Englishman in New York - Swingteil

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Perlvatt, 8.November.2024.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ach nein?
    Warum verbringen dann schon Generationen von Kunst-, Literatur-, Musik-, Film- und Schauspielstudenten so viele Stunden mit der „Stilkopie“?

    Falls Kunst von Können käme, wären die 99% Transpiration (durch Transskription zum Beispiel) notwendige Voraussetzung für gelungene 1% Inspiration.

    Aber man kann auch einfach was hinrotzen und es „Kunst“ nennen (und jeden, dem das nicht zusagt, als reaktionär mindestens aber ungebildet oder ignorant denunzieren).

    Nur meine 2 Schekel…
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    als künstlerisches Produkt sicher nicht, als Übung ist das hingegen Gang und Gäbe, auf Hochschulen sogar Pflichtprogramm
     
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  3. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Analysis Paralysis

    Du darfst meine Fragen durchaus beantworten.
    Sonst gehe ich mal davon aus, dass du mir hier eine Aussage bzw Position unterstellst.
    Wo habe ich geschrieben, dass ich transkriptionen für sinn-bzw nutzlos halte (wobei es durchaus welche gibt, die in meinen Augen sehr schlecht sind)?
    Nur, wenn ich dir aufschreibe, wie man eine Brücke baut, dann bekommst ev eine Brücke hin, die wird auch halten (korrekte Rechnung unterstellt), die sieht dann aber wahrscheinlich nicht wie die Golden-Gate oder Brooklyn-bridge aus. Ist es daher sinnlos dir aufzuschreiben, wie man eine Brücke baut?

    Habe ich nicht bestritten.

    Hier ging es nicht um Abwandlungen odrr neuinterpretationen, sondern um das möglichst genaue Reproduzieren. Um das tun zu können muss man die "inflectionen" aber übernehmen. Die stehen aber eben nicht im Transcript...

    Aber mal ein paar Fragen als Interessierter: warum gibt es diesen "swing"-teil überhaupt? Also zum einen, warum der rhythmische Wechsel, warum zu dem Rhythmus und nicht einem anderen (bspw Walzer), und warum gibt man dem sopransaxophon überhaupt einen Teil zur freien Gestaltung?
     
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  4. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Das muss nicht für jeden gelten. Wenn ich erstmal damit beschäftigt wäre, das Solo nach Gehör nachzuspielen, dann wäre ich vom Kopf gelähmt. Da habe ich lieber Noten und kann mich dann auf den Ausdruck konzentrieren.
    Wenn die Intention ist, das Solo nicht zu kopieren, sondern im Stile davon zu improvisieren, kann ebenfalls eine Transkription helfen, um die Art seiner Impro zu verstehen und ggf. zu analysieren.
     
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  5. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Das machst Du ja nicht.
    Du beginnst immer von irgendwas zu schreiben und stellst Dich dann als missverstanden dar.
    Auch ein Konzept, aber nicht eines, auf das ich einzusteigen gewillt bin.
     
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  6. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann die Frage nicht beantworten. Aber ich habe da eine Vermutung. Im Song Starless von King Crimson, eigentlich einer recht gefälligen Ballade, beginnt ab 8.45 (mit langer Vorbereitung davor) etwas, was für nachfolgende Generationen als beina unerschöpfliche Quelle der Inspiration diente. Mit mehreren Rhythmus-/Stillwechsel und - einem Sopransaxophonsolo)). Aber vielleicht ist es nur ein Tufall)
     
  7. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

  8. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Ja sicher, als Übung.

    Um das -Handwerk- zu erlernen, um sich auszuprobieren.

    Da kochen zwangsläufig alle nur mit Wasser bzw. mit Ölfarben und Pinsel. ;)

    Aber niemand würde ernsthaft fragen:

    "Welches Material muss ich benutzen, damit meine Bilder aussehen,
    wie z.B. die von Neo Rauch ?"

    Oder auf unserem Gebiet, ....
    Uns allen stehen nur eine Handvoll Töne zur Verfügung.

    Damit üben alle, spielen alle.

    Aber nur Einige stoßen Türen auf, werden stilprägend.

    Das waren nicht die, die danach strebten:
    "Ich möchte klingen wie ....."

