Herrenberg-Urteil

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von last, 2.Juli.2024.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das denkst du....nur da werden wir nicht auf einen Nenner kommen.
     
  2. Gelöschtes Mitglied 15706

    Gelöschtes Mitglied 15706 Guest

    Ich kann ja nur für die sprechen, die ich persönlich kenne. Entspannt trifft es vielleicht auch nicht ganz. Viel zu tun haben sie schon. Aber sie tun es sehr gerne und sind glücklich damit. Wie gesagt, nur so die paar Freunde, die ich in der Kasseler Szene habe
     
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  3. Woliko

    Woliko Ist fast schon zuhause hier

    Ist sicherlich auch eine Frage der Veranlagung (Dicke des Fells) und Lebensphilosophie. Ein engagierter Linienbusfahrer, der in der Rushhour pünktlich an der Endhaltestelle ankommen will, hat sicherlich auch eine gehörige Portion Stress.
     
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  4. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke, man kann es sich als Instrumentalpädagoge / Saxophonlehrer schon gemütlich und entspannt einrichten mit einem Verdienst, der zum Leben ausreicht, ohne dass man Stress hat. Wenn man ersteinmal eine Stelle an einer oder zwei Musikschulen gefunden hat (Festanstellung oder auch auf Honorarbasis), am besten im ländlichen Raum (und das ist meiner Meinung nach auf jeden Fall möglich, dauert aber meist ein paar Jahre, bis man das gefunden hat - wenn man willens ist, da hinzuziehen, wo die Stelle ist und einen keine Faktoren an den Ort (meist Großstadt) binden).
    Wenn man dann noch immer nach dem gleichen Schema unterrichtet und kaum Zeit in Unterrichtsvorbereitung einfließen lässt und z. B. in der Musikschule seine Noten hat, aus denen man während der Stunde das nächste Stück oder Heft, das der Schüler erwerben soll, aussucht, kann das Arbeitsleben sehr entspannt sein.

    Nun ist die Frage, ob man das machen möchte. Viele Musiker haben ein stressiges Arbeitsleben, weil sie Konzerte und Unterrichten und ggf. weitere Arbeiten unter einen Hut bringen wollen und dazu noch alles sehr gut machen wollen. Dementsprechend auch viel Organisationsaufwand und Fahrerei haben. Oft in Großstädten leben, die einem zusätzlich Lebensenergie rauben. Wenn man aber ehrlich ist, ist es bei vielen Musikern so, dass sie die Konzerte spielen, weil sie es wollen und nicht, weil sie davon leben. Ilikestitt hat ja schon angesprochen, dass man in Jazzclubs 50 - 70 € pro Abend erhält - davon lebt man nicht, sondern sieht es höchstens als Aufwandsentschädigung. In der klassischen Musik sieht es besser aus, da sind die Verdienste höher - wenn man aber die Proben-, Organisations- und Fahrzeit berechnet, kommt man selten auf einen guten Stundenlohn.
    Daraus ergibt sich, dass das Spielen von Konzerten (nicht Gigs!) finanziell gesehen für viele (auch für mich) fast nur noch eine Art Hobby ist und das Geld aus dem Unterrichten oder Gigs (bei denen man nicht unbedingt das spielt, was man möchte) kommt.
    Es gibt wenige Ausnahmen die glücklich sind, wenn ihre Arbeit zu 100% aus Unterrichten besteht und die gar keine Konzerte mehr spielen möchten. Diese haben dann das entspannte Leben.

    Dazu kommt, dass man als Musiker selten schlechte Arbeit abliefern möchte. Man also gezwungen ist zu üben, auch wenn man kräftemäßig nicht mehr kann oder man dadurch mehr Zeit in die Vorbereitung investiert, als die Gage es eigentlich hergeben würde. Denn wenn ein Konzert schlecht läuft, geht es einem selber schlecht, denn man ist selber dafür verantwortlich.
    Beim Unterrichten ist es da schon anders. Es gibt Lehrer, die geben sich größtmögliche Mühe, guten und auf den Schüler individuell ausgerichteten Unterricht zu geben. Dann gibt es Lehrer, die jeden Schüler nach der komplett gleichen Methode mit der gleichen Schule unterrichten und null Vor- und Nachbereitung machen. Dann gibt es Kollegen, die sich viel Mühe geben, aber trotz jahrzehntelanger Unterrichtserfahrung Zeit in der Vorbereitung "verbraten" (weil sie bspw. keine Notizen nach dem Unterricht gemacht haben) oder sich durch Schüler ausnutzen lassen, die das natürlich selten bewusst tun, weil sie nicht wissen, wie viel Arbeit es macht beispielsweise ein individuelles Arrangement vom Lehrer erstellen zu lassen, weil er es ja einfach so macht, ohne zu murren oder einen höheren Unterrichtsbetrag zu erheben oder sich das Arrangement separat bezahlen lässt.

    Deswegen bin ich überzeugt, dass man es als Saxophonlehrer und Saxophonist zu einem sehr großen Teil selber in der Hand hat, wie anstrengend und stressig der Job ist.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Juli.2024
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  5. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    An zwei (oder auch nur an einer) Musikschule in Berlin angestellt zu werden ist sehr schwer, das stimmt. Man wird zurzeit meist nur angestellt, wenn man weitere Aufgaben übernimmt, also beispielsweise Fachbereichsleiter wird. Aber JES sprach an dieser Stelle soweit ich das lese nicht von Anstellung sondern Beschäftigung. Und in diesem Fall würde ich nicht unterschreiben, dass es als Saxophonist schwer ist in Berlin (und Umgebung!, also Brandenburg) an zwei oder drei kommunalen Musikschulen Arbeit zu finden. Bei meinem letzten Bewerbungsgespräch, das ich vor ein paar Jahren in Zehlendorf hatte, waren mit mir noch zwei weitere Lehrer eingeladen worden. Alle drei oder zumindest zwei der drei Lehrer wurden danach genommen (das weiß ich nicht mehr so genau). Dennoch bin ich als einzige übrig geblieben, weil die anderen von sich aus wieder gegangen sind (die Gründe kenne ich nicht).
    Es kann auf jeden Fall ein paar Jahre dauern, bis man in die Musikschulen kommt. Ich habe schon während des Studiums unterrichtet, jedoch nur an privaten Schulen, am Ende des Studiums (da war ich schon über 6 Jahre in Berlin) kam ich an die erste kommunale Schule. Im Laufe der folgenden 7 Jahre war ich an drei Schulen, an einer davon habe ich vor ein paar Jahren gekündigt. Zwischenzeitlich hatte ich auch weitere Angebote, war dann aber schon versorgt.
    Was ich tatsächlich aber fragwürdig finde ist, dass die Honorarstellen nicht immer öffentlich ausgeschrieben werden. Beide Stellen in Brandenburg habe ich nur über Kontakte bekommen. Die Zehlendorfer Stelle war ausgeschrieben. Teilweise ist der Gedankengang der Schulleiter dabei, dass sie gerne jemanden hätten, der ihnen empfohlen wird (von anderen Lehrern an der Schule oder dem Lehrer, der die Schule verlässt) - das kann ich aber tatsächlich nicht verstehen. Es wäre besser, wenn sie sich im Fall von Berlin direkt an die Universität der Künste wenden würde, die die Ausschreibung dann hoffentlich an den zuständigen Professor / Dozenten weiterleitet, damit qualifizierte Alumni-Studenten oder auch Studenten, die ihr Pädaogogikstudium fast beendet haben, die Chance erhalten, sich zu bewerben.
    Aber auf diese Weise, wie es jetzt oft praktiziert wird, ist es ein Rumgeklüngel und Kontaktehin- und herschieberei, so dass es schon stark Glückssache bleibt, ob man überhaupt mitbekommt, dass irgendwo eine Saxophonlehrerposition frei geworden ist. Vielleicht ist das der Grund, wieso du viele Kollegen kennst, die nicht genug Musikschuljobs haben.

    EDIT: Ich habe nur ein einziges Mal innerhalb von 14 Jahren erlebt, dass ein ehemaliger Studentenkollege von mir eine Ausschreibung einer Berliner Musikschule von meinem ehemaligen Lehrer an der UdK erhalten hat. Da funktioniert in Berlin gehörig was nicht. In Hannover, wo ich meinen Master gemacht habe, sieht es da eher anders aus. Da erhält die Hochschule viel häufiger Jobanfragen, die sie an die Dozenten bzw. Studenten weiterleitet.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Juli.2024
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  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Nur, um das mal klar zu stellen:
    Ich möchte nicht so verstanden werden, dass ich Musiker für entspannt vor sich hin künstlernde Lebemenschen betrachte. Im Gegenteil, ich glaube schon, dass da ein gewisser Druck im Leben ist, seine Existenz zu sichern. Nur, der eine stellt sich schlauer an und hat weniger Druck, da er seine Risiken auf mehrere Standbeine verteilt hat, der andere ist da nicht so clever und dem wird gerade bewusst, dass sein einziges Standbein sein Auskommen zu sichern gerade wegbricht.
    Was ich aber in Abrede stelle ist, dass Musiker die einzigen sind, die im Leben Stress haben, und alle anderen eine ruhige Kugel schieben. Nur, weil jemand eine Festanstellung hat und ein gutes Gehalt heißt das nicht, dass er keinen Stress hat. Man bekommt das alles nicht geschenkt. Wer das mal live erleben will sollte bspw mal in ein Krankenhaus in eine Notaufnahme gehen, oder beim Hausarzt mal schauen, was so eine Arzthelferin den ganzen Tag jongliert. Supermarkt, Kassiererin. Die sitzt nicht gemütlich 8 Stunden an der Kasse.etcetc.
    Dafür müsste man seine Ich-fokussierte Welt aber mal verlassen und sich objektiv umsehen (schon mal Bus gefahren? Der Zeitplan ist das eine, die Angst jemanden zu übersehen und plattzufahren viel schlimmer. Das kriegst du aus der Birne nicht mehr raus, auch wenn du nix dafür kannst. Ich kenne das persönlich von ICE-Führern, denen Selbstmörder vor den Zug gesprungen sind).
    Und btw die Zeiten, in denen man mit 16 bei einer Firma anfängt und dann bis 67 einen sicheren Job hat, sind vorbei.
     
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  7. Rick

    Rick Experte

    Das alles ist nicht zu vergleichen, aber darauf wurde ja schon mehrfach hingewiesen.
    Meiner Meinung nach ist auch irgendwie jeder Mensch selbst für die Ruhe und Entspannung in seinem Leben verantwortlich.
    Ich habe Kollegen, die sich über längere Zeit ständig selbst stressen, unter Erfolgsdruck stellen und von morgens bis abends irgendwelchen Terminen hinterherlaufen, die sie freiwillig auf sich geladen haben. Ich habe sie gewarnt, ihnen gesagt, dass ihr Alltag von außen betrachtet sehr ungesund wirkt...
    Mittlerweile war jeder von ihnen schon einmal in der Notaufnahme, einer wegen eines akuten Schwächeanfalls während einer Probe, andere sogar wegen Herzinfarkt...

    Als ich jung war, habe ich mich bekanntlich ebenfalls sehr unter Druck setzen lassen - bis ich gemerkt habe, dass das im Endeffekt nichts bringt und mir vor allem schadet, was auch nicht so toll für mein privates Umfeld war.
    Also habe ich mit dem Blödsinn aufgehört und achte seither auf meine innere Wahrnehmung. So geht es mir gut und ich arbeite ganz aktiv an Ruhe und Entspannung. :)
     
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wo habe ich irgendetwas geschrieben von dem Du sprichst? Wo? Es wäre schön, wenn du dir mal nicht irgendwas ausdenken, einfach bei den Fakten bleiben und Leuten nicht etwas unterstellen würdest, was sie nicht gesagt haben. Das hast du jetzt schon mehrfach gemacht. Kannst du die Schreiber hier nicht auseinanderhalten, liest du überhaupt was Jemand schreibt oder wo liegt dein Problem? Macht es dir Spaß Lügen darüber zu verbreiten was bestimmte Leute gesagt haben?

