Übungen, um den Kiefer beim Spielen zu entspannen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Kristina Bossanova, 7.Januar.2021.

  1. Kristina Bossanova

    Kristina Bossanova Ist fast schon zuhause hier

    @ppue Was für Übungen würdest du empfehlen, um die Muskulatur zu trainieren? Das könnte ja auch den Druck wegnehmen vom Kiefer. Ich habe ab heute für eine Weile keine Projekte anstehen und will nur sehr behutsam Üben, Sport treiben und Physiotherapie machen. Meine Zahnärztin hat übrigens Craniomandibuläre Dysfunktion diagnostiziert. Ich habe auch so ne CD mit Übungen, die mache ich so genau wie ich kann.
     
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  2. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Hi Kristina,

    tut mir leid zu hören, dass Du im Moment solche Probleme hast. Ich hatte als "junger Kerl" auch plötzlich massive Probleme mit dem Kiefer (damals so ca. 4 Stunden Klarinette am Tag). Wenn es ganz schlimm war, konnte ich kaum noch was essen...

    Da die Probleme - glaube ich - immer eine recht individuelle Ursache haben, will ich gar nicht groß erzählen, was bei mir geholfen hat, denn vermutlich brauchst Du etwas ganz anderes. (Die Verspannungen und Schmerzen beim Spielen waren jedenfalls nur das Symptom und die Ursache lag ganz woanders - deshalb wäre ich zurückhaltend mit leichteren Blättern, kleineren Öffnungen etc. Dein set up ist für einen vielspielenden Saxophonisten ja keineswegs "beinhart", sondern absolut im Rahmen des Üblichen).

    Ganz wichtig war aber, dass ich zu einem Kieferspezialisten gegangen bin, der sich mit den Problemen von Bläsern auskannte (damals an der Uni in Düsseldorf - ist ewig her, der Name würde Dir nichts nützen, wenn ich ihn noch wüsste). Was ich sagen will: es braucht wohl viel Erfahrung, um aus den vielen verschiedenen möglichen Ursachen die richtige herauszupicken. Ohne Deiner Zahnärztin zu nahe treten zu wollen (vielleicht kennt sie sich perfekt mit diesen Dingen aus) - aber das könnte den Weg zur Besserung erheblich erleichtern und abkürzen.

    Ich hoffe, dass es Dir schnell wieder besser geht.

    So long
    Stevie
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Früher habe ich bei jeder Gelegenheit das Ende eines Feuerzeugs zwischen die Lippen genommen und gehalten. Zwischendurch immer wieder entspannt. Später habe ich einfach die Lippenringmuskeln zusammen gezogen, mit Kraft gehalten und wieder entspannt. Schnell merkt man die Durchblutung. Natürlich wird der Kiefer bei den Übungen nicht zusammen gebissen, sondern bleibt offen.

    Mit 20 oder so sagte mal ein Freund zu mir: Du bist ja ein Beißer! Verstand nicht, was er mir sagen wollte. Er sagte, er sähe an meinen Kieferbewegungen, dass ich ständig kaue. War mir gar nicht bewusst und es hat eine Zeit gedauert, bis ich das wieder los war. Ist das so eine Craniomandibuläre Dysfunktion?
     
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  4. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    liebe @Kristina Bossanova
    schau mal hier, was die beiden machen.
    viele wege führen nach rom...

     
    Kristina Bossanova, ppue und Saxophonia gefällt das.
  5. Rick

    Rick Experte

    Pfeifen. :cool:
     
  6. jazz10

    jazz10 Schaut nur mal vorbei

    Da muss ich dir definitiv zustimmen:) Eine gesunde Ernährung mit den richtigen Mineralstoffen und Vitaminen kann manchmal "Wunder" bewirken, gerade bei Verkrampfungen oder Zerrungen. Zusatzpräparate sind nicht immer notwendig aber falls doch, dann sprich das mit deinem Arzt ab und informiere dich aber auch vorher schon:) Magnesium ist z. B. für wirklich viele Funktionen deines Körpers wichtig (Energiestoffwechsel, Muskel- und Nervenfunktionen etc.). Magnesiumpräparate kannst du in den meisten Fällen auch ohne ärztliche Absprache zu dir nehmen. Ich bin mal so frei und gebe dir den Tipp dich auf Seiten wie diesen https://www.sundt.de/c/magnesium/ zu informieren, da werden schon viele Fragen beantwortet. Trotzdem solltest du einen Arzt aufsuchen, wenn du das wirklich in Angriff nehmen willst :)
     
  7. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Gerade wenn es nun in den Bereich Nahrungsergäntzngsmittel geht, sollte man bei (vermuteten) Problemen zuerst doch eher auch mal nen Ernährungsberater (mit entsprechender Ausbildung, lol) konsultieren.

    Schön ' Tach!
     
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  8. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich zitiere mal deinen Post und grabe deinen Thread wieder aus. Ich will dir keine Ratschläge erteilen, deine Posts zu diesem Thema sind ja uralt und du weißt sicher selber, was gut für dich ist.

    Ich sehe den Thread und deinen Post eher als Anregung für folgende Gedanken:


    Ich habe mich mit diesem Thema aber in der Vergangenheit beschäftigt und bei mir ähnliches festgestellt:

    Mit weicheren Blättern neige ich eher dazu, meine Unterlippe zu verletzen.


    Hier mal eine Theorie:

    Ich denke, bei leichteren Blättern muss man in Sachen Atmung und Voicing mehr leisten, um gut zu überblasen, so dass man eher beißt, um diesen Mangel zu Kompensieren und durch Druck auf das Blatt ein Überblasen zu bewirken.

    Meine Überzeugung ist inzwischen jedenfalls:

    Wer weichere Blätter und engere Bahnen spielt, klingt erstmal schlechter, hat aber umso mehr davon für seine Technik und seinen Sound, wenn er lernt, auch mit einem Setup wie Meyer 5M und Vandoren Blau 2 gut zu klingen und ins Altissimo zu kommen.

    Das sehe ich bestätigt bei all den Jazzgrößen mit Setups, die nach heutigen Maßstäben als Klassik-Setups gölten. Selbst ein Phil Woods spielte auch nach 40 Jahren Saxophon ein Meyer 5M und 2,5er Blätter, soweit ich weiß. Okay, das Mundstück war etwas geöffnet/geweitet worden durch einen Refacer.


    Spannendes Thema....

    Selbst upgrade ich am Tenor ja gerade zu härteren Blättern :On
     
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  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Schwierig. Wir wissen heute nicht was an alles an den vielen Mundstücken der Spieler gemacht wurde. Ich würde mich auf die Zahl auf dem Mundstück nicht verlassen wollen. Skringer hat lange Link gespielt, man sah aber nicht von aussen, daß ein anderer Baffle reingebaut war. Man hätte mit einem Standard Link das so klanglich nicht machen können.
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich sehe es ein bisschen von einer anderen Seite.
    Aus Sicht des Blattes gibt es erstmal zwei Hauptparameter, die seine Schwingung bestimmen. Den Luftdruck, der beim Sax unweigerlich durch den Verlust durch Fluss limitiert ist (außer bei sehr engen Öffnungen) und der Druck auf das Blatt durch Lippe und Kiefer.
    Mit einer Abbildung ist es leichter. Scroll mal hier zum ersten Diagramm:
    http://www.phys.unsw.edu.au/jw/saxacoustics.html
    Das ist ein Druck-Fluss-Diagramm am Mundstück und die rechte Hälfte ist die, bei der das Blatt schwingt und ein Ton rauskommt. Der absteigende Schenkel ist der Dynamikbereich, ganz rechts bei hohem Druck ist fortissimo.
    Um einen Ton zu erzeugen, musst du den Flusshügel überwinden und bei sehr hohem Druck wird der Fluss, d.h. der Luftverbrauch wieder weniger!

    Wie man den Hügel überwindet macht in der Praxis den Unterschied, ob man die Attack des Anfängers oder Könners hat. Was macht man da? Man schließt z.B. die Öffnung des Blattes ein wenig durch Lippendruck, was den Hügel senkt und die blaue Kurve zur roten absenkt. Hier „braucht man weniger Luft“, aber hat weniger von der komplexen Klangfülle, die das Blatt erzeugen kann. Deshalb macht der Könner dann in Sekundenbruchteilen wieder etwas auf (und der nicht so gut Könner etwas später, sodass es eiert).

    Ein hartes Blatt bringt die Kurve nach oben, ein weiches nach unten. Spieler, die zu harte Blätter oder zu große Öffnungen für ihre Pustekapazität spielen müssen die Kurve permanent durch Lippen- oder Kieferdruck runterholen, weil sie es sonst nicht „derblasen“. Sie spielen nie auf der vollen Bahn und mit dem runden und wenig komplexen Sound der Blattspitze und die Lippe leidet. Der deutsche Klarinettist macht das gezielt, um das tiefe, geschlossene Soundideal zu erreichen. Der Saxophonist, der Chuck-Norris-Equipment spielt, erreicht aber nie einen großen Sound und hat Aua.

    Deshalb ist es sinnvoll, Blatt und Öffnung so niedrig zu wählen, dass man die Kurve auch mit wenig Druck, d.h. hochgelegt und auch ganz nach rechts spielen kann, denn dadurch hat man ein größeres Klang-und Dynamiksortiment zur Verfügung.

    Wenn man jetzt aber mit zu leichtem Blatt lauter spielen will, muss man immer mehr loslassen, damit das Blatt nicht zumacht (rechtes Kurvenende). Das wird dann quäkig und man gibt die Soundkontrolle in die andere Richtung aus der Hand.

    Beim Altissimo kommt noch mal ein anderes Thema hinzu. Ein Blatt hat eine relativ hohe Eigenfrequenz, je härter desto höher. Aus diesem Grund sind harte Blätter im Altissimo besser und zu leichte Blätter gehen nicht gescheit. Auch bei richtigem „Voicing“ macht es dir die Arbeit schwer. Wenn du ein leichtes Blatt für Altissimo beißen musst, dann ist es definitiv zu leicht.

    Das Blatt sollte meines Erachtens nur gerade so leicht sein, dass du es mit der Pustekraft auch mit wenig Lippendruck in allen Lagen dynamisch spielen kannst (was nicht heißt, dass du nicht auch mal mit Druck spielen kannst), und dass du Bellnotes ohne Zunge korrekt starten kannst (ist nicht easy). Und es sollte gerade so hart sein, dass du in lauter Umgebung echtes Fortissimo spielen kannst ohne es abzuwürgen und bei Bedarf Altissimo ohne wildes Beißen.

    Für mich als alten Beißer waren leichte Blätter auch eine zeitlang Kur und Übung. Ich würde das aber nicht generalisieren. Deine Beiträge suggerieren eher, dass du vielleicht die gegenteilige Kur brauchst.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.Januar.2024
  11. scenarnick

    scenarnick Admin

    Verständnisfrage: Meinst Du die ganz tiefen Töne mit geschlossenen Becherklappen? (Also C, H, Bb)
     
  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, genau diese. Das ist eine der Grundübungen aus einem der Bücher von Ben Britton. Tut-tut-tuuuut vom C chromatisch abwärts ohne den startimpuls der Zunge. Eine unglaublich gute Übung für den Ansatz der tiefen Töne und das schnelle Liefern ausreichender Luftmengen.
     
  13. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Deine Ausführungen klingen sehr fundiert und schlüssig, lieber @guiseppe
    Wobei ich sagen muss, dass ich fast niemanden kenne, der die Bell Notes zuverlässig ohne Zunge starten kann. Sicherlich als Soundübung, aber nicht zuverlässig als Teil einer Line in einem Solo.
     
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  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, nur als Soundübung natürlich. Der Funk-Bari-Spieler braucht hier etwas mehr Präzision.
    Mit korrekt starten meinte ich, dass der Ton der Grundton ist und nicht beim Start der 1. oder 2. Oberton. Das Delay passt schon, wird auch weniger, aber nicht komplett.

    Was die Bellnotes halt auch trainieren ist die ausreichende Luftmenge reinzugeben. Und die steigt mit der Blattstärke, wenn man nicht beißen will.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Achso. Ja, der Oberton sollte es nicht sein, sonst macht man da schon einiges falsch. Ich denke aber, was man eben mit einem dünnen Blatt und engen Mundstück (so eng und dünn sind meine ja auch nicht) besser hinkriegt, ist die Gestaltung des Tons mit Lippe und Zunge. Wenn man Prez oder Bird hört, spielen die das Saxophon komplett anders, als man z.B. eine Klarinette spielt. Die Lippe wird sehr viel eingesetzt, um das Timbre von Tönen zu verändern und jeder Ton hat im Prinzip irgendeine Art von Artikulation. Das ist bei weitem nicht die einzige Art, Jazzsaxophon zu spielen, aber eine, die ich sehr gern hab.
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, das mag ich auch. Da ist an Timbre alles von Kazoo bis Cello. Ich glaube insbesondere bei Pres dass es da auch eine lange Bahn ist, die dieses Spektrum ermöglicht. Das mit einem leichten Blatt zu kopieren gibt dir halt alle Nachteile des zu leichten Blatts.
    Die lange Bahn ist voll und flexibel, aber viel langsamer als die kurze. Das muss man mögen. Macht Vandoren nicht Mundstücke mit unterschiedlich langen Bahnen?
     
  17. Earl Jay

    Earl Jay Ist fast schon zuhause hier

    Ich war neulich erst bei einem hochgeschätzten Freund und Profimusiker um meine Altomundstückpalette durchzutesten.
    Da gab es auch die Gelegenheit bei meinem Meyer-Klon in der 2mm Öffnung eine mittlere Bahn (24mm) gegen eine sehr lange Bahn (25,5mm) zu testen und das Ergebnis war nicht ganz wie erwartet. Von langsamer Artikulation kann keine Rede sein, der flitzt mit der langen Bahn genau so schnell durch die Skalen wie mit der kürzeren. Auch Altissimo ohne Probleme.
    Was neben der flexiblen Intonation (er bekommt da traumhafte Bendings hin, kann das aber auch vernünftig kontrollieren) auffiel war aber das Timbre. Die lange Bahn hatte diesen "Vintage-Vibe", d.h. lässt andere Frequenzen erklingen. Der Sound ist weniger spitz sondern etwas weicher (jaja, über Klang schreiben).
    Daher würde ich die Bahnlänge vor allem mit dem Sound in Verbindung bringen, weniger der Geschwindigkeit der Ansprache.

    VG
    Jens
     
  18. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Drum find ich am Alto mein Gaia toll. Lange Bahn, große Kammer, schön vintage, aber nie krumm und schief wie so viele tatsächliche vintage-Mundstücke
     
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