Retro-Revival True Six

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von CBlues, 12.Februar.2024.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Zu den Mundstücken:

    https://www.saxophonforum.de/threads/dukoff-stubby-im-vergleich-zu-retro-revival.52420/

    Objektiv und offen genug?

    Meine Fähigkeiten und auch meine Vorlieben haben sich seit Oktober 2020 geändert aber zum Fazit stehe ich.
    Die Erkenntnisse haben sich für mich bei anderen Modellen von RR ziemlich 1:1 bestätigt.

    Zum Instrument:

    Es gibt/gab eine ganze Reihe von Instrumenten, nicht zuletzt von Selmer daselbst, die für sich in Anspruch nehmen, die ultimative Wiedergeburt inklusive Weiterentwicklung des legendären Mark VI zu sein. Darunter sicher auch ein paar gelungene und ein paar weniger gelungene.
    Darüber habe ich aber gar nichts gesagt.

    Nur: schon wieder einer.
     
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  2. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

    Das war natürlich provokativ gemeint, weil das immer so schnell dahergesagt wird. Und so trivial ist es ja nicht…
     
  3. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

    Nein, nicht offen genug :D
    Der Thread ist mir bekannt. Aber auch das sind - wenigsten eigene - subjektive Eindrücke.
    Meine sind gerade bei RR andere. Und wenn mit dem gewissen Etwas der Originale argumentiert wird, frage ich mich, was es denn tatsächlich ist, weil es eben nicht genau beschrieben werden wird/kann. Gleichzeitig wird z. B. bei den Originalen Otto Link beispielsweise immer wieder beschrieben, dass viel „Ausschuss“ dabei ist, es eigentlich aufgrund der vielen Abweichungen gar nicht das Original gibt, viele der Guten erst durch Refacer gut wurden. Das passt eben nicht zu den immer wiederkehrenden dogmatischen Aussagen. Auch beim Saxequipment ist die Welt grauer und viel weniger schwarz/weiß wie oft dargestellt und Vehemenz vorgetragen wird.
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich habe das bisher nicht wirklich als Bashing empfunden, mehr als Skepsis gegenüber dieser Marketingstrategie „Das einzige echte Mark 6“ zu verkaufen. Das ist für mich eine so ausgelutschte Marketing-Nummer, dass ich Skepsis durchaus für angebracht halte.

    RR hat bei den Mundstücken meines Wissens schon sorgfältig nach Originalen modelliert und es ist eher das moderne Touch-Up, das manchen schmeckt und anderen nicht.

    Dir Behauptung, die im Namen „True 6“ mitschwingt ist ganz gewollt die, dass - ähnlich wie beim Mundstück - ein ganz konkretes und besonders gutes Mark 6 möglichst originalgetreu nachgebaut wurde. Und das darf man natürlich anzweifeln.

    Und hier beginnt die Unschärfe, denn zum einen wurde es wohl nicht konkret behauptet, zum anderen könnte jede Saxophon-Billigschmiede in China ebenfalls behaupten, das wahre 6er zu produzieren, was sie im weitesten Sinne tun.

    Bei Taiwan als Produktionsort richtet sich die Kritik weniger gegen einen generellen Mangel an Qualität. Die Zeiten sind vorbei und jeder weiß, dass es dort auch welche gibt, die Saxophone bauen können. Das Problem ist eher die Beliebigkeit durch die Bereitschaft, jedes Label zu stanzen.
     
  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich bin mir nicht sicher, ob Du damit mich meinst, wenn Du das direkt unter das Zitat meines Beitrags schreibst...

    Soweit es mich betrifft, habe ich - natürlich subjektiv - immer wieder bei allen Arten von "das ist die wesentlich verbesserte Kopie von XYZ" festgestellt, dass es allzu häufig eher eine überschminkte Karikatur eines Originals war.
    Warum man das so macht? Weil es - genau wie beim HiFi-Vergleichshören - immer das Lautere und "Deutlichere" ist, das einen Käufer zuerst anspricht.
    Es gibt einige (wenige) Anbieter, die ich beim Produkt und/oder beim Marketing als nicht "lauter" empfinde. Aber das ist alles Geschmacksache.


    Bei den Hörnern hatte ich so einige Mark VI in der Hand und auch Exemplare der offensichtlichen Kopien von Tenor Madness bis System 54.

    Bei allen Taiwan-Hörnern mit genau eineinhalb Ausnahmen hat mir die Präzision der Mechanik überhaupt nicht gefallen.
    Da war das klapperigste Mark VI in meinen Händen angenehmer.
    Die Ausnahmen waren ein sehr gut eingestelltes Expression (ein anderes, ladenneues, war nicht so gut) und ein Ishimori, ich glaube es war das Eric Alexander Modell, das fühlte sich schnell und präzise an.
    Auch das ist Geschmacksache.
     
