Mikrofonauswahl Stativ oder Clip-Mikro

Dieses Thema im Forum "Home- und Live-Recording, Tontechnik" wurde erstellt von Till098, 12.Juni.2024.

  1. Till098

    Till098 Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    Ich spiele Alt- und Tenorsaxophon in einer kleinen Combo.
    Als Mikrofon für Auftritte und Proberaumrecording habe ich mir ein günstiges Pronomic IM20 gekauft, Kondensator Anklipsmikro mit Nierencharakteristik. Tonqualität fand ich eigentlich nicht schlecht. Einen Auftritt in der Kirche habe ich damit bisher gespielt. Was mich tierisch nervt ist das Kabel, weil ich mich immer fühle wie angeleint und das Kabel dazu sehr dünn ist. Unser Trompeter hat das Sennheiser e608 und das wirkt auf mich ähnlich filigran.

    Jetzt habe ich mir kurz entschlossen ein Stativ und ein Sennheiser 609 Silver dyn Mikro mit Superniere zugelegt. Eigentlich ein Amp-Mikro, ich bin aber über mehrere Berichte gestolpert die das Teil fürs Tenorsax nehmen. Konnte es klanglich mangels eigener Recording Ausrüstung noch nicht richtig testen und überlege ob ich es behalte oder nicht.

    Jetzt die Fragen:
    Ist es eher ungeschickt mit festem Mikro Saxophon zu spielen, weil man sich bei Auftritten relativ zum Mikro zu stark bewegt? Oder ist das immer noch weit verbreitet und funktioniert gut? Mir fehlt da noch das Gefühl vor allem da aufgrund der Superniere das Mikro vermutlich nicht soviel Bewegung verzeiht.
    Hat jemand mit dem 609 silver+Saxophon schon Erfahrung gesammelt?
    Ein Wirelesssystem kommt unter anderem aus Preisgründen nicht in Frage.

    Danke vorab.

    Viele Grüße Till
     
  2. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Bei festem Mikro musst darfst du dich nicht stark bewegen sonst hat das einen Einfluss auf Klang und Lautstärke. Das Problem hast du mit einem Klemmmikro eher nicht. Das Kabelproblem wirst du kaum wirklich befriedigend gelöst bekommen. Das dünne Kabel führt ja meist zu einem dickeren Kabel. Je nach Kabellänge kann man schauen ob man das dünne Kabel mit einem Kabelbinder am Gürtel befestigt, damit man nicht aus Versehen auf das dünne Kabel am Boden tritt.
     
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  3. Rick

    Rick Experte

    Nun, das kommt ja darauf an, wie sehr Du Dich bewegst. ;)

    Üblicherweise bewegt man sich, wenn man gerade nicht spielt, ansonsten sollte man sich angewöhnen, ruhig und im richtigen Abstand dazustehen, das ist mit etwas Übung kein Problem.

    Ich bevorzuge das Stativ aus Klanggründen, weil das Klip-Mikro grundsätzlich näher am Instrument ist und mir so nah zu grell klingt.
    Und ich kann für leisere Passagen etwas weiter weg und für das Solo näher ran, habe also mehr Variationsmöglichkeiten.
     
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  4. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Ich spiele nur und ausschließlich mit Clipmikro und Funkstrecke,da stört dann auch kein Kabel. Nur so ist es mir möglich,über die Bühne und auch ins Publikum zu laufen. Aber ich denke,das ist auch sehr von der Musikrichtung abhängig. In einem Saxophonquartett oder der Bigband tut ein Stativ einen besseren Job,in meiner Rock`n`Roll Band wo es 2 Stunden Feuer frei und Party gibt,funktioniert nur das Clip mit Funkstrecke. Als du in der Kirche gespielt hast,hättest du wahrscheinlich gar kein Mikro gebraucht
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Beides hat Vor- und Nachteile. Beim Stativ sind die Einstreuungen immer die gleichen, wenn es einmal steht und gut eingestellt ist, dann sollte der Sound passen, feedbackfrei. Du hast die von @Rick erwähnten Möglichkeiten, mit der Nähe zum Mic zu arbeiten, wie das auch gute Sänger tun. Das muss man allerdings auch erst mal lernen. Im Zweifelsfall klebt man sich selber lieber quasi in einer Position fest.

