Kontrabass Mitnahmen in französischen Zügen untersagt, Petition

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von Werner, 8.Januar.2024.

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  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich bin froh, dass ich mit dem Bari öffentlich fahren darf. Allerdings ist es zu Stoßzeiten teils an der Zumutbarkeitsgrenze und das versuche ich dann auch zu vermeiden so gut es geht.

    Was den Kontrabass betrifft, bin ich hin- und hergerissen. Wo ist die Grenze? Einerseits verstehe ich das Bedürfnis, als Musiker mit Instrument zu verreisen, andererseits gibt es räumliche Grenzen dessen, was irgendwo hineinpasst. Die Harfe, das Schlagzeug und auch die Kreissäge sind wie erwähnt ja ebenfalls davon betroffen.

    Es gibt z.B. ICE-Modelle, bei denen der Raum komplett mit Sitzen, Funktions- und Sanitärräumen gefüllt ist. Es gibt dort schlicht keinen Platz, etwas Sperriges unterzubringen, ohne dass der Gang komplett zu ist. Die Gepäcknischen sind quasi Regale ohne ausreichende Höhe. Ich erinnere mich gut an meine Kinderwagenzeiten, als ich öfter mal den Wagen mit Babyschale zerlegen musste, damit er irgendwo reinpasst. Ich würde mal behaupten, dass in solchen Zügen eine Mitnahme des Kontrabass nicht möglich ist, ohne eine einen Flur oder mindestens eine Tür zu blockieren.

    Eine ausreichend geschützte Transportmöglichkeit in einem Gepäckabteil fände ich daher sehr wünschenswert. Eine Forderung, den Bass als Handgepäck führen zu dürfen, sehe ich zumindest bei modernen Zügen auch kritisch.
     
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  2. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    So sehe ich das auch. Warum eine Ausnahme für Musiker?
    Wenn andere auch eine Ausnahme bekommen, braucht man die Regel nicht mehr.

    In einer Gesellschaft können nun mal nicht alle Partikularinteressen berücksichtigt werden.

    CzG

    Dreas
     
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  3. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Es geht doch gar nicht ums verreisen. Viele Musiker können sich ein Auto nicht leisten oder fahren mit der Bahn weil die Strecke mit Auto zu lang ist. Wenn ich in München spiele, fahre ich auch lieber mit der Bahn und komme (eventuell) entspannter an, als wenn ich selber mit dem Auto gefahren wäre. Ich hatte schon Gigs in München: morgends hin, mit dem ersten Zug am nächsten Morgen zurück. Das mit dem Auto wäre ein Risiko gewesen für mich und andere Verkehrsteilnehmer. Und so wie mit Gepäck allgemein umgegangen wird, würde ich auch mein Instrument nicht als Gepäck aufgeben wollen. Die meisten wären aber bereit bei sperrigen Instrumenten durchaus ein 2. Ticket zu lösen aber mit dem Bariton geht Handgepäck meist irgendwie oft noch, wenn nicht wieder so viele Züge ausgefallen sind, daß der Zug übervoll ist. Der Kontrabass ist natürlich noch grösser und man würde sich da eine vernünftige Regelung wünschen, denn auch ökologisch ist die Autofahrt da eher weniger sinnvoll.
     
  4. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Die Züge - ob ICE oder TGV - sind nun einmal, wie sie sind und die Mitnahme von Gepäck nur bis zu einer gewissen Größe möglich. Oft sind die Züge so voll, dass ich es schon mehrfach erlebt habe, dass Lokführer oder Zugbegleiter mittels Durchsagen dazu aufgefordert haben, z.B. Fahrräder so zu platzieren, dass Flure und Türen nicht versperrt sind. Der Zug würde so lange nicht abfahren, bis diese nicht freigeräumt wären. Sollte das nicht möglich sein, müssten die Fahrräder aus dem Zug geräumt werden.
    Und dann noch ein Kontrabass? :confused:
     
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  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies würde passieren, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel so attraktiv würden, dass man zumindest in den Ballungsräumen auf ein Auto ohne wenn und aber verzichten könnte.

    Warum sorgt man nicht für optimalere Transportmöglichkeiten?

    Es ist doch egal, ob ich Rollstuhlfahrer, Mutter mit Kind im Kinderwagen, Mensch mit E-Bike oder halt Musikerin mit sperrigem Instrument bin.

    In Niederlande sind sie deutlich weiter.

    Aus ökologischem Interesse sollte doch jedes Auto weniger begrüsst werden?

    Stattdessen wird so argumentiert, als ob nicht veränderbar wäre und Verbote unsere Probleme lösen.
     
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  6. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Das ist m.E. überhaupt nicht egal.
    Der Rollstuhl und der Kinderwagen sind nicht nur Gepäck, sondern für den Transport des Rollstuhlfahrers bzw. des Kleinkindes erforderlich. Und deswegen gibt’s für diese Personengruppen in den meisten Zügen entsprechende reservierte Plätze.
     
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  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Doch Bernd,

    es geht mir nicht darum, eine Wertung vorzunehmen, sondern deutlich zu machen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel sich den bestehenden und zukünftigen Bedürfnissen anpasst.

    LG
    Michael
     
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  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Für Leute, die mit ihrem Arbeitswerkzeug zur Arbeit fahren gilt das gleiche wie für Jemanden. der mit Kinderwagen unterwegs ist.
     
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  9. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Das sehe ich absolut nicht so. Es kann kein Grundrecht auf Mitnahme von Gepäck beliebiger Größe in Personenzügen geben. Es macht absolut Sinn, dass die Bahnen Beschränkungen eingezogen haben, die sich an den Möglichkeiten ausrichten. Was für den Kontrabassisten gelten soll, muss dann auch für den Schlagzeuger oder den Kontrabass-Saxophonisten gelten.
    Das ist eben ab einer gewissen Größe kein Handgepäck mehr.
     
  10. rbur

    rbur Administrator

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  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das gleiche gilt dann für Kinderwagen, wenn es kein Grundrecht gibt und lässt sich dann auf alles anwenden. Es geht auch nicht um beliebige Grösse, du nimmst ja nicht ein Pferd mit.
     
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  12. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Es geht nicht (nur) ums Arbeitswerkzeug.
    Was machen denn Minderjährige oder Sehbehinderte oder andere Menschen, die nicht mit dem Auto fahren dürfen?

    Wie bei fast allen Petitionen ist es auch hier ein aus einer sehr partikulären Perspektive geschildertes Problem und die geforderte Lösung nicht ohne Weiteres umsetzbar.
    Wenn genug Unterstützung zusammenkommt, wird das Problem überhaupt erst mal zum Thema zwischen den Initiatoren der Petition und, in diesem Fall, der SNCF. Das Ergebnis könnte ganz anders aussehen, als die Initiatoren sich das heute vorstellen.

    Selbstverständlich ist ein Kontrabass in einem rumsvollen Fernzug eine Zumutung. Das gilt aber für alles, was „Kabinengepäck“ überschreitet, auch und vor allem Kinderwagen - die gehören ins Gepäckabteil und die Kids auf den Arm oder an die Hand. Aber das ist ja nicht mehr modern… ganz anderes Thema.
     
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  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Es geht um Dinge, die eine einzelne Person mit sich führen, also auch tragen (z.B. in den/aus dem Zug) kann.

    Da fallen die meisten Formatkreissägen, die ich so vor meinem geistigen Auge habe, schlicht raus. Aber ich bin auch kein Schreiner.
     
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  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    War ja absichtlich überspitzt von mir.
    Das Problem liegt halt auch daran, daß der Zugverkehr meist zu wenig gefördert wird, zu selten fährt, dauernd Züge ausfallen und dadurch die Züge übervoll sind. Wenn man aber das Auto als Klimaproblem weniger genutzt sehen will muss sich eine Regierung auch Gedanken machen, wie der Transport von Menschen funktionieren soll. Das betrifft ja auch Pendler. Ziel kann es doch nicht sein, daß ich ein Bariton von der Grösse nicht mitnehmen darf und deswegen ein Auto mieten muss, wodurch sich der Auftritt z.B. dann nicht mehr lohnt (langer Weg, lange Fahrzeit, Übernachtung notwendig). Von der Grösse scheint es ja nicht nur Kontrabässe zu betreffen.
    In Berlin kenne ich sehr viele Bassisten, die mit den Öffis unterwegs sind.
     
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  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das sehe ich nicht so. Das eine ist ein Fortbewegungsmittel, ohne das die Person nicht in adäquatem Maße mobil ist. Nicht jeder kann eine Köfferchen und ein Kleinkind schultern. Egal zu welchem Zweck die Person von ihrem Grundrecht der Mobilität Gebrauch macht, das Hilfsmittel sollte OK sein. Und es ist teilweise weiterhin extrem schwierig mit Rollstuhl oder Kinderwagen, hier sehe ich aber einen gewissen Rechtsanspruch.
    Das halte ich für etwas tendenziös formuliert, zumindest deckt es sich mit meinen Erfahrungen nicht. Die meisten Kinderwägen sehe ich in Zügen sehr wohl bestmöglich verräumt, obwohl es eine echte Herausforderung sein kann, einen Kinderwagen in einem vollen ICE oder IC zu verräumen, vor allem wenn man alleine unterwegs ist. (Ich habe früher schon mal den Wagen zwei Wagons weiter in der Gepäcknische gehabt. Mach das mal mit Kleinkind und Handgepäck.)

    Das andere hat mit der Berufsausübung zu tun und ist durch die Größe natürlich limitiert. Man sieht aus gutem Grund die Kreissäge, die Kesselpauke, das Ultraschallgerät, und die Hebebühne nicht als Handgepäck. Und da fragt auch niemand, denn sie passen halt nicht ins Gepäckfach. Für manche Berufswerkzeuge braucht man eben besondere Transportmittel ohne dass hier ein Grundrecht verletzt wird.

    Es geht mir nicht darum, dem Kontrabassisten grundsätzlich den Transport zu verweigern, sondern darum, dass ich das Problem erkenne, dass moderne Züge tatsächlich oft keinen Raum für so große Teile bieten. Man kann ihn ja nicht mal auf einen gesonderten Sitz stellen. Dadurch läuft die Kritik ein wenig gegen die Wand.

    Was soll man tun?
    - Notausgänge verstellen und im selten Fall des Unfalls Lebensgefahr in Kauf nehmen?
    - gesonderte Gepäckabteile anstelle von Sitzplätzen schaffen und die Kosten mit Instrumententickets finanzieren?
    - anfallende Mehrkosten mittels Steuern oder Preissteigerung allgemein finanzieren.

    Mir fehlt die Produktivität der Kritik ein wenig, denn irgendwo macht es immer autsch. Ich sehe aber @Silver ‘s gutes Argument, dass die Problematik als erstes eine Aufmerksamkeit braucht, damit sich im zweiten Schritt vielleicht eine Lösung findet.
     
  16. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies meine ich!

    Auch der Autoverkehr funktioniert in den Großstädten in der Regel nicht vernünftig.

    Hinzu kommt der Platzbedarf durch das Parken, welcher deutlich sinnvoller genutzt werden könnte.
     
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  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das gilt für Deutschland. Hier geht’s um Frankreich - da ist das einzige Problem, dass das Streckennetz nicht (mehr) überall hinkommt. Da, wo in F Züge fahren, tun sie das zuverlässig, regelmäßig, sehr preiswert und schnell.

    Ich fahre z.B. in etwas über drei Stunden nach Paris (1:20 die Städte abklappern bis Rennes und dann mit 300km/h bis Montparnasse). Erste Klasse 75€. Sechs bis neun Mal am Tag, sieben Tage pro Woche. Don’t try this at home…

    Ich muss nur irgendwie zum nächsten TGV-Bahnhof kommen.
     
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  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Da stimme ich zu.

    Warum nicht? Wäre sinnvoll!

    Ich würde eher Mischabteile bevorzugen und günstige Gepäcktickets einführen. Egal ob ich ein E-Bike, großes Musikinstrument … mitnehme - ich möchte dabei bleiben.

    Für Kinderwagen und Rollstuhl habe ich einen ähnlichen Platzbedarf, würde auf Zusatzticket verzichten und ein Vornutzungsrecht einführen.
     
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  19. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    [QUOTE="giuseppe, post: 763340]Und es ist teilweise weiterhin extrem schwierig mit Rollstuhl oder Kinderwagen, hier sehe ich aber einen gewissen Rechtsanspruch.[/quote] Schwierig, wie willst du da den Rechtsanspruch beim Kinderwagen begründen?

    Ich erlebe bei den neuen Kinderwagen oft ein hohe Anzahl von extrabreiten, damit alles an Zusatzkram mitgenommen werden kann, Platz für den Kaffebecher etc. da ist und die nicht faltbar sind...............

    Was du aufzählst sind meist Dinge, die an entsprechenden Orten fest genutzt werden (Werkstatt, Arztpraxis etc.), bei Orchestern werden oft bestimmte Transportunternehmen beauftragt und ausserhalb von Orchestern werden Kesselpauken selten gespielt das ist aber beim Kontrabass anders. Als Musiker findet die Ausübung deines Berufs an vielen unterschiedlichen Orten statt
     
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  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich halte mich da zurück. Meine Erlebnisse in Fernzügen mit Mitreisenden sind hinreichend unangenehm.
    Eltern, die meinen, weil sie Eltern sind, müsste sich die ganze Welt nur um sie und ihren Nachwuchs drehen fallen in diese Kategorie.
    Von Kinderkarren, die einem in die Hacken geschoben werden bis zu Blagen, die unkontrolliert über Tische und Bänke gehen erlebe ich allerlei Anekdoten. Schokokekskrümelkotze an den Anzug geschmiert bekommen, inklusive.

    Aber das ist, wie ich schon schriebte, ein ganz anderes Thema und nicht auf Bahnreisen beschränkt.

    Das Recht auf Mobilität - da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht - ist aber in jedem Fall höher zu bewerten, als das Recht möglichst sperriges Zeug mitzuschleppen. Egal ob für Job, Hobby oder sonstwas.
     
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