Jazz oder nicht Jazz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Analysis Paralysis, 7.Dezember.2024.

  1. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Da mag ich nicht zustimmen, das wäre mir als Bezeichnung zu einfach. Ich glaube Sie legt sich nicht fest und lässt sich von vielen Stilen beeinflussen bzw. kopiert diese komplett sogar und mischt da viele Dinge auch. Das einfach als Pop abzutun wird nicht funktionieren.
     
  2. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ja aber Jazz ist nicht immer nur aufregender Jazz, siehe viele Aufnahmen von Chet Baker.
    Das finde ich auch.
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  3. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das macht für einen Moslem einen grossen Unterschied. :)
     
    giuseppe, quax, visir und 3 anderen gefällt das.
  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Man hört bei Gaga mit Bennett sehr gut, wer wirklich swingt und wer eher nach Musical klingt. Singen beide gut? Ja aber vom Groove bei Jazz hätte sie noch viel von Bennett lernen können (wenn bei der letzten Platte die Demenzerkrankung von Bennett nicht schon zu fortgeschritten gewesen wäre).
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  5. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Man kann durchaus authentisch komponieren und spielen. Ist aber ein gewisser Arbeitsaufwand. Wenn ich in bestimmten Bands die Swing der 20er Jahre aufführen spiele, muss ich mein Spiel komplett verändern und anpassen, weil es sonst stilistisch nicht passt. Dafür muss man aber natürlich wissen was man tut und was nötig ist.
     
    Rick, quax und Dreas gefällt das.
  6. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    „Nach Abruf-Zahlen des Streaming-Anbieters Spotify stellte Laufeys Album "Bewitched" (2023) einen neuen Rekord für das beste Debüt eines Jazzalbums in der Geschichte von Spotify auf.[4]
    Wikipedia

    CzG

    Dreas
     
    Rick gefällt das.
  7. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Die Frage welche Elemente da den Jazz jetzt wirklich genau ausmachen sind schwer zu beantworten. Die alten Irving Berlin Musicals (und andere Komponisten) hatten damals live wenig bis keinen Spielraum für Improvisationen von den Instrumentalisten oder zur Interaktion, da das Stück ein Teil war die Handlung voranzutreiben oder den emotionalen Zustand eines Charakters darzustellen. Ist es deswegen dann kein Jazz? Ist die Improvisation verpflichtend damit es Jazz ist? Ist der Swing bei jedem Titel ein Muss damit es Jazz ist? Damit fliegt halt ein grosser Teil des Jazz-Fusion Zeugs raus.
    Neely ist auch nicht ganz fair, er vergleicht an einer Stelle 2 verschiedene Arrangements eines Stücks um zu zeigen, daß die Laufey nicht swingt. Aber natürlich swingt sie nicht, wenn der Titel als Bossa arrangiert ist und nicht als Swingtitel. Das macht doch Keiner, der seinen Verstand zusammen hat und Bescheid weiss.
    Bedient Laufey Jazzelemente und hat die Musik ausgecheckt? Davon können wir ausgehen. Bedient sie den Bereich mit Improvisation? Nicht in den Aufnahmen, die ich bis jetzt gehört habe (was aber nicht viel ist).

    Das Thema ist eh schwierig. War Stings "Dream of the Blue Turtle" ein Jazzalbum, obwohl es als solches Preise gewonnen hat und Sting selber sagt: " Es ist kein Jazzalbum."? Ist Norah Jones Jazz?

    Bossa Nova ist auch kein Jazz, also sollte man Titel in der Stilistik auch nicht benutzen um Jemanden zu beurteilen, ob er Jazz macht oder nicht.

    Ich frage mich bei der Konzertaufnahme in punkto Misty nur, ob die Zuhörer überhaupt wussten was Misty ist oder nicht bei jedem Songtitel so geschrien hätten.

    Bei Chet Baker scheiden sich auch immer wieder die Geister, wenn es um seine Gesangsaufnahmen geht.

    Ich persönlich bin da auch nicht bei Marsalis, für mich sind die 3 Punkte: Swing, Improvisation und der Blues nicht allein immer ausschlaggebend dafür ob es für mich jazz ist.
    Die Übergänge sind eh mittlerweile fliessend, ist es noch jazzig oder schon Jazz?
    Und was ist wirklich Jazz?

    wie hat mir mal ein Zuhörer nach einem Konzert mit American Songbooktiteln erklärt: es wäre ja sehr schade gewesen daß wir keinen Jazz gespielt hätten, denn alles nach Dixieland wäre ja kein Jazz mehr............

    Vielleicht sind wir an dem Punkt wo es sich alles nicht mehr so einfach einsortieren lässt.
    Kann man jetzt gut oder doof finden.
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Die können für dich bei der Abrechnung als Komponist relevant sein bei der GEMA. Mit Klassik sieht die Vergütung deutlich besser aus.
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich höre keine Popmusik und wenig Jazz bei Laufey. Ich würde es Musik aus gutem Hause nennen. Das kommt raus, wenn man alles richtig macht und auch die Möglichkeiten hat, alles richtigzumachen. Bezahlen muss sie ihr genreübergreifendes Können mit einer Portion Beliebigkeit.

