Die Seele verlangt nach dem Blues, aber das Gehirn versteht es nicht

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von kapa, 9.Mai.2024.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Genau dafür sind Lehrer da! Warum soll man sich schämen?

    Alleine zu lernen, funktioniert in der Regel vielleicht beim zweiten Instrument.

    Obwohl ich schon intensiv Unterricht für Akkordeon und Saxofon hatte, lerne ich mit Lehrer deutlich zielgerichter Klarinette.
     
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  2. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Also vor einem Musiklehrer musst du dich nicht schämen. Der ist dafür da damit er dir die Fehler korrigiert und damit er dir auf deinem Weg hilft. Such dir bitte einen Musiklehrer. Es wird dir wesentlich mehr Spaß und Freude machen, weil er dich anleiten wird und den Weg zu deinen Ziel erleichtern wird.
    Und wenn es nur einen onlinekurs ist auf alle Fälle jemand der z.b schaut ob deine Haltung ökonomisch ist oder ob du einen guten Ansatz hast der dir ein leichtes Spiel ermöglicht.
    Wenn du gewisse Grundlagen erlernt hast dann ist es wie beim Laufen. Erst lernen unter Anleitung und dann schnell laufen lernen durch eigenes Training..
    Und bedenke bitte dass in unserem Alter Dinge, die Kinder in einer oder zwei Wochen lernen bei uns vielleicht drei oder vier möglicherweise sogar fünf Wochen brauchen.
     
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  3. Rick Detroit

    Rick Detroit Kann einfach nicht wegbleiben

    Gehen nach ein Richtige Blues-Jam-Session. Und dann Hören. Es ist nicht Brain-Surgery.
     
  4. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Viele kennen das sicherlich auch,

    .....es gibt studierte und aus der Profiliga kommende hervorragende Musiker/innen zu meist aus dem Klassik/Orchester-Bereich.

    Artisten auf ihren Instrumenten, aber einen Blues mit Feelings oder gar mit Impro können die einfach nicht..oder wenn, dann sehr laienhaft.

    An was liegt's ??

    Die Sklaven und Arbeiter damals in den Baumwollfeldern der Südstaaten, die hatten einfach den Blues...auch ohne Theorii und Lehrerbegleitung.

    An was liegt's ??
     
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  5. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Talent?
     
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  6. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Das sind halt völlig verschiedene Intentionen. So gesehen verwundert das nicht wirklich.

    Zumal es ja für einen Orchestermusiker wohl keine Notwendigkeit gibt, dass er Blues spielen kann. Und umgekehrt wohl auch nicht. Das ist halt diametral verschiedenes Zeugs, auch kulturell.
     
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  7. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    Talent? Im "normalen" Wortsinn eher nein.
    Sondern eher eine Art 6. Sinn, dem sich Dinge erschließen, die andere nicht fühlen, hören sehen etc. können.
    Warum wurden die besten Köche nie "belehrt"? Oder die wirklich grandiosen Maler? Blues kann ich nicht lernen, nicht mit Noten, schon gar nicht mit Musiktheorien. Ans Instrument, und "keep it swinging". Einige wachsen da rein, die meisten nie. Lehrer sind völlig quatsch, weil verkopft. Aber als 12 jähriger mit einem LeadBelly in der Hütte rumlungern - da könnte man das Gefühl kriegen.
     
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  8. ppue

    ppue Experte

    Nein, das liegt an der kulturellen Tradition. Die abendländische klassische Musiktradition war über Jahrhunderte eine herrschaftsbezogene Musik. Es wurde für König und Kaiser komponiert und die Sinfonien hatten eine den Schlössern ähnliche Architektur mit Haupt- und Nebengebäuden. Dazu, ich komme da noch später im Durtonleiter-Thread drauf, setzte sich eine mehrstimmige Musik durch, die groß und stark erscheinen wollte.

    In der klassischen Ausbildung verinnerlicht man diese Musik und kann in der Regel kleine Melodien im Stile von Vivaldi oder Händel improvisierend aus dem Ärmel schütteln.

    Der Bluesmusiker lebt in seiner Tradition der Fieldholler, des Gospels, Spirituals, Worksongs und der Musik der Minstrel Shows. Der Blues greift solche Formen auf und die Sänger würden heute vielleicht Singer Songwriter genannt werden. Und natürlich sind es oft Klagelieder einer unterdrückten Bevölkerungsschicht. Verständlich, dass sich das auch in den benutzen Tönen wiederspiegelt. Kleine Terzen und sogar die starke Quinte wird nach unten gebogen.

    Beide so verschiedene Kulturen (hier hat @Rick recht) prägen stark die musikalische Aufführungspraxis.

    Vielleicht wird es noch klarer, wenn ich einen Bluessänger bitten tät, eine Vivaldimelodie zu improvisieren. Ja, eher absurd.
     
  9. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    ist mein Klingelton
     

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  10. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Wer diese Episode aus dem Leben von Miles Davis nicht kennt, mag sich an ihr erfreuen und ggf. entsprechende Rückschlüsse ziehen.
    Bitte nicht als Gegenrede zu Wuffys Beitrag zu verstehen.
    "In seiner Autobiografie schildert Miles Davis eine Begebenheit aus seiner Zeit als Musikstudent an der New Yorker Juilliard School, als eine weiße Lehrerin erklärte, die Schwarzen spielten den Blues, weil sie arm seien und Baumwolle pflücken müssten. Deshalb seien sie so traurig und daher käme der Blues.'Meine Hand schoss hoch wie der Blitz', schreibt Miles. 'Ich stand auf und sagte: Ich komme aus East St. Louis und habe einen reichen Vater, er ist Zahnarzt. Mein Vater hat in seinem ganzen Leben keine Baumwolle gepflückt und ich bin heute früh kein bisschen traurig aufgewacht und habe trotzdem einen Blues gespielt.' "
     
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  11. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @kapa
    Mich würde interessieren, wie -Blues mit Sax- bei dir klingen würde,
    wenn du spielen könntest, wie du es dir im Moment noch erträumst ?

    Konkret meine Bitte:
    Verlinke doch mal ein oder zwei Blues-Stücke mit Sax aus YT o.ä.

    Weil, die Bandbreite dessen, was unter Blues kategorisiert wird,
    ist ja bekanntermaßen sehr groß.

    VG
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Was Klassik vs Jazz angeht sehe ich den Grund in erster Linie nicht direkt in der Kultur, sonderm im Phrasing und Gestus. Mag aber auch aus der Kultur resultieren. Ich denke, ein Mensch von heute kann Blues/Jazz und Klassik gleichermaßen meistern, wenn er die nötige Zeit investiert, die Rahmenbedingungen stimmen usw.

    Oft ist aber genau das, was in der Klassik als falsch gilt, im Jazz richtig und umgekehrt, bezogen auf Dynamik, Time, Artikulation usw. Die Melodiebildung wird wiederum durch diese beeinflusst. Manche Melodien klingen mit Swing und ohne gut, viele nur ohne oder nur mit Swing.

    Wenn jemand professioneller Rennfahrer ist, ist er deswegen kein guter Pilot und umgekehrt, obwohl vielleicht manche Fähigkeiten in beiden Berufen nötig sind.

    Blues spielen = Blues haben ergibt für mich auch nicht sonderlich viel Sinn. Ich denke zwar, dass als Musiker das eigene Sein in der Musik für die Zuhörer fühlbar ist, ob sie es dann fühlen können oder nicht, ob sie damit sympathisieren oder nicht, liegt doch allerdings bei ihnen. Niemand kann sagen, was objektiv guter oder schlechter Blues ist.

    Manche hören vielleicht nur Elvis und finden, das sei guter Rock. Andere wieder finden Elvis womöglich blöd und wollen nur ACDC hören. Wieder andere sagen am Ende, das sei beides "weiß" und daher nicht authentisch. Das liegt beim Publikum. Am Ende kann auch schlechte Musik das Maß aller Dinge sein, wenn die Mehrheit der Zuhörer und Musiker einen schlechten Geschmack hat. Wobei sich dann fragt, ob man noch diese Musik als schlecht bezeichnen kann und woher man seine Autorität nimmt.
     
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  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Du wächst in einer Kultur auf und lernst die Musik. Meist hast du Mitmenschen, die dir weiterhelfen.

    Wenn du in unserer globalen Kultur Blues lernen möchtest, kann ein Coach weiterhelfen.

    Ich habe viele Jahre in Amateur-Rockbands Keyboards und Saxofon gespielt und die meisten Mitmusiker hatten in ihren Anfängen maximal ein paar Stunden Instrumentalunterricht. Mit Coach wären wir vermutlich effizienter und eventuell erfolgreicher gewesen.
     
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  14. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich sehe dies ähnlich.

    Um so mehr du dann in eine Musik eintauchst, spezialisierst du dich und wirst “authentisch”.
     
  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Also ohne jegliche und individuelle Veranlagung und etwas Begabung in die eine oder andere Richtung ? :rolleyes:..immer sehr interessant diese These..alles nur eine Frage der Zeit, des richtigen Lehrers etc.

    Trifft sicherlich auch für sonstige künsterlische Bereiche zu..Malen, Zeichnen, Modellieren, Gedichte schreiben, etc....alles kann man lernen, nur eine Frage der Zeit und ......

    Auch alle Sportarten gehen ohne Veranlagungen und Talent....alles nur eine Frage der Zeit und Ausbildung.

    Frage mich immer, warum es eigentl. Talentwettbewerbe und solche Dinge gibt...man kann doch alles lernen
     
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  16. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke, da verschmilzt Talent mit Begeisterung. Wenn ich mich nicht für Sport begeistern kann, werde ich auch kein Talent dafür entwickeln. Andererseits kann man körperliche Unterlegenheit mit entsprechend mehr Training kompensieren.
     
  17. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    "Den Blues haben" heißt doch nicht, musikalische Begabung haben? Das heißt in der Umgangssprache, eine bestimmte Disposition zu haben, die sich auf die Musik auswirkt, meist im Sinne von: ,,Der ist in Armut aufgewachsen und wird unterdrückt, aber er spielt gute Musik. Er hat wohl den Blues".


    Ja, es gibt Talent. Ist aber nach meiner Erfahrung egal.

    Weißt du, was mir als Lehrer auffällt? Der Unterschied zwischen den Schülern, die schnell besser werden und denen, die stagnieren, ist ein ganz einfacher: Die einen lieben Musik, lieben Sax usw, hören den Kram so oft sie können. Für die anderen ist es halt ein Hobby, in dem sie besser werden wollen.

    Ist mir auch oft aufgefallen. "Mensch, du bist so gut und ich spiele seit 30 Jahren Saxophon und bin so schlecht". Dann denke ich mir: ,,
    ,,Ja, du arbeitest aber auch Vollzeit und kannst pro Woche nur 2 Stunden üben. Und im Auto hörst du nicht Art Pepper oder Bird, sondern die Beatles . Dann ist klar, dass du nicht den gleichen Zugang zum Saxophon hast, wie jemand, der fast nichts anderes in seinem Kopf hat".

    Ist keinesfalls als Vorwurf gemeint. Es ist eben auch ein riesiges Privileg, überhaupt Zeit für Musik zu haben, noch dazu viel.


    Daher: Was willst du mit "Talent" ? Wird ein Kind aus dem Ghetto ohne Bildungschancen und Unterstützung zum Nobelpreisträger, weil es "Talent" hat und irgendein Gen macht, dass es rechnen kann wie ein Weltmeister? Vielleicht kommt so etwas ja tatsächlich vor, aber:

    1. Können wir so etwas nicht beeinflussen, ganz anders als das Lernumfeld, die Lernmethoden, sozioökonomische Verhältnisse

    2. Gilt für fast jeden anderen, dass man das allermeiste seines Könnens logisch nachvollziehen kann, wenn man die nötigen Informationen hat.

    Leider wird oft gesagt, jemand hätte einfach "Talent", wenn er etwas kann, anstatt, dass man sieht, was er geopfert hat für sein Können.

    Oder, noch schlimmer: Jemandem wird attestiert er hätte "einfach kein Talent", weil man sich nicht damit beschäftigen will, welche Hilfe er vielleicht benötigt oder in der Vergangenheit benötigt hätte, für die es jetzt zu spät ist.

    Das ist eine scheinbar liberale Haltung. "You do you", "Die Harten kommen in den Garten". Eigentlich ist es aber eine arg konservative Haltung im politischen Sinne.

    Damit suchst du dir halt genau die Leute raus, welche die Ausnahme der Regel sind, an beiden Enden des Spektrums, und leugnest, dass wir als Gesellschaft positive Veränderungen bewirken können.

    Das ist der wesentliche Punkt.

    Oft sind "untalentierte" Leute auch gar nicht so sehr an der Materie interessiert wie "talentierte", und denken nur, sie müssten irgend etwas zu einem Teil ihrer Identität machen oder als Hobby haben, um anderen zu gefallen.

    Manchmal lieben sie auch was sie tun, aber sie werden unbewusst und ohne böse Absicht sabotiert.

    Vielleicht meinst du, @Wuffy , mit Talent ja auch genau diese Faktoren wie persönliche, intrinsische Motivation, Umfeld, in dem man aufgewachsen, von dem man geprägt ist?
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11.Mai.2024
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  18. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Genau jetzt bin ich raus aus diesem Thread,sonst verbrenn ich mir das Maul
     
  19. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Fehlendes Talent wird auch gerne als Vorwand genutzt, warum man selbst kein Instrument spielt, gerne flankiert mit Anekdoten aus dem obligatorischen Musikunterricht in der Schulzeit.

    Aber wenn man es sich mal genauer anschaut: Alle meine musikalischen Favoriten haben unendlich viel Zeit und Energie darauf verwendet, besser zu werden. Von daher stimmt der Spruch: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“
     
  20. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Unbestreitbar, dass man mit einer guten und richtigen Ausbildung und entsprechender Übediziplin und fortlaufender Routine seine gesteckten Ziele und Erwartungen mehr als erreichen kann.

    Ich schrieb von einem "Quäntchen" musikalischer Veranlagung bzw. Begabung, als Grund-Basis für musikalisches Weiterkommen

    Absolut musikalische Unbegabte und Menschen mit fehlender Veranlagung werden auch mit unendlich viel Zeit und Energieaufwand auf irgendeiner Anfängerstufe stehen bleiben...Siehe klatschendes Publikum...da kann einem schlecht werden.....wenn man nur ein kleines bisschen Rythmusgefühl hat.
     
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