Tief A oder nicht…?

Dieses Thema im Forum "Bariton Special" wurde erstellt von Witte, 16.November.2023.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Für mich ist es beim Bari eher die Frage, ob ich ein Vintage oder ein Modernes spielen möchte.

    Den Klangunterschied zwischen z.B. ein Selmer MK 6 mit oder ohne Tief-A finde ich nicht wesentlich für den Zuhörer. Für den Spieler klingt es deutlich anders. Ich würde immer ein tief-A vorziehen, weil ich das tief-A sehr mag und viel nutze.

    Ein Conn klingt aber deutlich anders als ein Yanagisawa und beide haben ihren Reiz.

    Ich liebe mein B-WO20, weil es für mich in jeder Hinsicht perfekt ist.
     
    Gerrie gefällt das.
  2. tbeck

    tbeck Strebt nach Höherem

    Da kann ich mich nur anschliessen, auch ich spiele nur Tief-A und benötige es auch oft in der Big Band und im Quartett/Quintett.
    Vor allem die neueren Arrangements setzen alle Tief-A voraus, selbst der späte Sam Nestico.
    Oktavieren ist für mich ein NoGo. Rik van den Bergh zum Beispiel, ein überzeugter Tief-B Spieler hat noch Kunststoffrohr, um sein Conn auf Tief-A zu verlängern!

    Letzendlich ist es Geschmackssache.

    Wer sich mal einen Eindruck von verschiedenen Soundphilosophien auf dem Bari verschaffen will, sollte mal an unserem Bariworkshop teilnehmen.
    Da haben wir jedes Jahr über 20 Barispieler mit völlig unterschiedlichen Setups!
    Auch die Dozenten Rik van den Bergh (Tief-B) und Anatole Gomersall (Tief-A).
     
    saxer66, jthole, Bereckis und 4 anderen gefällt das.
  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich werde alt… kann mir nicht mal zehn Sekunden eine Zahl merken. :(
     
    GelöschtesMitglied11524 gefällt das.
  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Die Diskussion in punkto tief A war doch hier schon so oft ohne daß dabei was raus gekommen ist.
    Ob oder nicht hängt von der jeweiligen Band ab und was die akzeptiert. Unabhängig davon ob Amateur oder Profi wird es die eine Band akzeptieren, die andere nicht. Es gibt Arrangements da kann man das tief A nicht oktavieren, ohne daß es scheisse klingt und manchmal geht das. es gibt sogar Fälle wo der Arrangeur klar notiert, daß beides (unten oder oktaviert) geht.
    Lächerlich ist es immer dann wenn Leute so tun als wenn tief A gar nicht benötigt werden würde. Du kannst Glück mit einer Band haben und denen ist es egal oder von den Arrangements kommt es selten vor (was in der Mehrheit der Bands, die ich erlebt habe nicht der Fall ist) oder die sind als Band auf nem Level, wo gar nicht gehört wird, ob es als tief A oder nicht gespielt wird oder du kommst an Leute, denen es wichtig ist, daß es klingt wie notiert, immerhin hat sich der Arrangeur was dabei gedacht (auch wenn Arrangeure oft Phrasierung für Bläser nicht richtig notieren, wenn sie selber nicht vom Blasinstrument kommen aber das ist ein anderes Thema). Es wird zumindest deutlich anders klingen in welcher Lage man das A spielt.
    Ich persönlich würde ohne tief A meinem Job nicht gerecht werden. Und ich mache mir da keinen Kopf, ob das eine oder andere besser klingt, der Trick heisst üben dann klingen sie beide gut.
     
  5. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Das ist denke ich ein sehr hilfreicher Tipp... Letzteren durfte ich vor gefühlt hundert Jahren als Dozent in einem WS erleben....
    Ein blendender Humor und ein guter Dozent.
    Der am Ende Schuld war das ich dem Bari überhaupt so viel abgewinnen kann.
     
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Nun ja, es sind halt viele, ältere Instrumente im Umlauf bzw haben ihre Fans. Die haben kein tief Bb. Nicht jeder kann und/oder will auf ein modernes Bari wechseln, nur weil diese tief A haben und ev mal ein Stück gespielt wird, in dem tief A vorkommt.
    Ist das eigentlich auch bei anderen Instrumenten so ein Thema. Bassklaris bspw. scheinen ihren tonumfang auch erweitert zu haben...
     
