Schnelle Finger

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von kindofblue, 2.Januar.2024.

  1. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Zuerst vorab, ich bin weder gut, noch habe ich eine tiefe musikalische Kenntnis.
    Spielen und Üben macht mir nur spass und ich kann mich mit solchen Sachen lange beschäftigen.
    Hier etwas zum nachahmen oder ausprobieren. Es würde mich freuen, wenn es den einen oder anderen weiterbringt.

    Ein grosses Problem für mich ist es, die Finger flink zu kriegen. Es gibt gewisse Tasten - Finger, die kleben förmlich. Diese Fingerübung funktioniert für mich recht gut.
    Grundlage ist ein Grundton zu spielen und diesen chromatisch einzukreisen. Die Phrase endet dann wieder auf dem kurz gespielten Grundton:
    Bildschirmfoto 2024-01-02 um 15.15.54.png

    Wenn ich beispielsweise Probleme mit dem linken kleinen Finger auf der Gis-Klappe habe, mache ich einen Loop über einen chromatischen Ablauf rauf und runter, so dass alle Kombinationen darin vorkommen (das letzte Achtel muss nicht mehr kurz gespielt werden):
    Bildschirmfoto 2024-01-02 um 15.42.28.png

    Wenn die Probleme beim Oktavübergang liegen, verschiebe ich den Grundton rauf und wiederhole die Fingerübung, bis es sauber tönt. (Auch hier, das letzte Achtel muss nicht mehr kurz gespielt werden):
    Bildschirmfoto 2024-01-02 um 15.47.45.png

    Die einfache Grundfigur ermöglicht es, verschiedenste Übungen zu machen, zB die Figur im Quarten- oder Quintenzirkel zu spielen.
    Bildschirmfoto 2024-01-02 um 15.57.12.png

    Die gleiche Figur statt chromatisch (siehe Anfang) nun im Ganztonschritt verschieben:
    Bildschirmfoto 2024-01-02 um 16.02.33.png

    Versucht es mal aus, macht eure eigenen Muster. Spielt es langsam, teuflisch schnell, rhythmisch verschoben.
    Spielt es zu einem Standart, immer den Grundton dekorieren.

    Wie gesagt, es soll spass machen und gleichzeitig die Fingerkoordination steigern.

    kindoffastfinger
     
  2. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Admin Mod

    Was soll man dazu sagen? Nur zwei Worte: Laaaaaaaangsam beginnen.
    Schneller wirst Du von alleine.
     
  3. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Sehr coole (und anspruchsvolle) Übungen! Ich werde mich die Tage mal an sie wagen.

    Ich hätte sie aus Gründen der Idiomatik teilweise anders notiert, aber das ist ja beim Üben egal.

    Hier ist noch eine Übung, die ich mir eben ausgedacht habe, die deine Finger ordentlich fordern dürfte:


    Auch sehr schwer sind aber eigentlich imho die typischen Barock-"Background-Figuren", wo man ewig lang in sechzehnteln Tonleitern und Terzen rauf und runterspielen muss, schwer vorhersehbar vor allem repetitiv.
     

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  4. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Hier noch ein Beispiel mit Changes, über die das ganze passt (es gibt natürlich sehr viele):
     

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  5. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Noch am Rande:

    Das, was diese Art Pattern so vielseitig (aber bei häufiger Verwendung auch langweilig) macht, ist, dass sie, wenn sie einmal in den Fingern stecken, fast überall passen, wenn sie so rhythmisiert werden, dass jeweils die erste Note der Kette sehr kurzer Noten zum Akkord "passt" (im Jazz gibt es da ja viel Spielraum).

    Ein verminderter Akkord wie im Beispiel hier "passt" immer schon einmal über mindestens 8 Akkorde, nämlich über alle Dominanten, die eine seiner Noten enthalten. C-Vermindert passt also über B7, D7, F7, Ab7, C7, Eb7, Gb7, A7

    Meistens übt man solche "finger zinger"-Patterns ja sowieso in Terzen, chromatisch oder in Ganztönen, so dass die Wahrscheinlichkeit, sie falsch einzusetzen sehr gering ist, wenn man sie mit entsprechender Rhythmisierung über eine Dominante spielt, die im Jazz bekanntlich sehr viele Tensions zulässt (Ausnahmen bilden je nach Geschmack des Musikers vielleicht II7 oder special function dominants).

    Daher ist ein häufiger Einsatz solcher Patterns aber auch nicht viel mehr als ein "Guck mal, ich habe sehr fleißig geübt", weil man weder der Dramaturgie des Stückes noch dem Melodiegespür der Zuhörer Rechnung tragen muss, wenn man solche Patterns in jedem zweiten Takt spielt (und nicht etwa als dramatischen Höhepunkt eines Solos, welcher "schrecklich"/"dissonant" und "virtuos" klingen soll, um zu erregen)
     
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  6. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Nun baut sich mein Schreiben hier unbeabsichtigt zu einem Essay über die Ästhetik des Jazzsolos auf, allerdings möchte ich folgenden Absatz ergänzen:

    Wahre Virtuosität demonstriert man, indem man selbst bei hohen Tempi jeden Ton einer gefühlvollen Interpretation der eigenen Spontankomposition entsprechend formt (ein tolles aktuelles Beispiel ist hier Patrick Bartley) und diese Spontankomposition mit lyrischen (Parker) und/oder mathematisch-abstrakten (Coltrane) Qualitäten auszeichnet, die von einem tiefen Verständnis der Musik zeugen.
    Einige Outside-Patterns, die man auf 400bpm geübt hat, über jedes Stück zu dreschen, zeigt hingegen wenig Respekt gegenüber der Musik.
     
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  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Hier noch einige Übungen, die mir persönlich ziemlich zu schaffen machen. Ich habe versucht, mich mit Quarten und derartigem Gedöns zurückzuhalten, denn größere Intervalle sind auf dem Saxophon zwar schwer zu spielen, oft beispielsweise, weil viele Finger gleichzeitig synchron bewegt werden müssen, die Hauptschwierigkeit bei Quart-, Quint- und Sextpatterns (größere Intervalle als diese übt wohl nur Matthias Schubert) besteht aber in Ansatz und Atmung.

    Die Zusammenstellung ist zufällig und nicht erschöpfend:



    Manche Übungen sind noch einmal besonders schwer mit speziellen Griffen, etwa für das Bb (mit dem Seiten-Bb) bei 1 und 3
     

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  8. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Das ist ein wichtiger Aspekt, der über die bloße Geläufigkeit hinausgeht und das Ganze in einen Zusammenhang stellt. Dann machen solche Übungen (noch mehr) Sinn (und auch mehr Spaß ...).

    So long
    Stevie
     
  9. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Spiel einfach! Das Phantom würde CharlieParker üben.
     
  10. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich bin in dieser Beziehung etwas speziell drauf. Mir macht es mehr Spaß, technische Übungen ultralangsam und konzentriert zu üben und dann die Improvisation nach Bauchgefühl zu machen, als Etüden und Licks bei einem mittleren Tempo zigmal zu spielen, bis sie setzen. Ich übe sozusagen lieber die Vokabeln einzeln als gleich von Anfang an die vollständigen Sätze. Die meisten Leute lernen es ja anders herum besser. Mir wäre es in den meisten Fällen unangenehm, vollständige Sätze zehn Mal falsch auszusprechen, bis ich sie einmal richtig hinkriege. Lieber übe ich erst einmal länger jedes Wort des Satzes und kriege den vollständigen Satz dafür schon beim zweiten oder dritten Anlauf hin. Ich spiele natürlich trotzdem gerne Etüden, aber eher aus Spaß und für die Erweiterung des Gehörs denn als Übung.
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich denke, das hat mich immer am klassischen Klavierunterricht abgeschreckt, als ich klein war. Ich sollte Filmmusik und Kinderlieder spielen, nichts, was Swing hatte oder schöne verminderte Akkorde (bis heute sind Dominanten bzw. verminderte Akkorde meine liebsten). Das waren eher Akkordfolgen alla A-, F, C, G, also nach meinem Empfinden sehr deprimierendes Zeug. Geübt haben alle, die ich kannte, indem sie die Stücke rauf und runter spielten, davon jedes zweite Mal schlecht und die restlichen Male so naja. Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass man Musik analysieren und wie Sprache oder Mathematik behandeln kann, dass man mit einer zielführenden Methodik ans Üben herangehen kann...
    Die klassische Musik meiner Mutter lehnte ich aus Prinzip ab, weil ich ständig gezwungen wurde (nicht in einem für das Jugenadamt relevanten Sinne), sie zu hören, und so erkannte ich die Schönheit der meisten Werke nicht.
    Am meisten störte mich, fällt mir gerade ein, dass man all dies scheinbar machen sollte, damit einem irgendjemand (Lehrer, Eltern, Publikum an der Musikschule) ein Kompliment machen möge. Das suggerierte immense Unfreiheit. Die Noten eines anderen Spielen, so wie ein anderer es will, um das Lob eines anderen zu ernten.
    Aber um fair zu sein war ich einfach viel zu ungeduldig und impulsiv, nicht demütig genug.

    Ich denke manchmal, dies sei es eben, was musikalische Begabung ausmacht: Nicht, wie schlau man ist oder wie gut man hört, sondern wie früh man offen dafür ist, sich auf die Welt der Musik einzulassen und sein Ego dabei über den Reiz der Klänge, egal ob diese den eigenen Geschmack treffen, zu vergessen.
     
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  12. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Schon recht der letzte Absatz, @Paul2002, nur gibt es keinen perfekten Weg dahin. Sich vom elterlichen Vorbild erstmal abzugrenzen finde ich völlig normal und gesund, alles andere würde mir Sorgen machen. ;)

    Demütig kannst Du bei Bedarf später im Leben werden. Wenn „ungeduldig und impulsiv“ ein Teil von Dir sind, ist das eben so. Wenn das dann in Kreativität mündet - bestens.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.Januar.2024
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