  6. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Für mich ist das ein untauglicher Versuch aus dem Mythos „Mark VI“ Kapital zu schlagen und für wirklich seriös halte ich es auch nicht.

    Warum?

    1. Jeder, der sich auskennt weiss, dass ein Nachbau gar
    nicht möglich ist (Gründe wurden hier genannt)

    2. Damit werden die angesprochen, die auf solche
    „Marketingags“ reinfallen und damit eigentlich
    verarscht.

    Was soll das Gewürge mit dem Nachbau, was nur unnötig Geld kostet?

    Seriös ist: Ein ehrliches Horn mit sehr guter Qualität, Intonation, etc. , gerne auch aus Taiwan, zu bauen und dieses dann entsprechen gradlinig zu vermarkten. Möglichst in immer dem selben Werk.

    Gibt‘s das denn nicht? Expression vielleicht?

    Auch die Versuche den Leuten weiss mach zu wollen, das Horn kommt aus Italien oder USA, nur weil es da zusammengebaut wird, ist wenig überzeugend.

    Warum sollen Italiener oder Amerikaner das Finish besser hinbekommen, als Taiwanesen? Erschließt sich mir nicht.

    CzG

    Dreas
     
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  7. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich möchte vielleicht hier sagen, dass der BSS-Bogen, den ich gerne spiele, und von dem ich zwei etwa gleich gute versucht habe, wohl nicht aus der Bostoner Werkstatt sondern eher aus der taiwanesischen Fabrik kommt. Von daher gibt es keine Pauschalkritik an taiwanesischen Produkten von mir. Allerdings kennen wir den Grund, warum der Bogen eher nicht aus Boston kommt: Senkung der Produktionskosten. Da muss halt dann das Produkt passen, vor allem, wenn es so steil vermarktet wird, wie das „True 6“.
     
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  8. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Denke auch.
    Schau Dir im Vergleich die Preise z. B. der KB Saxnecks an, die Ken Bock wohl tatsächlich selbst herstellt. Irgendwo müssen die Kostenunterschiede halt herkommen.

    Frage ist für mich nur immer wo sich was in der „Wertschöpfungskette“ begründen lässt.
    Was kostet das Rohinstrument beim Taiwanesischen Hersteller und wieviel streicht sich wer fürs Pimpen und die Vermarktung ein?
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Schaut Euch die Preise von Karsten Gloger oder an.
    Der macht den Bogen komplett selbst und kauft die Hülse und ein paar andere mechanische Teile lokal zu.

    Den BSS-Bogen kenne ich nur von vor dem Sax, den KB nur von YouTube.
    SMG, Schucht und vor allem Gloger von dahinter und würde jederzeit wieder bei Karsten anrufen, wenn ich einen Bogen bräuchte.
     
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  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Keinen Zweifel, ich weiß gute Handarbeit und ehrliches Handwerk auch zu schätzen.
    Aber mal angenommen, einer der drei genannten würde eines seiner Top Designs in einem Land mit professioneller Automatisierung und niedrigem Lohnniveau in Produktion geben und einen super Bogen für einen niedrigeren Preis anbieten, an dem er gemessen an den der Arbeit für die anderen sogar plötzlich mehr verdient, obwohl er weniger tun muss.

    Wäre das dann…

    A) schlecht, weil er ein Luxusprodukt verramscht und er durch den Preisverfall die eigene Zunft schädigt, dazu beiträgt, dass Handarbeit unmöglich wird.

    B) gut, weil er den Saxophonisten mit kleinerem Budget oder in Ländern mit weniger potenter Währung den Zugang zu einem Topprodukt ermöglicht und somit zu Gerechtigkeit beiträgt.

    C) schlecht, weil die Produktion im Billiglohnland bedeutet, dass andere für seinen wirtschaftlichen Erfolg ausgebeutet werden.

    D) gut, weil die großen Marken durch solche Konkurrenz gezwungen werden, mehr auf Qualität zu achten.

    E) alle antworten sind richtig?
     
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  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Für Karsten Gloger glaube ich sagen zu können: Das würde nicht funktionieren.

    Deshalb Antwort F: Der Perfektionist, der sogar ein eigenes Sopransax in Handarbeit herstellt, macht einfach so weiter. Und wenn er keine Lust hat, nimmt er den Auftrag einfach nicht an. Und wenn das Geld nicht reicht, nimmt er ein paar Euro mehr… Aber das Produkt bleibt, wie es ist. Von der speziellen Kenntnis, wie man sehr reines Kupfer oder Silber so behandelt, dass es sich nicht wie Wachs verbiegt bis zur Kenntnis, wie das genaue Profil sich auf den Klang auswirkt. Und die Intonation und das Timbre und die Ansprache…

    Damit will ich auf keinen Fall sagen, die anderen genannten hätten ihr Metier nicht genauso gut im Griff.
     
