Kirchentonarten verstehen

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Dingo, 14.Juli.2024 um 16:01 Uhr.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Huh? … habe ich was verpasst?

    Erzähl!
     
  2. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Kann einfach nicht wegbleiben

    Und dann wäre da noch Lydian Dominant ( 4. Mode Mel. Moll) :)

     
    giuseppe, Rick und Silver gefällt das.
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Siehe #22, dorten unter mixo#11 aufgeführt mit Verweis auf Telemann. :)

    Grüße
    Roland
     
    Rick und Analysis Paralysis gefällt das.
  4. Dingo

    Dingo Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ok, ich glaube ich bin da ein wenig durcheinander geraten :biggrin:

    In der Anwendung ist es aber schon kompliziert, so dass man es nicht mal einfach so aus dem Ärmel rausschütten kann. In einem Lied mit ständig ändernde Akkorde kann man das nicht anwenden. Da muss man schon mit der Band absprechen oder das Backing Track so zurechtschneiden, so dass man einen bestimmten Akkord auch länger hintereinander spielt um eine längere Melodie bilden zu können?

    Dann liegt hier der Nutzen ja doch mehr beim Komponieren als beim Spielen?
     
  5. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Kann einfach nicht wegbleiben

    Telemann, Elfman. Alles das Gleiche..
     
    Rick gefällt das.
  6. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

  7. Dingo

    Dingo Nicht zu schüchtern zum Reden

    Wow, herzlichen Dank für dieses Videobeispiel.

    Als er das Lied von Moll in Dur geändert hat, klang es richtig schrecklich. Kann es sein, dass man die Töne, also die komplette Melodie, zusätzlich nach oben oder unten "versetzen" muss (tonales Zentrum?) damit es passend klingt? Oder was ist der Grund, wieso die Stimme so schief zur Begleitung klingt?
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das liegt vor allem an der umständlichen Herleitung. Ich spiele kaum modales und nutze auch eher selten Modi zum improvisieren wenn es ein Stück mit “normalen” Harmonien ist, kann dir aber auf Anhieb die gängigen Modi von einem beliebigen Ton aus singen. Weil ich diese Umwege (was wäre das für ein Dur?, welche Stufe? Dann muss ich - Moment - minus 4 Töne, Halbton oder ganzmonatige?) nicht gehe, sondern weiß, das lydisch dominant eine #4 und eine b7 haben. That’s it. Mehr musst du nicht wissen.
     
  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ob Wonderwall das optimale Demonstrationsobjekt ist, weiß ich nicht.
    Fang doch mal mit Hänschen klein an, oder kommt ein Vogel geflogen. Oder sonst ein Volkslied in Dur. Da lernt das Ohr sofort mit.
     
    Silver gefällt das.
  10. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Lieber Dingo, ich wünsche dir, dass dich die Experimente beim Loslassen der "mütterlichen" oder "väterlichen" Hand (Dur-Tonleiter) nicht "erschrecken" (=schrecklich), sondern im Gegenteil neugierig machen. Man sollte versuchen, jeden Klang in seiner Schönheit zu genießen.
    Manchmal hilft es auch, sich auf einen Teil der angepeilten KiTo-Leiter zu beschränken, um Spaß zu haben. Spiele mal z.B. die ersten beiden Takte von "Alle Meine Entchen", beginnend auf C, durch alle Leitern. Klingt alles wirklich abenteuerlich:

    Ionisch (Dur)

    C-D-E-F-G-G

    Kommentar: sehr vertraut, Idylle

    Dorisch (klingt wie Moll, weil die ersten 5 Töne ja identisch mit der Molltonleiter sind)

    C-D-Eb-F-G-G

    Kommentar: sehr vertraut, nachdenkliche Idylle

    Phrygisch (nicht mit # geschrieben, damit jeder Ton ein eigenes Notensymbol bekommt)

    C-Db-Eb-F-G-G

    Kommentar: fast identisch mit der "nachdenklichen Idylle", etwas geheimnisvoller, mystischer; drei Ganztonschritte zum Schluss "heben immer höher"

    Lydisch

    C-D-E-F#-G-G

    Kommentar: mit dem F# landet man gefühlt auf "neuem Terrain"; der etwas fortgeschrittene Hörer hört sofort den Terzton der Doppeldominante D-Dur

    Mixolydisch

    C-D-E-F-G-G

    Kommentar: nix Neues, also wie Dur (Ionisch), weil sich erst mit dem 7. Ton dieser Leiter Entscheidendes verändert

    Äolisch (Moll)

    C-D-Eb-F-G-G

    Kommentar: wie Dorisch, weil sich erst in der zweiten Hälfte der Leiter Veränderungen ergeben

    Lokrisch

    C-Db-Eb-F-Gb-Gb

    Kommentar: sehr spannend, fast "mystisch" und voll von offenen Fragen und Rätseln; spielt man nach dem Gb aber ein Ab aufwärts und springt anschließend zum Db runter, löst sich der spukige Tonnebel (leider) auf

    Ich habe die Kommentare dazu geschrieben, weil es sich für dich sehr lohnen wird, selber Attribute, Beschreibungen und Kommentare zu finden. Das ist ganz einfach angewandte Lernpsychologie: je mehr Verknüpfungen verschiedener Wahrnehmungs- und Ausdrucksebenen, desto tiefer die Einprägung und der Lernerfolg.

    Viel Spaß und gelungene "Abenteuer".
     
    mato, bthebob, her.be und 2 anderen gefällt das.
  11. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Kann einfach nicht wegbleiben

    Düster, nachdenklich, besorgt, traurig, in sich gekehrt.
    Hat jemand bei diesem Mode (schreib ich jetzt absichtlich nicht dazu) diese Empfindungen?

     
  12. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @Analysis Paralysis : Vince Mendoza ist ja ein großartiger Arrangeur, der auch mit der WDR Bigband arbeitet, das nur am Rande.

    Interessantes Beispiel: in meiner Kindheit und Jugend hätte ich deine (mit Spoiler versteckten) Assoziationen sofort geteilt. Jetzt, mit 73, habe ich diese harmonischen und melodischen Wendungen schon so oft in Filmmusiken etc. gehört, dass sich bei mir diese durchaus ja intendierten Empfinden nicht einstellen.
    Die Musik ist wirklich hervorragend komponiert und arrangiert, erreicht mich aber emotional nicht. Ich merke das daran, dass ich mich sofort frage: was passiert harmonisch, wo geht er jetzt hin etc., d.h. mein analytischer Anteil übernimmt sofort vor dem affektiven.

    Ich bemühe mich aber, nicht abzuschweifen, deshalb sei gesagt, dass meine oben in den Kommentaren geäußerten "Empfindungen" nur exemplarisch sind und im konkreten Beispiel "Alle Meine Entchen" in allen KiTonarten für mich selber wohl auch nicht mehr zutreffen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Juli.2024 um 18:18 Uhr
  13. ppue

    ppue Experte

    Düster und besorgt empfinde ich das nicht, im Gegenteil ist mir das Mollige warm, vertraut, ja, etwas melancholisch, aber heimelig.
     
  14. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tafkah
    Das tut mir leid für dich, wirklich.

    Ich hätte aber nicht kommentiert, wenn ich nicht bereits
    über eine Aussage der Klarinettistin im post #33 -gestolpert- wäre.

    Sinngemäß sagt sie:
    " Man möge beim Lernen / Spielen von TL
    das Gehirn einschalten und die zu spielenden Töne zuvor namentlich benennen"

    Auf diese Idee würde ich nie kommen.
    Wäre mir auch ein echter -Kraftakt- im Sinne von "verbaler Konzentration."

    Wenn TL's oder Ton-Läufe noch nicht sicher sitzen,
    rufe ich mir bei Üben die Klaviertastatur vor's geistige Auge.

    In späteren Phasen des Lernens höre ich sehr schnell den
    "falschen" Ton und korrigiere.

    Wie macht ihr's ?

    VG
     
  15. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Kann einfach nicht wegbleiben

    Meine Frage zielte überhaupt nicht darauf ab, ob es jemandem gefällt.
    Ich wollte nur wissen, ob es die Gefühle hervorruft, die der Melodie in diesem Modus - ich sag es noch immer nicht - zugeschrieben wird.
    So hätte ich es auch beschrieben. Wehmütig, warm.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Juli.2024 um 18:52 Uhr
  16. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Verbal ausdrücken, was man bemi Spielen oder Hören von Musik empfindet.

    Da muss ich sofort an den Dokfilm über eine Gruppe Jazzmusiker denken.

    "Music for Black Pegeons" aus 2022

    Darin wir ein Bassist vom Interviewer gefragt:
    "Beschreib' doch bitte mal, was du beim Spielen empfindest"

    Ewig langes Schweigen, bzw. Suchen nach einer Antwort
    auf Seiten des Musikers.
    Er ist eigentlich nicht in der Lage, die Frage zu beantworten.

    In Gedanken brülle ich den Regisseur an:

    " Man, der Typ ist ein begnadeter Bassist !
    Würde er seine Empfindungen verbal äußern wollen, wäre er Schriftsteller geworden"

    VG
     
    Dreas gefällt das.
  17. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Vlt. ein Mißverständnis.

    Mein "Tut mir leid ....." zielte darauf ab, das @Tafkah schrieb,
    emotional kann er's nicht beurteilen, weil bei ihm sofort die harmonische Analyse einsetzt.

    VG
     
  18. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Das muss dir nicht Leid antun, ich empfinde es ja eher als Bereicherung, nicht mit stereotypen Gefühlen zu reagieren. Keine Angst, es gibt bei Mahler, Bach, Coltrane, Ives und vielen anderen genug Musik, die mich bis ins Mark trifft.
    Nicht vergessen: @Dingo möchte KiTonleitern verstehen und "durchdringen", und da helfen ratio und emotio gleichermaßen. Ich musste auch bei der kleinen Sexte von "Love Story" vor 50 Jahren nicht heulen, obwohl sie so herrlich dramatisch ist.

    Bachs Aria "Ach bleibe doch mein liebstes Leben" (aus der Kantate Nr. 11 BWV 11) beginnt "witzigerweise" mit der "Love Story" Sexte, allerdings aufwärts, fällt aber dann nicht auf den Quinten E, sondern zum Quartton D, um denselben dann in der Oberstimme zu oktavieren: Spannung statt molliger Tristesse.



    Ich bin nicht gläubig, keiner Kirche steuerpflichtig, aber Bachs Musik, egal ob geistig oder weltlich, geht mir sofort in die Seele. Vielleicht bin ich ein Wiedergeburt aus der Barockzeit. Soviel zum Thema "leid tun".
     
    Loppi, giuseppe und bthebob gefällt das.
  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich hatte es nicht im Detail ausgeführt, aber @Tafkah hat dann besser ausgeführt, was ich mit ausprobieren meinte:
    Ich kann das nur empfehlen, es ist wirklich keine schwere Übung aber extrem hilfreich zum „begreifen“, was das mit den Moden auf sich hat.
     
  20. ppue

    ppue Experte

    In der nächsten Woche dann die gleiche Übung, aber nur greifen und die Töne singen. Ggf. nachprüfen und wiederholen.
     
    giuseppe gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden