Jazz oder nicht Jazz?

Hab diese Dame grade (Schande über mich) via Qobuz kennengelernt.
Super Vintage-Stimme, gute Musikerin.

Hab ein paar Platten durchgehört und bin dann auf ein Video von Adam Neely über sie und die Thematik gestoßen.

Mal ein paar Beispiele, worum es geht:







Hier das Video von Adam Neely und die (wie ich finde) interessante Thematik:

 

Ein gewisser Miles Davis hat auf den Einwand eines Journalisten, das was er da spiele, sei doch kein Jazz, äusserst ungehalten reagiert.
Er mache einfach Musik.

Und was ist schon Jazz?

Wenn Jazz improvisierte Musik auf Basis und wenigstens in Fortsetzung der afroamerikanischen Musizierpraxis des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit starker rhythmischer Betonung und ab den 1940ern harmonischer Komplexität wäre, ist das vielleicht kein Jazz.

Wenn Jazz ein Vehikel zum politischen und gesellschaftlichen Diskurs entlang der Demaraktionslinie schwarz/weiss in den USA wäre, ist das ganz sicher kein Jazz.

Wenn Jazz so etwas wie der Versuch ist, sich durch Anleihen bei anderen Kulturen und Musizierpraktiken in neue oder auch nur ungewöhnliche Bereiche zu entwickeln, um die Ausdrucksmöglichkeiten von Musikern zu erweitern (und das Zuhörern sogar gelegentlich gefallen darf) ist es vielleicht schon Jazz.

Nein, ich habe mir jetzt noch nicht alles angeschaut und auch das Neely-Video nicht gesehen (Neely ist mir fast immer zu lang und meistens zu nerdy).

 

Interessant! Kannte bisher weder diese Dame noch Herrn Neely.
Aber ich glaube er hat recht - das ist Pop mit Jazz Vokabular. Wenns den Kids gefällt kein Problem, soll mir recht sein.
Samantha Joy gefällt mir persönlich besser

 

Die Debatte, ob etwas Jazz ist oder nicht, ist schon zu oft geführt worden, um noch interessant zu sein. Schublade A oder B, was soll's? Zu Laufey selbst: Ich finde ihre Sachen nett, aber letztlich epigonal. Zu aufregendem Jazz gehört meiner Meinung nach auch immer eine Portion Improvisations-, Innovations- und Pioniergeist. Wenn Laufey ein junges Publikum an die (zur damaligen Zeit hochinnovativen) Originale heranführt, hat sie dennoch ein gutes Werk getan.

 

Adam führt im Video einige Argumente an, warum es trotzdem interessant ist, darüber zu diskutieren.
Es hat einfach für die Konsequenzen, die in der tatsächlichen Tradition musizieren (sage ich ganz wertfrei).

 

Wiener Schnitzel oder Schnitzel Wiener Art?
Was solls. Hauptsache es schmeckt!
Michael Buble, Nora Jones oder gar Frank Sinatra. Ist das Jazz oder hört sich das nur so an?
Eigentlich egal. Hauptsache es gefällt und findet seinen Markt.

 

Ich kannte sie auch nicht und freue mich über den Fund! Wenn ich die poppigen Videos nicht ansehe, dann höre ich Jazz. Mehr Jazz als z.B. manche West Coast Jazz Stücke der 60er, die nah am Pop der Zeit und trotzdem gut sind.
Ich mag die Videos aber trotzdem ansehen, sie spricht mich sehr an und macht den Brückenschlag von alt und neu unglaublich lässig!

Ob Sinatra, Nora Jones, Buble und viele andere Jazz sind, Nana Mouskouri wenn sie mit Quincy Jones spielt, Astrud Gilberto (vor während oder nach der Affäre mit Getz)?

Halte ich auch nicht für so entscheidend.

Und Neely? Solche Fragen sind Bumerangs, die immer auf den Fragenden und seine Intention zurückfallen. Was ist der Nutzen, in seinem YouTube-Kanal das öffentlich zu fragen und ihr den Musikstil streitig zu machen, den sie nun mal spielt, und zwar nicht so schlecht?

Ja, genau, er reitet ihre Welle für seine Klicks. Denn ist es nicht in Wirklichkeit so: Who the fuck is Neely?
Die Doktorarbeit darüber, was Jazz ist, kauf ich ihm nicht ab. Die alte Frage, ob die Akademisierung des Jazz bei seiner Alma Mater Berkley in der echten Tradition ist, oder ob Jazz eigentlich traditionell populäre Musik mit vorwiegend gehörter Weitergabe war, müsste er bei seinen Ausführungen unbedingt mit analysieren, wenn er fragt was Jazz ist und wie er sich wandelt, wandeln kann.
Unterm Strich ist es bei ihm kein Jazz, weil es nicht riecht. Wenn immer ein Jazzer erklärt, wer sich nicht so nennen darf, habe ich ein Bedürfnis, die Musik die ich spiele, nicht mehr Jazz zu nennen.

