Keilwerth Sopran SX-90 DL (David Liebman)

Spielt das hier jemand?

Erfahrungen?

Vielen Dank!

 

Ich habe von euúnem Keilwerth endorser gehört das die Intonation dieses Modells grauenhaft wäre. Alles über hoch C ist extrem zu hoch. Und dem guten Mann glaube ich,der ist seit 40 Jahren Profi und auf Keilwerth unterwegs

 

Habe es auf der Musikmesse angespielt, als es gerade rausgekommen war.
Am besten war die Optik - ansonsten so verquer, dass es wohl nur Mr. Liebmann himself vernünftig spielen kann...

 

Ja, deckt sich mit dem, was mein Instrumentenbauer mir seinerzeit auf meiner Suche nach Sopransax sagte. Sehr problematische Intonation.
VG B.R.Ille

 

Ich habe gerade die Gelegenheit, ein neues Exemplar ausführlich zu testen. Meine Eindrücke werde ich bald hier posten.

Im Ernst??

Soviel kann ich jetzt schon sagen: ich finde, es sieht fürchterlich aus. Die silbrige, klobige Applikatur sieht aus wie Plastik auf einem Kinderspielzeug.

Unter dem Klarlack sieht man das nackte Metall. Auf der Rückseite läuft eine Naht, aus der schwarze Flecken treten (Flussmittel?). Das gepunktete orange Metall hat diverse große schwarze oder helle Flecken.

Sehr seltsam: die Modellnummer ist nicht etwa eingraviert, sondern auf einem transparenten Etikett aufgeklebt. Könnte man jederzeit abziehen und durch ein anderes ersetzen.

 

Wollte eben auch etwas "Positives" bemerken.
Alles andere löste nur fassungsloses Kopfschütteln aus, vor allem unter dem Aspekt, dass Keilwerth damals am "Kränkeln" war und dringend einen "Renner" brauchte...

 

Die Nummer sieht aber schon graviert aus- vielleicht nur ein Plastikkleber drüber? Aber wozu?

 

Ich habe von einem ehemaligen Keilwerth-Endorser (der war damals, als das Sopran auf den Markt kam, dort noch Endorser) gehört, dass wohl nur DL mit seinem etwas außergewöhnlichen Ansatz dieses Sopran intonieren kann.

 

Irgendjemand anderes als Liebman wird das Teil doch während der Entwicklung auch mal ausprobiert und für gut befunden haben.

Gruß,
Otfried

 

Mal schauen ob ich die Tage schaffe eins anzuspielen.

 

Der Beschreibung nach erkenne ich den Unterschied zum normalen SX90 Sopran nicht. Es liest sich, als wären alle nach einem einheitlichen Konzept unter Einfluss von Dave Liebmann designed. Das hiesse ja Keilwerth hätte nur Gurken im professionellen Bereich. Das kann ich mir nicht vorstellen. Im Thomann Shop sind 4 Rezensionen zu finden, die das DL sehr positiv bewerten.

 

Hier meine Bewertung nach etwa 2 Stunden intensivem Ausprobieren mit meinem vertrauten Mundstück und Blatt:

1. Zustand und Verarbeitung:

Das Instrument war fabrikneu und (sehr gut) originalverpackt. Die Applikatur macht einen extrem soliden Eindruck, kein Spiel (bis auf ein bisschen im Mechanismus der Oktavklappe). Allerdings wirkt das ganze auch sehr grobschlächtig, wie Schwermaschinenbau im Vergleich zu den filigranen japanischen Instrumenten. Aber dafür ist Keilwerth ja bekannt. Schwarze Polster (Känguru?). Der Korpus ist roh und klar überlackiert. Man sieht wüste Lötflecken entlang der kompletten Naht auf der Rückseite sowie mehrere schwarze oder helle Flecken (siehe Fotos in meinem Beitrag #5). Vielleicht absichtlich so gelassen für den "Vintage"-Look. Für mich ist das extrem schlampige Arbeit, wie ich sie noch nie gesehen habe.

2. Ergonomie:

Gut: nicht schwer, kaum schwerer als mein Yamaha 475. Greifbarkeit sehr gewöhnungsbedürftig! Nach mehr als 1 Stunde konnte ich dann halbwegs flüssig spielen. Die Drücker (Abalone?) und die Palmkeys sind sehr rutschig. Wenn man die sehr konkaven Drücker etwas anfeuchtet, haften sie besser. Die linken Palmkeys sind mittels mitgeliefertem Schraubenschlüssel verstellbar. Die Höhe konnte ich nicht verstellen, aber den f"'-Drücker etwas nach außen drehen. Trotzdem ist er immer noch gefährlich nahe am a-Drücker für den linken Mittelfinger. Die Rollen für die kleinen Finger sind OK, aber nicht super. Und ich habe lange Finger. Für kleine Hände wohl nicht geeignet.

3. Ansprache:

Gut, auch die Palmkeys. Die ganz tiefen Töne sprachen schwer an (Undichtigkeiten?)

4. Klang:

Durchaus schön: kräftig, dunkel, charaktervoll. Die tiefsten Töne leise zu spielen war schwer (siehe Ansprache).

5. Intonation:

Nicht so schlimm wie hier schon behauptet! Bis auf einige Ausreißertöne durchaus OK, auch die Palmkeys nicht schlechter als die meisten anderen Soprane. Ganz schlecht: das c"' im Normalgriff (-20 ct.). Mit Seitenklappe gut. Schlecht das b' und b" mit dem Griff der beiden Zeigefinger (viel zu tief) und das cis"' als überblasenes cis" (+ 15 ct.). Aber das sind "Hilfsgriffe". Insgesamt OK. Mein YSS 475 stimmt besser, aber die meisten anderen schlechter.

6. Zubehör:

Der Koffer ist semi-soft, sehr stabil, aber mit Reißverschluss (dem ich prinzipiell misstraue). Eine Außentasche mit Tragegurt. Innen nicht genau ausgeformt und sehr wenig Platz für Zubehör (kein fixierter Platz fürs Mundstück). Es gibt einen Saxgurt aus Leder mit einem absurd großen Karabiner, aber (trotz des extrem hohen Preises) keine Wischtücher. Es gibt ein Kunststoff-Mundstück 6* (vermutlich von ESM), das ich nicht wirklich probiert habe.

7. Aussehen:

Das ist natürlich Geschmackssache. Fotos siehe mein Beitrag #5. Im Prinzip wird der Look vom Vintage Tenor aufgegriffen. Mir gefällt das grobschlächtige Zweifarbige nicht und ich finde die sichtbaren Lötspuren fürchterlich abstoßend. Das hat auch mit Vintage nichts zu tun, sondern mit Schlampigkeit.

Fazit:

Ich würde es nicht kaufen, vor allem wegen der Optik, der Ergonomie und des enttäuschenden Koffers. Und natürlich wegen des extrem hohen Preises.

Und so suche ich immer noch nach einem Sopran, das rundum besser ist als mein popeliges Yamaha 475 ...

 

Und warum suchst Du ein anderes, wenn ich fragen darf?
Womit bist Du konkret unzufrieden?

Nebenbei: Auch ich könnte mir ein aktuelleres Soprano vorstellen - durch die Antesterei der jeweiligen Marktneuheiten sehe ich schon die Verbesserungen gegenüber meinem inzwischen 16 Jahre alten Exemplar.
(Ich rede natürlich von "meiner" Marke, etwas anderes käme mir sowieso nicht in den Mund.)

Doch andererseits spiele ich viel zu wenig Soprano, um so eine Anschaffung zu rechtfertigen, außerdem: Hey, es ist MEIN altes Sopi, daran hängen Erinnerungen, und schlecht ist es schließlich auch nicht.

 

Warum nicht mal ein Yanagisawa? Die sind doch ziemich perfekt, finde ich.

 

Und auch das Sopran von Sequoia hat in der Vergangenheit sehr gute Kritiken bekommen.

 

Das verstehe ich seeeehr gut!
Mein Yani S-800 Elimona aus den 1980ern klingt wunderbar und die Intonation ist gut.
Ich freue mich immer wenn ich drauf spielen kann.
Die veraltete Haptik, also Kleinfingertisch wie bei den Martins und eng anliegende Palmkeys, stören mich nicht.

LG
Mike

 

Danke für den ausführlichen Testbericht! Mein Gedanke auch, das 475 zu lassen. Oder Yanagisawa testen, und die höheren Geschwister vom 475 sind meines Erachtens auch sehr spannend. Gibt da gerade tolle gebrauchte Angebote. Mechanisch finde ich die toll, wobei Yanagisawa sicher gleich gut ist, hatte ich nur nicht getestet. Ich hatte vor kurzem mein eigentlich recht brauchbares Sopran upgedatet

 

Mit dem Klang. Wie hier im Forum schon oft geschrieben, ist der halt sehr "neutral", hell, schlank. In der oberen Lage kann es wunderschön sein, z.T. wie eine Flöte oder eine Trompete. Aber die tiefe Lage ist halt immer sehr kräftig und "saxophonig" - für leise und klassische Stücke nicht kultiviert genug. Jedenfalls für mein Können. Ich habe viel mit dem Setup herumprobiert und bin mit meiner jetztigen Kombi (Vandoren Optimum SL3 mit V12 2.5 - 3 oder V21) schon ziemlich zufrieden.

Ich habe im Lauf der Zeit mittlerweile 10 andere Soprane getestet, 2 davon auch gekauft und wieder verkauft. Klangmäßig haben mir da mehrere deutlich besser gefallen, auch das Keilwerth hier. Am herrlichsten war ein Rampone & Cazzani R1 (nicht Jazz). Aber die hatten alle andere Macken oder zumindest Problemzonen.

 

Habe ich auch probiert. Sicher wunderschöne Instrumente, aber mit denen komme ich greifbarkeitsmäßig nicht zurecht (gilt auch fürs Tenor). Dafür sind meine Hände wohl zu groß.