  7. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Das sind seltene Exemplare die nur bis tief B gehen.
    Tief Bb haben die Meisten. :D

    Grüße Gerrie
     
    Silver und _Eb gefällt das.
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ja und? Wenn ältere Instrumente im Umlauf sind und kein tief A haben und du musst in der Band tief A spielen können, hast du halt ein Problem, da musst du dann halt abwägen was dir wichtig ist. Und wir reden auch nicht von mal ein Stück. Bei sämtlichen Quartett und Big Band Sachen, die ich in den letzten Jahren mit Bariton gemacht oder geleitet habe war tief A Standard und kam sehr sehr oft vor. Tief A ist heute Standard und keine Ausnahme bei Arrangements.
     
  9. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Und die ganzen alten Stücke sind umgeschrieben worden?
     
  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Vielleicht bist du ja in der falschen big band?
    Viele hier im forum sind vintage-spieler. Bis mitte 1960iger kenne ich tief A quasi gar nicht, ab da kamen die ersten tief A auf.
    Heute kannst du immer noch beides kaufen (zugegeben, tief Bb ist selten), wobei auch neu ein tief Bb günstiger ist als das gleiche Modell in tief A.
    https://www.thomann.de/de/rampone_cazzani_2009_j_ot_baritone_sax_pb.htm
    https://www.thomann.de/de/thomann_lowjazz_pb_baritone_sax.htm

    @all
    Wenn es heute also ohne tief A nicht mehr geht dann
    1. Was machen die ganzen vintagespieler?
    2. Warum und für wen werden dann immer noch tief Bb gebaut?
    3. Warum arrangiert man überhaupt bis tief A? Was ist an diesem Ton so besonders, dass man so viel wert darauf zu legen scheint? Es ging ja rund 80 Jahre ohne.
    4. Wie wird das bei anderen Instrumenten gehandhabt, deren tonumfang sich über die Zeit erweitert/verschoben hat?
     
    _Eb gefällt das.
  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Selten werden wirklich Originalarrangements von damals gespielt, sondern eher modernere Arrangements von alten Stücken. Und da kommt dann doch öfters mal tief A vor.
    Oft ist es auch gar nicht so leicht an Originalarrangements zu kommen (selbst gekaufte die wie die Originalen sein sollen sind es dann öfters doch nicht).
     
    jthole gefällt das.
  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich spiele und spielte nicht in einer sondern in diversen Big Bands und ich habe auch Big Bands selber schon geleitet.

    Ja und? Es ändert nichts an der Tatsache, daß es mit den modernen Noten heute Standard ist tief A am Bariton zu erwarten. Viele Amateure die Bariton spielen, spielen gar nicht in Big Bands oder Quartetten und dann gibt es auch noch einen Unterschied auf welchem Niveau das Ensemble spielt und wie gut die Leitung ist. Einen Baritonisten für eine Band zu finden ist nicht mal schwer, oft übernimmt den Job auch Jemand, der als guter Spieler gar nicht dauernd Bariton spielt. Und oft genug wissen die Käufer am Anfang gar nicht was sie brauchen für welche Ensembles, sondern finden Bariton geil und wollen dann eins haben ohne je aber eins in einer entsprechenden Band schon gespielt zu haben oder ohne darüber Bescheid zu wissen was mittlerweile Standard ist. Und auch tief A wird gebraucht angeboten, mein Bariton habe ich auch gebraucht gekauft mit tief A. Allerdings gehen die tief A gebrauchten Baritonsaxofone meist sehr schnell über den Tisch.


    1. in die Röhre schauen wenn sie in einer Band landen wo der grösste Teil der Noten mit tief A läuft. Dann muss man sich eine andere Band suchen oder hoffen daß es mit oktavieren geht oder ein tief A noch zuhause haben.
    2. Weil manche Leute tief Bb bevorzugen und weil es Leute gibt, die glauben tief Bb klingt besser. Aber das ist halt extrem subjektiv was besser klingt.
    3.
    Das tiefe A lässt den Satz manchmal in den Tiefen voller und fetter klingen und gibt einfach interessante Möglichkeiten der Satzgestaltung.
    4. Es ist immer eine Frage was sich durchsetzt. Beim Alto und Tenor hat sich tief A nicht durchgesetzt.....
     
    Gerrie und jthole gefällt das.
  13. jthole

    jthole Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe mal in meiner Mappe geschaut:

    God Bless the Child - Arr. Jerry Nowak (könnte man auch einen Octave höher spielen)
    Got to get you into my life - Arr. John Wasson (könnte man auch einen Octave höher spielen)
    James Bond Theme - Arr. Tom Davis (unbedingt nötig)
    Makin' Whoopie - Arr. David Wolpe (A zusammen mit Bassposaune)
    Moanin - Arr. Bennett (unbedingt nötig)
    My Romance - Arr. Mark Taylor (könnte man auch einen Octave höher spielen)
    On Broadway - Arr. Jerry Nowak (unbedingt nötig)
    Quintessence - Quincy Jones / Nestico (könnte man auch einen Octave höher spielen)
    Stealin' Apples - Arr. David Wolpe (unbedingt nötig, weil tief A zusammen mit Kontrabass)
    Tall Cotton - Nestico (A zusammen mit Bassposaune)
    The Look of Love - Arr. Mark Taylor (könnte man auch einen Octave höher spielen, aber lieber nicht)
    Tribute - Bob Mintzer (unbedingt nötig)
    Wave (Buddy Rich) - Arr. John LaBarbera (unbedingt nötig)
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.November.2023
  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Wenn ich Bariton spielen wollte, wäre es mir egal, ob es tief A hat oder nicht. Hauptsache, das Teil liegt mir ergonomisch und klanglich