    Beim Clip hast du aus Tontechnikersicht den Vorteil des festen Abstandes zum Mic und den Nachteil der variablen Einstreuung, insbesondere bei Funk. Wenn du dich mit dem Clip zum Publikum begibst und dich voll in Wind der PA stellst, bleibt dem Toni nichts mehr übrig, als dich runterzuziehen. Und wenn du ihm diesen Kick mehrmals gibst, kannst du relativ sicher sein, nicht mehr voll aufgedreht zu werden. Insofern ist Bewegungsfreiheit immer relativ.

    Bei Clip mit Kabel ist Gaffa-Tape dein Freund. Ich mag auch kein dünnes Kabel am Boden, das abreißt wenn man drauf steigt. Da habe ich es lieber aufgewickelt am Horn und nur das XLR-Kabel am Boden. Du stehst vor der Wahl, den Stecker entweder wie @ilikestitt an dir zu befestigen - dann kannst du über dich selber stolpern, ziehst aber nicht am Horn - aber du musst das Horn ausstecken zum Ablegen, oder du befestigst das XLR-Kabel direkt am Horn, kannst es abnehmen, ziehst aber direkt am Horn, wenn du über das Kabel stolperst.
     
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  6. Till098

    Till098 Schaut nur mal vorbei

    Die Kirche ist ein akustisches Fiasko in der ich gespielt habe, ohne Mic hätte ich mit dem Altsax keine Chance gegen die Trompete gehabt. Seitdem weiß ich auch warum es in Posaunenchören keine Holzbläser gibt.

    Ricks Argument mit dem Spiel mit dem Wechsel des Abstands zum Mic kam mir auch.
    Ich hab nur Sorge dass ich mich mal versehentlich zu nem Band Kollege umdrehe oder so und nebens Mic spiele. Über die Monitore sollte man das aber normal sofort hören.
     
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  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Allgemein lässt sich die Frage nicht beantworten, was besser ist. Wenn ich viel Bewegung habe, Kontakt mit den Bandkollegen, dann geht das schlecht mit einem Mikrofon und Stativ, und ist ein Clipmikrofon besser, auch wenn es klanglich nicht so schön ist. Hängt aber auch von der Musik ab. In der Rockband oder Salsaband, wo es lauter und weniger filigran zugeht, dafür gerne auch mal ein bisschen Show dabei ist, da ist das Clipmikrofon erste Wahl.

    Bei feinem Jazz nehme ich inzwischen gerne 2 Mikrofone am Stativ. Damit decke ich einen gewissen Raum ab, kann mich so etwas bewegen, und vor allem auch mehrere Instrumente abnehmen, ohne, dass ständig am Mischer nachgeregelt werden muss. Hat aber natürlich auch den Nachteil, dass die beiden Mikros recht viel von der Umgebung mitbekommen. Und man muss aufpassen, dass die beiden Mikrosignale keine Interferenzen oder Auslöschungen erzeugen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  8. Spacecat

    Spacecat Schaut öfter mal vorbei

    Beim Mikrofon mit Stativ hat Sennheiser mit z.B. MD 441, MD 421 gute Lösungen, Electro Voice EV RE 20 wäre optional auch bewährt. Zum Sennheiser 609 Silver dyn Mikro
    Kann ich keine Erfahrungswerte in Kombi mit Saxophon oder anderen Blasinstrumenten benennen. Ist aus den schon genannten Gründen immer eine gute Option mit der Stativlösung und dadurch flexibel.

    Wenn Clip doch in Auswahl bleibt, weil vielleicht mal Veranstaltungen mit nicht festem Standort deiner Positionen kommen, ist ein Clipmikro nicht unbedingt nur von Nachteil. Empfehlenswert ist die Wahl eines hochwertigen Systems.
    Wenn Funkstrecke nur aus Preisgründen ausscheidet, ist es bei guten Clipmikrofonsystemen so, dass du diese immer auch kabelgebunden spielen kannst, und diese so erhältlich sind. Die Funkstrecke (möglichst gute wählen, Frequenzen beachten, auch unter eventuell vorhandenen der Kollegen in Band oder Projekten) kann später zugekauft werden. Wenn PA Veranstalter Technik stellt, kann das Clip auch an Funkstrecke vom PA Verleih genutzt werden.

    Die guten Clip Mikrofone haben meist langen Schwanenhals, so dass auch mehr Abstand zum Instrument gewählt werden kann. Lautstärke ändern geht bei mir mehr mit meiner gespielten Dynamik, wenn ich leise Passagen brauche, spiele ich diese leise. Deshalb vermisse ich bei Clip Nutzung variablen Abstand nicht. Hier liege ich aber vielleicht falsch, und das ist nicht richtig.
    DPA, SD-Systems, AMT, Shure wären Kandidaten zum Infos einholen. Alle für Saxophon sehr gut geeignet. Auch im Hinblick auf den Körperschall alle sehr gut im Test abgeschnitten. Der aktuelle Sennheiser Clip hat mir klanglich sehr gut gefallen, Körperschall aber extrem übertragen, so dass ich das als nicht nutzbar eingestuft hatte. Mit anderer Halterung könnte das aber optimiert werden. Das AKG 519 war mir insgesamt zu höhenlastig, ist aber mit gutem Mix sicher auch eine Option.
     
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  9. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Das unterschreibe ich nicht. Es gibt Clipmikros die genauso gut klingen, alles eine Frage des Preises
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Aus den von @Rick schon genannten Randbedingungen ist m.E. ein Clipmikrofon klanglich nie so schön wie ein Mikro am Stativ, das hat mit dem Preis wenig zu tun. Aber kommt natürlich auch darauf an, was man für eine Klangfarbe bevorzugt. Ich mag halt etwas mehr Raumanteil für mein Saxophon lieber.

    Gruß,
    Otfried
     
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  11. Spacecat

    Spacecat Schaut öfter mal vorbei

    Bin da bei @Otfried , klassische Vari mit Stativ und gegebenenfalls 2 Mikros Nase vorn.
    Da meine Projekte aber oft Bewegung verlangen, und mein Gepäck oft mit mir und Öffentlichen reist, war Clip für mich die idealerweise bessere Wahl. Habe dann aber entsprechend viele Systeme genau getestet. Meins welches direkt speziell für Sax als Kondenser gebaut wird, hat mich sehr überzeugt.

    Und @JTM -sehe das aber fast genauso, im etwas höherem Preisbereich gibt es schon sehr gut klingende Clip-Mikrofone. Ich bin mit meinem sehr zufrieden, habe sogar schon damit aufgenommen, daß Mikro war dabei natürlich am Stativ und nicht am Sax abgeklemmt. Das war zwar nur, weil ich kein anderes Mikro hatte als Notlösung, denn hier ist Clip keine gescheite Wahl, aber es hat trotzdem gut abgeschnitten.
     
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  12. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Ich spiele eindeutig lieber mit Clipmikro, besonders wegen der Bewegungsfreiheit. Mit meinem bin ich zum EInen klanglich sehr zufrieden, zum Anderen hat es einen Preamp den ich an der Hose befestige, womit das dünne Kabel zum Mikro weniger in Gefahr ist. Und ich habe dadurch selbst Kontrolle über Sound und Lautstärke.
     
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  13. Till098

    Till098 Schaut nur mal vorbei

    Danke für eure vielen Rückmeldungen.

    Also ich finde die Gürtelvariante fürs Kabel ganz gut. Muss mir noch nen geschickten XLR Gürtelclip basteln.

    Ich habe aber dennoch mitgenommen, dass es sich lohnt beide Varianten zu probieren. Daher behalte ich vermutlich das Sennheiser und probiere das beim nächsten Auftritt und den Proben mal aus. Erfahrungsgemäß stehe ich meistens recht statisch rum, insofern sollte das gut funktionieren.
    Wieviel Abstand haltet ihr so zum Mikro und wie stellt ihr es zum Saxophon? Gefühlt würde ich es von oben sehr leicht zum Schallbecher hin neigen und so 10...20 cm Abstand halten.

    Falls jemand sonst noch Erfahrungen zum Sennheiser e609 hat freue ich mich diese zu erfahren.
     
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  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das hängt stark vom Clipmikro bzw allgemein vom Mikro ab und wie der EQ eingestellt wurde und wie die Anbringung vom Clip beim Sax und die Ausrichtungsmöglichkeiten sind.

    Für leisere Passagen spiele ich einfach leiser und für lautere spiel ich lauter, Problem gelöst.
     
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  15. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Oh, da machst du dich dann aber bei vielen Tontechnikern unbeliebt. 2 Mikros haben schon ein gewisses Risiko, wie du selber ja sagst. Ich würde niemals 2 Mikros nutzen.
    Schonmal dran gedacht statt Niere eine Acht als Richtungscharakeristik einfacher mit einem Mikro einzusetzen?

    Gruß,
    Otfried[/QUOTE]
     
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  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    nöö, ich komme mit mir ganz gut klar ;-) und meist auch mit dem Gitarristen, wenn der als Tontechniker fungiert.
    Daran gedacht ja, aber ich liebe meine MD441 klanglich zu sehr.

    Übrigens habe ich mir das gar nicht selbst ausgedacht, sondern vor langer Zeit mal bei einem Oregon Konzert und Radio Bremen Mitschnitt abgeguckt. Paul McCandless (Oboe, Englishhorn, Sopransaxophon, Bassklarinette) wurde so abgenommen, und es klang fantastisch.

    Hier kann man die Mikrofonstellung sehen, die bei mir gut funktioniert.

    Mikrofonierung.jpg

    Gruß,
    Otfried
     
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  17. Sax Ralf

    Sax Ralf Ist fast schon zuhause hier

    Moin, moin

    Meine Lösung Electrovoice PL11 an selbstgebauter Halterung, ausgerichtet auf die Klappen auf höhe der linken Hand über dem Trichter.
    Meine bisher für mich praktikabelste Lösung für etwas wo es wohl kein Optimum für jeden in jeder Spielsituation geben wird!

    2020 19.06. Delmenhorster Sommerwiese 3.jpg 17309796_711391865688608_2865007113653964172_nb.jpg 2015-02.10. Rehden.jpg

    Viele Grüße Ralf
     
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  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Sax Ralf
    ist das nicht viel zu schwer und unhandlich ?

    Gruß,
    Otfried
     
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  19. Sax Ralf

    Sax Ralf Ist fast schon zuhause hier

    Moin moin @Otfried

    Ich bin noch in der Firma und weil ich da neben einigen Waagen auch zufällig Mikrophone habe kann ich Dir sagen ein PL11 wiegt mit Klemme 267g, plus eine Unterlegscheibe, eine Schraube, der Draht und ein Stück Aquariumschlauch. Insgesamt mit etwas Kabelzug (Eigengewicht Stecker usw.) würde ca 350g schätzen, der Unterschied vom Alt zum Tenor oder Tenor zum Bariton dürfte sehr viel größer sein.

    Aber wie schon gesagt, eine gute Lösung wird hier immer für jeden sehr individell sein und so richtig optimal wird es wohl nicht gehen, eben höchsten gut im Sinne der eigenen Anforderungen. Für den Nächsten ist das gleiche evtl. ungünstig, schlecht oder sogar völlig unbrauchbar.

    Vorteile dieses Systems aus meiner Sicht: Abnahme aus Trichter und Klappen, Bewegungsfreiheit, keine Batterie oder Phantomspeisung. Lief auch schon mal über einen Roland 50 Jazz Chorus Gitarrenverstärker, also recht Rückkopplungsarm.

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt bearbeitet: 14.Juni.2024
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  20. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich nutze dieses hier, allerdings aktuell nur für das Tenor in der Bluesband:
    GALAXY TREK™ GT-INST-3 WIRELESS HORN MIC
    Ich habe damit ganz gute Erfahrungen gemacht.
    Es klingt etwas hell, aber das lässt sich am Mischpult ganz gut regulieren, so dass es sich dann ganz ordentlich anhört.

    In der Bigband (ich spiele da Bariton) haben wir meistens eine PA von jemandem Externen, sprich wir bekommen ein Mikro gestellt.
    Manche Mischer schwören beim Bari auf Standmikro (weil zu viel Schalldruck in den Tiefen), die meisten geben mir aber ein Clip Mikro.
    Stand ist natürlich nicht so toll weil ich mich dann mit den anderen vier Saxern nicht synchron bewegen kann wenn wir mal ein kleines Showelement haben.
    Wobei ich nicht gerade der Showman bin. ;-)

    LG
    Mike
     
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