Otto Link Repliken

Es gibt eine ganze Reihe von Repliken historischer Otto Link Metallmundstücke (Master Link, Tone Master, Double Ring, Florida, Early Babbit). Welche Replika gefällt Euch am besten? Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem betreffenden Mundstück gesammelt?

 

Ich habe vor kurzem einem Forumskollegen ein Tenormundstück abgekauft, das Sakshama hergestellt hat.
Es handelt sich dabei um einen Nachbau eines Otto Link TM aus den 40er oder 50er Jahren.
Ich habe mit noch keinem Mundstück so einen vollen Sound von Tief-Bb bis in die Highnotes gehabt, wie mit diesem MPC.
Ein mir bekannter Berufsmusiker hat sich ein Otto Link Double Ring anfertigen lassen und ist auch mehr als glücklich damit.
Sakshama ist ein leidenschaftlicher Hersteller dieser Repliken und verschickt ein Mundstück erst, wenn er völlig zufrieden mit dem Ergebnis ist.

 

Ich blase seit etwa zwei Jahren ebenfalls eine Replik des Tone Masters aus den Vierzigern: Gottsu Master 2021. Was die Klangfülle angeht, die Du beschreibst, diese finde ich bei dem Master 2021 ebenfalls vor. Der Ton ist äußerst komplex: sehr farbig, vielschichtig, dunkler Kern, groß. Das Mdstk. ist allerdings wählerisch, was Blätter betrifft, da gibt es andere Mdstk., die bezüglich der Blattauswahl toleranter sind. Hast Du den Vergleich zu originalen Tobe Master?

 

Nein, ich habe nur viele STM und STM NY gespielt, die auch alle gut waren, aber keines kommt auch nur annähernd an
diesen großen Ton des Sahshama heran.

 

Der Forumskollege war ich und ich hatte mit dem Sakshama den Vergleich zu zwei mehr oder weniger originalen ToneMaster.

Eines, augenscheinlich komplett naturbelassen, war ziemlich fürchterlich.
Ein anderes - das hatte ich nur leihweise - war von HWP Refaced und ein Traum mit Sahneschaum. Aber nicht für Geld und gute Worte zu haben…

Das Sakshama, das jetzt bei @Sax a`la carte wohnt, war - für mich - ziemlich nahe an dem von HWP bearbeiteten dran.
Nach meinen Informationen wurde es von Sakshama auf die Bedürfnisse eines Profis angepasst, der inzwischen einen festen Platz in einer Radio BigBand hat.
Mir persönlich war das Sakshama ein kleines bisschen zu filigran beim Blatthandling und ich fand den Korpus zu zierlich für ein Link. Aber das ist Geschmackssache.

Zu den Link-Imitaten generell: Da habe ich alles mögliche probiert und die üblichen Verdächtigen fand ich gut bis sehr gut aber keines hat die komplexe Tiefe (und damit gelegentlich Heimtücke) eines Originals. Was nicht verwundert: da sind überall moderne Bahnen draufgezogen.
Nicht gespielt aber aus berufenem Mund aufgeschnappt soll das Marantz eine sehr gute weil authentische Double Ring Kopie sein.

Tony Lakatos hat für Gottsu das Master und das Double Ring als Video eingespielt (ok - der klingt auch auf einem 4C begnadet).
Als ich ihn danach gefragt habe, hat er die hohe Qualität der Mundstücke bestätigt, etwas schief gegrinst und ein abgeranztes Original aufs Horn gestopft…

Ich selber spiele, wenn ich Appetit auf Link Sound habe, ein Florida von Nadir.
Das ist sehr, sehr nah an dem dran, was ich in einem FL No USA höre und spielt sich extrem gut, blattfreundlich und intoniert mit bisher jedem Horn nahezu perfekt.

 

Das Florida von Nadir ist in der Tat sehr gelungen!

 

Deinen Hinweis betr. „moderner Bahnen“ finde ich sehr zutreffend: viele Mundstücke, auch jenseits der sog. Repliken, sind heute mit Bahnen versehen, die wenig bis kaum Widerstand aufweisen. Aaron Drake etwa stellt solche Mundstücke her. Ich blase mich gerade auf einem Ted Klum Yardbird (6 Ebonit) ein, ein phantastisches Mundstück, aber, von einem Gottsu Soloist Marble E her kommend, empfinde ich den Widerstand des Ted Klum als fast zu gering. Wenn ich z.B. das Retro Revival Super D mit dem Gottsu Double Ring vergleiche, ganz ähnlich: das Retro Revival bläst sich sehr (!) leicht, das Gottsu weist etwas mehr Widerstand auf. Gottsu zieht wohl bei seinen Repliken eher „konservative“ Bahnen auf, die zwar etwas mehr Widerstand entgegensetzen, aber im Zusammenwirken mit den anderen Parametern dafür einen komplexeren oder reicheren Klang ermöglichen.

 

Ja, das ist auch mein Eindruck nicht nur mit den RR und den Drake.
Ich hege den Verdacht, dass das für die gedacht ist, die sich einen bestimmten Sound kaufen wollen.
Da das häufig mit einer Abneigung gegen kontinuierliche und anstrengende Arbeit am Instrument verbunden ist, könnte das zum Verkaufsargument werden.

Ich hatte mal Gelegenheit ein Original Dukoff Stubby mit einem (eigentlich zwei) RR zu vergleichen.
Die gingen superleicht, supergut, hatten aber nicht ansatzweise die Vielschichtigkeit des Originals.

Ich muss mich jetzt nicht mutwillig plagen und spiele eher leichte Setups ( .100 mit 2,5-3er Blättern am Tenor) aber bei vielen Boutique-Hype-Klonen (am besten noch mit dem Versprechen, alles besser zu machen … aha!) habe ich das Gefühl in ein leeres Loch zu blasen. Ein bisschen Widerstand brauche ich schon, um am Ton was machen zu können.

Mir gefallen die Bahnen, die Nadir auf seine Guardalas zieht und was Erik Greiffenhagen mit den Morgans macht, ist für mich sehr angenehm.

Heute habe ich einen Dukoff Hollywood-Klon von @Phil-Tone refaced zurückbekommen und bin nach der ersten Runde Gassi sehr angetan (obwohl ich ein Intrepid von ihm vor ein paar Jahren ziemlich scheußlich fand).

 

Ja, Nadir versteht sein Handwerk! Seine Bahnen empfinde ich auch als sehr stimmig! Das fiel mir zuletzt bei seinem Florida auf, das, wie ich finde, genau die richtige Balance aufweist! Es bläst sich leicht, flüssig gewissermaßen, aber bietet doch genug Halt. Gibt es einen Dukoff Hollywood-Nachbau, den Du bevorzugst, Silver?

 

Im Moment ist es ein Norberto, das mir vor einiger Zeit zugelaufen ist. Klanglich sehr schön aber mit der Bahn stimmte etwas nicht - war mit .105 markiert, gemessen aber nur .100 und ein paar unschöne Eigenschaften beim Spiel. Wer weiß, wer sich da vorher dran verkünstelt hatte.
Die Dinger muss man in Brasilien bestellen oder warten, bis auf EBay eins auftaucht. Meins kam über einen lieben Forumskollegen zu mir.

Ich hatte das jetzt bei @Phil-Tone zum Reface und bin, wie ich schrieb, in der ersten Runde sehr zufrieden.

Was - für mich - erstaunlich nah an ein Hollywood herankommt, ist ein Morgan Mouthpiece Excalibur L - obwohl das aus Kautschuk ist. Große Kammer, flacher Einlauf, rollover Baffle, ausgebauchte Seiten … durchaus vergleichbar. Klanglich voll und warm wie ein Link minus die typische Link-Rauchnote und viel, viel Projektion und Dynamik. In den Details ist es dann aber schon noch mal anders als z.B, das Norberto.

Ein echtes, unverbasteltes Dukoff Hollywood ist mir leider (Gottseidank) noch nicht über den Weg gelaufen…

 

Ted Klum FocusTone Precision?

Kein Klon, ich weiss, ich habe auch keine grosse Erfahrung mit OLs: aber ich lieh mein TK letztes Jahr einem Kollegen aus, ehem. Profi und Link-Spieler, der meinte, es sei mit Abstand das beste OL, das er je auf die Kanne schraubte und gab es bloss unter Androhung von roher Gewalt wieder her...

Gleich dahinter kam seiner Meinung nach ein von Matt Marantz verbessertes Vandoren V16 (erste Generation). Interessanterweise haben beide einen sog. "clam shell baffle."

Bei den von einigen hier und anderswo sehr geschaetzten Gottsus ist uebrigens grosse Vorsicht geboten: try before you buy!!! Ich kaufte mir vorletztes Jahr ein Sepia Tone Bebop fuer Alto, aber ausser Spesen nix gewesen, denn unebener Tisch, Bahnoeffnung 3 (!??!) Groessen kleiner als markiert, praktisch unspielbar. Erst dachte ich, es liegt an mir und investierte noch mehr in Blaetter verschiedener Marken und Staerken sowie Blattschrauben -- und verpasste deswegen das Rueckgabefenster -- aber PhilTone bestaetigte, dass das Ding nie die Fabrik haette verlassen duerfen.

-j.

 

So eins hatte ich mal zur Auswahl bei PMS (Nadir) - sensationell gut. Ich fand es minimal anders aber genau so gut wie das 200€ günstigere Florida, das ich dann mitgenommen habe.

Und natürlich ist das Klum ein OL Klon… nur eben etwas weniger in der Beschreibung, dafür mehr bei der Optik - fehlt ja eigentlich nur der Ridge…

 

Das Florida Link war 200 Euro guenstiger als das TK ??? Na denne, Gratulation...!

Wusste ich nicht, dass die vintage Links auch den clam shell baffle haben -- wieder was gelernt. Viele der angeblichen Klone haben den nicht, so viel ich gesehen hab im Interwebz.

Ich war etwas vorsichtig mit meinem TK Vorschlag weil ich, wie gesagt, erstens ganz wenig Erfahrung hab mit Links auf dem Tenor; und zweitens, weil ich von TK auch ein metallenes New London habe, was definitv kein Klon eines Berg Larsens ist. Es geht in jene Richtung, absolut, aber es reicht vom Sound her schlicht nicht an die Flexibilitaet und Tiefe meiner Larsens ran, Kautschuk, Stahl, und Kupfer, sicher ein knappes Dutzend in allem .... Ist mehr sein eigenes Ding.

-j.

 

Nein - das Florida von Nadir, nicht von Link.

Nein, das habe ich gar nicht gesagt.
Das Klum Precision hat keine Clam Shell Baffle, originale Links auch nicht.
Was immer also Dein Kollege da gesehen hat…

 

Mein Retro Revival Florida Super D ist das beste Link was ich je spielen durfte

 

Doch, mein TK hat ganz eindeutig einen clam shell baffle. (Ich versuchte eben, das photographisch zu dokumentieren, aber mit Handy Kamera und Abendbeleuchtung kriegte ich es nicht hin, dass man es auch sieht.)

Die Woelbung ist sehr viel flacher als die Rundung vom tip, aber definitiv nicht horizontal. Ausserdem geht die Woelbung nach oben, im ggs. zum von Matt Marantz bearbeiteten V16, wo die (viel staerkere) Woelbung nach unten Richtung Hals geht, d.h. aehnlich dem "lake" bei den Berg Larsens.

Mein TK kaufte ich gebraucht fuer ein Schnaeppchen vor ca. 4 Jahren (der Verkaeufer, auch ein OL Spieler und Mitglied einer der US Navy Bands wenn ich mich richtig erinnere, monierte einzig das plating am TK, welches offenbar zu duenn oder auf jeden Fall recht kurzlebig ist, genau wie bei meinem New London auch -- warum er dann wieder auf seine vintagevintagevintage Links umstieg, die noch viel gruftiger aussehen muessen, war mir auch nicht ganz klar, denn bei dem tiefen Preis konnte es nicht bloss eine sales tactic gewesen sein).

Kann sein, dass Onkel Ted in der Zwischenzeit am Design wortwoertlich gefeilt hat; kann auch sein, dass meine Terminologie falsch ist und ein clam shell baffle, dessen Woelbung nach oben zeigt, anders heisst: "sad-faced baffle"? "half moon baffle"? "Allman Brothers Band mushroom baffle"...? Naja, das wichtigste ist, dass das Teil mein Ref. 54 zum singen bringt -- wenn auch auf andere Art und Weise -- wie sonst nur ein paar meiner vintage Bergs! Mit neueren Links kam ich nie klar auf dem Tenor, ob refaced oder Messing oder Kautschuk, habe allerdings noch nie ein vintage Link anspielen koennen.

-j.

 

Ich sehe bei „Onkel Ted“ auf der Internetseite eine klassische Rollover Baffle á la Otto Link.

https://www.tedklum.com/product/focustone-precision-model-tenor/

Drittes Foto.

Diesen Typ Mundstück habe ich vor ein paar Jahren mit dem damals brandneuen Florida von Nadir verglichen. Das sah genauso aus.

Aber wie Du richtig schreibst:

 

Naja, du hättest ihm eines zum überarbeiten dalassen müssen. Meine beiden links (alto + tenor), die er mir gemacht hat, sind ein Traum und die gebe ich nicht weg...

 

Hallo zusammen,

Die Retro Revival Mundstücke sind nur an die Originale angelehnt und sehr viel moderner. Die haben eine Bahn mit sehr wenig Widerstand und normal deutlich mehr Baffle als die Originale.
Das macht sie sehr angenehm zu blasen. Beim Super D ist die Baffle immer mehr geworden (zumindest anfangs) - wurde mir dann zu viel.
@Kanne hat etwa 10-15 Stück von den Dingern ausprobiert und kann das sicher noch besser beschreiben ;o)
Anfangs hatte die ja Eric Falcon gemacht - der kann das schon - aber das ist ziemlich weit entfernt von den alten Links.
Und viele mögen es - zu recht!

Nach meinem Verständnis haben die alten Tone Edge Mundstücke (Slant und Straight Florida/EB etc) schon ein Clam Shell Baffle? STMs etc. haben wohl keine.

Und um zum Thema zurückzukommen: Ich denke, dass gute Kopien der Originale diesen in nichts nachstehen - und ich denke auch, dass gute Mundstück-Hersteller aktuell mindestens ebenbürtige Mundstücke machen. Leider nicht alle - ich hab auch schon einige schlechte Mundstücke von hier hochgelobten Refacern/Kopierern gespielt.
Um ein positives Beispiel zu nennen: Ted Klum mit seinem Tonamax (leider sehr teuer) - das finde ich ähnlich gut, wie die beiden Tone Egde Slant Sigs 8 mit Original Facing, die ich bislang besessen/gespielt habe.
Auch Morgan Fry Original Ebonite kann sehr gut sein (hab zwei unterschiedlich gute probiert).

Ein großer Unterschied der Kopien ist vermutlich, dass sie meist mit größeren Öffnungen gemacht werden, weil das mittlerweile gespielt wird. Früher waren die Öffnungen kleiner - da war eine 8er Öffnung eine Seltenheit. Und die meisten alten Mundstücke sind geöffnet und refaced - eben um größere Öffnungen zu haben.
Was sollen die "Nachmacher/Kopierer" dann kopieren? Ein geöffnetes altes Link? Dann kopieren sie viel vom Refacer, der die Mundstücke geöffnet hat...

Grüße!

Rudolf

 

Es ging @GSchwab ja um die Metallmundstücke.
Die Tone Edge haben tatsächlich eine Clam Shell.

Wenn man sich die schon damals gewaltige Schwankungsbreite der Mundstücke bei OL vor Augen führt, ist das kein Wunder. War ja damals alles Handarbeit und die meisten, um deren Sound Willen wir die Dinger heute kaufen, haben ihre Mundstücke nacharbeiten lassen.

So gesehen ist die Frage weniger „gut vs. schlecht“ sondern eher, was ich als Spieler erreichen will und wie.

Wie Du richtig schreibst, haben die RR Bahnen mit sehr wenig Widerstand. Da sind sie nicht die einzigen und das ist zwar spektakulär wie leicht auf einmal alles geht … und genau das ist halt für viele Attraktiv.
Mir persönlich ist es dann schnell zu leicht, weil ich keinen Halt finde. Ich muss ständig irgendwie irgendwas bremsen. Härtere Blätter helfen - mir zumindest - nur sehr begrenzt.