Wie hat sich diese Kultur nur gewandelt. Mich ärgert es, ihm heute einen Klick gegeben zu haben.

 

@Analysis Paralysis

Danke für‘s teilen. Kannte Laufey noch nicht. Finde sie grossartig!

Ob es Jazz ist oder nicht….who cares?

Wer ist Neely????

BTW: Für mich ist es Jazz.

CzG

Dreas

 

Ist Caterina Valente Jazz … Dibidibidipp…?

Spoiler: JazzNotJazz

 

oder Nana Mouskouri ?



Oder , gleich beim Blick auf dem Produzenten :
Ist Quincy Jones Jazz ?

 

Oder Lady Gaga?





CzG

Dreas

 

Es ist immer eine Frage der Authenzität. Wenn ich ein Streichquartett im Stil der Wiener Klassik komponiere kann es perfekt dem Stil entsprechen, aber es ist nicht authentisch. Da bringt es wenig, die Harmonien zu analysieren, die stimmen, aber es entspricht nicht der Epoche. So ist es auch mit Jazz: wenn jemand ein Stück im Stil der 30iger oder 40iger Jahre spielt, kann es stimmig sein, aber es ist nicht authentisch. Jazz im 20. Jahr des 21. Jahrhunderts wird ein anderer sein, als im 20. Jahrhundert, weil es eine andere Zeit ist. Aber welches Etikett ich drauf klebe und in welche Schublade ich es stecke ist eigentlich egal. Letztlich ist es Pop was die junge Dame macht, mit den Stilmitteln des Jazz des vergangenen Jahrhunderts. Aber mir gefällt es, egal was die Jazzpolizei sagt.

 

Authentisch ja.
"Historisch" zeitgenössisch nein.

 

Wie gesagt, es wäre schön, sich das Video von Adam Neely anzusehen.
Ich will nicht für ihn Partei ergreifen, warum auch, er denkt auch nur öffentlich nach und wertet kaum.
"Ist doch egal ob es Jazz ist oder nicht" greift mir in jedem Fall zu kurz.
Zumindestens finde ich es recht cringe (haha!), wenn 5000 junge Menschen, die nichts mit Jazz am Hut haben, bei der Ansage von "Misty" (in einer IMHO sehr müden Version) kreischen.

Wenn Elemente, die den Jazz eben ausmachen (und die über das Musikalische weit hinausgehen) fehlen, wo ist dann der große Verdienst,, "Jazz" den jungen Menschen nähergebracht zu haben?

Oder anders ausgedrückt: Merkt der Gast nach dem 50. Besuch im Lokal, wo viel Geschmacksverstärker in der Fertigsoße ist beim 51. Mal, dass der Patron im anderen Lokal die Soßen selbst macht? Und vor allem: Schmeckt die dann?

 

Was bedeuter für dich den "authentisch"?
Hier geht es um Stil und nicht um Zeit. Max Raabe bspw macht für mich sehr authentische Musik im Stil der 20iger und 30iger, auch wenn er diese zu einer anderen Zeit singt.

Mir persönlich ist die Schublade vollig egal geworden, in die Musik versucht wird zu stecken. Ich habe nur noch 2, gefällt mir oder gefällt mir nicht. Ähnlich wie bei Wein, Whisky, Rum....

 

Eine schöne Stimme hat die Loowie, aber der Rest ist mir zu glatt (produziert)
Wenn man nach Neelys Vorgaben geht, ist es kein Jazz, guckt euch da mal ihr „Santa Baby“ an, da jazzt es Null.

ABER, es ist mir auch egal, ich bin nicht ihre Zielgruppe und wenn wenn sie mit ihrer Musik junge Leute zum Jazz bringt, umso besser. Mich hat damals auch Miles Davis mit Tutu zum Jazz gebracht, wo viele „Fachleute“ schon geschrien haben, dass das kein Jazz mehr sei.

Es gibt Musik die mich packt, wenn es Jazz ist umso besser und es gibt Musik, die mich überhaupt nicht berührt, da nützt auch keine „Genrezuteilung“.

 

Welche Elemente meinst Du?

 

Jetzt reden wir aber doch über beide Arten von Musik? Oder nicht?

 

Swing
Blues
Improvisation

Wie der Adam (er zitiert da nur) im Video aufzählt. Aber sieh es Dir an, das was ich geschrieben habe ich viel zu oberflächlich.

 

Wieso sind eigentlich diese Schubladen, Jazz, Klassik, Pop, Rock, Blues, etc., wichtig? Und für wen?

CzG

Dreas