Wie wird heute erfolgreiche Musik gemacht? Braucht man dafür ein Studium?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Dreas, 20.Mai.2024.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Danke für das Kompliment, lieber @ppue !

    Wie oft habe ich Peter Kowald hier im Forum bereits zitiert?

    „Suche dir einen Brotjob und gehe mit deiner Musik nicht huren!“

    Ich kann meine Musik nur machen, weil ich keinerlei materielle Abhängigkeiten habe.

    Ich kann meine Musik nur bedingt machen, weil ich wirklich Profi in meinem Beruf war und viele musikalische Ideen mangels nicht gelernter Fähigkeiten umsetzen kann.

    Jetzt bin ich in Pension und stelle fest, dass meine Lebenszeit befristet ist und endgültig viele musikalische Ideen beerdigen kann.

    Meine direkten und indirekten Kulturmanagementnetzwerke sind aufgrund ihres Alters ausgeschieden.

    Als Musikant bin ich glücklich!
     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Ja, ja, aber ich halte dagegen, denn mit dem "Rumhuren" habe ich nicht nur viel geübt, sondern auch unzählige wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ich "diesseits des Tellerrands" nie bekommen hätte.
    Erst kürzlich habe ich geschmunzelt, weil ich im Rahmen einer Zusammenarbeit mit einer lokalen, angesagten Folk-Blues-Band mehrfach den bewundernden Kommentar zu hören bekommen habe: "Was, du kannst auch sowas authentisch spielen? Ich habe dich bisher ausschließlich als Vollblut-Jazzer gekannt!" :-D

    Inzwischen muss ich mich aufgrund meiner (hart erarbeiteten) Bekanntheit nicht mehr um Auftritte kümmern, sondern werde angerufen. Das kann um jede Art von Jazz gehen, aber auch um Pop oder Klassik.
    Hauptsache, ich behalte weiter den Ruf:
    "Frag einfach Rick, der ist flexibel und kann alles." :cool:

    (Allein durch ein Studium hätte ich diese Erfahrungen niemals gesammelt. Während die Studenten in ihrem "Elfenbeinturm" fleißig geübt haben, war ich ständig auf der Bühne, womit auch immer, habe gespielt und Geld verdient.)
     
  3. ppue

    ppue Experte

    Ja, ein ganz wichtiger Punkt. Viele von denen, die sich ein Kunst- oder Musikstudium leisten können oder auch einfach nur Zeit haben, sich künstlerisch zu entwickeln, kommen nicht aus armen, sondern aus gutbürgerlichen oder akademischen Haushalten. Gesellschaftlicher Status, Bildung und Geld spielen eine nicht unerhebliche Rolle beim Musikerwerden.
     
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  4. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    So isses. Ich war armes Kind, kein Unterricht, Geld für Instrument durch Ferienarbeit, zu Hause wenig Verständnis (brotlose Kunst, Hottentottenmusik). Bin Tanzmucker geworden, Multiinstrumentalist, konnte nix richtig, wurde aber ein guter Ententrainer. Engagierter Jazzer erst als Rentner.
     
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  5. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Hab ich erst beim zweiten Mal richtig gelesen. Gefällt mir.
     
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  6. rbur

    rbur Administrator

    Ich hab meiner Tochter damals ein Lehramtsstudium für Musik an Gymnasien empfohlen. Solide musikalsche Ausbildung, und genügend finanzieller und zeitlicher Rückhalt, um die eigenen musikalischen Ideen zu verwirklichen

    Man muss sich 40 Jahre lang mit verrückten Schülern und deren verrückten Eltern rumschlagen. Und wenn die Schüler dann erwachsen sind kommen sie wieder und bringen ihre eigenen verrückten Kinder.

    Sie studiert jetzt Soziologie.
     
  7. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Vielleicht z. B. weil ein gewisser Paul Songs für die Stones schrieb….;)

    CzG

    Dreas
     
  8. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Diese Vorwürfe weise ich entschieden von mir
     
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  9. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Hättest du mal,dann hättest du ausgesorgt
     
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  10. Rick

    Rick Experte

    War auch bis vor einigen Jahren eine wirklich gute Idee - nur werden aktuell kaum noch Junglehrer fest angestellt; wegen der knappen Kassen hangeln sie sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag.
    Ist also inzwischen genau so prekär wie alles andere.

    War bei mir nicht unähnlich. Meine Familie war nicht völlig arm, aber als ich mein Studium (Universität, nicht Hochschule) begann, gab es wegen eines Erbschaftsstreits von Zuhause kein Geld, also musste ich teilweise meinen Unterhalt selbst bestreiten.
    Begann mit Straßenmusik, bekam dadurch Kontakte zu Bands und Anfragen nach Unterricht...
    Schließlich hatte ich wegen der vielen Auftritte und Schüler keine Zeit mehr zum Studieren. Worüber ich keineswegs traurig war. :)
     
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  11. rbur

    rbur Administrator

    das verlagert die Frage nur an eine andere Stelle
     
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  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Es hatte auch ganz viel damit zu tun, wie Andrew Oldham als Manager die Stones vermarktete. Als Gegenentwurf zu den Beatles, als „Bad Boys“. Sie sollten all das verkörpern, was die Eltern am meisten hassten.

    Ist ihm gut gelungen.

    Insofern auch ein Beispiel, dass Erfolg in der Musik gutes Marketing benötigt.

    CzG

    Dreas
     
  13. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

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  14. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich kenne viele Menschen, die als Dienstleister von Musik leben, aber keine Lust mehr haben, für sich Musik zu machen.

    Das Leben ist halt nicht schwarz oder weiß, sondern komplex.

    Ich hatte einen Leiter einer kommunalen Musikschule gefragt, wie er diesen Job bekommen hätte. Die Antwort war für mich eher erschreckend: Er habe es leider nicht geschafft, eine professionelle Orchesterstelle zu bekommen.

    @Rick Du hattest mir selber mal erzählt, dass du viel Geld anders verdient hättest.
     
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  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wie du dein künstlerisches Können erlernst, ist in der Regel egal. Wichtig ist, dass du am Ende gut sehr gut bist.

    Dies ist in der Berufswelt häufig ähnlich: Der selbstständige SaxDoc muss nicht unbedingt eine Ausbildung zum Holzblasinstrumentenbauer haben.

    Ich war Diplom-Verwaltungswirt, aber meinen beruflichen Erfolg hatte ich im IT-Management. Ich hatte Programmierung, Organisation und Projektmanagement „nebenbei“ gelernt. Ich hatte mehrmals Angebote aus der freien Wirtschaft.

    Am Ende zählt hauptsächlich, wie gut du bist.
     
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  16. scientist

    scientist Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich glaube es hängt davon ab, was man machen möchte und wo. Hier in Ö zählen Titel und Abschlüsse nach wie vor viel. Es wird schon besser, macht teilweise auch Sinn, aber ist oft auch unnötig und bei einem gewissen Wildwuchs an an Titeln und Diplomen wird's sowieso schon lächerlich. Also manche Jobs gibt's einfach nur mit dem entsprechenden Abschluss.

    Wenn das musikstudium aber nur dazu führt, dass man dann ein Zertifikat und einen Titel hat, bringt es einem denke ich relativ wenig. Im Idealfall entwickelt man sich aber durch das Studium weiter und lernt auch Menschen kennen, die einem vielleicht auch nach dem Studium auf dem eigenen Weg begleiten.

    Musikschulen stellen glaub ich eher Leute ein, die ihr Instrument studiert haben als welche die es "bloß so" beherrschen und mit einer Anstellung in einer Musikschule ist man wahrscheinlich oft besser dran als ein selbständiger Lehrer. Fixes Einkommen, Krankenversicherung, usw. Aber natürlich mag nicht jeder musiker Lehrer werden. Ist ja oft nur Plan B oder brotjob, bis man von der eigene Musik leben kann.

    Bei berühmten schlager- und popstars bezweifele ich stark, dass das für jeden Musiker erstrebenswert ist. Also selbst mit dem kommerziellen Erfolg hoffe ich für diese Stars, dass die auch gern machen was sie da machen. Künstlerisch ist das ja meist eher so ...naja. vielleicht sind einige davon e begabte Musiker, aber die seichte Unterhaltung in knapper Bekleidung kommt bei der Masse besser an und man verkauft sich für den Erfolg...
     
  17. Argonrockt

    Argonrockt Kann einfach nicht wegbleiben

    „Suche dir einen Brotjob und gehe mit deiner Musik nicht huren!“

    - seit Anbeginn ist mir völlig unklar, warum kommerzielle Musik für die "große Kunstelite, schlechte Amateure die den Jazz und Dixieland erfunden haben" immer Prostitution und Huren bedeutet?
    - oft scheint gerade das "nicht für kommerzielle Musik geeignet zu sein" der Grund für derartige Äußerungen, denn die Fähigkeit "Entertainment" als Grundelement in jegliche Publikumsinteraktion einzubauen bedeutet auch einen großen Schritt in Richtung "Geld und Applaus".
    - ich habe es nie bereut meinen Dualen Werdegang nach Abschluss des Hochschuldiploms (nicht Musik) auf Popularmusik zu legen. Ab dem 9 Lebensjahr gab es in der Blasmusik das erste Geld, ab dem 15 Lebensjahr war ich alleine durch Tanzmusik in der Lage mir Motocross und jede weitere Mobilität zu erlauben. Das Studium wurde noch mit Musikschule aufgefüllt ...

    ...das Leben ist bunt und auch im kommerziellen Bereich fühle ich mich überhaupt nicht als Hure - das Schubladendenken ( welches sich ja sogar lange in D im MwSt-Satz Ernste und U-Musik wiedergespielt hat) ist leider immer noch sehr stark verbreitet - komisch ist nur, das man vor 1000 Schlager-Sauf-Reisenden mal eben mit Funky-Hardbob-Pop Mix Solos die reinste Extase hervorrufen kann - Es geht nur um Energie die man gibt - ist man gut - kommt sehr viel Energie zurück - und da schließt sich der Kreis zu Bereckis letztem Satz: " Am Ende zählt hauptsächlich, wie gut du bist."
     
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  18. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Auch in Deutschland benötigst du für viele Berufe eine formale Qualifikation. Es macht ja auch Sinn, dass zum Beispiel der Zahnarzt ein entsprechendes Studium absolviert hat.
     
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  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich glaube, dass du Kowald falsch interpretierst.

    Wenn du professionell Musik machst, die du im Grunde nicht magst, dann bist unglücklich. Wenn du als Instrumentallehrer arbeitest, aber es nur machst, um zu überleben.

    Dann gehst du mit deiner Leidenschaft huren und verlierst vielleicht deine Liebe zur Musik.

    Wenn du professionell gerne z.B. Schlagermusik machst oder wenn du gerne unterrichtest, dann ist alles gut! Es geht meines Erachtens hier nicht um E- oder U-Musik.
     
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  20. Argonrockt

    Argonrockt Kann einfach nicht wegbleiben

    Das war nur als Verweis auf das bei uns in D immer noch stark vorhandene Schubladendenken gemeint - ernsthafter Jazz damals 16%, klassische Musik 7%...
     
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