    VG
     
  9. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Wie viele derer, die neue Türen audstießen, haben zunächst mit dem Kopieren angefangen?
    Wie viele haben das erst gar nicht begonnen und sind direkt bei ihrem eigenen Stil gelandet?

    Grüße
    Roland
     
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  10. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Niemand kreiert im Vakuum. Ich verstehe auch nicht wieso die intensive Auseinandersetzung mit Vorbildern etwas negatives sein soll.

    Charlie Parker lernte alle Lester Young Soli. Lee Konitz lernte von beiden.
    Früher Dexter Gordon klingt sehr nach Lester Young. Früher Coltrane am Tenor sehr wie Dexter. Sonny Rollins kopierte ua Bird und Hawkins.
    Brecker wäre ohne Coltrane und Henderson undenkbar. Mark Turner klang zu Studienzeiten Mal wie Coltrane, dann wie Henderson, dann wie Marsh.

    Die ganze cool School wäre ohne Lester Young undenkbar (Cohn, Sims, Getz, Kamuca, Perkins...) ohne Hawkins kein Byas, kein Thompson und in weiterer Folge kein Golson.

    ...und und und

    Es ist doch großartig aus diesem Schlaraffenland an großartigen Musikern Inspiration zu ziehen, von ihnen die Sprache zu lernen und die eigene Sprache und den eigenen Sound in Auseinandersetzung mit Ihnen zu finden. Die oben genannten waren sich nicht zu schade dafür und, ich wiederhole mich: Niemand kreiert im Vakuum.
     
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  11. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    So etwas ähnliches habe ich mich schon beim ersten Album von Sting mit der Besetzung ("Dream of the Blue Turtles") beim Titelsong gleichen Namens gefragt:



    Man höre sich im Abspann das Lachen der Band (wahrscheinlich ohne Sting) an. Die hatten einfach Spaß an diesem musikalischen Kostümfest. Erst aus einem 4/4 durch Pausen und vorgezogene Noten einen 7/8 zu zaubern und anschließend in einen Modern Jazz Uptempo Swing auszubrechen, um schließlich wieder in die Anfangsformel zurückzukehren: großer Spaß, wenn man's kann.
    Noten hier:

    https://www.sheetmusicdirect.com/de-DE/se/ID_No/1438113/Product.aspx

    Wer sich die1987er Newport-Aufnahmen eines frühen Branford Marsalis mit Kenny Kirkland-piano, Delbert Felix - bass und Lewis Nash - drums anhört, weiß, woher die Musiker kommen und wo sie sich zuhause fühlen.



    Stings Kompositionen waren ja überwiegend binär oder straight, und es wird die Jungs im Studio mächtig in den Fingern gejuckt und so manchen Ausflug weg vom Sting'schen Idiom gegeben haben. Daher könnte Sting für die Swing-Ausflüge grünes Licht gegeben oder sie sogar geplant haben. Wer ihn trifft, kann ihn ja fragen. Beide Songs (The Dream of the Blue Turtles und Englishman in New York) weisen Sting als alleinigen Songwriter aus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt....
    Im Film "Bring On the Night" merkt man ja in den Interviews mit den Bandmitglieder, dass es schon etwas Gerangel um "Geld und Gema (bzw. ASCAP)" gab.
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Du beantwortest meine Fragen ja auch nicht.

    Dass ich grundsätzlich gegen transcripte bin, ist eine unterstellung. Sonst zeige mir in diesem Thread, wo ich behauptet habe, transcripte sind pauschal nutzlos (nicht mal für mich, der viel nach Gehör spielt.... Ich halte mich nur nicht sklavisch an das, was da aufgeschrieben wurde, weil mir gewisse Aspekte fehlen, daher für mich eher Hilfsmittel. Genau so habe ich es ausgedrückt).
    Ich meine nur, dass die rein theoretische Herangehensweise an eine Interpretation mit dem Ziel, diese exakt zu reproduzieren, ev nicht zielführend ist. Für mich so, als würde ich die Mona Lisa auf einen Photokopierer legen. Selbst, wenn ich jetzt eine original Leinwand, original Farben, vielleicht sogar gleiche Pinsel und Mahltechnik benutze, mir die Eigenschaften der kunstepoche im Allgemeinen und diesem Bild im Speziellen erklären lasse, wird man es als Kopie erkennen. Sollte man den Versuch deshalb lassen? Ist das Ergebnis eines solchen Versuchs deshalb schlecht? Gibt es ev andere Herangehensweisen als die genannte?
    Hier gab es 2 Probleme, Tempo und Betonung innerhalb des Swingteils.
    Tempo: langsam (zu langsam) anfangen, ggf vereinfachen, Tempo und Komplexität durch Üben steigern.
    Betonung: entweder nach Lehrbuch lernen, oder Zuhören und versuchen das Gehörte zu reproduzieren. Das "entweder" funktioniert bei mir nicht oder nur sehr eingeschränkt, weder beim Sprachen lernen noch in der Musik.
     