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  12. breath_less

    breath_less Ist fast schon zuhause hier

    Findet ihr das Sax teurer als andere Taiwan Hörner? Es liegt preislich doch etwas unter P.Mauriat Saxen, ähnlich wie LeMonde und Expression?

    Ich glaube auch nicht, dass es groß anders spielen wird. Kann ich aber nicht beurteilen da nie in der Hand gehabt.
    Was das Design angeht, irgendwie versucht RR doch immer die Klassiker zu kopieren, das sagt doch auch schon der Firmenname aus. Passt also zur Firmenphilosophie.

    Ansonsten: Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
     
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  13. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Mit den Fabrikaten wiederholt sich irgendwie alles.

    In den 1980ern wurde ich schräg angeschaut weil ich Yanagisawa-Instrumente kaufte statt Keilwerth oder Selmer.
    Als Student hatte ich mir mühsam das Geld durch Jobben angespart und nur die „Japsertröten“ waren für mich damals erschwinglich.
    Inzwischen weiß man ja, dass es top Teile sind.
    Mein geliebtes Sopran habe ich heute noch.
    Das Alt spielt ein sehr guter Freund von mir seit fast 28 Jahren.

    2008 tauschte ich mein Mark VI Tenor gegen ein Mauriat Influence, einfach weil es nach meinem Empfinden besser war und noch ist.
    Da gab´s bei den Kollegen auch Naserümpfen wegen der „Chinesentröte“, obwohl Instrumente aus Taiwan und China sich qualitätsmäßig unterschieden hatten und haben (ist das noch so?).

    Mittlerweile drängen die Chinesen noch stärker auf den Markt, wie ja bei allem anderen auch.
    Auch qualitativ holen sie langsam auf.
    Wobei das Problem wie bei allem die Fülle des Instrumentenmarktes ist.
    da blickt ja niemand mehr richtig durch.

    Alle meine Hauptinstrumente kaufte ich übrigens bei Händlern meines Vertrauens.
    Die hatten bzw. haben die sehr guten Teile aus Asien ja wohl nicht umsonst im Angebot.

    Außerdem: Mein iPhone, mein PC, meine 2 Notebooks, mein Fernseher, mein technisches Musik-Equipment usw. ist fast alles „Made in China“.
    Nur unsere etwas ältere, aber sehr gute Stereoanlage ist von Yamaha und wurde tatsächlich noch in Japan produziert.

    Bei "Made in Japan" fällt mir ein:
    Ich kann mich noch erinnern wie Fujitsu vor mindestens 20 Jahren, seinerzeit noch unter dem Namen Fujitsu-Siemens die ersten Flachbildmonitore mit dem Label „Made in Germany“ versah (wir hatten von denen einige in der Firma).
    "Made in Germany" deshalb, weil die aus Ostasien gelieferten Monitor-Einzelteile in ein Werk nahe Augsburg geliefert und dort zusammengeschraubt wurden.
    Ich weiß das von jemandem der dort beschäftigt war.

    Ist aber ja auch egal. Ich freue mich dass ich tolle Saxophone aus USA, Japan und Taiwan habe.

    LG
    Mike
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.Februar.2024
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  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Für mich gibt es schon einen neuen Twist (aber vielleicht überbewerte ich das):

    Yanagisawa, Yamaha, Grassi und wie sie alle heißen haben mit ihren Hörnern, die anfangs nah am Plagiat waren, vor allem unter eigenem Label verkauft und versucht eine eigene Marke zu etablieren.

    Die jetzigen Hersteller haben diese Ego zugunsten besserer Geschäfte im Westen abgelegt, mussten das wahrscheinlich. Die Europäer und Amerikaner wollen offenbar gerne Dinge kaufen, die zumindest irgendwie so tun, als kämen sie irgendwie zumindest ein bisschen aus dem Westen.
    Dem hat man sich angepasst und verkauft das beliebige Label nach Wunsch mit. In der Folge ist in vielen Fällen nicht klar, wer eigentlich ein Horn gebaut hat, und - wie @Sandsax schon anmerkte - es ist sehr schwierig bis unmöglich herauszubekommen, wo eigentlich welcher Anteil an Wertschöpfung passiert.

    Am Ende ist das vielleicht auch ganz egal, da man das gleiche Horn selten 5x kauft. Aber es ist halt auch schwieriger, Empfehlungen abzugeben.
     
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  15. Gelöschtes Mitglied 15173

    Gelöschtes Mitglied 15173 Guest

    Ich habe 2 Silberbögen von Karsten Glöger - einen für mein 10M (den habe ich John Dikeman abgekauft) und für mein The Martin (den habe ich bei ihm nach meinen Wünschen bestellt).
    Beides hervorragende Handarbeiten und jeweils deutliche Gewinne für die Hörner, insbesondere in punkto Intonation und Ansprache.
    In Anbetracht dessen, dass es Handarbeit ist und die Teile vollständig aus seiner Werkstatt kommen, sind die Preise vollkommen okay.
     
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