    Auch das Genre würde ich als beliebig bezeichnen. Laufey beherrscht, was sie spielt und das meine ich durchaus negativ.
     
    Rick, giuseppe, quax und einer weiteren Person gefällt das.
  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Für mich sind Personen nicht Jazz, sondern für mich stellt sich die Frage, ob die Musik, die sie machen es ist oder nicht. Und bei dem einen Titel kann es eher der Fall sein und bei dem anderen weniger.

    Können die beiden Jazz singen? Ja. Ist Frau Gaga im Vergleich zu anderen eine genauso gute Jazzsängerin wie die grossen des Jazz? Für mich nein, weil ihr Swing für mich weniger groovt als von Bennett, Fitzgerald, Saragh Vaughn etc. etc. Trotzdem singt sie Jazz nicht wirklich schlecht, nur swingt es halt eher wie bei Vielen, die Musical studiert haben.
    Das ändert nichts daran, daß sie eine gute Sängerin ist aber dieses Gefühl für Swing fehlt mir bei ihr im Vergleich zu den genannten. Im Gegenzug mag ich bezweifeln daß eine Ella Fitzgerald die Popsachen von Gaga so hinlegen könnte wie Gaga.
    Daß Gaga gut im Improvisieren ist, durfte ich im französischen Fernsehen erleben, wo sie mich beeindruckt hat wie sie mit ein paar Wörtern vom Publikum live am Klavier sich einen Song ausdenkt.

    Bei Laufey, die hat sich ganz bestimmte Vorbilder rausgesucht und bedient diese sehr sicher. Könnte sie ein Konzert liefern wo traditionell auch viel improvisiert wird? Das kann ich nicht beurteilen, denn dafür habe ich zu wenig von ihr bis jetzt gehört.
    Zumindest ist klar, daß ihre Vorbilder stimmlich nicht bei einer Ella liegen, was auch ok ist für mich.

    Ich würde mir zumindest mit den wenigen Aufnahmen in punkto Laufey kein Urteil erlauben wollen.
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  11. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Er redet nicht von der "ternären Phrasierung". Sagt er auch vorher im Video. Wie ich diesen Ausdruck hasse. Aber Du weißt sicher, was ich meine.
    Er meint, dass da kein Spielen mit dem Timing ist, sondern einfach alles abletonmäßig rüberkommt.
    So verstehe ich es zumindestens.
     
    Rick gefällt das.
  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ganz dünnes Eis denke ich. Sinatra hat keinen Jazz gesungen?
    Da waren sämtliche Dozenten und der Dekan bei mir an der Uni anderer Meinung. Uns wurde als Instrumentalisten sogar immer Sinatra für sein Gefühl für Timing empfohlen.
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  13. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    So habe ich ihn nicht vestanden. Sie singt sehr glatt aber das ist eine Frage der Stilistik und sie scheint da eine sehr genaue Idee davon zu haben, wie es klingen soll und auf welche Musik sie sich bezieht. Groovt das wie Ella? Nein, auf keinen Fall, macht Baker auch nicht. Aber nicht alle Sänger haben so ein Gefühl für Time (wobei die Aufnahmen von Ella über Bossa Nova sind schlimm, wirklich schlimm in meinen Augen was Groove angeht).
    Könnte Laufey anders? Das können wir nicht sagen, weil wir es nicht wissen. Spannend wäre es sie wirklich mal im Rahmen einer Session mit ihren Kollegen zu hören.
    Ich verstehe worauf Neely hinaus will aber es fasst mir zu kurz und das Material das er nutzt ist dafür nicht wirklich brauchbar, weil es zu gewählt wirkt. Die Diskussion ist halt nicht neu und hatten wir schon bei Katie Melua, Nora Jones etc....
    Wenn Jemand fragt ist das Jazz und dann Bossy Nova Beispiele auspackt ist das so als wenn ich frage ist das Hochkultur der Literatur und dann Comics zur Hand als Vergleich von Jemandem nehme und nicht die Romane. Das funktioniert so nicht und fühlt sich trotzdem dann für mich zu gezielt nach einer Form von Diss an. Dabei zeigt Neely doch beeindruckend von wem und welcher Stilistik sie sich beeinflussen lässt und die sie anscheinend gut ausgecheckt hat.
    Ich finde die Diskussion von ihm nicht schlecht von der Idee her aber nicht so auf die Art. Die Frage ist ob das heute noch wichtig ist in Zeiten wo Katie Melua unter Jazz gerne mal eingeordnet wird (wo sie keiner findet im Plattenladen)?
    Sind es wirklich die 3 Elemente die so relevant sind als Definition allein?
     
