Die Seele verlangt nach dem Blues, aber das Gehirn versteht es nicht

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von kapa, 9.Mai.2024.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ja, du hast mit allem was du dazu sagst vollkommen recht. Ich habe das meistens negativ empfundene Wort Mittelmaß aber ganz bewusst gewählt, um das Problem der Talentdiskussionen hier von einer anderen Seite zu betrachten.
    Es geht aus meiner sich dabei nämlich meistens irgendwie ums Ego. Und das Ego braucht him und wieder die nötige „Watschen“ um nicht im Weg zu stehen,

    Die Bekenntnis zum saxophontechnischen Mittelmaß ermöglicht mir, mein Hobby zu genießen, wo ich JETZT stehe und Bessere ehrlich zu bejubeln. Da bin ich bei @ppue, die Freude steht ganz oben. Aber ich bin ja auch reiner Hobbyist. Das macht den entscheidenden Unterschied.
     
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  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Es wird aber auch nur einer von 10.000 überhaupt Profi.
    Und beim 1. FC Nürnberg (mal als Beispiel von vor wenigen Jahren) lag der linke Innenverteidiger der 1. Mannschaft bei 3.500€ netto pro Monat vom Verein.
    Der hat’s gemacht, weil er Fußball „liebt“, nichts anderes gelernt hat und darauf hofft, vielleicht doch noch „entdeckt“ zu werden.

    Damit:
    Jeder erfreut sich an etwas anderem. Der eine, wenn er endlich dieses irre schwierige Lick in allen 12 Tonarten spielen kann (das dann vielleicht gar nicht mehr so schwierig ist), die andere, wenn sie sich am freien Spiel und dem eigenen Sound berauscht, das Dritte findet Erfüllung im Jammen, auch wenn die Töne mal daneben liegen. Und so weiter.

    Allen gemeinsam ist, dass sie auch mit den drei Tönen von @peterwespi nur dann etwas anfangen können, wenn sie vorher Kenntnisse erworben haben. Und wenn’s nur fünf Mal die Taylor Swift CD war und die Kinderlieder in der Krippe

    In Kombination mit „Talent“ empfinde ich das „Mittelmaß“ von @giuseppe — auch wenn er beteuert, es anders gemeint zu haben — als gefährlich. Es ist zugleich Ausrede (für sich selbst - Anstrengung unnötig, bin eh nur Mittelmaß) und Herabsetzung (für andere, denen damit eine gewisse Abwesenheit von Willen oder Konsequenz zugeschrieben wird).

    Was ist denn „Dein Niveau“ und wie ermittelt man darin Mittelmäßigkeit?
    Wärst Du eher ein „schlechter Spieler auf hohem Niveau“ oder doch ein „echter Crack auf niedrigem Level“?

    Tatsächlich gibt es so etwas wie Mittelmaß ausschließlich in der Statistik — und selbst da ist der Begriff als zu ungenau verpönt.
    Um so inbrünstiger lieben Menschen die „Mitte“ … er tut ja vermeintlich niemandem weh und ist für jeden irgendwo anders.
     
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  3. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ya that what I said....

    Es ist nicht wichtig um Spaß an Musik zu haben, Sikora rezitieren zu können oder an hoch interlekuellen Musik Debatten teil zu nehmen bzw. Ihnen zu folgen.

    Es reicht wenn man mit dem was man kann einfach zufrieden ist.
    Diese Erkenntnis kommt vermutlich ehr wenn die Zahl der gefeierten Weihnachten deutlich größer ist als die der noch möglicherweise zu feiernden....
    Die. Zeit ist endlich, und es ist sinnvoll zu erkennen und zu respektieren das damit auch das zu erreichende endlich ist...
     
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  4. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    @Silver ja es ist halt ein wenig wie Lotto..
    One. Of a million.,

    Aber berechtigt das diese Summen?
     
  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn Zehntausende jeden Spieltag ins Stadion rennen, Merchandise und Fernsehrechte gehen wie Hulle… warum nicht?

    Hat irgendjemand etwas gegen die Milliarden (!) von Taylor Swift einzuwenden?
    Oder gegen eine Millionengage für einen angesagten Hollywoodstar, der noch nie eine Schauspielschule von innen gesehen hat?
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.Mai.2024
  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Buddhisten sehen das interessanterweise genau andersherum.
    Die Zeit ist unendlich und unsere Aufgabe in diesem Leben ist es, niemals damit aufzuhören, eine höhere Entwicklungsstufe zu erreichen.

    Viel profaner formuliert: Lebenslanges Lernen erhält uns länger gesund. Geistig und körperlich.
     
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  7. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Lass es mich so formulieren.

    Ich spiele in einer Jazzcombo, spiele häufig die Melodie, habe meine Soli.

    Wir werden zu Festen bei Freunden eingeladen, wir hatten auch für uns gut bezahlte Gigs. Restaurants gefüllt. Für Firmenevents gespielt.

    Also kommen wir irgendwo beim Publikum an.

    Die Zuhörer laufen nicht weg, kommen wieder.

    Nichts besonderes, aber auch nicht schlecht.

    Aber ich weiß, dass meine musikalische Leistung nichts besonderes ist. Viele, die meißten, sind besser als ich.

    Viele kommen aber auch nicht dahin.

    Das ist für mich „gesundes Mittelmass“. Und selbst bei intensivem Üben werde ich nur im begrenzten Rahmen besser werden.

    Aber ich bin sehr glücklich damit, weil es mehr ist, als was ich mir zugetraut habe.

    Mir macht das Spass, ich bleibe dran, wohlwissend, dass in meinem Alter keine grossen Sprünge mehr drin sind, aber ich dennoch besser werden kann.

    Ich fühle mich wohl damit.

    CzG

    Dreas

    P. S. In meinem Beruf wäre mir „Mittelmass“ nicht genug gewesen.
     
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  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Haha, danger is my middle name!
    Mein Mittelmaß ist sehr breit und geduldig, da passen viele rein. Aber ich gebe zu, das der Begriff offenbar genauso wenig vor den Problemen schützt, die ich dem Talent in die Schuhe geschoben habe. Für mich war eher etwas anderes das Ziel des Gedanken…
     
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  9. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Ja. Sonst würden sie nicht bezahlt werden.

    CzG

    Dreas
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Interessanter Punkt, aber auch hier ist die falsche Auslegung vorprogrammiert.
    Wenn „wir“ von verbessern sprechen, denken wir vielleicht an Direktor Doktor Haus-am-See-Trophy-Wife-Sports-Car-etc.
    Der Buddhist denkt vielleicht in einer zeitlichen Kategorie, in der das Ego und damit auch der Wohlstand und die materiellen und sozialen Errungenschaften dieses einen kurzen Lebens irrelevant sind, alles mit dem Ziel, das Selbst irgendwann ganz hinter sich zu lassen.

    Im Bezug aufs Saxophon heißt das für mich: es läuft nicht rund in E-Dur, aber es ist ok. Es macht mir Freude, es ermöglicht mir, zu fokussieren und morgen übe ich diesen Mist einfach nochmal. Om oder Mu oder wie auch immer. :)
     
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Solches Streben sehe ich im Buddhismus nicht.
     
  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Was hat sich mit etwas auseinandersetzen mit Musiktheorie oder akademischer Sicht zu tun?

    Ja und? Mach ich auch.


    Jeder Dialekt ist lernbar und genauso Umgangssprache. Wie sollte ein Schauspieler sonst diese im Film benutzen, wenn er es vorher nicht gelernt hat.
    Und nein ich werde keine neue Sicht auf Sprache gewinnen.
     
  13. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das Problem ist nicht das Erwähnen von Talent oder Begabung, sondern in welchem Rahmen die Begriffe benutzt werden bzw. wann du es immer bringst. Talent oder eine Begabung ist notwendig, wenn du damit erfolgreich sein und Geld verdienen willst. Das ist aber ein ganz anderer Rahmen als wenn hier ein Anfänger oder Amateur aus Spaß an der Freude spielt und nur ein paar Tipps will. Dem dann erstmal mit der Talentkeule zu kommen ist halt kein guter Stil, weil es für das was die Person vor hat nicht erheblich ist.
    In dem Bereich macht es deutlich mehr aus, ob, was und wie viel Jemand übt. Kommt man aber mit Begriffen wie Talent, Begabung baut man eine Hemmschwelle auf bei anderen Personen. Die Leute glauben sie wären nicht begabt dabei gibt es dafür gar keinen Anhaltspunkt ausser dem daß es vielleicht mal Jemand gesagt hat, der aber eventuell davon keine Ahnung hat (da versauen auch Eltern viel in die eine oder andere Richtung). Wer legt denn fest wer begabt ist und wer nicht und begabt worin. Rhythmisch? beim Bauen von Melodien? Technisch? Beim Komponieren? beim Improvisieren?
    Musik besteht aus so vielen Elementen und eine Begabung kann sich da auf eine oder auch mehrere Bereich auswirken und sich sehr unterschiedlich zeigen. Musikalische Begabung zeigt sich nicht immer in allen Bereichen gleichzeitig oder gleich stark.
    Es kommt aber auch vor daß Jemand ewig Übungen macht, die ihn nicht weiterbringen und in eine Sackgasse führen, dann wird die Person auch denken, sie wäre unbegabt dabei liegt der mangelnde Fortschritt an für die Person nicht hilfreichen Übungen.
    Für die meisten Amateure ist es aber vollkommen egal, ob sie begabt sind, denn sie wollen eh nicht der nächste John Coltrane werden. Wäre das das Ziel, geht es ohne Talent und Begabung nicht, da reicht üben allein nicht mehr.

    Es hat keiner gesagt, daß Talent gar keine Rolle spielt. Nur für wen und wann ist halt ein anderes Thema und Amateuren und Anfängern da was madig zu machen mit der Talentkeule ist halt nicht nett und zielführend.
    Mich interessiert null ob und wie Jemand in der Musik begabt ist. Weder bei meinen Kollegen, noch bei mir, noch bei meinen Schülern. Mir persönlich ist sowas nicht wichtig. Ich brauche sowas nicht um mich besser zu fühlen oder um zu denken ich wäre besser als andere.

    Warum ist dir das Thema Talent und Begabung so wichtig, daß du es immer wieder bringst? Ich würde es wirklich gerne verstehen.
     
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  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich glaube du irrst. Wenn es um eine erfolgreiche Karriere als Musiker geht, werden alle zustimmen, daß Talent und Begabung notwendig sind.

    Nur ist die Mehrheit hier im Forum nicht auf diesem Weg, sondern will einfach Spaß mit dem Saxophon haben und sich am Instrument weiterentwickeln. Und die Mehrheit, denke ich, sieht für diese Leute keine Notwendigkeit sich über Talent oder Begabung einen Kopf zu machen, weil der grössere Effekt für ihre Entwicklung ist, ob sie üben und was sie üben.
    Und selbst wenn Jemand musikalisch vollkommen unbegabt wäre (selbst die bekommt man auf die richtige Spur ist meine Erfahrung) weil der Kontakt zu Musik etc. nie da war und man mit den Händen noch nie was gemacht hat, warum sollte der denn nicht anfangen Sax zu lernen und daran Spaß zu haben? Warum soll die Person sich einen Kopf um die eigene Begabung machen? Warum sollte das wichtig sein?
    Wer legt musikalische Begabung fest? Kannst du definieren was es heisst musikalisch begabt zu sein? Findest du du bist musikalisch begabt? Und wenn ja woran machst du das fest?
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Jeder sieht im Buddhismus, was ihm offenbar wird.
     
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  16. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Die Reihe geht Do-Re-Mi … Du solltest für E-Dur also Mi üben. ;)
     
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  17. jabosax

    jabosax Ist fast schon zuhause hier

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  18. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Mimimimi

    Dss sollte reichen für heute
     
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  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich hatte mehrere Artikel und Interviews über ihn gelesen. Die Frage bleibt bei mir, ob das Üben durch Drill erfolgen muss. Mich erinnert dies dann eher an Leistungssport und nicht an kreative Kunst.
     
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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Manche Musik hört sich auch an wie Leistungssport.
     
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