    Aber ich wollte auch nicht in einer Big Band oder einem Saxophon Quartett spielen :D

    Gruß,
    Otfried
     
    Gerrie gefällt das.
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Naja, es gibt wohl einige aber „viele“ liest sich ein bisschen, als wäre es die Mehrheit… das kann ich nicht so ganz glauben.

    Weil es mechanisch einfacher und damit billiger ist - für schmalere Geldbeutel
    Weil es mechanisch einfacher und damit leichter ist - für zartere Figuren
    Weil es einen Markt gibt, in dem sich Leute haben einreden lassen, ein Tief Bb würde per se besser klingen - für Mulligan-Fans, die kein 12M finden und nur maximal im Cool-Jazz-Quintett spielen
    Weil es Nostalgiker (oder Verbohrte, je nach Blickwinkel) gibt, die in ihrem Leben kein Tief A brauchen, weil Count Basie auch keins arrangiert hat - für Oldschool „vor 80 Jahren hat auch keiner tief A gebraucht“
    Weil es immer noch Leute gibt, die Bari geil finden, sich aber nicht mit der Literatur auseinandergesetzt haben - für „dann oktavier‘ ich halt“ Amateure

    Natürlich alles nur als kleiner Spaß gemeint - nicht, dass Du Dich gleich wieder persönlich angegriffen fühlst und ballistisch gehst.


    Diese Liste ist eindeutig: Könnte, sollte, müsste … kannste vergessen. Tief A - sonst wackelt Dein Stuhl in der BB.

    BTW @jthole : Ziemlich anspruchsvolle Arrangements dabei - Respekt.

    Tief A auf dem Bari (ob gedoppelt oder nicht) mit Schmackes gespielt hebt den Sound auf Vollfettstufe.
    Manchmal macht ein Halbton eben den Unterschied…
     
    ilikestitt gefällt das.
  16. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    @JES
    1 ohne tief A spielen.
    2.weil es für beide Märkte gibt.
    3. Weil sie es können und auch wollen
    4. Keine Ahnung.

    Aber ich glaube diese Diskussionen sind quasi wie Blättchen Diskussion oder Mundstücke oder Klangbrücken....

    Es gibt eben die mit A im Koffer und welche ohne.
    Ich denke es gibt für beides persönlich gute Gründe...

    In dem Sinne schöne Töne
     
    ehopper1 und Silver gefällt das.
  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Bei Blättern und Mundstücken sind die meisten Unterschiede objektiv nachvollziehbar. Genau wie bei Tief Bb und Tief A Baris.

    Klangbrücken, Masseschrauben und Daumenhaken sind da eine ganz andere Kategorie. Das muss man glauben, fühlen, wollen…
     
    Bereckis gefällt das.
  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Im Profibereich haben viele Spieler, die sich auf Bariton spezialisiert haben meist beides zuhause.
     
    Steffen Bari gefällt das.
  19. jthole

    jthole Ist fast schon zuhause hier

    Genau ... hängt völlig davon ab was man will, und wo man das will.

    Wenn man irgendwo spielen möchte wo man sich zuerst bewerben muss (und/oder wo modernes Repertoire gespielt wird), dann hat man mit einen Tief Bb Bari einen Nachteil.

    Aber wenn man die Ensembles aussucht wo entweder nur "Basie oder früher" gespielt wird, oder wo die sich freuen dass es überhaupt einen Bari git ;) , dann ist die Sache anders.
     
    ilikestitt gefällt das.
  20. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Gute Zusammenstellung, danke!
    Spielen wir in der Bigband auch einiges davon.
    Und ohne das tiefe A würde auch mir etwas fehlen.

    Klar ist das nur ein halber Ton mehr nach unten.
    Aber der Ton hat halt einfach etwas.
    Der Begriff "Vollfettstufe" von @Silver gefällt mir sehr gut. :)

    Ich jedenfalls bin sehr froh dass ich mein Martin Magna Low A Bariton habe.

    LG
    Mike
     
    Steffen Bari, Gerrie, Bereckis und 2 anderen gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden