertige Alt-Saxophone angespielt, darunter Yamaha 62 u. 82Z, Selmer SA80II, Serie III, Axos, Ref. 54 und das Supreme. Yanagisawas waren leider nicht verfügbar. Es kann natürlich an den konkreten Modellen und der individuellen Einstellung der Instrumente gelegen haben, aber mein Eindruck war, dass der Widerstand der Federn beim Supreme etwas höher war und auch der Blaswiderstand etwas höher war. Ich hatte insgesamt mehr zu arbeiten. Dafür reagierte es klanglich sehr voll mit komplexem Klang und sehr eigenem Charakter. Es setzte klanglich für mich die Richtung fort, in der das S III sich von den anderen Selmer unterschied. Es fühlte sich auch sehr wertig an.

    In der Preisklasse ist die Auswahl an neuen Alt-Saxophonen ziemlich gering, aber gibt es da auch z. B. Saxophone von Yanagisawa, wenn auch dann mit Silber-Komponenten. Wenn jemand das Geld für eine Supreme hat und Klang und Spielgefühl als genau passend empfindet, spricht wenig dagegen, sich dieses zu kaufen. Es steckt auch mehr Fertigungsaufwand drin als in einem SA80II, darum ist auch ein höherer Verkaufspreis gerechtfertigt. Neben SA80II und Axos werden ja auch keine weiteren Altos mehr von Selmer produziert. Ob es die volle Differenz rechtfertigt und wie viel man Selmer zugesteht, an Entwicklungskosten pro Instrument in den Preis einzukalkulieren, ist eine andere Frage, aber am Ende geht es darum, ob für den individuellen Kunden das Ergebnis zum Preis passt.

    Zum Tenor kann ich nichts sagen, aber mein Überlegungen zur Ausgangsfrage sind wahrscheinlich übertragbar.
     
  7. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    Ist ja super gelaufen. Wie mann den folgenden Beiträgen sieht :cool:
     
  8. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Wer bist Du und wo ist die wahre Saxoryx, die diesen Eingangsbeitrag gepostet hat?

     
  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Dass beides relative und z. T. subjektive Größen sind ändert nichts daran, dass man sie verschieden bewerten kann und meines Erachtens auch ständig macht.

    Geh in einen beliebigen Touristenort, esse das Nationalgericht neben der Sehenswürdigkeit oder drei Straßen weiter. Dann spürst du den Unterschied zwischen Wert und Preis. ;)

    Der Zusammenhang ist ähnlich wie der zwischen Recht und Gerechtigkeit. Es kommt immer etwas auf die Perspektive an, wie groß man den Unterschied empfindet oder ob man es sogar für das gleiche hält. Ein Unternehmer aus New Jersey wird das anders bewerten als eine Frau aus Afghanistan.

    Die Unterscheidung von Wert und Preis kann man noch viel plakativer darstellen, aber damit bewegen wir uns dann in Themen, in die ich nicht abdriften wollte mit meinem Einwurf.

    Lasst uns zum Thema zurückkehren…
     
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  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich verstehe es nicht ganz, vielleicht fehlt da aber auch eine Negation? Wie auch immer.
    Mir ging es mit meinem initialen Einwurf eigentlich nur darum, es nicht so ohne Weiteres stehen zu lassen, dass Wert und Preis synonym sind und nur durch subjektive Psyche und den Markt bestimmt werden. Und ich wollte anhand eines Beispiels darlegen, dass die aktuell populäre deutlich marktwirtschaftlich geprägte Sichtweise eine gewisse Modeerscheinung ist und nicht schon immer als gesellschaftliche Wahrheit in Stein gemeißelt - was mir offenbar nicht überzeugend gelungen ist.

    Die Frage ist aber eigentlich eine philosophische Frage und führt, wenn man sich darauf einlässt, zwangsläufig in das gefährliche Terrain der existenziellen Fragen, der Glaubensfragen (vor allem, wenn dann alles, was einen Wert hat, auch einen Preis haben soll) und zwangsläufig auch in politische Themen. Und da wir darüber hier eigentlich nicht reden wollen, belasse ich es dabei und versuche nicht weiter zu erläutern, was mir durch den Kopf ging.
    Lieber Back to Topic...
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Preis: der Betrag, den ein Verkäufer aufruft.

    Wert: der Betrag, den ein Käufer bezahlt.
     
  12. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Da bin ich unschlüssig.

    Käufer bezahlt 35.000 € für ein Auto. Zulassung auf seinen Namen, steigt ein , fährt eine Runde und kommt zurück zum Händler.
    Wenn er es verkaufen will kriegt er noch 28.000 € oder vielleicht 32.000 €
    Ist dann der Wert was er bezahlt hat?
    Schwierig.
    Die 35.000 sind wohl fast immer Geschichte wenn es sich nicht um ein Sonder- oder Liebhaber Modell handelt.


    Ich tue mich schwer eine konkrete Aussage zu treffen.

    Grüße Gerrie
     
  13. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Nicht ganz, würde ich sagen. In der BWL/VWL wird das (vereinfacht dargestellt) so gesehen:

    Preis: Auf der Mikroebene in der Tat "der Betrag, den ein Verkäufer aufruft", auf der Makroebene der "Marktpreis", der davon abweichen kann - pragmatisch kann man oft eine Preisspanne über bekannte Verkäufer hinweg finden. Kann auch genereller "der Betrag sein, zu dem ein Gut verkauft wird" (wenn der Kaufpreis vom Angebotspreis abweicht, z.B. bei Rabattgewährung nach Verhandlung).
    Wert: Der Preis, den ein einzelner Käufer subjektiv zu zahlen bereit ist. Wenn jemand bei einem Anbieter Preis > Wert vorfindet, wird er in der Regel nicht kaufen (also findet auch keine Zahlung statt), sondern nur bei Preis <= Wert. Je weiter der Kaufpreis unter der Wertannahme liegt, desto "günstiger" bzw. "preiswerter" wird ein Käufer dann diesen Lauf bewerten.

    Dann gibt es noch Spezialfälle, z.B. wenn ein Käufer bereit ist, bei einem Händler einen höheren Preis zu bezahlen als bei einem anderen, weil Wertvorstellungen, die nichts mit dem Produkt selbst zu tun haben, ins Spiel kommen (z.B. Wunsch, den Händler zu unterstützen, Beziehungspflege, o.ä.).

    In der ökonomischen Theorie bilden sich auf Märkten "markträumende" bzw. "Gleichgewichtspreise", bei denen sich Angebot und Nachfrage optimal überschneiden. Man könnte also sagen, dass dies die Marktpreise sind, die die Wertvorstellungen der meisten Käufer treffen. Insofern konvergieren dann individuelle subjekte Wertannahmen in allgemeine Preisbildung.
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Du darfst nicht Wert mit Wertverlust verwechseln. Dieser ist in Deinem Beispiel sehr hoch, wenn man mit dem Auto vom Hof fährt.

    Das ändert nichts am ursprünglichen Wert.

    @Sebastian hat es exakt beschrieben.

    CzG

    Dreas
     
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wert und Preis sind schon noch unterschiedliche Konzepte.

    Der Preis ist der Geldbetrag, der als Gegenleistung ausgehandelt wird.
    Der Wert ist individuell und bestimmt die Bereitschaft des Käufers, etwas für den Erwerb eines Gutes (oder einer Idee) zu leisten.

    Im eher primitiven Fall einer Handtasche also die Euros oder Dollars, die der Verkäufer als Preis verlangt.

    Im etwas weniger kommerziellen Fall kann man auch den Erwerb einer Fähigkeit oder sogar Geisteshaltung als Wert betrachten: Alles, was ich für mich in irgendeiner Form nutzbringend verwenden kann, hat einen Wert (ja, auch feste Prinzipien und Überzeugungen - oder manchmal auch die Abwesenheit derselben. Gell, Fritze?) der nicht immer direkt in Geld gemessen werden kann.

    Ich glaube, darauf wollte @giuseppe hinaus, dessen Formulierung ich missverstanden habe, dessen Einschätzung, es habe sich erst in der Neuzeit durch die Marktwirtschaft so herausgebildet, ich aber nicht teile. Marktwirtschaft (zumal weitgehend unregulierte) praktizieren Menschen seit es etwas zu handeln gibt. Und erst Recht, seit irgendjemand das Geld erfunden hat.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24.Juli.2023
  16. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    viele Werte sind nicht bezahlbar, haben somit auch keinen Preis, ändern sich mit der Zeit und bleiben häufig unerkannt.
    Man sollte Werte nicht mit einem Preis vergleichen/verbinden, heute wird der "Wert" nach meiner Meinung falsch definiert.

    Claus
     
    giuseppe und zwar gefällt das.
  17. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Welche Anzahl dieser Spezies erwartest Du hier?
     
  18. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ändert nichts am bezahlten Preis.:D

    Der Wert ist schnell Geschichte. Will man schnell Geld "verbrennen " hilt es regelmäßig einen Neuwagen zu kaufen.

    Kommt daher "er hat einen hohen Preis bezahlt "? ;)

    Grüße Gerrie
     
  19. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Das Wort "Wert" bezeichnet verschiedene Begriffe.
    Vielleicht sollte hier eine gewisse Trennung beachtet werden.
    (Auch unter den Wort "Birne" wird ja ganz Verschiedenes der Betrachtung anheim gegeben.)
     
  20. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    "Wert":
    Meine Schwiegermutter besitzt ein Pendeluhr, die sie vor Jahrzehnten gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann gekauft hat.
    Nun steht eine Reparatur an, die sowohl den Zeitwert, den Anschaffungswert und den Wert einen Neukaufes übersteigt.

    Ist ihr die Uhr die teure Reparatur "wert"?
     
    quax gefällt das.
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