Online zusammen üben

Dieses Thema im Forum "Home- und Live-Recording, Tontechnik" wurde erstellt von cwegy, 18.November.2024.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich hab interessehalber nochmal nachgerechnet und offenbar oben etwas übertrieben. :)
    Die typische Bühnengröße für ein Sinfonieorchester wird mit 10x20 m angegeben.
    20 m entspricht bei einer Schallgeschwindigkeit von 330 m/s einem Versatz von 61 ms.
    Das ist bei Tempo 200 ein bisschen weniger als eine sechzehntel Note.
    Ich finde das fast unglaublich, dass das überhaupt noch so gut funktioniert, erklärt aber auch, warum die meisten Hörer bei Konzertsälen Nachhallzeiten von 2 s als optimal empfinden. Für mehr Auflösung reicht die Schärfe des akustischen Bildes nicht.

    Ihr könnt also getrost sagen, dass alle Latenzen unter 61 ms supra-sinfonisch sind! Und wenn man aus den Zahlen oben eine Formel machen kann, müsst ihr nur nen Hall drauf packen mit einer Dauer von ca. 30 Latenzen. Also 20 ms Latenz—> 600 ms Hall. Das sollte sich dann korrekt anfühlen! ;)
     
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  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Was meinst du damit?

    Wenn ich in einem Saal sitze und einer Band zuhöre interessiert mich m.E. weniger die Gesamtlaufzeit des schalls von der Bühne bis zu mir, sonder der Laufzeitunterschied zwischen dem nächsten und entferntesten Musiker.
    Wenn ich in einer Band mitspiele höre ich eher auf meine Nachbarn als auf die gesamte Band. Gerade in meiner früheren Blaskapelle wäre das im Chaos gelandet, weil wenn wir marschierten war der Zug deutlich länger als 20m. Da schaust du vorne auf den taktgeber und spielst in einer lokalen Blase.
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Und auf wen hört der?
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Auf mich
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich meine damit, das Latenzen innerhalb des Orchesters (unabhängig vom Publikum) in der Größenordnung von 32tel bis 16tel Noten bestehen, was für einen zu späten Einsatz nicht wenig oder mit anderen Worten klar daneben ist. Spielt eine Funkband im Club mit solchen Verzögerungen, gehen alle nach Hause.
    Die relativ lange Nachhallzeit, in in Konzerthäusern als gut empfunden wird, bügelt diese Unschärfe aus und wird vielleicht deshalb als gut empfunden. In der Oper empfindet man übrigens kürzere Nachhallzeiten als besser, im Theater noch kürzere. Das hat mit Sprachverständlichkeit zu tun. (In Kirchen übrigens deutlich längere, da ist die Sprachverständlichkeit in der Tradition wohl anders bewertet worden).
    Diese “Tightness” der Band (oder deren Fehlen) entspricht in meiner Metapher der Schärfe des Bildes, die Kürze des Nachhalls entspricht der Auflösung des Wiedergabesystems, z.B. Print oder Monitor. Da der Input unscharf ist (Latenz) muss der Output eine gewisse Unschärfe haben (Nachhall), sonst klingt es schlecht.

    Wenn der erste Geiger auf den Pauker hört, der 10 Meter weiter hinten sitzt, ist er schon 30 ms verspätet. Es sei denn der Pauker spielt vor dem Beat (Edit: spielt er präzise nach dem Stock, ist er trotzdem spät für das Publikum).
    Wenn jetzt sogar der Pauker auf den ersten Geiger hörte, käme er auch 30 ms zu spät, im Zuschauerraum wären es aber schon 60 ms, da sein Schall ja erst mal zurück und am Geiger vorbei muss.
    Darum klingen marschierende Blaskapellen so, wie sie klingen. Man kann es nur ertragen, wenn die Instrumente unmittelbar vorbeiziehen, man die jeweilige Blase miterlebt. Bist du 500 m entfernt, hörst du Brei.
     
    Zuletzt bearbeitet: 21.November.2024
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Und wer von euch beiden hält Kontakt zur Außenwelt?

    Ich bin immer froh, wenn unser Schlagzeuger nicht zur Orchesterprobe kommt. Da merkt man schnell, wer auf wen hört und wo es hapert, an rhythmischer Eigeninitiative. Ohne Schlagzeuger merkt das Orchester recht schnell, dass es besser zu einem Körper zusammenwachsen muss.

    Wenn sich einer an den anderen hängt, ist der eine schon zu spät.

    Wenn die Bühne sehr breit ist, wird es bei uns schwierig mit der Latenz. Besonders, "wenn der Chor noch auftritt" und das Schlagzeug nicht in der Mitte der Band stehen darf. Es helfen aber das Auge und mehr Körpereinsatz beim Spiel, auf dass die Truppe zusammen tanzt.
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Beide, mit dem taktgeber vorn. Dafür gibt's den ja. Nennt sich Dirigent oder Stabführer oder Kapellmeister o.... Wenn Spieler, die 20m auseinander sitzen, eben NICHT auf die dicke Trumm hören, sondern auf die Zeichen des "Kommandanten" vorn, sollte das mit der Latenz eher kein Problem sein.

    Zu online: gibt es zoom als reines meetingtool überhaupt noch?
     
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  8. scenarnick

    scenarnick Admin Mod

    Oh ja - sehr verbreitet.
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Genau, weil es optisch besser klappt als akustisch.
     
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  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Eine Ergänzung: sind die Drums hinten in der Mitte, und alle hören auf die Drums, dann schwimmen sie in deren Klangwelle mit und für den Zuschauerraum passt es einigermaßen zusammen. Der Drummer darf halt keinesfalls auf die anderen hören! :D
    Deshalb sitzt der Drummer wohl hinten.
    Schlimm wird es unter Umständen beim Duett von Harfe und Kontrabass, Geige und Posaune, etc.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Na ja, wäre auch nicht so dolle, wenn die Pauke vorne stünde, wo sie dann erst in Takt 256 ihren ersten Einsatz hat (-:
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Erzähl das mal Tito Puente! Kommt aber auch schon vor Takt 254!
     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Der hat keine Pauke.

    Aber zurück zum topic.
     
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  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ach komm, zählt doch.
    Na gut.
     
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  15. Sax Ralf

    Sax Ralf Ist fast schon zuhause hier

    Moin, moin

    Ich komme ja von der Gebrauchsblasmusik darum nur so ganz kurz nebenbei!!!!
    Beim Marschieren marschiert man und glaubt mir wenn das Leute immer wieder zusammen machen hat diese Gruppe irgendwann ihr Tempo, ihren Tritt, und den ziehen die meist, vermutlich unbewußt, auch durch. Egal ob Samba oder Stab schwingen- und schmeißender Tambourmajor im normal Fall sitzt das gruppengebildete Tempo komme was da wolle.
    Das aufeinander hören ist eh fast sinnlos, jeder der mal in einem längeren Zug marschiert ist und zwischen den Häuserzeilen links und rechts auf die Kreuzung gekommen ist oder wie hier oft auf dem Land nach dem Abbiegen auf einmal Gegenwind hat weiß das das Hören bei solchen Sachen unmöglich verläßlich ist. Der gewohnte Schritt schon!

    Gerade vor kurzen habe ich zufällig einen ehemaligen Kollegen getroffen der auch viel als Aushilfe unterwegs war. Bei der Erinnerungsschwelgerei viel auf einmal die Frage: "sag mal gibt es die Renner eigentlich noch?" Dieser Verein heißt nicht wirklich so, aber durch das überdurchschnittliche Marschtempo das die üblicherweise drauf haben hat sich der Name bei Gastmusikern festgesetzt. :)

    Und nun weiter mit dem Technikzeugs!
    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt bearbeitet: 21.November.2024
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  16. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Und warum übt dir das alles online?
     
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  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Inline, bei der marschierenden Truppe.
    :)

    Hast schon recht. Man denkt nur oft, dass die Latenz ein neues Problem der A/D-D/A-Wandlung und der dazwischengeschalteten elektronischen Purzelbäume ist, obwohl sie uns im analogen Musikerleben stets begleitet und eher selten thematisiert wird.
    Deshalb das Side-Topic…
     
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  18. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Ich fand den Ausflug auch interessant und hab da vorher nie drüber nachgedacht. Neulich berichtete mir ein befreundeter Bassist, dass er jetzt in einen Bigband öfter aushelfe und sich beklagte, was für ein schlechtes Timing die Bläser doch haben, ich habe ihm das mit vielleicht schlechter Ansprache der Rohrblattfraktion in den tiefen Tönen erklärt, dass da evtl. Latenz eine Rolle spielt, wobei ich nicht weiß, wie diese Bigband aufgebaut ist, da wär ich nie drauf gekommen. Und natürlich gibt es hier kein menschliches Versagen, Timing und Rhythmus üben ja alle Bläser genug :D

    Apropos Üben!!

    Wenn jemand nochmal Lust hat auszuprobieren, wie das ist, sich einfach online mal zu sehen und gemeinsam zu Üben, bitte PN an mich. :)
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ja eben.
    Wenn also klar ist, dass der Dirigent den takt angibt, dann spielt Latenz eher keine Rolle mehr. Nur, wenn man auf den schlagzeuger hört....
     
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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Das stimmt. Haben aber nicht alle einen Dirigenten. Deshalb schlug ich vor, mehr zu tanzen, was ein bisschen den Effekt des Marschierens hat.
     
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