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  13. Rick

    Rick Experte

    Für mich fügt er sich organisch in den Song.
    Mehr irritiert mich der nachfolgende "Krach-Bumm"-Teil, der völlig unpassend den eher lockeren Rhythmus unterbricht.

    Weil es von Branford Marsalis gespielt wird.
    Wenn du so einen ansonsten völlig unterforderten Crack dabei hast, dann MUSST du ihm Teile zur freien Entfaltung geben!

    Doch, ist sie durchaus, denn das gehört zu den ikonischen Solos, die viele Hörer im Ohr haben und bei dem Song irgendwie erwarten.
    Bei diesen Saxofon-Parts mache ich es gerne so, dass ich den Anfang und vielleicht noch ein, zwei ganz einprägsame Zitate daraus spiele und ansonsten meine eigenen Sachen mache.
    So haben die Zuhörer ihre Wiedererkennungseffekte und freuen sich darüber. :)
     
  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Sorry, verstehe ich jetzt nicht.
    Ich spreche von exakter reproduktion einer fremden Interpretation auf rein theoretischer Basis, du von eigenen Kreationen auf Basis einer fremden Interpretation. Das sind aber zwei verschiedene Dinge, oder?
     
  15. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Und ich rede vom Imitieren und Kopieren zu Lernzwecken.

    Ich glaub es war Clark Terry der "Imitate - Assimilate - Innovate" formuliert hat.
     
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  16. Rick

    Rick Experte

    Interpretation ist hier ein unpassender Begriff, denn bei dem Solo geht es um eine kreative Leistung von Branford Marsalis, die man dann so gut wie möglich nachempfindet.

    Klar, wenn ich als Jazzer etwas "nachspiele", dann grundsätzlich mit eigenem kreativem Anteil. Nicht nur zum eigenen Spaß, das wird sogar von allen erwartet, Mitspieler wie Publikum.
     
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  17. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

    Genau richtig lieber Rick,

    als fortgeschrittener Zuhörer war ich in einem schönen kleinen Konzert einer Sting Cover Band.
    Dann wird Englishman in NY gespielt. Da lauscht man ganz gespannt, was der Saxspieler draus macht.
    Schön im Ton, gut abgemischt ( nicht zu leise !!!), nahe am Original Solo und trotzdem mit eigenem Einfluss.
    100 Punkte, ich war begeistert.
    Noch Besser: Sting hatte letztes Jahr einen ganz jungen (16 Jahre) Hart Player dabei.
    Den Swingteil deutlich kürzer und ganz anders Interpretiert, aber auch das war erste Sahne.

    Andererseits war ich auch schon auf einem Dire-Straits Cover Konzert.
    Der Lead Gitarrist war schon sehr gut, aber die letzten 10% um die Solos zu spielen fehlen Ihm.
    Schade, aber das kam dann etwas hölzern rüber, weil Mann die Solos irgendwie im Ohr hat...

    VG. Lothar
     
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  18. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Soo, .... jetzt haben wir's doch !

    In diese Richtung waren meine Einwürfe gemeint.

    Betonung auf Innovate .... und alles wird gut .:)

    Genau:
    "Jazz and rock and roll will never die"

    VG
     
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  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Jazz ist nicht tot. Er riecht nur etwas streng…
    Rock&Roll ist ziemlich tot - da gibt es seit Elvis - was sag‘ ich? Peter Kraus! - kaum Innovation.

    Was würde @bthebob jetzt schreiben?

    :D
     
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  20. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    "Rust never sleeps" :D
     
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