    Rick, giuseppe und Dreas gefällt das.
  14. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Latin ist Latin und Afrokubanisch, Samba, Tango und Bossa Nova fällt unter Latin.
     
    Rick und Dreas gefällt das.
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Henderson swingt also nicht, wenn er Recorda Me spielt? Oder Blue Bossa?
    Ich finde schon - auch, wenn da nicht „Swing“ drübersteht und Musescore oder Finale deshalb „ternäre“ Achtel spielen.

    Wie du schon über Frau Gaga schreibst:
    Da fehlt mir halt immer ein Groschen an der Mark, wenn es als Jazz verkauft wird.

    Völlig ohne Zweifel ist Frau Gaga eine sehr versierte Musikerin. Ob Ella Fitzgerald deswegen 2010er Dancepop singen können hätte müssen, um gegen sie zu bestehen, weiß ich gerade nicht.
     
    Rick gefällt das.
  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Das ist Marketingblabla, nicht mehr und nicht weniger. Die hat die Stilistiken sehr genau ausgecheckt, sondern würde sie es so nicht bedienen und kopieren können. Neely zeigt doch auch schön worauf sie sich stilistisch konzentriert hat und beeinflussen hat lassen.
     
    Rick gefällt das.
  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ja klar hat sie ihre Musik genau ausgecheckt. Niemand hat behauptet, Laufey hätte ihr Handwerk nicht im Griff.

    Die Frage war: Jazz oder kein Jazz.

    Meine Antwort bleibt: kein Jazz.

    Bei aller berechtigten Kritik an Adam Neely, dessen Video ich erst nach vielen Beiträgen in diesem Faden angeschaut habe, komme ich auf meinen Beitrag #2 ganz vorne zurück.

    Vielleicht gelingt es diesmal, den Text inklusive der Worte „Wenn“ am Satzanfang „wäre“ in der Mitte und „vielleicht“ am Satzende zu erfassen:

     
    Rick gefällt das.
  18. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Und dieser "Dualismus" wurde dann die ganze Zeit zelebriert - als gäbe es keine anderen Möglichkeiten, inklusive der zutreffenden (Bossa Nova/ Latin). Als würde man alles entweder unter Jazz oder Pop einreihen - ist halt bei mir so angekommen.

    Ich hätte kein Problem damit, wenn einer, der wirklich was von Jazz versteht, sagt, dies oder jenes wäre "nicht Jazz". Aber damit ist es nicht automatisch Pop.
     
    Rick gefällt das.
  19. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wenn die Jungs bei Bossa swingen, dann haben sie die Stilistik versemmelt und nicht begriffen, da hier nicht geswingt wird. Hätte ich das zu irgendeinem Zeitpunkt bei den Mucken mit den Brasilianern getan, mit denen ich eine zeitlang Musik gemacht habe, wäre ich sofort wieder raus gewesen oder hätte mir doofe Sprüche anhören müssen.
    Mit Swing ist nicht gemeint ob es groovt, sondern wirklich ob die Downbeatachtel länger gespielt wird in mittleren Tempi als die Offbeatachtel.

    Darum geht es nicht. Manche Leute sind nur in einem bestimmten Stil überragend. Ich schrieb schon oben die Jobimaufnahmen mit Ella sind schlimm und wurden bei uns an der Uni immer als Beispiel gebracht wie man es auf keinen Fall machen darf. Buble swingt live richtig gut (3 mal habe ich auch ihn gesehen) bei Swingtiteln und gefällt mir mit seinen Popnummern aber eher nicht.

    Es ist nur schwer Leute generell zu beurteilen, wenn sie aus einem ganz anderen Bereich kommen und sich anderswo mal ausprobieren. Bei Quasthoff z.B. auch ein Desaster in meinen Augen wie es groovt und swingt.

    Jane Monheit ist auch eine Sängerin bei der es früher Diskussionen gab, ob sie eine gute Jazzsängerin oder Jazzinterpretin ist (ich habe sie 3 mal live gesehen und fand es gut, genauso wie die Gesangsprofessorin unserer Uni damals) weil es manchmal etwas glatt klingt. Mir gefiel es aber es groovt halt anders als Ella, nun will aber auch nicht jeder klingen und grooven wie Ella.

    Ich kann nicht erwarten, daß Jeder jede Stilistik gleich gut kann oder entsprechend klingt. Manchmal wollen die Personen das aber auch nicht und dann sind wir enttäuscht weil wir eine andere Erwartungshaltung haben.
     
    Rick gefällt das.
  20. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Naja, João Gilberto, A.C. Jobim und Co. stehen halt schon im Plattenladen beim Jazz.

    Und wieder kann man doktrinär streiten, wie dünn das Eis ist: Vieles, was Stan Getz als Bossa Nova überhaupt erst bekannt gemacht hat, ist schon ziemlich seicht und für die Zeit sehr nah an der massentauglichen Popularmusik.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden