Saxophon/Klarinette studieren, lieber klassisch oder Jazz?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Flat White, 19.Mai.2024.

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  1. Flat White

    Flat White Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    Ich bin zur Zeit viel am überlegen, was das sinnvollste wäre bezüglich Studium an einer Musikhochschule.

    Vor allem, was man nach dem Studium damit anfangen kann. Gibt es da bei einem Jazz Studium oder klassischen Studium die besseren Möglichkeiten? Beziehungsweise ist es im Jazzbereich Nach dem Studium dann doch eher so, dass die meisten letztendlich mit Unterricht ihr Geld verdienen und weniger mit Auftritten? Ich habe damit persönlich keine Erfahrung, wie es im professionellen Bereich aussieht mit Jazz Saxophon. Habe nur gehört, dass es wohl für viele schwierig ist überhaupt Auftritte zu bekommen und wenn dann sind sie schlecht bezahlt, Weil es in Städten wie Köln oder Berlin viel Konkurrenz gibt, so dass keine Notwendigkeit besteht, die Musiker gut zu bezahlen. Daher frage ich mich, ob ein Jazz Studium heutzutage überhaupt Sinn macht oder die Enttäuschung damit vorprogrammiert ist

    wenn man sich für das klassische Studium entscheidet, macht es dann mehr Sinn mit Klarinette als mit Saxophon? In den meisten Sinfonieorchestern werden Saxophone ja überhaupt nicht gebraucht als Standard Besetzung, d.h. eine Stelle im Orchester ist vermutlich keine wirkliche Option, wenn man klassisch Saxophon studiert hat.

    Kann da jemand mehr zu sagen? Ich spiele sehr gerne Klassik auch auf der Klarinette, allerdings ist mein Niveau da noch nicht so ganz das gleiche wie auf dem Saxophon.
     
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  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Es kommt doch eher darauf an, was du nach dem Studium machen möchtest.

    Egal, ob du Klassik oder Jazz studierst, sind die Perspektiven tatsächlich von der Musik zu leben, sehr schwierig.

    Wie du korrekt beschreibst, landen die meisten Studierenden am Ende im Instrumentalunterricht oder in anderen fremden Berufen.

    Es gibt auch die Möglichkeiten des Vorstudiums. Frag mal deinen Lehrer, wenn er studiert hatte.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Mai.2024
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  3. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Bei beiden ist es schwer nur mit Auftritten genügend Geld für ein auskömmliches Leben zu erzielen.

    In der Klassik müßtest Du eher ein Stelle in einem Sinfonieorchester o. ä. finden.

    In D gibt es ca. 130 Sinfonieorchester mit ca. 4 Klarinetten als Besetzung. Also 520 Stellen (plus einige weitere in Saxophonformationen o. ä. )

    Und Jazz ist nicht besser.

    CzG

    Dreas
     
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  4. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Keine Ahnung, wie alt du bist, wieviel Zeit dir also noch zur Studienvorbereitung brauchst, aber realistischerweise wirst du dir das nicht aussuchen können. Die wenigsten (auch extrem fähigen) Spieler, die ich kenne, können Klassik und Jazz auch nur halbwegs auf dem gleichen Niveau spielen. Man hat normalerweise eine klare Prägung und Neigung in eine Richtung. In jedem Fall würde ich es nicht von Jobmöglichkeiten abhängig machen, ob ich Klassik oder Jazz studiere. Wenn du Klarinette als Klassiker studierst, ruft dich auch nicht Karajan nach 8 Semestern an und hat einen Job für dich.
     
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  5. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Noch kurze Anmerkung dazu: Ein Freund meiner hat in Köln und New York Jazzsax studiert, ist in Deutschland ein anerkannter mainstream-jazz-Saxophonist usw usf. Er spielt aber laut eigener Aussage ausschließlich Tenor, weil er sich nicht zutraut, auf Altsaxophon oder gar Querflöte/Klari etc. dasselbe Niveau abzuliefern (oder ein vergleichbares). Und das innerhalb desselben Idioms (Jazz). Zugegebenermaßen ist er recht bescheiden.
    Wenn ich ihn fragen würde, ob er Klassik-Klarinette und Jazzsax gleichzeitig professionell spielen möchte, würde er wohl nur lachen.

    Also such dir lieber aus, wofür du wirklich brennst und häng dich dann dahinter. Die wenigsten von uns können (wie zB Artie Shaw) sowohl Jazz als auch Klassik auf professionellem Niveau spielen, wenn man Talent und verfügbare Übe- und Lebenszeit berücksichtigt.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19.Mai.2024
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  6. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Mach ne Lehre als Sanitärinstallateur oder Schreiner oder so. Davon kannst du leben. Oder studiere BWL oder Ingenieurwesen und betreibe Musik als Hobby.
    In der Regel brennt man entweder für Klassik oder Jazz und folgt seinen Neigungen.
     
  7. Flat White

    Flat White Schaut nur mal vorbei

    Okay, danke für die Infos. Wenn ich es mir richtig überlege, fasziniert mich die Klassik Welt schon deutlich mehr als Jazz. Wobei ich Jazz auch interessant finde und ab und zu mal gerne improvisiere. Aber klar, sich auf beides gleichzeitig zu konzentrieren macht wenig Sinn.

    @Kohlertfan
    Ne sowas wäre definitiv nichts für mich. Ein Musikstudium wird es auf jeden Fall, das ist gar nicht die Frage. Sowas wie BWL wäre für mich der absolute Albtraum
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Jedenfalls ist ein abgeschlossenes Instrumental-Studium heutzutage keine Job-Garantie.
    Und die Musikbranche hat sich im Laufe der Jahrzehnte extrem gewandelt, wird es auch weiterhin tun, sodass man alte Erfahrungen nicht einfach in die Zukunft tragen kann.
    Kein Mensch kann heute sagen, womit man später noch Geld verdienen wird.

    Das einzige, was wohl weiterhin gelten wird, ist, dass es ein hartes Pflaster ist und dass man viel Kraft, Selbstbewusstsein und Resilienz braucht, um langfristig zu überleben.
    Finanzielle Sicherheit im Hintergrund schadet ebenfalls nichts... ;)

    Also: Wenn man nicht absolut dafür brennt und nicht die zugehörige Portion Wahnsinn besitzt, wird man höchstwahrscheinlich scheitern.
    Dazu kenne ich zahlreiche Beispiele, auch Leute, die ich vor dem Studium ausdrücklich gewarnt hatte und die jetzt größte Probleme damit haben, überhaupt ihre Miete zu zahlen.

    Deshalb kann ich aus meiner Sicht nur dem Rat von @Kohlertfan beipflichten.
    Hätte ich aber früher auch nicht glauben wollen. Aber ich war (und bin nach wie vor) ein unbelehrbarer Verrückter.
     
  9. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wie Peter Kowald uns damals sagte: Gehe mit deiner Musik nicht huren, sondern suche dir einen Brotjob.

    Aber: Lass @Flat White irgendeine Aufnahmeprüfung egal ob Klassik, Pop oder Jazz an einer Hochschule bestehen…
    Vielleicht gehört er am Ende zu den Menschen, für die es dennoch der richtige Weg war.
     
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  10. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Grundsätzlich bin ich ja der Meinung man sollte das machen wofür man sich berufen fühlt.

    Es gibt m. E. nichts Schlimmeres als einer Beschäftigung nachzugehen, die man im Grunde nicht mag. Das dann für
    über 30 Jahre…..grässlich….

    Aber bei Musik oder Kunst bin ich bei @Rick .

    Mach es, aber habe einen soliden Plan B, der Dir den Lebensunterhalt sicher und Dir auch gefällt.

    Und im übrigen bin ich der Meinung, dass ein Musikstudium heute gar nicht Deine Erfolgsaussichten wesentlich verbessert.
    (Bei Klassik vielleicht schon noch Vorausetzung)

    CzG

    Dreas
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich bin da voll bei @Kohlertfan.

    Die Chancen auf eine halbwegs dotierte Stelle außerhalb des Instrumentalunterrichts sehe ich, auch mit Studium, eher bescheiden. Dann eher eine solide Ausbildung oder ein Studium in einem Bereich mit besseren Chancen, und Musik als ambitionierter Amateur.
     
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  12. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Karajan dürfte, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht in der Lage sein, ihn anzurufen!:cool:
     
  13. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Und wenn doch, musst Dir ja grundsätzlich keine Gedanken mehr über Deine Zukunft machen….:D

    CzG

    Dreas
     
  14. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Ich bin ja selbst noch im Bewerbungsprozess, aber aktuell würde ich noch die Fragen einwerfen:

    - Bist du bereit, für die Musik auf Familie, Eigenheim und all das zu verzichten?

    - Gibt es eine bestimmte Art Musik und/oder ein bestimmtes Instrument, für die/das du absolut brennst?

    Nach dem Motto: ,,Ich kann ganz gut Klarinette spielen, also studiere ich das mal", wirst du vielleicht nicht glücklich werden.

    Meine Devise ist und wäre: Überzeugungstäter oder gar nicht.
     
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  15. Woliko

    Woliko Ist fast schon zuhause hier

    Muss man dazu nicht noch eine weitere „Liebe“ / ein weiteres Talent haben, z.B. mit anderen Menschen zusammenarbeiten, unterrichten? Nur als „Solist“ für eine Musik / ein Instrument zu brennen endet doch als Flucht in die Isolation.
     
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  16. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Bleibt noch zu erwähnen, dass ein großer Teil der Möglichkeiten, die man als Musiker vor den 90er Jahren noch hatte, heutzutage so gut wie hinfällig sind. Da bleibt nur noch was für eine Handvoll Leute übrig, und da ist die Konkurrenz riesig. Die Leute, die heute überhaupt noch eine Chance haben, sind schon musikalisch weitgehend entwickelt, bevor sie überhaupt das Studium anfangen.
    Sicherlich gibt es auch ein paar Spätzünder, aber grundsätzlich sieht es schlecht aus. Wenn Du von Hause aus wohlhabend bist, dann mach es…
    LG Juju
     
  17. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Wenn Du ausschließlich Jazz oder Klassik machen willst und nicht offen für andere Musik bist, mach es nicht
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Mai.2024
  18. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ähm...
    Böse übersetzt klingt deine Frage für mich ein wenig wie:
    Was ist besser,, arbeitslos im Frack oder arbeitslos in Jeans?

    Ich denke, wenn ich das feedback quer durch das Forum lese, von Menschen die ihr Geld damit verdienen Musik zu machen, ist es einfacher mit Fäustlingen an den Händen die Hose zu zumachen, als von Musik leben zu können.

    Oder dein ganzes Leben wollen ist Musik, dann hast du keine Wahl..
     
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  19. LuckySax

    LuckySax Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ich dann 21 bin, ist auch meine Führerscheinprobezeit vorbei. Dann mach ich für Nebenjob zum Studium mein Taxischein.
    Ich nehme keine Drogen und mag auch Alkohol nicht. Aus diesem Vorteil kann ich was herausholen.
    Musik ist ein schöner Nebenjob! Der Beruf wird von Medienherstellern nicht mehr so gefördert und das Publikum ist döfer und undankbarer geworden.
    Das wäre dazu meine Erkenntnis. Tut mir Leid wenn jemanden die Wahrheit nicht wunschgerecht gefällt.
     
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  20. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Der Musikmarkt hat sich stark verändert. Die Pandemie und die Wirtschaftskrise hat es noch beschleunigt. Es ist viel viel schwieriger geworden mit Musik sein Geld zu verdienen. Ich würde Jedem abraten auf dem Markt Fuß fassen zu wollen. Im Augenblick ist das was für Masochisten. Ich hatte schon lange nicht mehr so viele Kollegen, die sich Jobs ausserhalb der Musik gesucht haben wie in den letzten Jahren.
    Wer jetzt Musik studieren will, sollte sich genau überlegen womit er denn Geld verdienen will: Auftritte sind deutlich weniger geworden, es finden weniger Veranstaltungen statt als früher, Firmen haben weniger Geld für Feiern, die Gagen sind teilweise deutlich gesunken, im gleichen Markt sind auch die Amateurmusiker unterwegs und wollen ein Stück vom Kuchen haben, Eltern können und wollen weniger für Unterricht zahlen........
    Ich bin dann immer wieder dankbar, daß es bei mir noch läuft aber auch ich spüre schon die Veränderungen. Und man muss sich bewusst sein, auf Rente wird man nie gehen, denn das wird man sich finanziell niemals leisten können (genauso wenig wie die grosse Wohnung, das schöne Auto, den grossen Urlaub etc. etc. etc.). Ich bin immer erstaunt wie oft die Jüngeren glauben bei Ihnen würde es alles schon anders laufen und sich dann später wundern daß es doch nicht so läuft wie sie dachten.
    Selbst vom Unterricht können viele nicht mehr leben weil sei nicht genug Schüler finden (denn das versuchen ja alle anderen Musiker auch).
    Musik ist ein tolles Hobby aber wenn man es zum Beruf machen will, muss man sehr sehr hartnäckig sein und Musik muss einem wichtiger sein als alles andere. Damit eine Familie zu ernähren wird schwierig (wenn der Partner nicht den gut bezahlten Job dann hat).
     
Status des Themas:
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