    Ich kann lesen. Du schreibst ja gerne viel und hast dafür anscheinend die Zeit.
    Und zusätzlich wird es aus deinen Beiträgen und was du erzählst ziemlich klar.


    Das Problem kann nicht von einem einzelnen Privatlehrer gelöst werden, da sich die Politik einen Dreck dafür interessiert was die Instrumentallehrer über die Sache denken, es hat sie die letzten Male nicht interessiert und es wird sie dieses Mal nicht interessieren. Selbst die wenigen Lobbyverbände sind da immer wieder auf Granit gestoßen, Ist ja nicht so, daß nicht versucht wurde mal Einfluss zu bekommen, es war nur kein Interesse da. Und nochmal: Ich bin nicht betroffen, ich bin Privatlehrer.

    Junge, du solltest Kalendersprüche schreiben. Veränderungen müssen nie schlecht sein, nur waren die Bedingungen die letzten Mal für die Honorarkräfte im Musikbereich jedes Mal schlechter als vorher, die Erwartungshaltung der Betroffenen (wozu ich nicht gehöre) ist entsprechend.
     
  9. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Auch Stress kann glücklich machen, wenn es der richtige ist und die Dinge Spaß machen. Im Schnitt kenne ich kaum Musiker, die nicht extrem hart und lange arbeiten.
     
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  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das wäre mein Albtraum. Das sind dann aber oft auch Kandidaten, die nicht wirklich gut als Lehrer sind und den Job nicht ernst nehmen. Ich passe meine Sachen immer den Schülern an und bei jedem Problem wo ich noch keine Lösung sofort weiss, grübel ich solange bis ich neue Wegen und Möglichkeiten finde etwas zu vermitteln oder Probleme zu beheben. Vielleicht ist der Leistungsdruck auch geringer auf dem Land, weil Schüler nicht wirklich die Wahl bei Lehrern haben und dann zur Not auch mit einem suboptimalem Exemplar vorlieb nehmen müssen. Ich hatte Schüler aus dem Umland von Berlin, die bis zu 1,5h Fahrzeit (eine Richtung, also 3h hin und zurück) auf sich für den Unterricht bei mir genommen haben, weil sie mit dem vor Ort bei ihnen extrem unzufrieden waren.


    Ich habe einen Studienkollegen, der geht zusätzlich arbeiten um seinen Musikern mehr Geld für Proben und Auftritte zahlen zu können, weil sie seine Musik spielen und bei Clubmucken zu wenig rumkommt. Das fand ich heftig.
     
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  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    So habe ich es auch oft erlebt. Nicht ausgeschrieben und dann gab es nur einen Bewerber..........
    Da sind dann deine Chancen unter Umständen schlecht, wenn der Kontakt nicht vorhanden ist, der dich informiert.
    Ich habe in Berlin erlebt, daß Anfragen für Auftritte an Studenten über das Institut nie bei den Studenten angekommen sind, sondern von Dozenten oder auch Profs selbst durchgeführt wurden, wenn es lukrativ war.
     
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  12. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Administrator

    Leute, bitte...

    Nach einer Mütze Schlaf kann die Disk heute sicher ruhiger weitergehen – wenn denn nicht eh' schon alles gesagt ist.

    Schönen Sonntag allerseite
    B.
     
    Zuletzt bearbeitet: 21.Juli.2024
    Rick gefällt das.
  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Gerade gesehen
    Die Stadt Rheine hat eine Teilzeitstelle für einen Musiklehrer im Bereich Gesang ausgeschrieben, Teilzeit, fest und unbefristet. Stelle steht bei indeed....
     
    Bereckis gefällt das.
  14. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Aber halt noch nicht von jedem o_O
     
  15. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Administrator

    Wir haben Wetten abgeschlossen, von wem dieser beliebte Spruch wohl als erstes kommen würde.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.Juli.2024
    Bereckis, last, Sohn der Alpen und 3 anderen gefällt das.
  16. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ich wollte euch nicht enttäuschen :rolleyes:
     
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